Sie waren ca. eine Stunde unterwegs, sie hatten alle Straßen in ganz Newport abgeklappert und am Strand gesucht, aber Marissa war nicht zu finden.

„Summer, wir finden sie nicht", sagte Seth leise.

„Oh nein. Hoffentlich geht es ihr gut." Summer fing an zu weinen. Sie machte sich große Sorgen um ihre Freundin. Marissa war so aufgewühlt gewesen nach dem Streit und sie ahnte, dass sie bestimmt getrunken hatte.

Stillschweigend fuhren sie die Straße entlang.

Dann sahen sie es weiter vorne blinken. An der Straße stand ein Polizist. Seth stieg aus und lief zu dem Mann hin.

„Ihr müsst umdrehen und anders fahren. Da vorne ist ein Unfall passiert. Da könnt ihr nicht vorbei."

Seth blickte auf die Straße, aber er konnte nichts erkennen, außer Polizeiautos und einen Krankenwagen. Er nickte dem Polizisten zu und stieg wieder ins Auto.

„Wir müssen umdrehen."

„Was ist da vorne passiert?" fragte Summer.

„Irgend ein Unfall, aber man kann nichts sehen."

Seth ließ den Wagen an, doch Summer sprang aus dem Auto.

„Summer!" rief Seth ihr hinterher. „Na toll!

Sie rannte zu dem Polizisten, doch von der Entfernung konnte man nichts erkennen. Ein ungutes Gefühl überkam sie.

Summer rannte weiter an dem Polizisten vorbei, der im ersten Moment gar nicht begriff, was da vor sich ging.

Sie lief schneller, doch der Polizist hatte sie gleich eingeholt.

Und da sah sie es. Marissas Auto. Es lag auf dem Dach im Straßengraben.

„Marissa!" schrie sie so laut sie konnte.

Seth wurde aufmerksam und rannte zu Summer.

Der Polizist hatte Mühe Summer festzuhalten.

„Oh mein Gott!" war alles was Seth herausbrachte, als er das Auto sah. Zumindest das, was von dem Auto noch übrig war.

Summer rief immer noch Marissas Namen.

„Hey, können sie ihre Freundin nicht mal beruhigen?" fragte der Polizist ärgerlich.

„Entschuldigung. Was ist da vorne passiert?"

„Ich kann euch das nicht sagen", entschuldigte sich der Polizist.

„Das Auto gehört Marissa", schrie Summer ihn an. Jetzt begriff der Polizist, dass die zwei Teenager, das Mädchen kannten, dass den Unfall hatte.

„Ich kann euch nicht zu ihr lassen; sie wird ins Krankenhaus gebracht. Ich weiß auch nicht, wie es ihr geht", entschuldigte sich der Mann.

Seth nickte. Er nahm Summer in den Arm und führte sie zu seinem Auto.

„Seth, es ist Marissas Auto." Sie weinte.

„Ich weiß. Wir fahren ins Krankenhaus", sagte er mit leiser Stimme.

Sie saßen schon eine halbe Stunde auf den Stühlen im Krankenhaus und bis jetzt kam noch kein Arzt vorbei. Summer saß völlig apathisch da.

Da kam plötzlich Julie um die Ecke gelaufen.

„Oh mein Gott. Wo ist sie? Was ist mit ihr passiert?"

„Ich kann ihnen nichts sagen, Mrs. Cooper. Bis jetzt konnte uns noch keiner eine Auskunft geben", antwortete Seth.

Julie sah ihn an, dann lief sie wieder zurück. „Ich werde schon eine Auskunft bekommen."

Kurz darauf kamen auch schon Kirsten und Sandy. Seth hatte sie angerufen.

Kirsten nahm erstmal Summer in den Arm und drückte sie.

„Wisst ihr schon was?"

Seth schüttelte traurig den Kopf.

„Ist Julie schon hier?" fragte Sandy.

„Ja, sie kam gerade. Aber sie macht wohl gerade irgendwo Terror, weil keiner sagt, wie es Marissa geht."

Plötzlich fiel Seth ein:" Ich muss Ryan anrufen. Er weiß noch gar nichts."

„Hab ich schon gemacht. Er und Lindsay sind unterwegs."

Julie kam wieder zurück. Alle blickten sie an.

„Sie konnten mir nichts sagen. Sie sei noch im OP. Es würde noch eine Weile dauern."

„Ich werde mal Kaffee besorgen. Wer möchte alles einen?" fragte Sandy und stand auf.

Alle nickten ihm zu, außer Summer. Sie sprach gar nichts. Seth blickte sie besorgt an.

Gerade da kamen dann Ryan und Lindsay um die Ecke.

Ryan war kreidebleich.

„Was ist mit ihr?" fragte er Seth.

„Wir wissen noch nichts. Außer dass sie einen Unfall hatte. Und das Auto sah nicht gerade schön aus." Ryan sah in voller Angst an und setzte sich neben ihn. Er wusste gar nicht, was er denken sollte. Sein Kopf war leer, außer der Gedanke an Marissa und dass sie leben würde.

Er nahm seinen Kopf in die Hände. Lindsay hatte ihn so noch nie gesehen. Sie streichelte seinen Rücken.

Nach zwei Stunden kam endlich ein Arzt zu ihnen.

„Gehören sie alle zu Marissa Cooper?"

Julie sprang auf:" Ich bin die Mutter!"

Er schaute sie ernst an:" Kommen sie. Wir gehen in mein Büro."

Die anderen blickten ihnen nach.

Summer fing wieder an zu weinen, doch keiner war fähig sie zu trösten. Nicht mal Sandy wollte etwas sagen. Er sah seinen Adoptivsohn an. Ryan hatte die Augen geschlossen.

Nach einer Weile kam Julie zurück.

Ryan stand auf.

Sie hatte Tränen in den Augen.

„Was ist mit ihr?" fragte er ungeduldig und voller Panik.

Julie setzte sich auf einen Stuhl und musste sich erstmal wieder fangen.

„ Der Arzt sagte..", sie schluckte schwer," sie sei noch nicht über dem Berg. Es wäre noch kritisch. Sie hätte starke innere Verletzungen, eine große Wunde am Kopf, einen gebrochenen Arm, ein paar gebrochene Rippen und Schürfwunden. Sie haben sie in ein künstliches Koma gelegt."

„Oh Gott!" Ryan sackte in sich zusammen. Sandy, der neben ihm stand, stützte ihn.

Der Arzt kam wieder:" Sie dürfen nun kurz zu ihr rein, Mrs. Cooper."

Julie ging mit ihm mit.

Sandy setzte sich mit Ryan hin. Er sah ihn besorgt an; dann blickte er zu Lindsay. Die stand etwas abseits und man konnte sehen, dass sie sich fehl am Platz vorkam. Er gab Kisten zu verstehen, dass sie zu ihr gehen solle.

Zehn Minuten später kam Julie wieder zurück. Sie kämpfte mit den Tränen.

Kirsten lief auf sie zu und nahm sie in den Arm.

„Oh, es war so schrecklich. Überall hingen lauter Schläuche an ihr. Und sie war so blass!"

Kirsten streichelte ihr mitfühlend den Rücken. „Komm Julie, wir bringen dich nach Hause. Sie führte Kirsten in Richtung Aufzug.

„Jungs, wir sollten auch gehen. Wir können gerade nichts für Marissa tun. Und ihr solltet ein wenig schlafen", sagte auch Sandy.

Seth nickte, stand auf und zog Summer zu sich herauf.

„Ryan?", fragte Lindsay leise und kniete sich vor ihn nieder.

Er schaute sie an; seine Augen waren voller Traurigkeit.

„Ich kann nicht gehen, Lindsay. Ich muss hier bleiben."

Sandy kam zu ihm heran und meinte:" Nein Ryan, auch du wirst mit uns gehen. Du kannst nicht die ganze Nacht hier sitzen. Davon wird es ihr auch nicht besser gehen."

„Ich muss hier bleiben!" erwiderte Ryan mit fester Stimme. „Ich bin schuld, dass sie hier ist!"

„Du hast keine Schuld." Sandy wusste nichts von dem Streit.

„Doch, ich habe sie aus dem haus getrieben. Ich hätte sie nicht gehen lassen sollen. Ich hab gewusst, dass sie Alkohol getrunken hatte!"

Sandy konnte ihn doch noch überreden mit ihnen zu gehen. Erst fuhren sie Lindsay nach Hause.

„Ich rufe dich morgen an", verabschiedete sie sich von Ryan und gab ihm noch einen Kuss.

Bei Summer stieg Seth mit aus und begleitete sie hinein. Er würde dann heim laufen.

Kirsten war schon da, als Sandy und Ryan ins Haus gingen. Er lief gleich rüber ins Poolhaus.

„Kommst du klar?" fragte Sandy besorgt.

„Ja, ich möchte nur alleine sein."

„Hast du Julie abgeliefert?" Sandy setzte sich neben seine Frau an den Tisch.

„Ja, ich hab meinem Vater alles erklärt." „Oh, Sandy, es ist so furchtbar. Marissa war immer wie eine Tochter für mich. Sie ging hier ein und aus und…." Sie schluckte die Tränen hinunter. „Sie kann einfach nicht sterben."

Sandy nahm sie in den Arm und wiegte sie hin und her. Sie hörten, dass Seth zur Tür rein kam, doch er ging gleich hinauf in sein Zimmer.

Im Poolhaus legte sich Ryan mit seinen Kleidern ins Bett. Er starrte an die Decke.

Was hatte er nur getan? Er ließ den Streit nochmal Revue passieren. Als er rausbekommen hatte, dass sie heimlich Alkohol trank, war er ausgerastet. Ryan hatte das schon mal mitgemacht; mit seiner Mutter. Er wollte ihr doch nur helfen.

Und jetzt lag sie im Krankenhaus und er konnte nichts für sie tun.

Er war wütend. Warum konnte er nicht einfach weinen; vielleicht würde es dann ein wenig besser. Aber es wollten einfach keine Tränen fließen.