Am nächsten Tag wuselte Summer aufgeregt in ihrem Zimmer herum. Ihre Haare waren auf große Wickler gedreht. Was sollte sie nur heute Abend anziehen?
Auf ihrem Bett lag ein Berg Kleider, in dem sie verzweifelt wühlte.
Da klopfte es an der Tür.
„Ich bin beschäftigt!" Sie konnte jetzt niemanden gebrauchen, vor allem ihre Stiefmutter nicht.
Die Tür ging langsam auf und ein schwarzer Schopf lugte herein. „Ähm, soll ich später wieder kommen?"
„Seth?"
„Ja, ich bins. Es ist zwölf."
„Ach Mist, hab ich vergessen. Komm rein."
Seth betrat Summers Zimmer. Er schaute grinsend auf den riesigen Haufen Kleider. „Hast wohl noch was vor."
Summer setzte sich genervt auf einen Stuhl:" Ich weiß nicht, was ich anziehen soll."
„Soll ich dir bei der Auswahl helfen?"
Sie schaute ihn nur mit einem warnenden Blick an.
„Warum bist du hier, Cohen?"
Seth ging ein paar Schritte auf sie zu. „Ähm, ich wollte dir nur ein fröhliches Weihnukka wünschen."
Summer hörte den traurigen Ton in seiner Stimme.
„Danke, dass wünsch ich dir auch."
„Du wirst bei Zachs Eltern feiern? So richtig offiziell?"
„Jaaa." Es hörte sich nicht sehr glücklich an.
„Hmh, das ist wirklich ein großer Schritt in eurer Beziehung."
Eine kurze Pause entstand, in der Summer nicht wusste, was sie sagen sollte und Seth noch einen Schritt auf sie zu ging, bis er direkt vor ihr stand.
„Ich hab noch was für dich. Ein kleines Geschenk."
„Ein Geschenk? Für mich? Aber Cohen, das hättest du nicht tun sollen."
„Doch, guten Freunden schenke ich immer etwas." Seth war klar, dass Summer ihm das nicht ganz abnahm. „Du musst aber mit mir raus kommen."
„Wieso das denn? Wo muss ich hin?"
„Komm einfach mit." Er nahm die Hand von Summer und zog sie mit einem Ruck vom Stuhl hoch. Sie war nicht darauf gefasst gewesen, deswegen wurde sie ganz nah an ihn herangezogen.
Seth ging zur Tür, Summer an seiner Hand, lief dahinter.
„Mach die Augen zu."
„Seth, ich hab keine Zeit für solche Spielchen!"
„Jetzt komm schon, sei kein Spielverderber!"
Sie schloss die Augen und ließ sich von ihm führen.
Nach ein paar Schritten sagte Seth:" So, du kannst die Augen wieder aufmachen."
Langsam öffnete sie die Augen und als sie das Geschenk sah, schlug sie sich die Hand vor den Mund.
Vor ihr stand eine lebensgroße Pappfigur von ihr, besser gesagt von ihr als Comicfigur, und eine von Princess Sparkle. Summer ging auf die beiden Figuren zu und betrachtete sie genauer.
„Seth, das…das ist ja wunderschön." Sie war sichtlich gerührt. „Wo hast du die her?"
„Ich kenn da jemand, der hat mir die von meinen Zeichnungen angefertigt."
Summer streichelte mit einer Hand über die Figur von dem Pferd. Dann drehte sie sich um und umarmte Seth.
„Danke! Das ist das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe."
Am liebsten wollte er für immer so stehen bleiben; die Frau seines Herzens fest an sich gedrückt.
Summer merkte, dass sie etwas zu lange so standen. Sie befreite sich aus der Umarmung und betrachtete nochmal die Figuren. „Lass sie uns in mein Zimmer tragen."
Nachdem das getan war, wollte Seth sich von ihr verabschieden:" Ich geh dann jetzt. Du musst dich schließlich noch fertig machen."
„Ja, du hast Recht." Sie sah ihn liebevoll an. Er war unsicher, das sah sie ihm an, aber trotzdem war einfach zu süß.
„Viel Spaß heute Abend. Sag Zach einen Gruß, und fröhliches Weihnukka." Seth hob eine Hand, dann ging er schnell aus dem Zimmer.
Summer blieb alleine in ihrem Zimmer zurück. Wehmütig schaute sie auf die beiden lebensgroßen Figuren und ließ sich auf ihr Bett fallen.
Derweil lief Seth die Einfahrt der Cohens hinein. Von Weitem sah er schon Ryan, der an seinem Fahrrad herumschraubte. Dieser blickte auf, als er seinen Bruder herlaufen hörte.
„Und wie kam das Geschenk an?"
„Sie hat sich gefreut." Seth setzte sich auf die Eingangsstufen.
„Aber du hast dir noch eine andere Reaktion erwartet."
Kurzes Zögern von Seth:" Ja, ich dachte sie lässt das Weihnachtsfest bei Zach sausen."
„Mensch Seth", Ryan setzte sich zu ihm, „ was erwartest du denn? Sie ist mit Zach zusammen. Nur wegen diesen beiden Figuren wird sie nicht zu dir zurückkommen, wenn sie ihn liebt."
„Das hast du sehr mitfühlend gesagt."
„Komm wir gehen rein. Wir müssen noch unsere Strümpfe aufhängen." Ryan klopfte ihm auf die Schulter, stand auf und reichte Seth die Hand. Dieser nahm sie nach einem kleinen Moment und stand auf.
Drinnen nahmen sie sich ihre Weihnachtsstrümpfe und hängten diese zu denen von Kirsten und Sandy an den Kamin. Ryan legte den Arm um Seths Schultern und so standen sie andächtig davor.
Kirsten und Sandy beobachteten die beiden aus der Küche.
Nachdem sie abends die Geschenke ausgepackt hatten, saßen sie im Wohnzimmer und spielten eine Runde Jenga.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Sandy schaute überrascht auf die Uhr; es war halb zehn.
„Wer kommt denn jetzt vorbei?"
„Ich geh schon; bin ja eh am Verlieren." Seth stand auf, während die anderen grinsten. Er war ein schlechter Verlierer, und das war nun seine zweite Runde.
Seth öffnete die Haustür und machte große Augen, als er sah, wer davor stand.
Sie war wunderschön. Ihre Haare hatte sie kunstvoll hochgesteckt und in diesem blassrosa Kleid, sah sie für ihn aus, wie ein Engel.
Summer machte einen Schritt auf ihn zu, ihre großen dunklen Augen blickten ihn an.
„Wo ist Zach? Ich dachte, du…." Seth war verwirrt.
„Ich konnte nicht zu Zach. Ich…ich war gar nicht da. Die ganze Zeit hab ich nur an dich gedacht; wollte bei dir sein und…." Sie war richtig aufgewühlt, sprach viel zu schnell.
„Schschschhhh." Seth legte seinen Finger auf den Mund von Summer. Dann trat er näher zu ihr heran. Er schaute ihr tief in die Augen. Ja, es war das Mädchen, das er über alles liebte!
Ganz sanft küsste er sie auf den Mund. Vorsichtig erwiderte Summer den Kuss. Seth schlang die Arme um sie und drückte sie fest an sich.
„Du hast mir gefehlt."
„Du mir auch, Cohen."
Eine Weile standen sie so da, bis Sandy sich wunderte wo Seth geblieben war. „Seth, bist du noch da? Wer ist denn an…." Doch er hörte auf zu sprechen, als er die beiden so dastehen sah.
„Guten Abend Mr. Cohen."
„Äh, hallo Summer…"
„Summer wird bei uns bleiben", sagte Seth.
„Oh, okay. Komm rein, wir spielen gerade eine Runde Jenga. Und Seth ist am Verlieren." Er legte den Arm um sie und führte sie ins Wohnzimmer.
Ryan und Kirsten schauten überrascht auf, als die beiden rein kamen, sagten aber nichts. Man konnte schon an Seths überglücklichem Gesichtsausdruck erkennen, was hier los war.
Sie spielten noch eine Runde Jenga zusammen. Seth musste die ganze Zeit Summer anschauen, denn er konnte immer noch nicht glauben, dass sie wirklich hier saß. Dann gingen die drei ins Poolhaus, während es sich Sandy und Kirsten mit einer Flasche Wein vor dem Fernseher gemütlich machten.
„Ihr müsst aber nicht bei mir bleiben, wenn ihr nicht wollt", sagte Ryan, der in einem Sessel saß. Summer und Seth saßen nebeneinander auf dem Boden.
„Wer sagt, dass wir nicht bei dir bleiben wollen?"
„Na ja, ich mein nur…"
„Heute ist Weihnukka, der beste und schönste Feiertag im Jahr und dazu ist auch noch ein Weihnukka- Wunder geschehen, so dass dies mein schönster Tag meines Lebens wird. Ich bin so voller Glückshormone, das reicht auch für dich!"
Summer lächelte Ryan an.
„Ok, hab verstanden."
„Kommt, ich hab eine Idee!" Seth sprang auf und lief nach draußen; Summer und Ryan sahen sich fragend an; folgten ihm aber.
Seth machte die Beleuchtung an, dann warf er Ryan eine Badehose zu und rief:" Los, wir machen eine kleine Poolparty!"
„Seth, das geht doch nicht. Was sagen deine Eltern dazu?" Summer war von der Idee nicht so begeistert.
„Die sagen gar nichts dazu. Also, los!"
„Aber ich hab keinen Bikini dabei."
„Dann springst du eben in Unterwäsche rein, oder ich hol dir einen von meiner Mum."
Seth sprang ins Haus; Kirsten stand schon im Schlafzimmer und reichte ihm einen Bikini.
Die drei alberten im Pool herum, bis sie müde wurden. Dann setzten sie sich in den Whirlpool.
Still blickten sie in den Sternenhimmel über ihnen. Ryan dachte an Marissa. Was sie wohl gerade machte? Ob sie auch ein schönes Weihnukka hatte? Sie fehlte ihm, besonders in solchen Momenten.
Nach einer Weile stiegen sie aus dem Wasser. Ryan wünschte den beiden eine gute Nacht und ging ins Poolhaus. Seth und Summer verkrümelten sich in sein Zimmer. Dort lagen beide nebeneinander in seinem Bett.
„Er ist traurig."
„Wer?"
„Ryan." Summer drehte sich auf die Seite, so dass sie Seth ansehen konnte.
„Er denkt an Marissa. Ich glaube, sie fehlt ihm sehr. Er spricht nicht darüber; seit New York, aber ich weiß es."
„New York?"
„Ja, er war in New York und wollte mit Marissa sprechen, aber da hat er sie mit einem anderen gesehen."
Summer richtete sich ruckartig auf. „Was? Ryan ist nach New York geflogen? Oh mein Gott!"
„Tja, es hat ihm das Herz gebrochen. Nachdem er wieder zurückkam, erkannte ich ihn kaum wieder. Er zog sich immer weiter zurück. Aber so langsam geht es wieder."
„Er war in New York. Marissa hat mir gar nichts von einem anderen erzählt. Aber ich denke, dass sie mir auch nicht alles sagt. Sie hat jetzt ein neues Leben."
„Du vermisst sie." Seth setzte sich auf und nahm Summer in den Arm.
„Ja, das tue ich. Damals hattest du Recht und ich Unrecht. Als du sagtest, dass die beiden zusammen gehören und ich dir widersprach, zusammen seien sie ein Desaster." Sie seufzte schwer.
„Lass uns von etwas anderem reden." Seth drehte ihren Kopf zu sich her und küsste sie leidenschaftlich.
