Silvester ging so schnell vorüber, wie es gekommen war. Seth, Summer und Ryan verbrachten den Abend auf der Party, die Kirsten organisiert hatte.
Anfang Februar kam Ryans Geburtstag. Seth und Summer hatten für ihn eine kleine Überraschungsparty auf die Beine gestellt. An dem Tag hatte er nach der Schule noch Fußballtraining. So konnten die zwei alles in Ruhe vorbereiten. Sie warteten schon ganz gespannt, was er davon halten würde. Sie saßen in der Küche, als Ryan vom Training nach Hause kam. Er war etwas erschöpft, es war anstrengend gewesen. Überrascht blickte er Summer und Seth an, die an der Theke saßen; mit ihnen hatte er nicht gerechnet. Er nahm sich aus dem Kühlschrank eine Flasche Wasser.
„Und wie war das Training?" fragte Seth.
„Es war ganz okay. Nächsten Sonntag haben wir ein Spiel. Und wenn es so läuft, wie heute, dann hätten wir eine gute Chance zu gewinnen." Ryan lehnte sich an die Küchentheke. „Ich geh mal rüber und pack meine Tasche aus."
Summer und Seth schauten sich erschrocken auf, als er das sagte. „Oh, warte! Wir wollten…. Wir wollten noch was mit dir besprechen." Verwundert sah Ryan die beiden an, als sie von ihren Stühlen aufsprangen und zu ihm gerannt kamen. Seth legte den Arm um ihn und führte ihn ins Wohnzimmer.
„Ja, wir wollten deine Meinung zu dem Comic haben."
„Genau. Wir bräuchten mal einen Rat von dir." Summer dirigierte die beiden auf die Couch.
Sie konnten ihn eine Zeit lang ablenken, doch irgendwann fiel auch Seth nichts mehr ein, was er reden könnte. Doch gerade als Ryan sich von den zweien losmachen wollte, sah Summer einen roten Luftballon draußen herumfliegen. Das war das Zeichen, dass endlich alle da waren.
Ryan wollte ins Poolhaus , doch als er die Tür nach draußen aufmachte, wurde er mit Luftschlangen beworfen.
„Happy Birthday!" kam es von allen Seiten.
Als er sich wieder von den Luftschlangen befreit hatte, konnte er sehen, was hier vor sich ging. Es waren einige Freunde gekommen; der Garten war mit Lampions und Luftballons geschmückt worden. Ryan drehte sich zu Seth und Summer um, die hinter ihm Arm in Arm standen und ihn angrinsten. Er konnte nicht anders, als zurückgrinsen und warf eine Luftschlange auf die beiden.
Dann kamen die Jungs von Ryans Fußballgruppe und nahmen ihn in Beschlag.
„Ich glaube, er freut sich", sagte Summer und beobachtete, wie Ryan ein Geschenk auspackte.
„Ja, das hast du gut hingekriegt."
„Jetzt fehlt nur noch der Meisterkoch am Grill."
„Ich bin schon auf dem Weg." Seth schnappte sich die Schürze, die neben dem Grill lag und machte sich ans Brutzeln.
Später kam Sandy noch dazu, der erst von der Arbeit gekommen war.
„Hast du davon gewusst?" fragte Ryan, als er neben ihm saß.
„Ja, ich wusste davon. Was dachtest du denn? Das hier wilde Partys ohne mein Wissen stattfinden?"
„Nun ja, auf jeden Fall keine solchen wilden Partys, wie die von Hailey."
Sandy lachte und nickte nur zustimmend.
Als es dunkel wurde, sprangen noch einige in den Pool. Auch Kirsten war vom Büro zurückgekommen. Sie und Sandy saßen an einem Tisch und unterhielten sich mit ein paar Jungs und Summer.
Kirsten sah sie als Erste. Langsam kam sie um die Ecke und betrachtete den Trubel.
Ryan alberte gerade mit Seth herum und versuchte ihn, ins Wasser zu schubsen.
Sandy erschrak, als er von seiner Frau den Ellenbogen in die Seite bekam, doch auch er sah, auf was sie ihn aufmerksam machen wollte.
Theresa stand abseits, man sah ihr an, dass sie sich etwas unwohl fühlte.
Kirsten stand auf, um zu ihr zu gehen. Da entdeckte auch Summer sie. „Oh nein", entfuhr es ihr.
„Hallo!"
Theresa zuckte zusammen, als Kirsten sie begrüßte. „Hallo."
„Möchtest du Ryan zum Geburtstag gratulieren?"
„Ähm ja, das wollte ich. Ich weiß nur nicht, ob das der richtige Zeitpunkt dafür ist." Sie rieb sich nervös ihren Arm.
„Wieso sollte es nicht der richtige Zeitpunkt sein? Komm, er wird sich freuen dich zu sehen."
Kirsten nahm sie an die Hand und führte sie an den Tisch. Ryan und Seth waren nun im Wasser und merkten gar nicht, wer gekommen war.
Theresa begrüßte die anderen, die am Tisch saßen. Außer Summer und Sandy kannte sie niemanden. Sie setzte sich hin und schaute sich um.
„Möchtest du etwas trinken?" fragte Kirsten.
„Oh nein, danke."
Gerade wollte Seth wieder aus dem Pool steigen, um zu Summer zu gehen, als er sah, wer da noch am Tisch saß. Zögerlich lief er zu ihnen hin.
„Hy!" begrüßte Theresa ihn .
„Hy." Seth nickte mit dem Kopf und schaute sie misstrauisch an. Was wollte sie denn hier? Er ahnte nichts Gutes.
„Hey Seth, willst du etwa abhauen?" Ryan kletterte aus dem Pool, doch er stoppte plötzlich. Theresa? Hier? Auf seiner Geburtstagsparty?
Langsam ging er auf sie zu. Sie stand auf. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag." Keiner der beiden wusste, wie er sich verhalten sollte. Theresa nahm ihn ganz vorsichtig in den Arm, ließ aber gleich wieder los. Ryan konnte gar nichts darauf sagen, denn er war immer noch völlig perplex. Sie war die letzte Person, mit der er heute gerechnet hatte.
Auch Seth und Summer schauten sie misstrauisch an. Beide fragten sich, warum Theresa hier war. Seth war sowieso nicht gut auf sie zu sprechen, denn wegen ihr war Ryan damals von Newport gegangen. Und er hatte Angst, dass sich hier wieder irgendwas wiederholen würde.
„Kann ich mal kurz mit dir reden?" fragte Theresa.
„Ja, klar." Er führte sie ins Poolhaus. Seth schaute den beiden hinterher.
„Das ist kein gutes Zeichen."
Summer legte den Arm um ihn. „Warten wir es ab."
Im Poolhaus setzte sich Theresa in einen Sessel. Ryan holte sich ein Handtuch, da er noch nass war. Währenddessen schaute sich Theresa um. Hier hatte sich einiges verändert, seit sie das letzte Mal hier gewesen war. Es war um einiges wohnlicher und gemütlicher geworden.
Bilder hingen an den Wänden, in der Ecke stand ein Schreibtisch, ein Fernseher, eine Stereoanlage, CD´s. Von der Wand prangten ein paar Comiczeichnungen, die Theresa aber ziemlich merkwürdig fand. Mehrere Familienfotos, auf denen auch Ryan zu sehen war.
Weiter hinten standen auch ein paar Bilder, doch die konnte sie nicht erkennen.
Da kam auch schon Ryan wieder, der sich mit einem Handtuch die Haare trocken rubbelte.
Sie beobachtete ihn dabei; auch er hatte sich verändert. Seine Haare waren kürzer, es stand ihm viel besser. Er sah gut aus.
„Warum bist du hier?" Er kam gleich auf den Punkt.
„Ich, ähm, wollte dir zum Geburtstag gratulieren", druckste Theresa herum.
Ryan setzte sich ihr gegenüber auf das Bett. „Mach mir nichts vor. Du kommst nicht extra aus Chino vorbei um mir zu gratulieren."
Theresa zögerte, doch dann sah sie ihm in die Augen. „Meine Mutter hat mich rausgeschmissen."
Er runzelte die Stirn; Theresas Mutter war nicht so wie seine Mutter. Sie liebte ihre Kinder und würde diese nicht so einfach auf die Straße setzen.
„Das Geld ist knapp. Mein Dad hat seinen Job verloren und Arturo hat Mist gebaut. Ich wollte schon vor einer Weile ausziehen, aber…"
„Was aber?"
„Nun ja, es ist nicht so einfach."
Theresa holte tief Luft:" Zu zweit eine Wohnung zu finden ist eben etwas schwierig. Vor allem ohne Job. Ich konnte auch eine Weile nicht arbeiten."
„Zu zweit?"
„Ja, Morgan und ich."
Ryan schüttelte fragend den Kopf.
Theresa öffnete ihre Handtasche und holte ihren Geldbeutel hervor. Daraus fischte sie ein Bild, das sie ihm gab. Darauf war ein kleines Mädchen zu sehen, etwa ein Jahr alt, das genauso aussah wie Theresa. Ryan sah verwirrt zu ihr auf und dann wieder auf das Bild. Was wurde hier gespielt? Von wem war das Kind? Er wusste, dass Theresa nicht mehr mit Eddie zusammen war.
„Ich habe dich damals angelogen. Ich habe das Kind nicht verloren. Sie ist quitschfidel, wie du sehen kannst."
Ryan ließ vor lauter Schreck das Bild fallen.
„Was? Das kann doch nicht wahr sein?"
„Doch. Damals hab ich gemerkt, wie unglücklich du warst. Und als du nach Portland gegangen bist, um Seth zu holen, war es die beste Gelegenheit. Ich musste es tun. Du wolltest nicht bei mir sein."
Er konnte nicht wirklich begreifen, was sie da sagte. Das konnte doch nicht wahr sein! Ein dummer Scherz! Aber das Bild und das Mädchen sahen ziemlich wirklich aus.
„Und warum kommst du jetzt?"
„Ich… ich brauche Hilfe. Ich wusste nicht wohin, ich gehen sollte."
„Heißt das… heißt das?" Er konnte es nicht aussprechen, das war unmöglich.
„Ja, das heißt, dass Morgan deine Tochter ist."
