Sandy, Kirsten, Seth und Summer saßen im Wohnzimmer, gegenüber von Ryan und Theresa. Sie sahen die beiden mit ziemlich betretenen Gesichtern an.
Seth konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Er suchte den Blickkontakt mit seinem Freund, aber der vermied es irgendwen anzuschauen.
„Nun ja", fing Sandy vorsichtig an, „ähm, damit hat natürlich keiner gerechnet."
Kirsten war sprachlos, sie wusste nicht was sie sagen sollte. Aber ihrem Adoptivsohn ging es wohl ähnlich, denn sie konnte spüren, dass er auf das nicht vorbereitet gewesen war.
„Wir müssen nun auf jeden Fall für diese Sache eine Lösung finden." Sandy versuchte die peinliche Stille zu durchbrechen. Und er tat das, was er am besten konnte: reden.
„Wo ist das Kind jetzt?" fragte Kirsten Theresa.
„Morgan ist im Wagen. Sie schläft, ich hab vorhin nach ihr geschaut."
„Ja, aber das kommt schon mal gar nicht in Frage. Du kannst sie doch nicht alleine da draußen lassen. Bring sie am besten rein. Wir können sie oben im Gästezimmer hinlegen." Kirsten stand auf und lief mit großen Schritten nach draußen, Theresa hinterher.
„Das ist ja ein tolles Geburtstagsgeschenk, das sie da gebracht hat", sagte Seth ironisch.
Ryan blickte zu ihm auf und zuckte nur mit den Schultern. Er verstand Seth nur zu gut, für ihn war das alles auch irgendwie noch nicht ganz wirklich. Bis jetzt hoffte er noch, dass er aufwachen würde und das alles nur ein Traum war.
„Was möchtest du tun, Ryan?" Sandy setzte sich neben ihn.
„Ich weiß nicht. Ich weiß es wirklich nicht." Kopfschüttelnd saß er da und wusste nicht mehr weiter.
„Für den Anfang kann sie hier bleiben, aber das ist natürlich nur auf Dauer. Du musst dir erstmal klar werden, was du nun tun willst. Ich hole mir jetzt auf jeden Fall mal ein Glas Wein. Denn das brauch ich auf diesen Schock." Er ließ die drei alleine im Wohnzimmer sitzen.
Seth schaute zu Ryan, der immer noch auf den Boden starrte. Man konnte ihm seinen Schock im Gesicht ansehen.
„Was wirst du nun machen?", fragte auch er.
„Wenn ich das wüsste. Ich muss mich erstmal mit dem Gedanken anfreunden, dass ich eine Tochter habe." Bei diesen Worten runzelte Ryan die Stirn. „Das ist so unglaublich verrückt. Wie konnte sie mich nur anlügen?" Doch darauf hatte auch Seth keine Antwort.
Währenddessen richtete Kirsten oben das Gästezimmer her, als Theresa zur Tür herein kam. Auf dem Arm hatte sie eine schlafende Morgan. Vorsichtig legte sie das Mädchen auf das Bett; diese grunzte nur, schlief aber weiter. Kirsten und Theresa standen vor dem Bett und schauten Morgan an.
„Sie ist hübsch und sieht aus wie du."
„Ich weiß, das sagt jeder."
„Wieso hast du Ryan angelogen?" Kirsten musste einfach diese Frage stellen.
„Oh! Ich… er war damals so unglücklich. Er wollte nicht bei mir sein, er fühlte sich nicht Zuhause. Ich hab gemerkt, dass er mich dafür gehasst hat, weil ich ihn aus seinem Zuhause herausgerissen habe."
„Er hat dich doch nicht gehasst."
„Oh doch, das hat er. Er wusste es damals nur selber nicht, aber ich hab es gespürt. Ryan war nur wegen dem Baby mit mir mitgekommen und ich musste mir das irgendwann eingestehen. Eingestehen, dass er mich nicht liebt. Also hab ich die Gelegenheit genutzt, als er nach Portland flog. Meine Mutter stand hinter mir; sie hielt es auch für das Beste. Und ich dachte, dass er nie von Morgan erfahren würde."
Kirsten nickte nur, sie wusste, dass Theresa keinen anderen Ausweg wusste, als Ryan anzulügen, auch wenn es nicht der beste Weg gewesen war. Aber die beiden wären nie glücklich miteinander geworden.
Später saß Ryan bei Seth im Zimmer. Summer war nach Hause gegangen und Theresa würde im Poolhaus schlafen.
„Hast du sie angeschaut?" Seth lag auf dem Bett und hatte Captain Oats in der Hand.
„Wen? Morgan?"
Seth nickte.
„Ja, ich habe sie vorhin, als Theresa sie rüber ins Poolhaus getragen hat, kurz gesehen. Sie sieht ihr total ähnlich." Ryan wollte nicht darüber reden, es war noch alles so unwirklich. Das drüben in seinem Poolhaus Theresa mit seiner Tochter schlief. Er war doch noch auf der Highschool! Wie konnte er da Vater werden? Was für ein Desaster!
Am nächsten Morgen war es ziemlich still in der Küche. Seth und Ryan saßen über ihren Flakes, Sandy bestrich sich gedankenverloren einen Bagel und Kirsten nippte an ihrem Kaffee. Theresa schlief wohl noch.
„Los Jungs, wir müssen losfahren." Sandy fand die Stille erdrückend, er wollte nur noch zur Arbeit und an etwas anderes denken.
Kirsten würde erst später ins Büro gehen, wenn Theresa aufgestanden war.
Sandy setzte die Jungs an der Schule ab. Dort wartete schon Summer auf die beiden, doch auch sie war heute sehr still.
In der Mittagspause saßen die drei draußen an einem runden Tisch, aber Seth und Ryan hatten nicht wirklich Hunger.
„Das ist ja furchtbar mit euch zwei! Jetzt lasst euch doch nicht so hängen!" Summer wurde es jetzt allmählich zu viel.
„Oho, Mrs. Roberts spricht ein Machtwort!" Seth grinste sie an und da musste auch Ryan lachen.
„Ja ja, macht euch nur lustig über mich." Sie regte sich etwas übertrieben auf, aber sie war froh, dass diese Stille durchbrochen war.
„Einer ist immer das Opfer." Seth küsste sie liebevoll auf den Mund.
„Hey, ich lass euch mal eine Weile allein. Ich muss noch in die Bibliothek. Für ein Projekt ein paar Bücher suchen. Wir sehen uns dann später." Ryan nahm sein Tablett und ging rein.
Seth sah ihm nachdenklich nach.
„Er wird nicht fort gehen, Cohen."
Er sah Summer verwirrt an. Wie konnte sie nur wissen, was er gedacht hatte?
„Ich weiß, dass du Angst hast, aber dein bester Freund wird dich nicht verlassen", sagte sie mit sanfter Stimme, „ dafür ist Newport viel zu sehr sein Zuhause. Und er liebt Theresa nicht."
„Woher willst du das wissen? Es ist sein Kind. Und damals ging er auch nur wegen dem Kind mit ihr mit."
„Cohen, sieh ihn dir doch an. Er hat gestern nicht ein Mal richtig mit Theresa gesprochen, ist ihr aus dem Weg gegangen. Und er ist auch nicht gleich aufgesprungen um die Kleine zu sehen."
Seth überlegte und sah ein, dass sie recht hatte. „Trotzdem hab ich ein doofes Gefühl und es wäre mir lieber sie würde wieder abhauen."
Die nächsten zwei Tage bis zum Wochenende verbrachte Ryan damit, seine Tochter kennen zu lernen. Alle fanden die kleine Morgan goldig; Sandy war ganz vernarrt in sie.
