Ryan gewöhnte sich langsam daran eine Tochter zu haben, aber dennoch wusste er nicht, wie es weiter gehen sollte. Er ging auch Theresa aus dem Weg um nicht mit ihr darüber reden zu müssen, aber er wusste, dass früher oder später dieses Gespräch kommen würde.
Theresa sah sich nach einem Job um, aber leider lief das ziemlich schlecht.
An dem Abend vor Ryans Fußballspiel waren Kirsten und Sandy zu einem Abendessen zu Freunden gefahren und Seth war bei Summer. Ryan saß im Wohnzimmer, der Fernseher lief leise, während er ein Buch für die Schule las.
Plötzlich hörte er ein leises Klicken; die Tür zur Terasse ging auf und Theresa kam herein. Sie schaute ihn an, ging aber dann zum Kühlschrank um sich etwas zu trinken zu holen. Ryan wusste, dass jetzt der Moment gekommen war. Das Gespräch!
Theresa setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel und nahm einen Schluck von ihrem Orangensaft.
„Was liest du?"
„Es ist für die Schule; für ein Projekt."
Theresa zögerte einen Moment, doch dann sagte sie:" Wir müssen darüber reden, Ryan."
Seufzend legte er das Buch weg und faltete die Hände. „Und was willst du tun? Wo willst du hin?"
„Ich weiß es nicht, aber ich kann nicht ewig hier bleiben. Vor allem nicht ohne Job."
„Du musst aber erstmal einen finden."
Theresa hörte den Unterton in seiner Stimme. Er wollte nicht wirklich mit ihr sprechen, aber es musste sein.
„Ryan, was möchtest du? Schließlich ist sie auch deine Tochter."
Er überlegte nicht lange:" Ja, und ich möchte auch für sie da sein. Aber versteh doch, wir sind erst 17! Ich gehe noch auf die Highschool. Wie soll ich da für sie sorgen?"
„Dann geh weg. Such dir einen Job und lass uns eine Familie werden", bettelte sie.
„Stellst du mich vor diese Wahl? Entweder ich sehe Morgan nicht mehr oder wir müssen von hier weg?" Ryan wurde laut. Er hatte geahnt, dass sie so etwas sagen würde.
„Ich weiß nur, dass ich nicht hier bleiben werde und mich von den Cohens durchfüttern lasse. Und einen anderen Ausweg, als von hier fort zu gehen, sehe ich nicht. Morgan braucht einen Vater und deshalb denke ich, dass du mit uns mitgehen solltest."
„Ist das dein letztes Wort?" Ryan sprang von der Couch auf und sah sie mit funkelnden Augen an.
„Ryan, beruhige dich. Lass uns eine Lösung finden…" Doch sie stockte, als sie seinen Blick sah.
Er drehte sich um und rannte Richtung Haustür. Draußen schnappte er sich sein Fahrrad und radelte schnell zum Pier.
Als er dort ankam war er ziemlich aus der Puste, hatte sich aber auch etwas beruhigt. Er stellte sein Fahrrad hin und schloss es ab. Um diese Uhrzeit war nicht mehr so viel los, nur noch ein paar vereinzelte Spaziergänger, Jogger oder ein paar Kids, die am Strand rum hingen.
Ryan schlenderte am Meer entlang und unbewusst lief er zu dem Rettungsturm. Als er merkte, wo er hingegangen war, kamen die Erinnerungen zurück. Wie oft hatte er mit Marissa hier gesessen. Sie hatten geredet, gelacht, viele schöne Stunden verbracht, auch mit Seth und Summer. Hier hatte er damals gesagt, dass er mit Theresa mitgehen würde und er hatte Marissa seine Liebe gestanden, nachdem er sich mit diesem Typen geprügelt hatte. Es war alles schon so lange her.
Langsam ging er den Turm hinauf und setzte sich hin. Er sah auf das dunkle Meer hinaus und hörte dem Rauschen zu.
Was sollte er nur tun?
Eines war klar, er wüde nicht noch mal von hier weggehen. Hier war sein Zuhause und nicht mehr Chino. Und wenn Theresa ohne ihn gehen würde, dann musste er das akzeptieren. Nur er würde nicht die Highschool verlassen; noch mal diese Chance wegwerfen, die er bekommen hatte.
Ryan saß lange da und dachte nach. Er hatte regelrecht die Zeit vergessen, denn als er auf die Uhr schaute, waren doch wirklich zwei Stunden vergangen. Doch er hatte jetzt eine Lösung und würde sie Theresa anbieten.
Er atmete tief ein und dann machte er sich auf den Heimweg.
Bei den Cohens saß Theresa vor dem Fernseher. Die anderen waren noch immer nicht da.
Als Ryan zur Tür herein kam, sprang sie auf. Sie wartete bis er im Wohnzimmer war.
„Es tut mir leid. Wo warst du nur?" fing sie gleich an.
„Ich hab nachgedacht", sagte Ryan mit leiser Stimme und setzte sich hin.
„Theresa, ich werde nicht von hier fort gehen."
„Aber…", unterbrach sie ihn.
„Nein, lass mich ausreden." Sie setzte sich. „Hier ist mein Zuhause, hier bin ich glücklich. Wenn du gehen willst, dann ist das deine Entscheidung, aber du kannst nicht von mir verlangen, dass ich mitkomme. Dafür liebe ich dich nicht genug, du hast es selbst gesehen damals. Ich werde meine Chance nicht einfach zum Fenster hinauswerfen. Hier habe ich die Möglichkeit einen Abschluss zu machen, auf ein College zu gehen, etwas aus mir zu machen. Morgan ist meine Tochter, aber nicht mal für sie würde ich das alles aufgeben. Meine Idee wäre, dass du hier bleibst, entweder ins Poolhaus ziehst oder in das Gästezimmer und dir einen Job suchst. Dann musst du nicht von den Cohens leben."
Theresa schaute ihn nicht an; sie überlegte eine Weile.
„Okay, wir können es ja mal probieren. Aber ich muss natürlich auch erstmal einen Job finden."
„Auch das werden wir hinkriegen."
Gerade als er das gesagt hatte, kamen Kirsten und Sandy nach Hause.
„Hey ihr zwei. Was habt ihr den ganzen Abend gemacht?" fragte Sandy, als er die beiden dasitzen sah.
„Wir haben darüber geredet, wie es nun weiter gehen soll", antwortete Ryan.
„Oh, wollt ihr uns einweihen?"
Ryan erzählte Kirsten und
Sandy von seiner Idee, natürlich mussten sie ihr Einverständnis
geben.
„Nun ja, wir können es probieren und sehen, wie es funktioniert."
„Theresa lächelte die beiden schüchtern an. „Danke", sagte sie leise.
„Am Montag werden wir uns gleich nach einem Job für dich umhören und du wirst selbstverständlich im Poolhaus wohnen. Ryan kann das Zimmer oben beziehen, wir haben ja genug. So bist du auch etwas für dich alleine. Hast auch deine eigene Küche." Kirsten nickte Theresa aufmunternd zu.
Am nächsten Tag hatte Ryan sein Fußballspiel, bei dem die ganze Familie Cohen zuschaute und ihn anfeuerte. Theresa war nicht mitgekommen. Ryan war glücklich so eine Familie zu haben.
