Am nächsten Morgen saß Marissa beim Frühstück und blätterte eine Modezeitschrift durch, als das Telefon klingelte.

„Hallo?", meldete sie sich mit vollem Mund.

„Hallo Marissa? Bist du es?"

Marissa schluckte schnell ihren Bissen runter und antwortete:" Ja. Steven?"

„Ah, guten Morgen. Ich hoffe, ich hab dich nicht geweckt?"

„Nein, ich bin schon eine Weile auf." Sie war etwas überrascht, dass er hier anrief.

„Und was machst du gerade?"

„Ich frühstücke."

„Okay, das hab ich schon hinter mir. Irgendwie hat es schon was, wenn man den ganzen Tag bedient wird." Er lachte und fuhr dann fort:" Was machst du nach dem Frühstück?"

„Eigentlich wollte ich etwas lernen."

„Gut. „Eigentlich" ist hier das Zauberwort. Denn eigentlich wollte ich ein bisschen durch die Stadt bummeln. Mal wieder New York erkunden. Und anfangs wollte Tony mit mir gehen, aber meine Mutter hat ihn wieder irgendwohin mitgeschleppt. Deshalb werde ich dich mitnehmen."

Marissa wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie musste wirklich was für die Uni tun, aber das Angebot von Steven war natürlich sehr verlockend.

„Ähm, ich weiß nicht…"

„Das war eigentlich keine Frage, sondern nur eine kleine Vorwarnung, dass ich in einer halben Stunde bei dir bin."

„Was? Halt!" Doch Steven hatte schon aufgelegt.

Sie grinste vor sich hin. Das war typisch Steven; manchmal war er irgendwie noch wie ein kleiner Junge.

Da klingelte erneut das Telefon.

„Steven, ich geh ja mit!"

„Oh, dann hat sich das wohl schon erledigt."

„Ach Tony, du bists Ich dachte, es wäre noch mal dein Bruder."

„Dann hat er dich schon angerufen?"

„Ja, gerade eben."

„Dann gehst du mit ihm mit?"

„Er hat mich gar nicht lange gefragt."

„Typisch Steven. Nein, ich hab ihm gesagt, dass er dich anrufen soll. Es tut mir leid, aber meine Mutter hat mich zu ihrer Wohltätigkeitsorganisation mitgenommen."

„Ist gut, ich bin ja jetzt beschäftigt."

„Du bist mir nicht böse?"

„Nein, ich kenn ja deine Mutter."

„Okay, dann ruf ich dich später an. Bye honey!"

„Bye."

Marissa biss noch mal von ihrem Bagel ab und ging dann ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen.

Kurze Zeit später klingelte es auch schon und Steven stand vor der Tür. Marissa schnappte sich eine Handtasche und lief runter.

Zur Begrüßung gab er ihr einen Kuss auf die Wange. „Hey. Ich hoffe, ich hab dich nicht allzu sehr überfallen?"

„Nein, nein. Ich mach alles mit, was mich vom Lernen abhält." Sie stiegen ins Stevens Wagen ein und fuhren los. Steven wollte zu Bloomingdales, also schlenderten sie dort durch die Läden.

„Brauchst du was Bestimmtes?" fragte Marissa.

„Ja, ein paar neue Klamotten. Und für morgen Abend etwas. Da habe ich nämlich ein Klassentreffen."

„Du bist morgen noch da? Ich dachte, dass du gleich wieder fahren würdest."

„Nein, deswegen bin ich ja überhaupt hier. Ich hab eine Einladung zu einem Klassentreffen bekommen. Und das es mal wieder lustig ist seine alten Freunde und Mitschüler zu sehen, bin ich hergefahren. Bleiben werde ich eine Woche." Er nahm ein hellblaues Hemd in die Hand und zeigte es Marissa.

„Hmh, sieht gut aus. Hier, ich hab auch was für dich." Sie drückte ihm ein T-Shirt in die Hand.

Sie kauften ein paar Sachen für Steven ein, bis er sagte:" Komm, lass uns einen Kaffee trinken. Ich brauch eine Pause; solche Shoppingtouren bin ich nicht gewohnt."

Marissa grinste ihn an und meinte nur:" Tja, das hättest du dir ja denken können, wenn du mit mir unterwegs bist."

„Stimmt. Mit der angehenden Top-Designerin von New York."

„Übertreib mal nicht. Erst muss ich mal mit der Uni fertig werden."

Sie setzten sich in ein Cafe auf der 5th Avenue. Es war schönes Wetter und Marissa genoss die Sonne.

Beide tranken gemütlich ihren Kaffee und gerade als sie gezahlt hatten, klingelte Marissas Handy.

„Ja?"

„Hy Schatz, ich bins!"

„Hy Tony."

„Und wo seid ihr?"

„Wir sitzen gerade in einem Cafe auf der 5th Avenue und machen eine Pause."

„Hat Steven schon die Nase voll?" fragte er lachend.

„Ich denke schon. Er ist ziemlich kaputt. Ich glaube, ich habe ihn etwas überfordert."

„Frag ihn mal, ob er heute Abend schon was vor hat."

„Wieso?"

„Na, vielleicht könnten wir etwas zusammen machen. Ins Kino, oder so."

„Ich frag ihn."

„Okay, wir sehen uns dann später. Ich bin bei meinen Eltern. Steven soll einfach dort hin fahren."

Marissa legte auf.

„Es war Tony. Ich soll dich fragen, ob du heute Abend etwas mit uns machen willst?"

„Klar, wieso nicht. Und was?"

„Er hat Kino vorgeschlagen, aber darauf hab ich irgendwie keine Lust. Wir könnten doch ins Marquee gehen. Vorher vielleicht noch etwas trinken gehen?"

„Ja, hört sich gut an."