Marissa saß neben Charly ; Steven gegenüber von den beiden. Ihre Freundin unterhielt sich mit ihm, während sie immer wieder auf die Uhr schaute.
Wo blieb er nur? Ob er böse auf sie war, weil sie ihn mittags hatte stehen lassen? Marissa hatte ein schlechtes Gewissen. Sie griff nach ihrem Handy und schaute, ob Tony angerufen hatte, aber er hatte sich nicht gemeldet.
Steven beobachtete sie, während er versuchte Charly zuzuhören. Sie sah gut aus. Über der Jeans trug sie ein schwarzes, hauchdünnes Top, das mit Pailletten besetzt war.
Doch er konnte erkennen, dass sie unruhig wurde, weil Tony nicht auftauchte.
Plötzlich klingelte ihr Handy, Marissa ging schnell ran.
„Hallo?" meldete sie sich. Doch sie konnte nichts verstehen, denn in der Bar war es ziemlich laut. Sie hob sich mit der Hand das andere Ohr zu.
„Hallo?"
Kurze Pause. Marissa runzelte die Stirn.
„Summer?" Charly wurde aufmerksam und sah ihre Freundin an. Diese schrie ins Telefon rein:" Summer, ich höre dich ganz schlecht. Falls du mich hören kannst, warte kurz. Ich gehe raus, damit ich dich besser verstehen kann." Marissa deutete den beiden anderen, dass sie raus gehen würde.
Nach einer Weile kam sie wieder zurück.
„Wer war das?" fragte Charly.
„Das war Summer." Marissa schaute sie nachdenklich an.
„Summer? Aus Newport?"
„Genau."
Charly war überrascht, aber Marissa wohl auch. Sie wusste, dass die beiden kaum noch Kontakt hatten.
„Was wollte sie denn?"
„Sie hat gesagt, dass sie am Montag nach New York kommen würde; mit Seth. Er wäre eine Woche hier, um sein Comic zu promoten."
„Dann besucht sie dich also?"
Marissa nickte. Sie war etwas perplex, denn mit diesem Anruf hatte sie nicht gerechnet.
Steven schaute die beiden Frauen an. Er konnte ihnen nicht ganz folgen. Wer war Summer? Und warum schaute Marissa so traurig?
„Newport? Newport, Californien?" fragte er.
Sie schaute ihn an und antwortete:" Ja, genau."
Steven wusste nichts über Marissas Vergangenheit; er hatte geglaubt, dass sie von hier wäre. Sie hatte aber auch nie etwas von sich erzählt.
Da kam endlich Anthony zu ihnen.
„Sorry, dass ich mich verspätete habe, aber es hat etwas länger gedauert", begrüßte er die drei.
Marissa konnte es noch gar nicht glauben; ihre beste Freundin würde sie besuchen kommen. Es war jetzt schon über zwei Jahre her, als sie sie das letzte Mal gesehen hatte.
Im Marquee hatte sie sich wieder von der Überraschung erholt und tanzte fröhlich mit Charly. Die Männer saßen am Rand und unterhielten sich angeregt.
„Meinst du, ich hab bei Steven eine Chance?" fragte Charly, als sie und Marissa auf der Toilette waren.
„Ich weiß nicht. Aber was willst du mit ihm? Schließlich ist er in einer Woche sowieso wieder weg." Marissa zog ihren Lippenstift aus der Tasche.
„Na ja, man kann auch noch andere Sachen machen, als gleich eine Beziehung zu wollen." Sie grinste.
„Ach du", Marissa lachte.
Früh am Morgen ließen sie sich mit einem Taxi nach Hause fahren. Weil Tony wieder bald ins Hotel musste, wollte er in seiner Wohnung schlafen.
„Ich komm morgen vorbei, sobald wir fertig sind", sagte er zu Marissa. Diese nickte nur, was sollte sie auch sagen. Er gab ihr einen Kuss und streichelte ihr über die Wange. Dann stieg er aus und lief zur Haustür.
Die nächste, die aussteigen musste, war Charly.
„Süße, wir telefonieren morgen. Aber erst gegen Nachmittag."
„Das ist eh klar." Marissa umarmte ihre Freundin.
„Und vielleicht können wir ja noch in der Woche, die du hier bist, etwas machen", sagte sie zu Steven. Dieser meinte lachend:" Das können wir gerne tun." Charly zwinkerte ihm zu, dann machte sie die Tür zu.
Schweigend fuhren sie weiter. Marissa war ziemlich müde; sie hatte Mühe ihre Augen offen zu halten.
„Müde?" fragte Steven.
„Ja, und wie." Sie schaute aus dem Fenster und blickte auf die vielen Lichter der Stadt.
Als sie bei Marissa angekommen waren, war sie schon eingeschlafen und hatte den Kopf an Stevens Schulter gelehnt.
„Einen kleinen Moment", sagte Steven zu dem Taxifahrer. Er versuchte sie zu wecken, aber er wusste nicht, was er tun sollte. Leicht streichelte er sie an ihrem Arm; sie bekam eine Gänsehaut.
„Marissa, aufwachen. Wir sind da", flüsterte er mit weicher Stimme.
Langsam öffnete sie die Augen. Sie riss ruckartig den Kopf hoch, dass sie von Stevens Gesicht nur wenige Zentimeter entfernt war. Eine Weile blickten sie sich in die Augen, als er sagte:" Wir sind da."
Marissa schaute verlegen weg.
„Ja, du hast Recht." Sie nahm ihre Handtasche und wollte schon aussteigen, als er sie zurückhielt.
„Gute Nacht." Er zog sie langsam zu sich her, ihre Nasenspitzen berührten sich fast, und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Gute Nacht." Schnell stieg sie aus.
Verwirrt schloss sie die Türe auf.
Doch oben dachte sie nicht mehr lange nach, denn sie war viel zu müde.
