Marissa landete mit Verspätung. Sie war aufgeregt, denn lange war es her, seit sie hier gewesen war. Sie hatte nicht viel Gepäck. Mit mulmigem Gefühl schob sie den Gepäckwagen nach draußen in die Ankunftshalle. Summer stand ganz vorne, so dass sie sie gleich sehen konnte.
„Hy Coop!" Summer nahm sie in den Arm.
„Ich hoffe, du wartest nicht allzu lange…"
„Nein, war schon okay. Ich hatte Gesellschaft." Summer zeigte nach hinten. Dort erkannte Marissa Kirsten. Diese winkte ihr fröhlich zu.
Sie und Summer gingen zu ihr.
„Hallo Marissa. Schön dich wieder zusehen!" Auch Kirsten umarmte Marissa fest.
Auf der Fahrt nach Newport war Marissa ziemlich still. Es war schließlich schon knapp über fünf Jahre her, seit sie das letzte Mal hier gewesen war. Doch auf den ersten Blick hatte sich nicht viel verändert.
Außer dass Summer und Seth in eine Wohnung gezogen waren. Dort fuhr Kirsten die beiden jetzt hin.
„Ihr könnt ja heute Abend zum Essen vorbei kommen", verabschiedete sie sich von den beiden jungen Frauen.
Summer ging vor und Marissa folgte ihr in die Wohnung. Wohnung konnte man nicht sagen; es war ein kleiner Bungalow, der allerdings zwei Stockwerke hatte. Doch oben war nur das Schlafzimmer von den beiden.
„Wow, das ist ja wirklich schön!" meinte Marissa anerkennend.
„Ja, es war auch wirklich Glück. Kirsten hat es uns vermittelt. Ansonsten hätten wir es nicht bekommen."
Summer zeigte ihrer Freundin das Gästezimmer. Wenn sie aus dem Fenster blickte, konnte Marissa den Strand sehen.
„Tolle Lage!"
„Ich lass dich mal auspacken. Seither bin ich in der Küche."
Marissa setzte sich auf das Bett und schaute sich um. Summer und Seth hatten es hier wirklich hübsch. Sie hatte nicht gewusst, dass die beiden zusammen gezogen waren.
Marissa wäre auch bei ihrer Mutter und Caleb untergekommen, aber darauf hatte sie keine Lust. Julie würde nur neugierige Fragen stellen.
Sie wollte jetzt nicht auspacken, also ging sie zu Summer. Diese saß in der Küche und las eine Zeitschrift.
„Hey, hier ist mal wieder ein Bild von dir!" Sie zeigte Marissa die Seite. Diese verzog das Gesicht.
„Ich kann mich schon nicht mehr sehen."
„Das ist doch toll, Coop. Ich bin unheimlich stolz auf dich!" Marissa lächelte ihre Freundin an.
„Sollen wir einen kleinen Spaziergang am Strand machen?" fragte Summer.
„Können wir machen. Aber vorher muss ich eine Kleinigkeit essen. Ich hab so Hunger. Das Essen im Flugzeug war nicht so toll."
„Ach ja. Hier ist der Kühlschrank. So lange du da bist, kannst du dich einfach bedienen." Summer öffnete die Kühlschranktür.
„Danke", sagte Marissa.
„Wir können auch am Pier etwas essen."
„Au ja, das ist ein guter Vorschlag."
Die beiden liefen los. Am Strand zog Marissa ihre Schuhe aus und lief barfuss. Sie genoss die Sonne.
Summer erzählte Marissa von ihrem Job. Doch dann entstand eine kurze Pause, bis sie fragte:" Coop, warum bist du wirklich hier?"
Marissa seufzte, doch sie wusste, dass sie es Summer erzählen musste. Also begann sie zu berichten, wie Tony immer weniger Zeit gehabt hatte, wie ihn seine Eltern eingespannt hätten. Von der Modenschau, als Steven aufgetaucht war; und von den zwei Wochen, die sie mit ihm verbracht hatte.
Summer hörte zu und unterbrach Marissa nicht.
„Ja, und vorgestern hab ich einen Schwangerschaftstest gemacht und er war positiv. Ich musste weg von London, wollte aber auch nicht nach Hause zu Tony. Sofort kam mir der Gedanke hierher zu kommen, also hab ich dich angerufen. Und jetzt bin ich hier."
Summer sagte immer noch nichts darauf.
„Bist du entsetzt?"
„Nein, wie kommst du darauf!"
„Na, dass ich Tony betrogen habe."
„Ich hatte schon so was geahnt. Aber schon damals, als wir dich besucht hatten. Ich habe gleich gemerkt, dass Steven mehr für dich empfindet. Aber ich denke, da hast du das selbst noch nicht begriffen. Und jetzt, als es mit Tony schlechter lief, und Steven wieder auftauchte, ist es auch dir klar geworden. Ich verurteile dich nicht. Irgendwie hab ich schon gedacht, dass Tony nicht wirklich was für dich ist. Er ist so auf seine Arbeit fixiert."
„Es ist ja nicht so, dass ich ihn nicht geliebt hätte."
„Das weiß ich. Aber warum sagst du einfach Tony nicht, dass du ihn nicht mehr liebst?"
„Steven meinte, dass es für alle am besten wäre. Doch jetzt ist alles anders."
„Du weißt nicht, von wem das Baby ist?"
Marissa nickte.
„Jetzt bist du erstmal hier. Dann kannst du in Ruhe darüber nachdenken."
Summer nahm Marissa in die Arme, darauf fing diese an zu weinen.
„Ich vermisse ihn so sehr!"
Summer streichelte ihrer Freundin den Rücken. Was sollte sie auch sonst tun?
Eine Weile später hatte sich Marissa wieder beruhigt und sie liefen weiter zum Pier.
Abends kam dann Seth nach Hause. Er freute sich Marissa wieder zu sehen. Gemeinsam gingen sie dann zu den Cohens, die sie zum Essen eingeladen hatten. Marissa wollte dorthin laufen. Da es nicht so weit war, taten ihr die beiden den Gefallen.
„So viel hat sich seither gar nicht verändert", stellte sie fest.
„Nein, außer dass noch ein paar noch größere Häuser dazu gekommen sind. Aber ansonsten ist Newport immer gleich." Seth schaute Marissa an. Summer hatte ihm erzählt, warum sie hier war.
„Hey, was ist denn das für ein Haus?"
Summer und Seth schauten in die Richtung, in die Marissa zeigte. Dort stand eine Villa, die fast so groß war, wie die von Julie und Caleb. Sie war weiß und ziemlich modern. Riesige Fenster säumten das Haus. Mehr konnte man von der Entfernung nicht erkennen.
„Ach, das ist auch ganz neu. Komm, lass uns weiter laufen, sonst kommen wir noch zu spät", lenkte Summer schnell ab.
Bei den Cohens angekommen, begrüßte Sandy Marissa noch herzlich. Er fragte sie gleich nach Jimmy aus.
Sie setzten sich an den Esstisch, wo Kirsten das Essen schon hergerichtet hatte. Marissa warf einen kurzen Blick hinaus, aber das Poolhaus war dunkel. Summer hatte mal kurz erwähnt, dass Ryan nicht mehr hier wohnen würde.
Beim Essen erzählten alle Geschichten, die sie in den letzten Jahren erlebt hatten.
„Und wie ist es, nach so langer Zeit wieder nach Newport zu kommen?" fragte Sandy später.
„Irgendwie komisch, aber doch schön. Jetzt wo ich hier bin, ist es so, als wäre ich nach langer Zeit wieder zu Hause."
„Aber es hat sich ja auch einiges verändert."
„Ja, einige Häuser sind neu dazu gekommen. Als wir hierher gelaufen sind, habe ich es gesehen. Besonders die weiße riesige Villa dort unten."
„Ach ja, die hat….." Doch Sandy sprach nicht weiter, denn Kirsten hatte ihn unter dem Tisch mit dem Fuß getreten.
Marissa blickte ihn misstrauisch an.
„Die hat so ein reicher Schnösel bauen lassen. Wirklich riesig." Sandy rieb sich sein Schienbein.
Ein paar Stunden später machten sich die drei wieder auf den Heimweg.
„Ich bleib noch kurz draußen", sagte Marissa, als sie bei Seth und Summers Haus angekommen waren. Summer blickte sie besorgt an.
„Es ist alles in Ordnung", beruhigte Marissa sie. Also gingen die beiden hinein, während Marissa sich auf die Treppen setzte und dem Meer zuhörte.
