Am nächsten Tag schlief Marissa lange. Als sie aufstand fand sie in der Küche einen Zettel von Summer. Diese hatte geschrieben, dass sie nur kurz zur Arbeit hatte gehen müssen, aber bis zum Mittag wieder da wäre.
Marissa rief in New York an, doch bei Tony ging nur der Anrufbeantworter ran. Sie sprach drauf, dass es ihr gut ging und dass sie sich abends noch mal melden würde.
Dann zog sie sich einen Bikini an und ein Kleid darüber. Sie packte ihre Tasche und schrieb Summer einen Zettel, dann machte sie sich auf an den Strand.
Mit einem Buch legte sie sich in die Sonne.
Es war noch ziemlich leer, doch das würde sich noch ändern.
Marissa musste wohl eingeschlafen sein, denn plötzlich stand jemand vor ihr. Es war Summer.
„Hey, pass auf, dass du keinen Sonnenbrand bekommst. Schließlich bist du die kalifornische Sonne nicht mehr gewohnt."
„Ich muss eingeschlafen sein." Marissa schaute auf die Uhr; es war halb eins.
„Ich muss ein paar Lebensmittel einkaufen. Hast du Lust mitzugehen?" fragte Summer.
„Macht es dir was aus, wenn ich nicht mitgehe? Ich würde lieber noch eine Weile hier bleiben."
„Nein, ist okay. Wenn es dir nichts ausmacht, eine Weile allein zu bleiben."
Summer verließ den Strand. Doch Marissa machte sich dann auch auf. Sie wollte noch ein bisschen durch Newport spazieren.
Sie lief eine ganze Weile, dann kam sie wieder an das weiße Haus. Nach kurzem Überlegen ging sie in die Richtung, um die Villa näher zu betrachten.
Die Einfahrt war mit einem Gittertor zugesperrt. Von hier konnte man die riesige Einfahrt sehen und den gepflegten Garten. Marissa lief ein Stückchen weiter, da die Straße etwas bergauf ging. So konnte sie auch ein Stückchen erkennen, was hinter dem Haus lag. Sie sah einen großen Pool, oder besser gesagt, nur einen Teil davon.
Ihr würde das Haus nicht gefallen; es war zu modern und viel zu groß. Das waren sicher solche Leute, wie ihre Mutter. Umso größer, um so besser.
Gerade als sie wieder zurück laufen wollte, fiel ihr die Frau auf, die in der Einfahrt in einen silbernen Mercedes stieg. Sie hatte langes dunkelbraunes Haar, das sie zu einem Zopf gebunden hatte. Im Gesicht trug sie eine große Sonnenbrille. Das Tor öffnete sich und die Frau fuhr mit dem Mercedes Cabrio heraus. Marissa konnte nur erkennen, dass die Frau nicht viel älter sein konnte, wie sie.
Dann machte sie sich wieder auf den Heimweg. In ihrem Zimmer zog sie sich neue Sachen an. Ihr Blick fiel auf das Nilpferd auf ihrem Bett, doch sie unterdrückte die Tränen.
Was sollte sie nur tun?
Abends waren Summer und Marissa alleine. Diese Gelegenheit nutzten sie, um einen Frauen-Videoabend zu machen.
„Mist, ich hab Tony nicht angerufen", fiel Marissa ein, bevor Summer den DVD einlegte.
„Dann mach das schnell!"
Sie wählte die Nummer und wartete bis Tony abnahm. Er klang gestresst, doch er sagte, dass es gerade im Hotel ziemlich chaotisch zugehen würde.
Nach ihr fragte er nicht. Marissa sagte nur, dass sie noch eine Weile bleiben würde.
Den nächsten Tag verbrachten die beiden beim Shopping.
Danach setzten sie sich an den Pier um etwas zu essen.
„Ich bin froh, dass du hier bist", sagte Summer.
„Ich bin auch froh, wieder hier zu sein."
Summer zögerte, doch dann fragte sie:" Du hast nicht einmal nach Ryan gefragt. Und du bist einfach so gekommen. Was würdest du tun, wenn du ihn sehen würdest?"
„Ich weiß nicht", Marissa zuckte mit den Schultern, „ ich weiß nicht, ob es mir was ausmachen würde. Nur weiß ich, dass ich gerade keinen dritten Mann gebrauchen kann."
„Stimmt, du hast ja schon zwei. Die müssten dir ja vollkommen reichen!" Summer grinste.
Marissa lachte laut und meinte:" Da hast du Recht!"
Es tat gut, mal darüber zu lachen. Doch sie wusste wirklich nicht, wie sie reagieren würden, wenn sie Ryan sehen würde. Aber damit wollte sie sich nicht beschäftigen.
Kurz bevor es dunkel wurde, sagte Marissa zu Summer und Seth, dass sie noch ein bisschen am Strand spazieren gehen würde.
Die beiden saßen auf der Couch, als sich Marissa verabschiedete.
„Wie geht es ihr?" fragte Seth.
„Ich weiß nicht so genau. So viel lässt sie nicht raus. Aber ich glaube, sie vermisst diesen Steven wirklich sehr. Und leidet auch unter dieser Situation."
„Nur gut, dass Ryan gerade nicht da ist."
„Oh Gott, ich glaube das wäre überhaupt nicht gut. Ich hab sie zwar heute darauf angesprochen, doch sie wollte nichts dazu sagen."
„Ist vielleicht auch besser so. Wenn sie jetzt auch noch erfährt, dass er dort oben in dem Haus wohnt. Weiß nicht, wie sie das aufnehmen würde."
Zu dieser Zeit saß Marissa in „ihrem" Wachturm. Wie lange war es her, seit sie hier das letzte Mal gesessen hatte? Ihr kam es wie eine halbe Ewigkeit vor. Was alles in dieser Zeit passiert war.
Und jetzt saß sie hier; mit einem Stoffnilpferd und dem Brief von Steven. Dann nahm sie ihr Handy heraus und wählte eine Nummer.
Es klingelte.
„Hallo?"
Marissa zögerte.
„Hallo, wer ist denn da?"
„Steven?"
Pause.
„Marissa?"
„Steven, ich bins!"
„Marissa, ist was passiert?" fragte Steven besorgt.
„Nein, nein. Ich wollte nur deine Stimme hören."
Er hörte sich schon sanfter an:" Es ist schön, deine Stimme zu hören. Aber von wo aus rufst du an?"
„Ich bin bei Freunden."
„Du bist nicht in New York?"
„Nein, ich besuche Freunde."
Pause.
„Du fehlst mir."
Steven konnte hören, dass Marissa weinte, aber nicht wollte, dass er es hörte.
„Ich vermisse dich auch."
„Steven, ich brauche dich!"
„Hey, mein Käfer! Du hast doch George!"
„Ich will aber nicht George! Ich will dich!" schrie sie ins Telefon.
„Marissa, bleib vernünftig."
„Ich will nicht vernünftig sein, verdammt noch mal!"
Doch bevor Steven noch etwas antworten konnte, hatte sie aufgelegt. Sie war wütend. Wieso konnte er nicht einfach sagen, dass er auf der Stelle zu ihr kommen würde und sie für immer zusammen bleiben würden? Er machte es sich so leicht in seinem Florida!
Sie wischte sich die Tränen weg und lief wieder zurück.
Summer und Seth hatten schon auf sie gewartet, doch als sie Marissas Gesicht sahen, sagten sie nichts.
Marissa ging gleich auf ihr Zimmer, aber kurze Zeit später klopfte es. Summer streckte den Kopf hinein.
Sie ging rein und setzte sich zu Marissa auf das Bett.
„Ich hab ihn angerufen."
„Wen?"
„Steven."
Marisa erzählte Summer von dem Gespräch. Dieser streichelte ihr beruhigend die Hand. Irgendwann schlief sie dann ein und Summer schlich sich aus dem Zimmer.
