Summer hatte am nächsten Tag ein volles Programm für Marissa erstellt. Sie würde Summer auf die Arbeit begleiten.
Doch mittags ging es ihr nicht so gut, so dass sie Marissa mit einem Taxi nach Newport fuhr. Sie wollte noch kurz bei den Cohens vorbei schauen, deshalb ließ sie sich dorthin fahren. Doch dort war niemand zuhause. Also lief Marissa den Weg bis zum Haus von Summer und Seth. Sie ging aber einen Umweg; wieder an dem weißen Haus vorbei. Dieses Mal war das Tor offen. Und da fiel ihr Blick auf das Namensschild. Das war das letzte Mal noch nicht da gewesen. Marissa war neugierig, wer in diesem Haus wohnte, darum ging sie näher ran.
Doch als sie die Namen gelesen hatte, lief sie geschockt ein paar Schritte zurück, starrte die Villa entgeistert an.
Dann rannte sie schnell die Straße hinunter.
Im Haus angekommen, rief sie gleich Summer an.
„Marissa, ist irgendwas?"
„Ja."
„Ist was passiert?"
„Warum habt ihr mir nicht gesagt, dass Ryan mit seiner Freundin in diesem Haus wohnt?"
Summer atmete hörbar ein, bevor sie antwortete:" Coop, du musst das verstehen. Wir wussten nicht, wie wir es dir sagen sollten. Schließlich geht es dir ja gerade sowieso nicht so besonders."
„Aber es wäre besser gewesen, als es so zu erfahren."
Dann legte sie auf.
Ryan gehörte dieses Haus. Er wohnte darin; mit dieser Frau.
Marissa legte sich auf die Couch. Irgendwie war das alles zu viel auf einmal.
Nach einer Weile hörte sie eine Stimme. „Seth! Seth, bist du da?"
Die Stimme kam immer näher. Marissa hörte, dass jemand an der Tür war. Sie blieb liegen.
Dann ging die Tür auf und die Person kam herein.
„Seth, bist du zuhause?"
Oh Gott, diese Stimme würde sie unter tausenden erkennen. Langsam setzte sich Marissa auf, so dass der ungebetene Gast sie sehen konnte. Doch dieser stand mit den Rücken zu ihr, da er das Haus wieder verlassen wollte. Marissa blieb ruhig sitzen.
Als er die Tür schloss, sah er eine Bewegung. Er öffnete die Tür noch mal langsam. Und dann sah er sie auf der Couch sitzen.
Sie sah aus, als wäre sie nie weg gewesen.
Er musste eine Weile so dagestanden haben, denn irgendwann sagte sie:" Du kannst ruhig reinkommen."
Ryan schüttelte den Kopf und trat ein. Er konnte nicht glauben, dass sie hier war. Hier in Newport; in Seths Haus.
„Was…was tust du hier?"
„Ich besuche Summer."
Ryan bewegte sich nicht vom Fleck.
„Du besuchst Summer."
„Ja."
„Was tust du hier, nach all den Jahren?" Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit.
„Ich besuche meine Freundin." Marissa sah ihn fragend an.
„Du besuchst deine Freundin? Du tauchst nach fünf Jahren einfach so wieder auf! Vorher hat dich deine Freundin auch nicht viel gekümmert!"
„Ich besuche nicht dich Ryan, sondern Summer."
„Ja, Gott sei Dank besuchst du nicht mich."
„Ryan!" Summer war ins Haus gekommen und hatte den letzten Satz von ihm gehört.
„Nein, lass ihn ausreden, Sum. Er hat Wichtiges zu sagen."
„Nein Marissa, dir hab nichts Wichtiges mehr zu sagen. Du denkst, du könntest nach fünf Jahren einfach so wieder hierher kommen und meinen, als wäre nichts gewesen. Du bist damals abgehauen, hast uns alle hier im Stich gelassen. Deine beste Freundin auch!"
„Ryan, lass es gut sein!" fiel Summer dazwischen, doch dieser war schon Fahrt gekommen.
„Glaubst du, sie hat sich nicht gefragt, warum du dich nie meldest? Warum du sie so einfach vergessen hast? Nein, denn eine Marissa Cooper denkt nur an sich und nicht an andere!"
„Das ist nicht wahr!" rief Marissa.
„Geh doch einfach wieder nach New York zurück, zu deinem Tony und lass uns in Ruhe! Keiner will dich hier haben!"
Nach diesem Satz rannte Marissa schluchzend nach draußen. Summer wollte sie aufhalten, hatte aber keine Chance. Wütend drehte sie sich zu Ryan um. „Das hast du ja toll hingekriegt! Das ist mein Haus, und sie ist mein Gast! Das ist nicht deine Sache!"
Dann stürmte auch sie hinaus, Marissa hinterher. Da stieg gerade Seth aus dem Auto.
Verdutzt blickte er seiner Freundin hinter her. Dann kam Ryan aus dem Haus und Seth ahnte, dass nichts Gutes passiert sein konnte.
Drei Stunden später gab es immer noch keine Spur von Marissa. Inzwischen waren Sandy und Kirsten gekommen. Seth hatte Ryan nach Hause geschickt, denn er hatte Angst, dass Summer auf ihn losgehen würde.
„Was sollen wir denn tun?" fragte sie besorgt.
„Wir warten jetzt einfach. Ich denke, sie wird wieder kommen", antwortete Sandy.
Summer hatte den beiden erzählt, warum Marissa nach Newport gekommen war.
Ryan saß währenddessen daheim und versuchte sich auf den Fernseher zu konzentrieren. Cate war noch nicht da, aber sie müsste jeden Moment nach Hause kommen.
Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar.
Er hatte vorhin überreagiert, aber er war einfach nicht darauf gefasst gewesen, Marissa hier zu sehen. Die ganzen Erinnerungen waren übergeschwappt. Die Enttäuschung , Trauer und Wut, dass sie damals einfach so gegangen war.
Da hörte er, wie die Haustür geöffnet wurde und wie jemand mit Stöckelschuhen durch die Halle lief.
„Hallo Ryan!"
„Hallo Schatz!"
Sie begrüßte ihn mit einem Kuss.
„Wann bist du angekommen?"
„Heute Mittag."
Er konnte ihr nicht davon erzählen.
„Ich geh schnell unter die Dusche und dann bin ich ganz bei dir." Cate lächelte ihn verführerisch an.
Ryan wartete bis sie hochgegangen war, dann griff er nach dem Telefon.
Seth nahm ab.
„Hier ist Ryan. Habt ihr sie schon gefunden?"
„Nein, aber mach dir keine Sorgen. Mum und Dad sind hier. Sie wird schon wieder auftauchen."
„Okay, ich bin daheim. Ruf mich an, wenn ihr was wisst."
Ryan legte auf. Er kämpfte mit sich. Sollte er nach ihr suchen? Schließlich war sie wegen ihm weggelaufen. Doch damit würde er in alte Verhaltensmuster hineinfallen. Aber dieses Gefühl Marissa zu beschützen, war einfach stärker, obwohl er darauf nicht gefasst war. Schließlich hatte Ryan sie schon so lange nicht gesehen.
Entschlossen stand er auf, ging nach oben ins Bad.
„Cate, ich muss noch mal kurz raus."
„Wo gehst du hin?"
„Zu Kirsten. Aber ich bin gleich wieder da."
„Das hoffe ich doch schwer! Ich warte auf dich!"
Draußen schnappte sich Ryan sein Fahrrad und radelte los. Die einzige Stelle, die ihm einfiel, wo sie sich aufhalten konnte, war der Wachturm. Die anderen wussten nicht, dass sich Marissa früher immer dort verkrochen hatte. Auch für ihn war es oft ein Rückzugspunkt gewesen.
Am Pier stellte er sein Fahrrad ab und lief zum Turm. Er lief die Treppen hoch, aber dort war sie nicht. Mit dem hatte er nicht gerechnet. Er dachte, dass er sie her finden würde.
Betrübt fuhr er zu den anderen. Diese saßen im Wohnzimmer.
Als er eintrat, sah ihn Summer wütend an.
Doch kurz nach ihm, ging noch mal die Tür auf und Marissa kam herein.
Summer stürmte auf sie zu und umarmte sie.
„Es tut mir leid. Ich hoffe, ihr habt euch nicht allzu große Sorgen gemacht. Ich wollte nur allein sein."
„Natürlich haben wir uns Sorgen gemacht!" erwiderte Summer.
„Sorry, das wollte ich wirklich nicht." Ihr Blick fiel auf Ryan, der gleich wegschaute.
„Ich brauchte nur Zeit zum Nachdenken."
„Jetzt komm, setzt dich erstmal hin."
„Nein, möchte ich nicht. Ich wollte nur sagen, dass ich morgen wieder nach New York fliegen werde."
„Aber das brauchst du doch nicht!" rief Summer empört.
„Doch, ich muss. Mir ist klar geworden, dass ich hier nichts verloren habe. Ich muss zurück." Nachdem sie das gesagt hatte, ging sie in ihr Zimmer.
„Das ist alles deine Schuld", zischte Summer zu Ryan und lief ihr hinterher.
