Summer öffnete den Brief. Es war eine Hochzeitseinladung von Marissa und Tony.

„Oh nein!"

„Was ist los?" fragte Seth.

Summer gab ihm die Karte.

„Oh nein!" sagte auch Seth.

„Sie kann ihn nicht heiraten. Sie liebt ihn doch gar nicht!"

Er sah seine Freundin an. Was sollte er sagen?

Marissa hatte sich seit ihrem kurzen Besuch vor einem Monat nicht mehr gemeldet. Auch Summer wollte nicht zu aufdringlich erscheinen.

Seitdem war sowieso alles anders. Summer war nicht gut auf Ryan zu sprechen, da sie ihm die Schuld dafür gab, dass Marissa so plötzlich abgereist war. Seither kam Ryan nicht mehr so oft zu Besuch, und wenn, dann war Summer meist nicht da. Was Seth gar nicht gefiel, dass er irgendwie zwischen den Fronten stand.

Und heute war diese Einladung reingeflattert.

„Es ist bestimmt wegen dem Baby. Sie heiraten nur wegen dem Baby", sagte Summer aufgebracht.

„Und wenn? Es ist ganz allein ihre Entscheidung", versuchte Seth sie zu beruhigen.

„Ja, aber sie ist dabei nicht glücklich."

„Summer, du entscheidest nicht über das Glück von Marissa Cooper! Sie hat diese Wahl getroffen und damit muss sie nun leben."

Sie war zwar nicht ganz einer Meinung mit Seth, aber sie konnte nicht wirklich etwas für ihre Freundin tun.

Derzeit saß Marissa in einem Cafe. Gegenüber redete Mrs. Matkins ununterbrochen. Marissa konnte gar nicht richtig zuhören. Tonys Mutter sprach über ihre Pläne über die Hochzeit. Diese war natürlich über diese überstürzte Hochzeit nicht begeistert gewesen, aber es war klar, dass die beiden heiraten mussten, bevor das Baby auf die Welt kam.

Nachdem Marissa aus Newport zurückgekommen war, hatte sie Tony von der Schwangerschaft erzählt. Dieser freute sich, aber er sagte, dass sie heiraten sollten. Also beschlossen sie schnell standesamtlich und dann später, wenn das Baby da war, kirchlich zu heiraten.

Steven hatte sich bei ihr nicht mehr gemeldet, und das war ihr ganz recht. Er hatte sich einfach so aus dem Staub gemacht; hatte sie hier allein gelassen. Ihm konnte es ja nicht so viel bedeuten, denn sonst wäre er noch da.

„Marissa? Marissa?"

Mrs. Matkins schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Marissa riss sich von ihren Gedanken los.

„Was meinst du, von einer Feier bei uns? Im Garten?"

„Klingt gut", antwortete sie. Es war ihr egal. Sie wollte sich nicht damit befassen, also sagte sie:" Mrs. Matkins, mir ist irgendwie nicht gut. Könnten wir das verschieben?"

„Aber natürlich. Dann geh lieber nach Hause und ruh dich aus. Ich kümmere mich darum."

Daheim war Marissa froh, dass sie Tonys Mutter los hatte. Sie setzte sich auf die Couch und blätterte lustlos in einer Modezeitschrift. Dann klingelte das Telefon. Es war ihr Vater. Er würde nächste Woche zu ihrer Hochzeit nicht kommen können. Die Arbeit ließ ihm keinen freien Tag. Marissa hatte es nur ihm erzählt, nicht ihrer Mutter. Sie wollte Julie nicht dabei haben, denn diese würde einen riesigen Zirkus darum machen. Und schließlich würden sie nur klein feiern, da die große Feier ja in einem halben Jahr stattfinden würde.

Nachdem sie aufgelegt hatte, schaute sie hinaus und bemerkte, dass es anfing zu schneien.

Marissa konnte sich auch nach sechs Jahren noch nicht an diesen Anblick gewöhnen. Sie stand am Fenster und beobachtete wie die weißen Flocken vom Himmel fielen.

An einem Abend saßen Tony und sie vor dem Fernseher. Nun waren sie verheiratet. Es war drei Monate her, seit sie auf dem Standesamt „ja" gesagt hatten.

Marissa blickte auf den Ring an ihrer Hand. Er war wunderschön, aber sie fand ihn viel zu protzig. Doch für Tony und seine Mutter kam kein anderer in Frage.

Tony streichelte Marissas Arm.

„Geht's dir gut?"

„Ja, warum?"

„Du hast gerade so merkwürdig geschaut, da dachte ich, dass etwas ist."

„Nein, alles in Ordnung. Ich werde nur ein bisschen in die Wanne liegen. Ist das okay?"

„Klar. Aber nur, wenn ich nachher auch mit rein darf." Tony grinste sie an.

„Mal sehen." Marissa lächelte und küsste ihn. Dann ließ sie in der Badewanne Wasser ein, zog sich aus und legte sich rein. Sie hatte leise das Radio aufgedreht und sie schloss die Augen.

Dann hörte sie bekannte Töne aus dem Radio kommen. Marissa konnte es nicht lauter drehen, da es zu weit weg stand, aber sie erkannte das Lied, „Halleluja".

Sie erinnerte sich an die Szene, als wäre es gestern gewesen.

Sie hatte Ryan in dem Modellhaus besucht. Er hatte in dem ganzen Raum Kerzen angezündet und gerade lief das Lied von der CD, die sie ihm geschenkt hatte. Schon damals erinnerte sie dieses Lied immer an ihn.

Sie wollte an diesem Abend bei ihm bleiben, da er eigentlich die Stadt verlassen wollte. Doch er hatte sie wieder weggeschickt.

Marissa musste lächeln. Es war schon so lange her! Und was hatte sich alles verändert!

Sie schloss wieder die Augen und lauschte dem Song.

Dann öffnete Tony die Tür und kam leise ins Bad.

„Hey!" Er setzte sich auf den Rand der Badewanne und schaute sie begierig an, wie sie da so nackt im Wasser lag. Sie hatte schon einen kleinen Bauch bekommen.

„Du bist ja schon ganz aufgeweicht!"

„Wieso?"

„Na ja, du bist jetzt schon fast 45min in der Wanne."

„Wirklich?" Marissa hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war.

„Ja, und ich muss noch mal zu mir fahren, weil ich was vergessen habe, dass ich morgen brauche."

„Und du willst jetzt noch fahren?" Es war kurz nach zehn.

„Muss ich ja. Ich brauch die Unterlagen morgen. Und morgen früh hab ich keine Zeit mehr."

Marissa nickte nur.

„Marissa, es ist doch blöd, wenn wir zwei Wohnungen haben. Schließlich sind wir jetzt verheiratet", fing Tony an.

Nun kam die Diskussion wieder.

„Ich weiß, dass wir verheiratet sind. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich dorthin ziehen muss, wo deine Mutter es gerne möchte!"

„Aber du hast dir das Haus ja noch gar nicht angesehen."

„Ich brauch es mir auch nicht ansehen. Wenn es deiner Mutter gefällt, dann mir sicherlich nicht!"

Sie fingen an zu streiten. Dieses Thema brachte Marissa einfach auf die Palme. Tonys Eltern hatten ihnen ein Haus geschenkt, aber sie wollte dort nicht einziehen. Es war ein riesiger Palast; ungemütlich und viel zu groß. Doch Tony verstand das einfach nicht, dass sie sich dort nicht wohl fühlen würde. Für ihn war das Haus Prestige. Er konnte nicht in ein kleines Haus einziehen.

„Ich glaube, es ist besser, wenn ich heute in meiner Wohnung übernachte!" Mit diesem Satz ließ er Marissa allein zurück. Sie konnte hören, wie er die Wohnungstür zu knallte. Tränen schossen ihr in die Augen. Manchmal war Tony einfach komisch. Er wollte sie einfach nicht verstehen und er konnte nicht nachgeben.

Langsam stieg sie aus der Badewanne und zog sich ihren Schlafanzug an. Als sie ins Schlafzimmer ging, zuckte sie zusammen. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie. Doch so plötzlich wie er gekommen war, war er wieder weg.

Marissa legte sich ins Bett und versuchte ihr Buch weiter zu lesen. Aber irgendwie tat ihr Bauch weh. Kurze Zeit später stand sie noch mal auf, um sich was zu trinken zu holen. In der Küche spürte sie dann plötzlich, wie es an ihrem Bein warm wurde. Sie sah runter und wurde weiß im Gesicht. Ihre Schlafanzughose war voller Blut! Das Glas fiel ihr aus der Hand. Schnell griff sie nach dem Telefon und wählte den Notruf.

Die Tür ging auf; sie bemerkte, dass jemand rein kam, wollte aber nicht die Augen öffnen.

„Schatz." Es war Tony. „Schatz!"

Marissa machte die Augen auf. Er hatte sich auf den Stuhl neben dem Bett gesetzt. Liebevoll blickte er sie an und nahm ihre Hand in die seine.

„Wie geht es dir?" fragte er leise.

Doch Marissa antwortete nicht, sondern schaute ihn nur traurig an.

Tony blickte schuldbewusst zu Boden. Er wusste nicht, was er sagen sollte.

Marissa schloss wieder die Augen. Sie wollte jetzt mit niemandem reden; sie wollte ihre Ruhe haben.

Tony begriff und sagte:" Ich gehe mal raus und hole mir einen Kaffee."

Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, liefen Marissa die Tränen über das Gesicht. Wieso war das nur passiert? Es war doch alles in Ordnung gewesen.

Sie strich über ihren Bauch, doch die kleine Wölbung war verschwunden. Als wäre sie nie da gewesen.

Dann kam eine Schwester und sah noch mal nach ihr. Man hatte ihr gesagt, dass sie einen Tag hier bleiben musste, zur Beobachtung.

Als Tony kurze Zeit später wieder rein kam und versuchte sich mit ihr zu unterhalten, fasste Marissa einen Entschluss.