Summer und Seth saßen mit Ryan und Cate beim Abendessen. Cate erzählte gerade eine Geschichte von irgendeinem Star, den sie wieder mal getroffen hatte. Sie war Eventmanagerin und kam dadurch mit vielen berühmten Leuten in Berührung.

Summer langweilte es; Cate musste immer damit angeben. Sie schaute aus dem Fenster. Heute war einer der seltenen Tage, an denen es in Kalifornien regnete.

„Möchte noch jemand Nachtisch?" fragte sie in die Runde. Alle nickten, dann brachte Summer ihre Quarkspeise herein.

„Wie läuft es eigentlich mit dem Altenheim?" fragte Seth Ryan.

„Ach ganz gut. Die Entwürfe müssen nur noch genehmigt werden, dann kann es losgehen", antwortete dieser.

Sie saßen noch eine Weile am Tisch und tranken Wein. In ihrem Gespräch schreckten alle auf, als es an der Tür klingelte.

Seth schaute Summer fragend an, doch diese zuckte mit den Schultern. Wer würde um diese Zeit noch bei ihnen vorbei kommen? Es war halb zwölf.

Summer stand auf und ging zur Tür. Sie stieß einen kleinen Schrei aus, als sie sah, wer da geklingelt hatte.

Marissa stand pitschnass und mit einem Koffer in der Hand vor ihr. Sie war mit einem Taxi gekommen, aber das konnte nicht ganz zum Haus fahren, deshalb hatte sie das letzte Stück im Regen laufen müssen.

Außerdem war sie ziemlich blass und sah überhaupt nicht gut aus.

Summer zog sie schnell rein und nahm ihr den Koffer ab. Marissa sagte nichts, doch Summer brauchte auch keine Erklärungen. Ihre Freundin tauchte nachts aus dem Nichts auf; irgendwas musste passiert sein.

„Wer ist es denn?" hörte sie eine Stimme näher kommen. Seth wunderte sich, wo Summer so lange blieb. Doch als er sah, wer bei seiner Freundin stand, blieb er wie angewurzelt stehen.

Tolles Timing, dachte er nur.

„Ich bringe dich rauf ins Schlafzimmer", sagte Summer zu Marissa. So musste sie nicht Ryan und Cate unter die Augen treten.

Doch gerade als die beiden die Treppe hinaufgehen wollten, kam Ryan aus dem Wohnzimmer, neugierig wo seine Freunde blieben.

„Hey, wo bleibt…." Weiter kam er nicht, denn da hatte er sie schon erblickt. Sie sah ihn mit traurigen Augen an.

Er erschrak bei ihrem Anblick. Sie war durchnässt, die Haare hingen ihr ins Gesicht, das ganz blass war und sie sah dünner aus als sonst. Summer schüttelte nur unmerklich den Kopf, dass er nichts sagen sollte, und führte Marissa nach oben. Ryan schaute ihnen nach.

Dann kam auch Cate. „Was macht ihr denn hier?"

„Ähm nichts", antwortete Seth schnell.

„Dann lasst uns doch wieder reingehen. Komm Ryan!"

Ryan starrte immer noch die Treppe an; sein Herz schlug schneller.

Er war froh, dass Cate am Tisch weitere Geschichten erzählte, denn er konnte ihr überhaupt nicht folgen. Er dachte nur daran, dass Marissa hier war.

Nach einer Weile kam Summer wieder herunter. Sofort fing sie an das Geschirr in die Küche zu räumen. Ryan half ihr und in der Küche fragte er sie leise:" Was ist los? Was ist mit ihr? Warum ist sie hier?"

Summer betrachtete ihn. Sie konnte sehen, dass er besorgt war.

„Sie schläft jetzt. Mehr weiß ich auch nicht. Und lass sie erstmal in Ruhe, klar!" Summer sprach ruhig, aber bestimmend. Sie wusste, dass es ihrer Freundin nicht gut ging und deshalb war es besser, wenn Ryan sie erstmal nicht sah.

Als Ryan und Cate später das Haus verlassen hatten, fragte Seth:" Was ist mit Marissa?"

„Ich weiß nicht. Sie hat nichts gesagt, nur geweint. Dann ist sie irgendwann eingeschlafen. Sie war völlig fertig."

Summer legte sich zu Marissa ins Bett, während Seth im Gästezimmer schlief.

Am nächsten Morgen rief Summer bei der Redaktion an und sagte, dass sie heute nicht kommen würde.

Marissa schlief lange. Als sie aufwachte, wusste sie kurz nicht, wo sie war. Doch dann fiel es ihr wieder ein. Sie hatte das Baby verloren!

Tony hatte sie aus dem Krankenhaus abgeholt und nach Hause gefahren. Er hatte es wohl gleich seinen Eltern erzählt, denn die hatten schon einen riesigen Blumenstrauß geschickt. Marissa legte sich auf die Couch, da der Arzt ihr noch Ruhe verordnet hatte.

Dann klingelte das Telefon; Tony ging ran.

Hallo?"

Oh hy!"

Ja, wir sind gerade angekommen."

Es geht ihr soweit gut."

Ich weiß nicht, ich frage sie mal."

Marissa, Steven ist am Telefon. Möchtest du mit ihm reden?"

Bei dem Namen lief ihr ein kleiner Schauer durch den Körper. Er hatte nichts von dem Baby gewusst, da er über zwei Monate auf einer Segeltour gewesen war.

Marissa wollte eigentlich verneinen, doch Tony hatte ihr schon den Hörer in die Hand gedrückt.

Hallo?" Mit ihrer anderen Hand strich sie unruhig über ihr Knie.

Hey, Kleines!"

Eine Pause entstand, in der keiner wusste, was er sagen sollte.

Wieso hast du es mir nicht gesagt?" sprach Steven mit trauriger Stimme.

Ich… ich konnte nicht. Und was hätte es geändert?"

Ich weiß nicht. Aber ich hätte es doch wissen müssen!"

Tony war ins Schlafzimmer gegangen, um ihre Tasche auszupacken.

Siehst du! Genau das meine ich! Wärst du dann hergekommen? Wärst du zu mir gekommen und hättest deinem Bruder alles gesagt? Ja, vielleicht wäre es von dir gewesen! Aber das werden wir nun nicht erfahren."

Riss, aber ich wäre gekommen!"

Marissa schluckte:" Und nun ist es zu spät." Dann legte sie schweren Herzens auf.

Und dann hatte sie beschlossen, dass sie von hier weg musste. Weg von New York. Weg von Tony, der von nichts wusste und ihr in diesem Moment nicht weiterhelfen konnte.

Marissa hörte das Meer rauschen. Im Haus war es still. Ob Summer und Seth da waren?

Sie stand auf und ging runter, den Schlafanzug noch an.

Unten fand sie Summer, die in der Küche hantierte.

„Hey!"

„Hey!" Summer drehte sich um und begrüßte ihre Freundin. „Möchtest du etwas? Einen Kaffee? Bagels? Frühstücksflocken?"

„Ein Kaffee wär nicht schlecht." Marissa setzte sich an die Theke, während Summer ihr einen Kaffee einschenkte.

„Du hast lange geschlafen. Es ist kurz nach halb eins."

„Oh mein Gott! Warum hast du mich nicht geweckt?"

„Du hast ausgesehen, als hättest du Schlaf nötig." Marissa nickte nur. Das hatte sie wirklich und die letzte Nacht hatte sie gut geschlafen. Seit langem mal wieder.

„Es tut mir leid, dass ich gestern einfach so aufgetaucht bin", begann sie.

„Das ist schon okay. Du kannst immer zu mir kommen, wenn du ein Problem hast."

„Danke."

Nach einer kurzen Pause fragte Summer vorsichtig:" Möchtest du mir davon erzählen?"

Marissa erzählte ihr von ihrer Fehlgeburt. Dabei liefen ihr die Tränen über das Gesicht.

„Oh Schatz, es tut mir so leid." Summer nahm Marissa fest in die Arme.

„Warum kann nicht einmal irgendwas klappen?" fragte sie verzweifelt. Hierauf wusste auch Summer keine Antwort.

Die beiden verbrachten den Tag im Haus; redeten viel. So konnte Marissa mit ihrer Trauer fertig werden. Sie plauderten auch über alte Zeiten.

„Warte mal, ich komme gleich", sagte Marissa und stand auf. Oben im Schlafzimmer holte sie aus ihrem Koffer eine lila Box heraus. Diese nahm sie mit nach unten zu Summer.

„Ich weiß nicht, warum ich sie mitgenommen habe. Aus irgendeinem Grund habe ich sie eingepackt."

Summer wartete gespannt, was aus dieser Kiste rauskommen würde. Langsam hob Marissa den Deckel. Obenauf lag das Comic-Heft von Seth.

„Was ist das?" fragte Summer.

„Meine Erinnerungen an Newport."

Nach und nach holte Marissa die Sachen aus der Box und die beiden Frauen lachten, als sie die alten Bilder anschauten.

Natürlich waren viele Fotos von Ryan und ihr drin. Summer sagte nichts, aber beobachtete Marissa. Doch die schaute jedes Bild lange an. Es war lange her, seit sie die Fotos zum letzten Mal gesehen hatte.

Den Abend verbrachten sie zu dritt. Seth hatte den Vorschlag gemacht, ein paar Spiele zu spielen.