Kapitel 3: James sucht Lily
Dieses Kapitel widme ich dem lieben James, denn es ist wichtig, in seine Gefühlswelt zu schauen, wenn seine große Liebe nicht da ist, wo sie sein sollte.
Boah, war das langweilig. Ich saß gerade hier in dem Kräuterkundekurs und langweilte mich. Diese Theoriestunden konnten einem echt auf die Nerven gehen. Ich hatte mal wieder Lust auf einige praktische Übungen, aber leider hatten wir noch einige Stunden vor uns. Schade, dass Lily nicht hier war, um mich abzulenken. Auch Sirius war nicht da, denn der hatte das Fach abgewählt und Remus musste sich noch von der letzten Vollmondnacht erholen.
Was konnte ich tun? Ich schaute auf die Uhr und es waren noch fünfzehn Minuten bis Unterrichtsschluss. Hm, vielleicht könnte ich meinen Nachbarn ärgern. Nein, der ist immer so maulig, wenn ich ihm auf die Nerven gehe. Tja, aufpassen nützt jetzt nichts mehr, denn ich hab den Anfang verpasst und ohne den Anfang gibt es ja bekanntlich kein Ende. Also beschloss ich, Zettel und Stift zu nehmen und zu malen. Ich führte einige Striche zusammen. So, nur noch die Frisur von der Figur, dann würde ich fertig sein. Ich malte neun Zacken. Bald war ich dabei, den Körper zu malen. Nur noch ein Skateboard, eine Steinschleuder in die Hosentasche und ta-daa: der berühmteste amerikanische Comic-Rüpel war auf meinem Papier. Ich grinste und leider bemerkte das auch Professor Weed. Sie kam zu meinem Tisch und nahm meine Zeichnung in die Höhe.
„Was soll das Mister Potter?", fragte sie.
„Was soll was?", fragte ich zurück.
„Ich dulde kein solches Verhalten in meinem Unterricht. Sie werden mir zur nächsten Stunde einen Aufsatz über Dianthuskraut abliefern. Haben sie mich verstanden?"
„Ja Madam", sagte ich und wollte am liebsten im Erdboden versinken.
Sie ging zu ihrem Tisch zurück und schaute mich immer noch böse an. Dann diktierte sie uns die Hausaufgaben und wir konnten beim Läuten der Glocke endlich das Klassenzimmer verlassen.
Ich hatte Lily versprochen, sie abzuholen und machte mich auf zum Verwandlungszimmer. Dort verließen schon einige Schüler den Raum. Komisch, dass Lily nicht unter ihnen war, denn sie ist sonst immer die Erste, die einen Klassenraum verlässt. Na ja, vielleicht redet sie ja noch mit Professor McGonagall. Ich ging hinein, sah aber nur Lindsay, die gerade ihre Tasche packte. Okay, wo war Lily? Mann, das ist jetzt voll blöd seine Ex zu fragen, wo sich die Freundin befindet, aber egal. Ich habe meinen Stolz und gehe da einfach mal hin.
„Hi Lindsay", sagte ich.
„Oh, hallo James", meinte sie überrascht und verwundert. „Was gibt es?"
„Sag mal, hast du eine Ahnung, wo Lily ist?"
„Nein, sie ist zehn Minuten vor Unterrichtsschluss aus dem Klassenzimmer gegangen, um die Toiletten aufzusuchen. Ich denke, sie wird gleich kommen. Ihre Sachen sind schließlich auch noch hier."
„Aha. Aber eigentlich braucht sie nie so lange auf der Toilette", wunderte ich mich.
„Okay James, das wollte ich eigentlich nicht wissen. Aber keine Sorge, sie wird gewiss gleich erscheinen. Ich muss jetzt los." Sie schnallte sich die Tasche über die Schulter und wollte das Zimmer verlassen.
„Hey Lindsay!", rief ich und sie drehte sich um.
„Was?"
„Danke."
„Für was?"
„Für dein Verständnis. Ich meine wegen Lily und so. Sie hat mir gesagt, dass du unsere Trennung damals schwer verdaut hast."
„Das ist wahr, James, aber momentan bin ich sehr glücklich in einer neuen Beziehung mit Jason. Er ist perfekt für mich. Wir haben damals nicht richtig zusammengepasst, aber dafür haben wir jetzt die richtigen Partner gefunden."
„Und das ist auch gut so."
Sie lachte. Dann ging sie aus dem Klassenzimmer, denn Jason wartete bereits im Gemeinschaftsraum auf sie. Ich setzte mich auf einen Stuhl. Lily würde sicherlich jeden Moment auftauchen.
Ich wartete fünf, zehn, fünfzehn, zwanzig Minuten, doch keine Lily tauchte auf. Langsam begann ich mir Sorgen zu machen. Wo konnte sie denn nur hin sein? Dann kam die Erleuchtung. Na klar! Sie ist zum Gemeinschaftsraum gegangen und lässt mich hier sitzen, um mich zu ärgern. Denn erstens durfte ich warten und zweitens war ich jetzt wohl dazu bestimmt, ihre Tasche in den Turm zu tragen.
Energisch machte ich mich mit zwei schweren Taschen auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Lily wird das noch bereuen und wird jetzt von mir richtig durchgekitzelt. Ich nannte der fetten Dame das Passwort und begann schon auf dem Gang mit meiner lauten Ansage:
„Lily Marie Evans! Du brauchst dich gar nicht zu verstecken, denn ich finde dich schon! Für diesen Streich gibt es auf jeden Fall Rache!"
Ich stand da, alle schauten mich an, aber Lily war nirgends zu sehen.
„Wo ist sie denn?", fragte ich.
„James, Lily ist nicht hier", sagte ein Mitschüler.
„Und oben ist sie auch nicht", meinte Savannah.
„Draußen habe ich sie auch nicht gefunden", sagte Robbie.
„Vielleicht treibt sie sich in irgendwelchen Gängen rum und will, dass ich sie suche", meinte ich.
„Das kann sein", sagte Jason.
„Tja, aber das Vergnügen gebe ich ihr nicht! Sie wird sich schon langweilen. Spätestens in einer Stunde ist sie hier und das auch nur, wenn sie wirklich hartnäckig ist", spekulierte ich gelassen und setzte mich an meinen Aufsatz.
Es verging die Zeit. Erst waren es zehn Minuten, dann eine halbe Stunde, dann sechzig Minuten, dann neunzig und schlussendlich war ich mit meinem Aufsatz fertig. Drei Stunden hat mich das liebe Stück gekostet und das nur wegen einer Zeichnung von Bart Simpson. Ich schaute auf die Uhr. Lily war schon seit dreieinhalb Stunden verschwunden. Also entweder hatte sie echt Langeweile und wollte mich zwingen, sie zu suchen oder ihr ist etwas geschehen.
„Wo kann sie denn nur stecken", unterbrach Cameron meinen Gedankengang.
„Keine Ahnung", sagte ich.
„Wisst ihr was?", fragte Sirius.
„Was?", wollten alle gespannt wissen.
„Also ich denke, dass wir jetzt zum Abendessen gehen sollten. Wenn Lily dort nicht ist, dann gehen wir wieder hier nach oben und wenn sie dann nicht irgendwo im Sessel sitzt oder sich im Schlafsaal der Mädchen befindet, suchen wir sie", sagte Sirius.
„Ich bin mit der Idee einverstanden", meinte ich und die gesamte Oberstufe aus Gryffindor (außer Lily und Kayne) ging in die Große Halle. Wir setzten uns hin und aßen ganz langsam. Dabei hatte ich natürlich immer die Tür im Blickwinkel, denn ich hoffte regelrecht, dass Lily erscheinen würde.
„Sagt mal, wo ist eigentlich Kayne Swenson?", fragte Remus.
„Ist doch egal, was kümmert mich der Kerl?", sagte Sirius.
„Der ist wahrscheinlich wieder mit so einer Slytherin-Zicke unterwegs", meinte Savannah.
„Kennt man ja nicht anders", sagte ich und wir aßen weiter.
Nach dem Essen gingen wir wieder nach oben und wünschten uns, dass Lily jetzt endlich im Gemeinschaftsraum sitzen würde. Sie war uns allen eine Erklärung schuldig, soviel ist sicher.
Als wir durch das Portraitloch traten, sahen wir ein rothaariges Mädchen im Sessel sitzen. Ich rannte zu ihr hin, doch ich lag falsch. Statt Lily befand sich eine Fünftklässlerin dort und starrte mich komisch an.
„Sorry", sagte ich und stellte mich wieder zu meinen Freunden.
„Ich glaube, es ist an der Zeit, Lily ernsthaft zu suchen. Am besten, wir sagen Dumbledore Bescheid", meinte Cameron.
„Moment!", schrie ich auf, denn ich entdeckte einen Brief auf der Treppe. Auf dem Umschlag stand mein Name.
„Von wem der wohl ist", sagte Savannah.
„Lasst ihn uns im Schlafsaal aufmachen", meinte ich und wir alle marschierten nach oben. Als Sirius die Tür hinter sich geschlossen hatte, öffnete ich den Umschlag und zog das Papier hinaus. Ich entfaltete es und erschrak. Die Nachricht war mit Blut geschrieben:
Du suchst deine kleine Freundin, Potter?
Ich fiel auf mein Bett.
„Oh mein Gott, James, was ist denn?", fragte Remus.
„Lies selbst", meinte ich verstört.
Alle vier stellten sich um den Brief und schreckten auf.
„Was hat das zu bedeuten?" ,fragte Cameron.
„Dass Lily entführt worden ist", meinte ich und hätte am liebsten angefangen zu heulen, aber die Wut war größer. „Und ich dachte, dass sie mich nur necken will."
„Entführt? Aber von wem denn?", verzweifelte Savannah.
„Ja, wer würde so was tun?", fragte Sirius.
„Ich weiß es nicht", meinte Remus.
Ich hörte die Stimmen um mich herum nur schwach und grübelte. Dann kam die Erleuchtung. Ich stand auf.
„Was?", fragten alle gleichzeitig.
„Kayne", sprach ich.
„Kayne? Was ist mit ihm?", fragten sie.
„Kayne hat Lily. Er war zur selben Zeit nicht im Gemeinschaftsraum. Er hat sie entführt! Dieses miese Schwein hat sie entführt!", schrie ich.
„Bist du sicher?", fragte Savannah.
„Könnt ihr euch an den Weihnachtsball erinnern?", fragte ich.
„Ja", sagten alle nacheinander.
„Am Ende meinte Kayne, dass ich Lily nicht immer beschützen kann. Das ist seine Rache für all die Beleidigungen an ihn! Er hat sie entführt!"
„Oh mein Gott", sagten Sav und Cam du begannen zu weinen.
„Wir müssen das Professor Dumbledore sagen", sprach Remus.
„Nein", meinte ich.
„Wie? Was? Nein?", stotterten die Mädels.
„Nein, ich werde mich darum kümmern", meinte ich.
„Was? Aber wie denn?", fragte Cameron.
„Ich werde sie finden und dann werde ich Kayne Swenson umbringen!", wütete ich.
Sirius trat einige Schritte an mich heran und legte seine Hand auf meine Schulter.
„Ich stehe an deiner Seite, mein Freund", sagte er.
Auch Remus kam zu mir:„Ich auch."
„Danke", meinte ich.
„Wir werden euch begleiten", sagten Savannah und Cameron.
„Auf keinen Fall werdet ihr euch in Gefahr bringen!", befahl ich.
„Das kannst du nicht machen. Lily ist unsere beste Freundin und du kannst sie uns nicht vorenthalten!", schrie Cameron und alle schauten sie an. Sie war das erste Mal so richtig wütend.
„In Ordnung", meinte ich.
Wir gingen durch den Gemeinschaftsraum und fanden uns im Treppenhaus wieder.
„Und wo genau sollen wir sie nun suchen?", fragte Sirius.
„Da!", meinte Savannah und deutete mit ihrem Finger auf einen Zettel auf dem Fußboden. Ich hob ihn auf und entfaltete ihn.
Lily wird nicht mehr lange unter uns weilen. Beeil dich, Potter, nicht dass du zu spät kommst. Kleiner Tipp: Schön, dass du uns noch weitere Opfer mitbringst!
„Er hat uns gesehen", sprach Cameron.
„Seid ihr sicher, dass ihr das mitmachen wollt?", fragte Remus die Mädchen.
„Auf jeden Fall! Lily muss gerettet werden!", kam ihm direkt entgegen.
„James, James, da ist Bellatrix! Sie sollte längstim Gemeinschaftsraum der Slytherins sein", flüsterte Sirius mir zu.
„Das ist wirklich merkwürdig. Am besten, wir folgen ihr", schlug ich vor.
Unsere Gruppe schlich hinter dem Black-Mädchen hinterher. Beinahe wären wir aufgeflogen, wenn wir uns nicht alle schnell hinter einer riesigen Statue versteckt hätten. Bellatrix ging bis in die tiefsten Gemäuer der Schule und blieb vor einer Tür stehen. Sie machte einige Handbewegungen und die Tür öffnete sich. Bellatrix trat ein.
„Habt ihr euch die Bewegung gemerkt?", fragte ich.
„Hoch, runter, links, hoch, rechts, runter, Kreis im Uhrzeigersinn und dann nach vorne", sagte Cameron leise.
„Woher weißt du das noch?", fragte ich.
„Das muss man sich einfach merken", erwähnte sie.
Ich ging zur Tür und führte die Bewegungen aus. Sie öffnete sich und wir traten in einen merkwürdigen Raum. Er war ganz schwarz gestrichen und weit und breit war keine Seele zu erahnen. Am anderen Ende des Raumes befand sich eine Tür. Ich ging vor und öffnete sie. Im nächsten Raum sollte mich ein schrecklicher Anblick erwarten…
