Kapitel 5: Die Heldin
Als wir den Gemeinschaftsraum betraten, klatschten alle Leute und sahen mich an. Moment, klatschen? Irgendwie ist mir das schon sehr bekannt, da ich dieses Jahr relativ häufig beklatscht wurde. Einige Mitschüler kamen zu mir und schüttelten mir die Hand, andere umarmten mich und ich glaube in James Augen ein wenig Eifersucht erkannt zu haben.
Die lustigste und schönste Ehre für mich war das Lied, was alle Gryffindors für mich schmetterten:
Lily ist der Champion,
vertrieb Kayne von der Schule,
nahm es mit einem Todesser auf und siegte.
Ja Li-hi-ly ist der Champion…
Es war echt toll, dass alle auf mich stolz waren. Nun konnte das Leben weitergehen. Einige Leute haben ja ein Trauma nach so einer Entführung, aber ich wollte nicht in Selbstmitleid versinken, sondern den Blick nach vorne richten. Das klingt vielleicht hart, aber das war nun mal meine Denkweise. Man darf auf seinem Lebensweg nicht stehen bleiben, sondern muss immer weiterschauen und mit großen Schritten vorangehen.
„Lily, ich hatte solche Angst um dich. Wir alle hatten Angst und es tut uns leid, dass wir gedacht haben, du wolltest uns nur verarschen", sagte Matt zu mir.
„Ja, es war noch nie schöner, dich wieder zu sehen", meinte Robbie.
„Lily, ich hätte McGonagall Bescheid sagen sollen, dass mich dein langes Fehlen ein bisschen verwunderte", sagte Lindsay.
„Professor McGonagall, Miss Morgan", sagte Professor McGonagall.
„Entschuldigung Professor", sagte Lindsay.
„Wie ich sehe, sind sie wieder wohlauf, Miss Evans. Ihre Leistung in den Kerkern war unglaublich. Sie haben mein Ansehen. Aber den Verwandlungskurs leite ich in Zukunft immer noch selbst." Sie lachte und schüttelte meine Hand.
„Danke, Professor", freute ich mich.
„Dann lasse ich mein Haus wohl jetzt mal allein", sagte Professor McGonagall und verzog sich.
„Wir haben was für dich vorbereitet", sagte Jason und alle Schüler wichen auseinander, um eine Menge Kuchen zu präsentieren.
„Woher wusstet ihr, dass ich heute aus dem Krankenflügel komme?", fragte ich.
„Tja, ich muss gestehen, dass ich, bevor du aufgewacht bist, mit Madam Pomfrey gesprochen habe", sprach James.
„Und wir sind dann ruck-zuck zum Honigtopf geeilt, um Süßigkeiten zu besorgen", grinste Sirius.
Ich war erst etwas empört, sie hätten es mir ruhig sagen können, dass ich entlassen werden würde, doch andererseits wäre ihnen dann diese tolle Überraschung nicht gelungen.
„Ich danke euch", sagte ich. „Süßigkeiten für alle!"
Das ließ sich natürlich kein Schüler entgehen und alle stürzten zu dem überhäuften Tisch. Ich nahm einige Gummischlangen und Bertie Botts Bohnen. Die mochte ich besonders gerne, denn man wusste nie, welcher Geschmack kam. Dann verzog ich mich mit meiner Clique in eine Ecke und wir probierten die Bohnen aus. Ich musste als Erste ran und hatte Glück: Erdbeere. James zog als nächster und auch er blieb verschont: Apfel. Savannah traf es da härter: Sie bekam eine Bohne mit Geschmack von Erde. Sirius war nach ihr dran und identifizierte den Geschmack als den von Fleischklößen. Cameron bekam eine Bohne mit Blutgeschmack und Remus wurde mit Kartoffelschalen konfrontiert. Na ja, ich stellte mir das nicht so lecker vor und so ließen wir es nach einer Runde bleiben.
Cameron verzog sich dann mit Remus nach oben und ich denke mal, dass es jetzt so weit war. Die haben's halt nicht so eilig wie Sav und ich. Ach, ist ja auch egal, was denke ich jetzt noch darüber nach. Ich ging in meinen Schlafsaal hoch und holte meine Jacke und Savannahs gleich dazu. Wir beide machten uns auf zu einem Spaziergang und ließen unsere Freunde mal allein, damit sie auch mal die Möglichkeit hatten, Männergespräche zu führen.
Wir gingen so um den See und bequatschten echt alles, was in der Nacht gelaufen ist.
„Also Lily, James wollte echt auf Kayne losgehen, er muss dich wirklich sehr lieben."
„Tja, da hab ich endlich mal Glück in der Liebe", meinte ich.
„Auch wenn du dir diese Liebe sechs Jahre lang nicht eingestehen wolltest."
„Ach nun fang nicht wieder damit an!"
„Ja, ja, ist schon gut. Denkst du, dass James der Mann fürs Leben ist?"
„Ich weiß nicht. Wir sind noch nicht lange zusammen, aber es kommt mir vor, als ob ich ihn schon seit Ewigkeiten an meinem kompletten Leben teilhaben lasse."
„Weißt du was? Ich glaube, dass er wirklich deine große Liebe ist, Lily, Denk mal nach: Du warst seit Halloween in Dracula verliebt und das nicht wegen seinem Aussehen, sondern wegen seines guten Stils. Ja und als du mit James nur befreundet warst, sei mal ehrlich, hat's da nicht manchmal gekribbelt?"
„Na ja, irgendwie schon. Vielleicht war mein eingebildeter Hass auch nur eine Art Hassliebe."
„Ach Lilylein, ich glaube, du bist schwer verliebt."
„Sav?"
„Mmmh?"
„Du und Sirius, ihr seid doch ein viel schöneres Paar", meinte ich.
„Ach hör auf, jeder weiß, dass James und du zusammengehören!"
„Und wie ist es mit Cam und Remus?"
„Die sind auch süß. Die Welt ist doch nun perfekt, okay wir haben eine ganze Nacht lang leiden müssen und Si-Si und ich standen kurz vor dem Tod, aber alle Marauder, na ja, wenn wir Pettigrew rausnehmen, haben eine Freundin."
„Wie kommst du auf Pettigrew?"
„Ach du weißt doch, dieser Typ, der von der Schule gegangen ist. War immer ein ziemlicher Idiot. Mich würd's ja belasten, aber wenn er meint."
„Mir ist nur wichtig, dass Kayne jetzt weg ist."
„Ach, dieses Arschloch hat seine Strafe bekommen!"
„Und wir müssen uns keine Sorgen mehr machen."
„Lily?"
„Mmmh?"
„Ich hab dich lieb." Sav umarmte mich und gemeinsam gingen wir wieder ins Schloss zurück. Im Gemeinschaftsraum war immer noch viel los, doch ich hatte keine Lust mehr auf feiern und Sav wohl auch nicht. Wir drückten unseren Freunden einen Kuss auf den Mund und gingen dann nach oben, um auf dem Fensterbrett zu sitzen und die Sterne zu betrachten.
Am nächsten Morgen schliefen wir sehr lange. Ich konnte mich gar nicht mehr dran erinnern, wann Cameron zu uns ins Zimmer kam, aber sie sagte etwas von frühem Morgengrauen.
Savannah, Cam und ich verbrachten den restlichen Tag draußen. Wir fanden einen kleinen, netten und mit Schnee bedeckten Berg und waren sofort Feuer und Flamme. Nur noch fix drei Schlitten gezaubert und das Rodeln konnte beginnen. Wir rodelten erst einen kleinen Berg hinunter, aber nach und nach wurden wir mutiger und trauten uns sogar auf den Todesberg hinauf.
Der Tag verging, zum Ende hin probierten es Cameron und ich zu zweit auf meinem kleinen Schlitten. Es kam, wie es kommen musste: Wir stürzten. Savannah, die unten war, sagte, dass man einen riesigen Schneeball sah und ab und zu mal einen Arm und ein Bein. Die jüngeren Schüler um uns herum störten uns nicht, denn auch achtzehnjährige Mädchen dürfen mal ausflippen.
Am Abend sahen wir zum ersten Mal an dem Tag unsere Freunde und Cam war das leichte Erröten bei einem Kuss von Remus echt anzusehen. Ja, ja, jetzt ist klar, was letzte Nacht gelaufen war.
„Hey Lil, ich habe dich heute vermisst", sagte James.
„Wir haben euch nicht vermisst", scherzte Savannah.
„Ach Prongs, müssen wir uns diese Beleidigung gefallen lassen?", spielte Sirius mit.
„Wahrlich nicht, Padfoot", sagte James und die beiden Jungs kehrten uns den Rücken zu.
„Ach kommt schon, Jungs!", flöteten Sav und ich.
„Nein", sagten die Jungs.
„Gut", meinten wir Mädchen und drehten ihnen auch den Jungs zu, was sich als großer Fehler erwies. Kaum standen wir still, drehten sich die Jungs um und packten uns über ihre Schultern. So eine Frechheit! Ich werde mich beim Direktor beschweren!
Ich boxte James auf den Rücken, doch es half nichts. Er lief mich nicht runter, sondern drehte sich nun im Kreis. Hallo? Da wird einem ja schwindelig!
Nachdem ich wohl auf seinem Rücken ein Feld von blauen Flecken hinterlassen hatte, ließ mich James endlich runter. Ich stellte mich beleidigt und er fragte, was denn los sei. Ich verkniff mir das Lachen und fragte, ob er gerade auf einem Bamboocha-Trip sei. Er glotzte mich nur verdattert an und ich erklärte ihm die Sache mit der Fanta-Werbung und dem Slogan: „Trinke Fanta - sei Bamboocha!" Savannah, Cameron und alle Muggelstämmigen oder Halbmuggel lachten, denn die Werbung war echt sehr bekannt.
Nach dieser kleinen Aktion im Gemeinschaftsraum musste ich erstmal was essen und ging mit allen meinen Freunden nach unten in die große Halle. Dort war ein großer Aushang zu sehen, auf dem stand:
Vorprüfungen
Am 25. 3. und 26.3. haben sich alle Schüler der siebenten Klasse um 10 Uhr in der Großen Halle bezüglich ihrer Vorprüfungen einzufinden. Sinn dieser Vorprüfungen ist e, herauszufinden, ob es bei einem Schüler sinnvoll ist, die Abschlussprüfung abzulegen. Die Hauslehrer werden Sie in dieser Frage noch ausreichend informieren. Grundlegende Fragen bitte an den Schulleiter Albus Dumbledore.
„Ach du meine Güte!", sagte Sav.
„Was ist?", fragte ich.
„Ich hatte glatt vergessen, dass wir ja dieses Jahr die Schule verlassen", antwortete sie.
„Ach komm Sav, das ist doch nicht dein Ernst, oder?", hakte Cam nach.
„Na denkt ihr, dass ich Blödsinn erzähle?", fragte Sav.
„Schatz, du willst mich jetzt verarschen!", behauptete Sirius.
„Und uns auch", fügte James hinzu.
„Besonders mich", sagte Remus.
„Hä?", fragten alle anderen und wir drehten unsere Köpfe zu ihm und warteten auf eine Erklärung.
„Wollte nur was in die Runde werfen!", amüsierte er sich.
„Nun hört mir mal zu, ich hab es wirklich vergessen, aber jetzt weiß ich es wieder! Also who cares?", sprach Savannah.
„Genau, all you need is love!", jubelte ich.
"Willst du uns nicht etwas näheres dazu erzählen?", sagte Cam, während sie mit ihrem Fuß auf dem Boden den Takt tippte.
„All you need is love,
All you need is love
All you need is love
All you need is love", sang ich.
„Vielleicht hat auch James einen Beitrag", schlug Sirius vor.
„I hope you don't mind,
I hope you don't mind
That I put down in words
How wonderful life is
Now you're in the world.", stimmte James an.
„Los Sav, du!", schrie Cam.
„Oh no no no, don't phunk with my heart
I wonder if I'll take yo home
Would you still be in love baby, in love baby?"
„Remus!", feuerte ich an.
„Cause you make me feel
Cause you make me feel wild
You touch my inner smile!"
„Cameron!", schrie James.
„I'm a bitch, I'm a lover, I'm a child, I'm a mother
I'm a sinner, I'm a saint
I do not feel ashamed."
„Jetzt du, Sirius!", rief ich.
„Love me, love me, say that you love me
Fool me, fool me, go on and fool me.
Love me, love me, pretend that you love me,
Leave me, leave me, just say that you leave me."
Ich sang weiter:
"Hey sista go, sista soul, sista flow, sista
hey sista go, sista soul, sista flow sista.
He met Marmalade down in old Moulin Rouge..."
Nach und nach stimmten alle ein und wir sangen um die Wette. Warum auch nicht? Wir standen ja nur mitten vor der Großen Halle und alle vorbeikommenden Schüler starrten uns an. Wie dem auch sei, beendeten wir das Lied und gingen dann endlich was essen.
Na? Gefallen? Habt ihr alle Songs erkannt? Wenn nicht, könnt ihr mir ja ein Review schreiben und ich maile euch die Liste.
