Kapitel 7: Savannahs Schicksal?
Als Sav und ich den Weg zum Krankenflügel entlanggingen, kam uns unser guter alter Freund Lucius Malfoy entgegen. Hey, ho, Leute! Das ist die letzte Person, der ich jetzt begegnen möchte, denn auf irgendwelche Beleidigungen hatte ich keinen Bock.
„Ach wie schade, dass es unserem Lieblingsschlammblut schlecht geht!", höhnte Malfoy.
„Wieso? Mir geht es gut, Savannah hat Probleme, falls du es nicht bemerkt hast, du Möchtegern-Macho!", haute ich raus.
„Was soll das denn bedeuten?", fragte Malfoy.
„Dass du nur so tust, als ob du ein harter Bursche wärst. In deinem Inneren findet sich der gleiche kleine Feigling wie bei allen anderen aus deiner Slytherin-Gang!", erklärte ich.
„Dafür wirst du büßen!", meinte Malfoy.
„Ach ja? Ich freu mich schon jetzt drauf, dich enttäuschen zu können, denn seien wir mal ehrlich, ich werde dich fertig machen, bevor du es wagst, mich in nur kleinster Weise zu ärgern!"
„Ruhe!", platzte es aus Sav hinaus.
„Ich werde dann mal gehen", sprach Malfoy hochnäsig und verschwand.
„So ein Weichei", flüsterte ich.
Wir waren wohl so laut, dass die Tür des Krankenflügels aufging und Madam Pomfrey uns strafend ansah.
„Hey keinen Krach hier!", schimpfte sie.
„Tschuldigung", meinte ich.
„Was ist denn los?", fragte sie.
„Sav hat starke Kopfschmerzen. Schon seit einiger Zeit", sagte ich.
„Oh, oh, das belastet dich bestimmt", sagte Madam Pomfrey.
„Ja", meinte Sav.
„Sie hat es bisher mit Aspirin und so probiert, aber ich habe gesagt, dass sie mal herkommen sollte", sprach ich.
„Na dann kommt mal rein", meinte Madam Pomfrey und wir betraten den Krankenflügel. Auf einigen Betten lagen uns bekannte Schüler. Sie waren teilweise während der Prüfung zusammengebrochen und mussten sich nun ausruhen.
„Hier entlang, Miss Myra!", orderte Madam Pomfrey und führte uns in den Untersuchungsraum, der neben dem Schlafraum zu finden war.
„Setzen Sie sich, Savannah", sagte die.
„Okay", meinte Sav und tat, was ihr befohlen wurde. Ich wollte auch Platz nehmen, aber Madam Pomfrey schickte mich raus. Ich wollte ihr nicht widersprechen, denn sonst wäre das in einer Diskussion über ärztliche Schweigepflicht ausgeartet, in der ich den Kürzeren gezogen hätte. Aber na ja, Savannah ist schließlich meine Freundin und wird es mir hinterher eh sagen.
Da stand ich nun und wartete. Nebenbei gesagt: Ich wurde so was von ungeduldig, dass ich am liebsten die Tür eingeschlagen hätte, nur um endlich zu erfahren, worüber sie so lange reden. Es ist hoffentlich nicht so etwas Schlimmes, am besten etwas einfaches, was schnell wieder vorüber geht. Ich starrte ununterbrochen auf meine Uhr. Schon 15 Minuten vergangen. Aaah! Was soll denn das? Wie können die mir das nur antun? Ich schaute wieder auf die Uhr: Immer noch fünfzehn Minuten. Hä? Wollen mich hier alle verarschen, oder was? Ich lehnte mich gegen die Wand. Gaaanz ruhig bleiben, Lily, bloß keine zu große Neugier zeigen…
Die Tür öffnete sich und ich hörte mich nur noch brabbeln: „Was ist? Was ist die Ursache für die Kopfschmerzen?".
In meinem Kopf hallte die Stimme von Homer Simpson wieder, wenn er ‚Nein!' sagt. Savannah sah betrübt aus und Madam Pomfreys Gesichtsausdruck blieb starr.
„Was ist nun?", fragte ich neugierig.
„Savannah", sagte Madam Pomfrey.
„Ich…ich…"
„Oh nein! Ich hätte vieles gedacht, aber das nun wirklich nicht!", sagte ich schockiert.
„Du weißt es?", fragte Sav.
„Na bei diesem ich…ich, weiß ich es!", sprach ich.
„Findest du es nicht schlimm?", fing Sav an zu heulen.
„Wie? Schlimm? Na ja, auf eine Weise, aber das kann doch alles weg gemacht werden", beruhigte ich sie.
„Nein, das nicht mehr!", schniefte sie.
„Also du willst mir doch allen Ernstes nicht erzählen, dass man keine Schwangerschaft abbrechen kann! Das ist möglich, aber ich glaube, dass ich das nie tun würde", redete ich.
„Schwangerschaft?", fragte Sav und sah Madam Pomfrey schief an.
„Nein, mein Kind, du bist nicht schwanger", sagte diese.
„Ja aber was denn sonst?", fragte ich und kam mir jetzt echt wie hinterm Mond vor.
„Na gar nichts!", heulte Savannah. „Wir konnten gar nichts feststellen!"
„Na das ist doch gut", freute ich mich.
„Aber die Kopfschmerzen sind unnormal!", schrie mich Sav an. „Die müssen eine Ursache haben!"
„Ich habe den Heilern im St. Mungo geschrieben. Sie werden Sie zur Untersuchung abholen, Miss Myra. Sie werden mir eine Eule schicken und ich informiere Sie dann", sagte Madam Pomfrey.
„St. Mungo?", fragte ich mit extrem großen Augen.
„Ja, Spezialisten sollen sie untersuchen. Es kann ein Fluch sein, den ich nicht erkenne oder so was in der Art", meinte die Krankenschwester.
„Was soll ich nun tun?", fragte Sav.
„Warten", schlug Madam Pomfrey vor.
„Komm in den Gemeinschaftsraum", sagte ich und Savannah nickte.
Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Portrait der fetten Dame. Wir betraten den Gemeinschaftsraum, doch statt uns zu unseren Freunden zu setzen, stiegen wir gleich die Treppe hoch zum Schlafsaal.
Als ich die Tür öffnete, stach mir gleich ein Brief, der auf meinem Bett lag, ins Auge. Ich rannte hin und sah auf dem Kuvert meinen Namen in verschnörkelter Schrift. Ich nahm den Brief hinaus und begann zu lesen:
Liebste Lily,
wir haben uns lange nicht mehr bei dir gemeldet und möchten uns zuallererst mal dafür entschuldigen. Deine Schwester ist so in die Hochzeitsvorbereitungen vertieft (Du erinnerst dich hoffentlich noch an ihre Verlobung im letzten Sommer). Ich bat deine Schwester, dich zur Hochzeit einzuladen, aber sie wich ständig aus und sagte was von deinen wichtigen Prüfungen in nächster Zeit. Wie geht es dir nach den Vorprüfungen? Deine Mutter und ich saßen zu Hause und haben dir die Daumen gedrückt. Ich denke mal, du hast sie mit Bravour bestanden. Was machen deine Freunde und insbesondere dein Freund? Wenn ich dies schreibe, denke ich daran, dass du kein kleines Mädchen mehr bist und nun wohl auch die zweite Tochter mein Haus verlässt. Hüte dich vor bösen Zauberern, die werden zurzeit wieder mächtig (so heißt es in deiner Zauberer-Zeitung).
Bis bald und rauch nicht so viel :-)
In Liebe
Dad
Als ich das Lesen beendete, schaute ich zu Savannah. Sie lag auf ihrem Bett und schlief. Sah jedenfalls so aus. Ich lächelte und setzte mich an das Pult in unserem Zimmer, um Dad zu antworten.
Lieber Dad,
Die Vorprüfungen sind nun endlich zu Ende. Das Ergebnis steht noch nicht fest, ich denke mal, dass es nächste Woche bekannt gegeben wird. Dann werde ich euch erneut schreiben. Das einfachste Fach war Verteidigung gegen die dunklen Künste. Ich hatte echt überhaupt keine Probleme damit. Aber wir haben auch alle ziemlich viel dafür gepaukt, daher gab es eigentlich keine Gründe für Probleme mit den Prüfungen. Danke für die gedrückten Daumen. Petunia will mich wohl nicht bei ihrer Hochzeit haben, denn zu der Zeit, in der sie Vernon zum Mann nimmt, habe ich keine Prüfungen. Ich weiß, dass euer größter Wunsch wäre, dass wir zwei Schwestern uns wieder vertragen, aber dann muss Petunia auch die Initiative ergreifen, ich habe es oft genug gesagt. Cameron und dem Rest der Clique geht es gut, nur noch etwas erschöpft von den Vorprüfungen. James und ich verbrachten während der Lernphase wenig Zeit miteinander, aber ich denke, dass er sich wohl fühlt, andernfalls hätte er sich wohl bei mir beschwert. Das nehme ich mal so an. Savannah hat starke Kopfschmerzen, Madam Pomfrey weiß nicht, was das auslöst, aber ich hoffe stark, dass es nicht so was Todernstes ist, sondern irgend so eine Muggel-Krankheit, die sie wohl nicht erkannt hat. Soll's ja alles geben heutzutage. Ich fühle mich gut, aber die Neugier um Savannah packt mich natürlich. Ich muss dann mal aufhören, ich schreibe dir den nächsten Brief, wenn die Prüfungsergebnisse bekannt sind.
Gruß an Mum
Rauch du mal nicht so viel :-)
Deine Lily
Ich band den Brief an das Bein meiner Eule Gwendolyn. Sie war eine Schneeeule und mein ganzer Stolz, denn sie war der Typ Eule, der die Nachrichten blitzschnell überbringt.
Dann hörte ich auf einmal ein Husten, das immer schneller wurde. Ich drehte mich um und sah Savannah, die sich quälte.
„Oh mein Gott!", schrie ich und lief zu ihr hin. Sie fing an, schwer zu atmen und ich versuchte mich daran zu erinnern, was ich im Erste-Hilfe-Kurs (für Zauberer) gelernt hatte. Okay: Zauberstab unter die Kehle halten und ‚non tussis' sagen (Tussis ist lateinisch für Husten). Ich machte das einfach mal und wartete. Verdammt! Keine Wirkung! Oh Nein!
Als nächstes sah ich mich nur noch zur Tür rennen. Ich stand oben an der Treppe und brüllte hinunter, dass jemand Madam Pomfrey holen sollte. Dann lief ich wieder zu Savannah, der es immer schlechter ging. Die Zimmertür knallte auf und Cameron betrat den Raum.
„Was ist los?", fragte sie verzweifelt und ich war den Tränen nahe, weil ich ihr keine Antwort geben konnte. Mann, Sav könnte jeden Moment abkratzen und wir wären echt machtlos.
Gott sei Dank hörten wir daraufhin die Schritte von zwei Hexen, die die Treppe zu unserm Schlafsaal aufstiegen und in unser Zimmer stürmten. Savannah erschrak und fiel in Ohnmacht. Scheiße! Das hatte uns noch gefehlt!
„Elaine Greedman vom St. Mungo. Das ist Karen Benson. Wir sollen Savannah Myra abholen."
„Die liegt hier auf dem Boden. Sie ist bewusstlos!", schrieen Cam und ich.
„Wir müssen sofort ins Hospital!", meinte die Hexe namens Greedman.
„Apparieren können wir nicht. Die Turbo-Kutsche!", schlug die andere vor.
„Können wir sie begleiten? Sav hat zu niemandem mehr Kontakt als zu uns. Na ja, zu Sirius vielleicht, aber den wollen wir noch nicht belasten. Er ist mit seinen besten Freunden im Dorf", erzählte ich.
„Lily, erzähl nicht seine ganze Lebensgeschichte! Was ist, können wir nun?", fragte Cam. „Okay", sagte die Hexe und wir liefen nach unten zur Kutsche, während Savannah schwebend aus dem Zimmer gebracht wurde.
„Was wird uns erwarten, Lil?", fragte Cameron.
„Ich weiß es nicht, Cam, ich weiß es nicht", sagte ich und wir warteten auf die Hexen. Sie legten Savannah auf eine Trage und schnallten sie fest. Dann baten sie uns, die Anschnallgurte anzulegen und betraten ebenfalls die Kutsche, die mit Vollgas Richtung Hospital fuhr und teilweise auch flog.
Während der Fahrt konnten Cameron und ich an nichts anderes denken, als an Savannahs Gesundheit. Was, wenn sie ganz doll krank wird? Was, wenn sie nie wieder dies und das kann? Eigentlich lebte ich nach dem Motto: Immer optimistisch bleiben! Doch hier hatte ich echt Panik, eine Freundin zu verlieren.
Auf einmal machte die Kutsche eine Vollbremsung.
„Wir sind da", meinten die Hexen.
Cameron und ich sahen aus dem Fenster und sahen die Schrift des Hospitals. Dann stiegen wir aus der Kutsche und sahen, wie Savannah von den Hexen in die sozusagene Notaufnahme gebracht wurde. Wir konnten jetzt nur noch warten, einfach nur warten. Wir setzten uns zu den anderen wartenden Zauberern und Hexen und unsere Zeit, in der wir auf glühenden Kohlen saßen, begann…
