Kapitel 7:

Verstehen und verstanden werden

Seid ihrer Ankunft in Hogwarts waren drei Tage vergangen. Ginny und auch Draco mussten einiges an Schulstoff nachholen. Diese Tatsache führte dazu, dass die zwei sich oftmals in der Bibliothek begegneten, aber sie redeten nie miteinander. Ginny wurde immer knallrot wenn sie den Slytherin sah und machte dann einen großen Bogen um ihn herum. Draco war dies nur recht.

Als Ginny an diesem Abend im Gemeinschaftsraum büffelte, dachte sie zurück an ihre Ankunft. Sie war in die große Halle gerannt und ihrem Bruder heulend um den Hals gefallen und auch Hermine kam nicht ohne einen nassen Wangenkuss davon. „Wie seid ihr da wieder raus gekommen?" hatte sie gefragt. Aber statt zu antworten liefen beide knallrot an. Colin führte Ginny dann aus der Halle heraus und erzählte ihr was passiert war. Die Geister hatten beide eingequetscht im Zug gefunden, aber selbst mit Zauberei konnten sie nicht befreit werden. So wie die Geister sagten, lebten sie noch, könnten sie aber wegen Knochenbrüchen nicht bewegen. Die zwei lagen neben einander in den Trümmern und hielten sich bei den Händen, um sich Mut zu machen. Ginny hatte sich damals ein Grinsen nicht verbieten lassen. Ron musste irgendetwas Bedeutendes zu ihr gesagt haben, berichtete Colin, denn plötzlich wurden alle Trümmer um sie herum durch ein warmes Licht in die Luft befördert. Und auch sie schwebten hoch in der Luft. Plötzlich schienen alle Verletzungen wieder geheilt. Sie schwebten über den Zugtrümmern und jeder hatte die Hände des anderen genommen. In dieser Pose schauten sich die zwei lange an, dann ohne Vorwarnung hatte jeder dem anderen seinen ersten Kuss gestohlen. Zuerst hatte sich Ginny die Frage gestellt ob sie nun zusammen waren, aber das wurde ihr schnell beantwortet, denn überall sah man die beiden zusammen. Händchen haltend versteht sich und Luna berichtete Ginny sie hätte die beiden gesehen wie sie sich nochmals küssten. Ginny war sehr froh darüber.

Die Gryffindor hatte nun genug für die Schule getan und es war schon recht spät. Sie entschloss ins Bett zu gehen.

Am nächsten Morgen nahm sich ein gewisser Slytherin beim Frühstück in der Großen Halle ein Moonbrötchen aus dem Korb und beschmierte es mit Honig. Als er ein lautes Flügelrauschen über sich hörte, blickte er nach oben. Die morgendliche Eulenpost ging wieder einmal an den Start. Hunderte von Eulen- Schwarze, Weiße, Braune, Graue, flatterten an der verzauberten Decke hin und her, ihr ziel suchend. Der Slytherin erkannte sofort die Größte von ihnen. Es war Heartless, die Schneeeule des Malfoy Landsitzes. Aber was wollten seine Eltern eigentlich von ihm. Als sich Heartless langsam herab bewegte, erkannte er die verschnörkelte Handschrift von Sue. Später dachte er, er hätte es wissen müssen, denn nur seine kleine Schwester schrieb Briefe auf silbernes Pergament und band es zusammen mit roten Schleifenband. Umso überraschter sah er aus, als die Schneeeule die Richtung änderte und direkt zum Gryffindor Tisch flog. Aber warum? Was wollte Sue von einem Gryffindor! Da fiel es ihm wie von den Schuppen! Weasley! Draco war stocksauer auf seine Schwester, sie sollte sich bloß von denen fernhalten. Hatte er das gerade gedacht. Sein schlechtes Gewissen sprach sofort auf ihn ein: Wer hat denn die kleine Wealsey vernascht? Doch ihn kümmerte das nicht. Er erhob sich von seinem Stuhl und rannte hinüber zum Gryffindor Tisch, wo Ginny gerade den merkwürdigen Brief begutachtete. Sie war schon dabei ihn zu entfalten, da grabschte Draco nach ihm.

„Sorry, Weasley, das muss eine Verwechslung sein! Der Brief ist von meiner Schwester!" sagte der Slytherin.

„Weiß ich und er ist an MICH adressiert!"

„Red keinen Unsinn Weasley, was sollte meine Schwester denn von DIR wollen?"

Die zwei hatten so laut gesprochen, dass sich alle Gesichter ihnen zuwandten. Na toll, jetzt hat er erreicht was er wollte. Ginny konnte schließlich nicht vor allen Anwesenden verkünden, dass sie Sue Malfoy geholfen hatte, ihren Bruder wieder zu finden.

Sie senkte den blick und sagte: „Natürlich. Du hast Recht. Ich kenne deine Schwester ja gar nicht."

Draco grinste und verschwand aus der Halle.

Ginny starrte ihm gebannt hinterher. Wie gerne hätte sie den Brief von Sue jetzt in ihren Händen gehalten. Schließlich musste sie sich noch bei ihr entschuldigen.

Sie entschloss den Brief ungelesen zu beantworten. Sie konnte den Vorfall ja erklären. So verschwand auch sie aus der Halle und machte sich auf den Weg zur Eulerei.

Liebe Sue,

ich bedanke mich für deinen Brief von ganzem Herzen, auch wenn ich ihn nicht lesen konnte. Dein Bruder hat ihn mir gestohlen bevor ich die Gelegenheit dazu hatte. Mit einer gemeinen Erpressung hat er mich dazu gebracht nach zu geben. Was ich dir unbedingt sagen wollte, schon kurz nachdem sich unsere Wege in der Winkelgasse trennten ist „Es tut mir Leid". Auch wenn du noch zu jung bist das zu verstehen meine süße Sue, es gibt Fragen wie deine, die man nicht beantworten kann oder erst wenn einem einiges bewusst geworden ist. Noch habe ich keine Antwort auf deine Frage, aber vielleicht kommt das ja noch. Ich hoffe dir geht es zu Hause gut.

In Liebe,

Ginny Weasley

„WEASLEY!" donnerte es durch ganz Malfoy Manor.

Der jenige der geschrieen hatte war Lucius Malfoy. Mit wutverzerrten Gesicht und dem zerrissenem Brief von Ginny in der Hand brüllte er auf die verängstigt wirkende Sue, die vor ihm kniete ein.

„Sie ist meine Freundin!" versuchte sich das Mädchen zu wehren.

„FREUNDIN! ES GIBT KEINE FREUNDSCHAFT ZWISCHEN MALFOY UND WEASLEY, SUE! DU SCHEINST AUCH GAR NICHTS ZU VERSTEHEN!"

„Sie hat mir geholfen euch zu finden!" motze Sue.

„SCHLIMM GENUG, DASS DU DIR ALS MALFOY ABKÖMMLING VON SO EINER HELFEN LÄSST!"

„DANN WILL ICH KEINE MALFOY MEHR SEIN!" schreite Sue unter Tränen und rannte in ihr Zimmer.

Laut donnerte sie die Tür hinter sich zu. Sie schmiss sich auf ihr Federbett und heulte in ihr Kissen mit Furcht ihr Vater würde sie bestrafen. Und so kam es auch. Nicht zwei Minuten später öffnete sich ihre Tür erneut. Sie schreckte auf und starrte angsterfüllt in die bösen grauen Augen ihres Vaters. Als dieser sah, dass sie heulte schritt er auf ihr Bett zu. Sue zitterte, weil sie wusste was jetzt passieren würde.

Mr. Malfoy erhob die Hand zum Schlag bereit und sagte: „ERST WAGST DU ES MIR ZU WIEDERSPRECHEN."

Es klatschte heftig als er Sue auf die linke Wange schlug.

„DANN SAGST DU DU SEIST KEIN MALFOY!"

Diesmal war die rechte Wange dran.

„UND NUN FÄNGST DU AN ZU WEINEN?"

Er packte seine Tochter bei den Händen und zerrte sie hoch, dann warf er sie mit voller Wucht gegen ihre Zimmertür, die er wieder geschlossen hatte.

Narzissa hörte draußen vor der Tür nur noch Geräusche von Prügeleien und zu guter letzt „CRUCIO!"

„DU DUMMES STÜCK DRECK!" schrie Draco Malfoy die kleine Weasley an und schubste sie vor allen anderen Schülern die auf dem Flur standen gegen die Wand.

„WAS SOLL DAS, MALFOY?" fauchte Ginny.

„WEGEN DIR LIEGT SUE JETZT IM ST. MUNGO AUF DER INTENSIVSTATION! IST DIR KLAR DASS ES UM IHR ÜBERLEBEN GEHT?"

„Was?" sagte Ginny schüchtern und erschrocken.

„JETZT TU NICHT SO ALS WÜSSTEST DU VON NICHTS! HÄTTEST DU IHR DIESEN BLÖDEN BRIEF NICHT GESCHICKT, GINGE ES IHR JETZT GUT!"

„Das habe ich nicht beabsichtigt." , flüsterte die Rothaarige.

Der Slytherin starrte sie angewidert an. „Sollte das die Rache sein für… für" Er konnte den Satz nicht zu ende bringen, denn den Kuss wollte er vor der Schar Schüler die stehen geblieben waren nicht erwähnen. Er spuckte ihr vor die Füße und ging.

Luna stürzte sich auf ihre Freundin.

„Ist alles in Ordnung. Hat er dir wehgetan?"

„Nein. Er hat mir nicht wehgetan. Ich habe ihm wehgetan."

Luna konnte sich daraus kein Reim machen. So half sie ihrer Freundin auf die Beine und sie machten sich auf den Weg zu „Zauberkunst".

Dort konnte sich Ginny jedoch kaum aufs Zaubern konzentrieren. So wie sie es aufgenommen hatte, hat Sue Ärger von ihren Eltern bekommen weil eine Weasley ihr geschrieben hatte. Aber dass sie sie krankenhausreif gefoltert haben, konnte Ginny nicht glauben. Malfoy war sehr besorgt um seine Schwester und zugleich stocksauer auf Ginny und sie konnte das nur zu gut verstehen. Sie würde sich bei ihm endschuldigen, das nahm sie sich fest vor. Außerdem wird sie das kleine Mädchen besuchen gehen.

Am späten Abend des nächsten Tages stand die Gryffindor vor der Vertrauensschülertür eines gewissen Slytherins. Sie sollte eigentlich längst in ihrem Gemeinschaftsraum sein, aber sie hielt nicht viel von Regeln Ihr Herz schlug schnell und pausenlos, weil sie so nervös war. Was sollte sie sagen? Was würde er sagen? Kann sie sich überhaupt bei ihm Endschuldigen oder wird er sie wieder anschreien? War er überhaupt da? Schlief er eventuell schon? Irgendwann jedoch traute sich der Rotschopf und klopfte an die Tür. Lange gab es keine Antwort, doch dann öffnete sich langsam die Tür. Als Ginny Malfoy erblickte stockte ihr der Atmen. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, als hätte er die letzte Nacht kein Auge zugemacht. Außerdem war sein Blick nicht mehr so stolz und voller Selbstachtung eher traurig und deprimiert. Er hatte dieses spezielle mir-geht's-echt-scheiße Gesicht aufgesetzt.

„Was willst du?" sagte er stumpf.

„Es tut mir Leid wegen deiner Schwester"

Draco wusste nicht was er davon halten sollte.

„Und weiter?" frage er dann.

„Ich meine es ernst!"

„Du lügst."

„Tu ich nicht!"

„Und ob du das tust, jetzt lass mich in Ruhe!"

Damit schloss der Slytherin die Tür, doch Ginny lehnte sich dagegen.

„ICH WERDE NICHT GEHEN BEVOR DU MIR NICHT ZUGEHÖRT HAST!"

„Jetzt habe ich dir zugehört, also verschwinde."

„NEIN!"

Plötzlich hörte man in der Nähe ein leises Geräusch. Und die Schüler zuckten zusammen.

„Mrs. Norris." Sagte Draco.

„Oh nein wir dürfen eigentlich nicht mehr raus"

„Wir?" höhnte der Blonde.

Ginny schaute ihn grimmig an.

Als Mrs. Norris um die Ecke bog, hörte man am Ende des Gangs eine Tür zufallen.