Kapitel 8:
Fragen über Fragen
„Danke, dass du mich doch noch rein gelassen hast, Draco. Man denkt es zwar nicht von dir, aber du kannst richtig nett sein." Die Gryffindor grinste ihm entgegen.
Sie saß auf der Kante seines Betts und er selbst schrieb irgendetwas an seinem Schreibtisch.
„Ich habe dir nicht erlaubt, mich beim Vornamen zu nennen." Sagte er.
Doch die Gryffindor grinste nur noch breiter.
„Ich habe noch nie viel von Regeln gehalten."
„Solltest du aber, wenn du Potters dämliches Herz erobern willst."
„Idiot."
„Was?"
Jetzt stand Ginny wütend auf und stampfte mit einem Fuß auf den Boden.
„Ich bin nicht mehr hinter Harry her! Nur dass du es weißt! Du bist der Einzige der das noch nicht gerafft hat!"
„Ist ja gut, beruhig dich."
Keine Antwort.
„Was ist. Hat es dir die Sprache verschlagen?"
„Was schreibst du da?"
Der Slytherin zuckte erschrocken zusammen, als Ginny plötzlich hinter ihm stand und über seine Schulter lugte.
„Mach das nie wieder, Weasley."
„Ginny."
„Vergiss es, Weasley. Der Tag an dem ich dich beim Vornamen nenne muss erst noch erfunden werden."
(Sie muss ja nicht unbedingt wissen, dass er sie schon einmal beim Namen genannt hat (Kap.6))
Sie sagte nichts mehr dazu und wiederholte ihre vorige Frage.
„Was schreibst du da?"
„Einen Brief an meine Mutter. Ich frage sie, ob sie mir für morgen ein Alibi verschaffen kann."
„Was hast du vor?"
„Krankenbesuch."
„Sue?"
Der Slytherin nickte.
Ginny nahm sich einen Stuhl vom Esstisch und stellte ihn neben Dracos. Als sie sich setzte verdrehte er die Augen.
„Darüber wollte ich noch mit dir reden." , leitete Ginny das Gespräch ein.
„Nein."
„Du weißt doch gar nicht was ich sagen wollte. Es geht um Folgendes: Ich wollte mich bei Sue entschuldigen und dich fragen ob du mich mitnehmen könntest."
„Ich sagte doch bereits nein."
„Warum nicht?"
„Meinst du ich möchte, dass sie noch mehr Ärger bekommt wegen dir?"
„Deshalb brauch ich deine Hilfe. Kannst du es nicht irgendwie organisieren, dass nicht Mitten bei meinem Besuch, dein Vater aufkreuzt?"
„Verstehst du denn gar nichts, Weasley?" sagte Draco und erhob sich. Er nahm den Brief vom Schreibtisch, steckte ihn in einen Umschlag und schloss ihn. „Also wenn du jetzt bitte mein Zimmer verlassen würdest. Ich muss in die Eulerei."
„Sag mir erst was ich deiner Meinung nach nicht verstehe!" fauchte Ginny.
„Also gut. Hör zu. Ich wiederhole mich nur ungern." Sagte Draco, „ Selbst wenn wir es schaffen sollten, womit wir beim ersten Problem wären, meinem Vater klarzumachen, dass er morgen um eine bestimmte Uhrzeit nicht erwünscht ist ohne dass er Verdacht schöpft bricht schon das nächste Problem an. Meinst du mein Vater pflegt keine Kontakte? Jetzt mal ehrlich, Weasley. Mich würde es nicht wundern, wenn mein Vater der Kontaktreichste Mensch in ganz England wäre!"
„Todesser?"
„Auch."
Das Mädchen sank niedergeschlagen den Kopf. „Verstehe."
„Also ich für meinen Teil gehe jetzt." Sagte der Slytherin die Tür öffnend.
„ Draco."
„Was willst du noch?"
Erst schwieg sie, weil es ihr peinlich war, was sie sagen wollte, aber dann nahm sie allen Mut zusammen und schaffte es.
„Ich habe Angst im Dunkeln."
Auch das noch, dachte Draco. „Wie zum Kuckuck bist du dann hier hergekommen?"
„Ich habe mich bis Nachts irgendwo in der Nähe versteckt."
„Und was soll ich jetzt deiner Meinung nach machen?"
Ginny hob hoffend die Augenbrauen, dann lächelte sie.
„Oh nein, auf gar keinen Fall. Ich weiß genau worauf du hinaus willst"
Eine halbe Stunde später waren beide auf dem Weg zum Gryffindor-Turm.
In was bin ich da nur hineingeraten, dachte Draco stur, da begleite ich, ich Draco Malfoy, doch tatsächlich eine Weasley zum Gemeinschaftsraum der ach so mutigen Gryffindors, von wegen mutig. Angst im Dunkeln. Das ist ja wieder mal typisch.
Was ist nur los mit mir? Dachte der Rotschopf, sonst habe ich doch immer dieses schrecklich Angstgefühl im Magen, wenn ich durch die Stille der Nacht wandere, warum fühle ich mich jetzt bloß so sicher. Liegt es an Draco? Warum ist er eigentlich mitgekommen? Er hätte doch nicht auf mich hören brauchen.
„Wir sind da." Unterbrach Draco die Stille.
Ginny sagte nichts. Sie standen vor dem Portrait der fetten Dame, die seelenruhig vor sich hin döste.
„Also wenn du jetzt alleine klarkommst werde ich gehen."
„Danke."
„Lass stecken, Weasley"
Damit verschwand er in das Dunkel des Korridors. Ginny starrte ihn noch hinterher bis er außer Sichtweite war, dann weckte sie die Fette Dame, sprach das Passwort und verschaffte sich Zutritt zum Gemeinschaftsraum. Dort setzte sie sich auf einen Sessel und dachte nach. Etwas traurig war sie schon, dass sie Sue nicht besuchen konnte, trotzdem: Sie hatte verstanden.
Am nächsten Morgen war es in der Großen Halle deutlich lauter als sonst. Ein großes Tuscheln ging um.
„Was ist denn hier los?" fragte Ginny Hermine und nahm neben ihr platz.
„Na die Quidditchteam Neuaufstellungen!" sagte diese empört.
„Neuaufstellungen?"
„Hast du es nicht gelesen? Alle Qidditchteams werden vollkommen neu gebildet. Die Auswahlrunden finden heute statt!"
„Waaaas?"
„Du wirst doch auch mitmachen, nicht wahr Gin?" fragte Colin.
„Äh ja aber aber…"
„Sie hat keine Ahnung um welchen Platz sie sich bewerben soll" sagte Ron, „ich weiß doch was meine kleine Schwester denkt."
„Ach so ist das, " sagte Colin, „Na mal sehen was es da zur Auswahl gibt…"
„Entweder wirst du wieder Sucherin, " begann Hermine.
Doch Ginny schüttelte hastig den Kopf. Erstens hätte sie sowieso keine Chance, da natürlich auch Harry mitmacht und zweitens, wenn sie gegen Harry gewinnen würde, täte es ihr Leid.
„Oder du wirst Jägerin, Hüterin oder Treiberin" beendete Hermine ihren Satz.
Hat es je schon mal eine Treiberin oder eine Hüterin gegeben? Nein, nein, diese Jobs lassen wir lieber den starken Jungs. Dann war es also klar. Sie wurde Jägerin.
„Ich bewerbe mich als Jägerin!" sagte sie.
Das Frühstück schmeckte heute besser als je zuvor. Ihr Blick schweifte durch die Halle und blieb am Eingang stehen. Dort stand ein ziemlich wütend aussehender Draco, der sich in einem Gespräch mit Snape befand. Ginny wollte zu gern wissen über was sie redeten. Was könnte Draco so wütend machen. Aber na klar! Sue! Vielleicht durfte er nicht zu ihr! Als Snape wieder zum Lehrertisch ging, trat der Blonde kräftig gegen die Mauer und stampfte stocksauer heraus. Ginny stand auf.
