Liebe und Angst
Kapitel 7: Das Band ist gebrochen
„Wie geht's Chris?", fragte Phoebe, als sie sah, dass Piper den Dachboden betrat.
„Besser", antwortete Piper unsicher, denn obwohl es ihrem Sohn wirklich besser zu gehen schien, hatte sie das nervende Gefühl, dass noch etwas Schlimmes passieren würde.
„Das klingt nicht gerade überzeugend", sagte Paige, die Pipers Unsicherheit erkannte.
Piper seufzte und entschied sich Paiges Kommentar zu ignorieren. Stattdessen fragte sie: „Habt ihr schon etwas gefunden?"
Phoebe nickte. „Ja, wir können den Spruch benutzen, den wir bei der Quelle genommen haben. Aber wir brauchen auch dieses Vernichtungselixier", erwiderte sie und zeigte ein Fläschchen mit einer dunklen Flüssigkeit her.
„Ihr seid schon mit allem fertig?", fragte Piper überrascht.
Phoebe und Paige nickten gleichzeitig. „Wenn du bereit bist, dann können wir Barbas suchen und ihn endlich vernichten."
„Okay, dann lasst es uns endlich tun", sagte Piper entschlossen und nahm Phoebe das Elixier aus der Hand.
In der Zwischenzeit saß Chris noch immer in dem Bett seiner Eltern und spielte etwas mit Wyatt, während Leo ihnen zusah. Es war schwer vorstellbar, dass dieses kleine Kind zu dem Mann heranwachsen sollte, den Chris in der Zukunft gelernt hatte zu hassen. Am Anfang seiner Mission hatte er in Erwägung gezogen Wyatt zu töten, falls er scheitern sollte, doch mittlerweile war ihm klar geworden, dass er diesem unschuldigen, lieben Baby nichts antun konnte. Er war nicht der böse, kalte Diktator, den Chris kannte und wenn er seinen Job gut machte, dann würde er auch nie so werden.
„Das muss wirklich merkwürdig für dich sein", sagte Leo plötzlich, während er die beiden weiterhin anstarrte.
„Was?", fragte Chris aufgeschreckt.
Leo zeigte auf Wyatt, der gerade versuchte Chris' Haare zu ergreifen. „Ich meine, deinen großen Bruder als Baby zu sehen."
„Nicht merkwürdiger als Mom schwanger mit mir selbst zu sehen", erwiderte Chris und sah seinen Vater dann etwas unsicher an. „Wenn es überhaupt dazu kommt…"
Leo seufzte, als er das hörte. Er und Piper hatten bisher noch nicht darüber gesprochen wie es mit ihnen von nun an weiter gehen soll, aber als er den niedergeschlagenen Ausdruck auf dem Gesicht seines Sohnes sah wusste er, dass er etwas tröstendes sagen musste. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, doch plötzlich änderte sich Chris' Gesichtsausdruck von Niedergeschlagenheit zu Schock und Angst.
„Chris, ist alles okay?", fragte er beunruhigt ob Barbas vielleicht wieder zurückgekommen war.
„Wyatt", keuchte Chris, kletterte schnell aus dem Bett und drückte Leo seinen Bruder in die Arme.
Leo runzelte verwirrt die Stirn und legte Chris eine Hand auf die Schulter, während er mit der anderen Wyatt hielt. „Was ist denn los?"
„Wyatt ist hier", sagte Chris panisch.
Leo sah für einen Moment das Kind in seinem Arm an und blickte dann wieder auf zu Chris. „Natürlich ist er hier. Chris, was…"
„Nein, ich meine Wyatt aus der Zukunft", unterbrach ihn Chris und beamte weg.
„Wyatt ist hier", rief er sofort aus, als er auf dem Dachboden ankam, aber er war zu spät. Die Schwestern hatten sich gerade weggebeamt. „Verdammt", fluchte er kurz bevor Leo mit Baby Wyatt in seinen Armen auftauchte.
„Woher weißt du, dass Wyatt hier ist?", fragte dieser und kam damit sofort auf den Punkt.
„Wir haben ein Band, das uns verbindet. Seit ich hier angekommen bin konnte ich es nicht mehr spüren, weil wir in verschiedenen Zeiten sind, aber jetzt kann ich es wieder fühlen und das kann nur bedeutet, dass er hier ist", erklärte Chris und versuchte seinen Bruder aufzuspüren, damit er erfahren konnte, was dieser gerade tat.
Leo schien nun auch etwas Angst zu bekommen. „Und was will er hier?", fragte er, obwohl er die Antwort schon wusste.
„Ich will den Verräter fangen", kam eine dunkle Stimme von der anderen Seite des Dachbodens.
Leo und Chris drehten sich in die Richtung aus der die Stimme gekommen war und sahen dort einen großen, blonden Mann stehen. Chris erkannte ihn auf der Stelle und Leo wusste auch, dass es Wyatt sein musste, als er den panischen Ausdruck auf dem Gesicht seines jüngeren Sohnes sah. Instinktiv stellte er sich vor Chris, um ihn zu beschützen, aber dieser schob ihn beiseite. „Verschwinde hier", zischte er, während er seinen Bruder nicht aus den Augen ließ.
„Nein, ich werde dich nicht mit ihm allein lassen", widersprach Leo heftig.
Wyatt trat nun auf sie zu und Baby Wyatt aktivierte sofort sein Schild, um sich, seinen Vater und Chris zu schützen. Wyatt zog eine Augenbraue hoch und grinste falsch. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich mal beschützen wollte, kleiner Bruder. Aber da wusste ich ja auch noch nicht, dass du mich verraten würdest."
„Ich hab dich nicht verraten, Wyatt", sagte Chris aufgebracht, während Leo seinen erstgeborenen, erwachsenen Sohn noch immer anstarrte. Er konnte einfach nicht glauben was er sah.
„Du versuchst mich umzubringen. Wenn das nicht Verrat ist, was dann?", fragte Wyatt wütend.
„Ich versuche nicht dich umzubringen", rief Chris frustriert. „Ich versuche dich zu retten!"
Wyatt schnaufte herablassend. „Denkst du also noch immer, dass ich gerettet werden muss? Vergiss das endlich, Chris. Ich muss nämlich nicht gerettet werden."
„Nein? Sieh dich doch mal an! Selbst dein kleineres Ich denkt, dass du böse bist!", bemerkte Chris und hoffte entgegen seinem guten Menschenverstand, dass Wyatt es verstehen würde.
„Tja, aber das wird ihm nicht helfen – oder dir", sagte Wyatt und konzentrierte sich für eine Sekunde, um die Kräfte seines jüngeren Ichs anzuzapfen. Als er es geschafft hatte, zwang er das Baby sein Schild verschwinden zu lassen und beamte es dann in den Laufstall am anderen Ende des Dachbodens.
„Wyatt, lass uns einfach darüber reden, okay?", sprach Leo ihn nun zum ersten Mal direkt an.
„Noch immer der weise Älteste, was?", schnarrte Wyatt sarkastisch.
Leo ignorierte es und versuchte erneut vernünftig mit ihm zu reden. „Hör mir zu. Wieso gehen wir nicht…"
Wyatt rollte kurz mit seinen Augen, denn er hatte genug von dem Versuch seines Vaters eine nette Unterhaltung mit ihm zu führen, also benutzte er seine Telekinese, um ihn ein paar Meter wegzuschleudern.
„Nein!", schrie Chris und wollte zu Leo hinüber rennen, doch er wurde von seinem Bruder in die andere Richtung geworfen.
„Ich gebe dir eine letzte Chance, Chris. Komm mit mir zurück in die Zukunft und schließ dich mir an", schlug Wyatt vor, während er auf seinen Bruder hinuntersah.
Chris schüttelte seinen Kopf. „Niemals!", brüllte er und warf Wyatt mit seinen eigenen Kräften gegen die nächste Wand.
Leo sah voller Horror zu, wie seine Söhne miteinander kämpften, nicht wissend wie er sie stoppen konnte. Das alles war in so vielen Arten falsch. Die beiden waren Brüder; sie sollten einander helfen und sich nicht bekriegen. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass einer den anderen vielleicht töten könnte, wenn sie diesen Kampf fortsetzten, doch es schien nicht, als würde einer von ihnen aufgeben wollen. Seine Söhne hatten eindeutig die Entschlossenheit und Starrköpfigkeit der Halliwells geerbt, doch zum ersten Mal seitdem er Vater war, war er nicht stolz darüber.
Mit einem lauten, wütenden Schrei warf Wyatt jetzt einen Energieball in die Richtung seines Bruders. Chris hatte sich noch immer von dem letzten Angriff erholt und war deshalb unvorbereitet, als ihn der Energieball mitten in die Brust traf. Die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn nach hinten gegen die Wand, die er dann hinunterrutschte bis zum Boden, wo er bewegungslos liegen blieb.
„Neiiiiiin!", schrie Leo auf und rannte so schnell er konnte zu seinem jüngeren Sohn.
Wyatt warf ihn jedoch sofort wieder von ihm weg und ging dann zu seinem Bruder hinüber. Er kniete sich hin und drehte Chris auf den Rücken, damit er sehen konnte welchen Schaden sein Angriff angerichtet hatte. Als er das tat, konnte er sehen, dass es schlimm war. Chris' T-Shirt war schon blutgetränkt und Wyatt wusste er hatte nicht mehr viel Zeit. Wenn er seinen Bruder retten wollte, musste er es jetzt tun. Er zögerte eine Sekunde, hielt dann aber seine Hände über Chris' Brust und heilte ihn – nicht ganz, aber genug, sodass er das Bewusstsein wiedererlangen würde.
Leo war nicht sicher was er von der Situation halten sollte. Wieso heilte Wyatt Chris, wenn er gerade erst versucht hatte ihn umzubringen? Vielleicht gab es ja wirklich eine Chance ihn zu retten, vielleicht waren Dinge wie diese der Grund weshalb Chris dachte, dass er gerettet werden konnte. Er sah etwas erleichtert dabei zu, wie sein jüngerer Sohn wieder die Augen öffnete.
Chris' erster Gedanke, als er erwachte und seinen Bruder sah war von ihm wegzukommen. Also beamte er sich zur anderen Seite des Dachboden, nahe des Laufstalls, wo Baby Wyatt noch immer drinnen saß und nun weinte. „Du weißt, dass ich mich dir nie anschließen werde, also wieso tötest du mich nicht einfach?", fragte Chris, nach eine logischen Erklärung suchend, wieso sein Bruder ihn nicht hatte sterben lassen.
„Du wirst dich mir anschließen", erwiderte Wyatt überzeugt. „Und wenn ich dich dafür stundenlang foltern muss, bis dein Wille bricht, dann soll es so sein", endete er mit einem bösen Grinsen.
„Lass ihn in Ruhe!", schrie Leo in Panik und Schock.
Wyatt drehte sich daraufhin zu ihm um und bemerkte somit nicht Luther, der sich neben dem Laufstall materialisierte. Luther verschwendete keine Zeit und nahm eine Athame zur Hand, bereit Baby Wyatt zu töten. Chris sah ihn gerade noch rechtzeitig. Sein Instinkt meldete sich, als er sich schnell zwischen Luther und seinem Bruder beamte und die Athame sich damit direkt in sein Herz bohrte. Luther schien einen Moment überrascht zu sein, erholte sich dann aber schnell und zog die Athame aus Chris' Körper, um sein eigentliches Opfer anzugreifen.
Wyatt hörte den Schmerzensschrei seines Bruders und drehte sich sofort wieder um, um zu sehen was passierte. Als er sah wie Chris leblos zu Boden fiel, warf er einen mächtigen Flammenball gegen Luther, der den Dämon förmlich zerriss. Er zögerte dieses Mal nicht im Geringsten, um zu seinem Bruder zu laufen und zu versuchen ihn zu heilen, doch er wusste ohnehin schon, dass es zu spät war. Das Band, das ihn mit Chris verband war gebrochen und wenn sie in derselben Zeit waren konnte das nur bedeuten, dass er tot war.
Fortsetzung folgt… (Tut mir echt sehr, sehr, sehr Leid, dass ich nicht schon früher ein neues Kapitel on gestellt hab, aber ich fand irgendwie keine Zeit zum Schreiben. Aber jetzt werde ich mich dafür beeilen, die Geschichte zu Ende zu bringen – vor allem, da dieses Kapitel so ein schlimmes Ende hat. Ich hoffe, ich bekomm keine Morddrohungen kopfeinzieh)
