Warnungen und Disclaimer: siehe vorheriges Kapitel
Duo sprintete die Treppe im Revier hoch. Er war ein wenig zu spät dran. Die Untersuchungen an der Plaza D'Italia hatten noch länger gedauert als gedacht und selbst als er endlich Feierabend gehabt hatte, hatte er nicht gleich einschlafen können. Die ganze Zeit war ihm Heeros Bild vor seinem inneren Auge erschienen, leider unterlegt mit den warnenden Worten seiner Kollegen was dem ganzen ein wenig die Freude genommen hatte.
Duo schaute auf die Uhr die über der Tür zum Großraumbüro hing. Es war kurz vor neun; da er mit Trowa verabredet hatte das dieser Angelface gegen neun ins Büro bringen sollte war er zum Glück doch nicht zu spät dran.
Er wollte gerade das Großraumbüro betreten als ihm auf dem Flur Sergeant Otto – der gerade das Befragungszimmer 1 verließ – entgegen kam. Duo stoppte mitten in seiner Bewegung und grinste fröhlich. „Hallo Otto," begrüßte er seinen Kollegen.
Der uniformierte Polizist grüßte zurück. „Guten Morgen Lieutenant Maxwell," dann fischte er aus der gefalteten Zeitung, die er unter seinem Arm geklemmt hatte, einen Umschlag und reichte ihn Duo. „Ihr Anteil am Witwen- und Waisenfond," sagte er und zwinkerte dabei.
Duo schnappte sich den Umschlag und steckte ihn ohne reinzusehen in seine Sakkotasche. „Ich geh mal davon aus das alles seine Ordnung hat, Otto," scherzte Duo.
„Aber natürlich Lieutenant. Alles läuft wie am Schnürchen, wie immer. Es sind diesmal sogar 20 Doller mehr, es haben ein paar neue Clubs in der Bourbonstreet aufgemacht."
Das hörte sich verdammt gut in Duos Ohren an, er konnte die Kohle wirklich gebrauchen. „Cool," antwortete er, grinste noch einmal zum Abschied und ging dann endlich in das Großraumbüro.
Hier herrschte wie immer rege Betriebsamkeit. Etliche Polizisten saßen an ihren Schreibtischen und schrieben an ihren Berichten, außerdem gab es ein ständiges Kommen und Gehen. Duo liebte die Atmosphäre in ihrem Büro, hier war immer alles so voller Leben. Noch bevor er eine allgemeine Begrüßung in den Raum werfen konnte, sah er durch die Glasscheiben, die den großen Raum von seinem und Trowas Büro abtrennten, das dort jemand saß. Heero! Duo musste unwillkürlich lächeln und sein Finger fuhr wieder an seiner Kehle auf und ab. Das war doch mal eine nette Überraschung am frühen Morgen.
In dem Moment donnerte Howards ärgerliche Stimme durch den Raum und ließ dabei etliche Kaffeetassen erzittern. „Was ist das denn? Ist das wieder eine dieser Nummern die ihr abzieht? Seid ihr jetzt vollkommen durchgedreht?"
Duo riss seine Augen von Heeros Anblick und sah nach hinten rechts. Dort stürmte gerade Howard in den Raum, der Kopf vor Ärger rot angelaufen. Hinter ihm gingen die Detektives Jarred und Grimpsholm – aus unerfindlichen Gründen von allen nur J und G genannt – gesenkten Hauptes hinter ihm her.
„J hatte die Idee..." versuchte G sich vor seinem wütenden Vorgesetzten zu verteidigen.
Doch das wurde von Howard nicht wirklich gut aufgenommen. Er drehte sich um und stemmte beide Arme in die Hüften. „Was? Ist J jetzt das Gehirn von euch beiden? Da kann doch nur Müll bei raus kommen!"
„Warum erschießt du die beiden nicht einfach? Das würde uns eine Menge Ärger ersparen?" fragte Duo mit einem breiten Grinsen.
Howard machte eine schnelle Bewegung zu einem imaginären Pistolenhalter an seiner Hüfte und tat als würde er eine Waffe ziehen und auf die beiden Polizisten richten. „Ja," dröhnte er und wandte sich dann zu Duo um. „Aber die beiden sind immer so komisch beim Mardi Gras."
Die zwei Polizisten waren bei der plötzlichen Bewegung schnell hinter eine der Säulen gehechtet. Als sie bemerkten das Howard nicht mehr an ihnen interessiert war, flüchteten sie schnell aus dem Raum.
„Was war denn überhaupt los?" fragte Duo.
Howard rollte mit den Augen. „Die beiden Schwachköpfe haben ein Boot beschlagnahmt."
Duo zuckte mit den Schultern. „Das ist doch prinzipiell nichts schlimmes." Es kam zwar nicht täglich vor, aber in einer Stadt die wie ihre so viele Seen und Kanäle hatte mussten sie auch des öfteren auf Booten ermitteln.
„Das nicht, aber sie haben einen ganzen Tag dafür gebraucht. Einen ganzen Tag! Ich bin hier von Idioten umgeben!"
Duo klapste Howard freundschaftlich auf die Schulter. „Nicht aufregen. Das sind die Clowns nicht wert."
Howard seufzte einmal tief und warf einen bedeutungsvollen Blick zu Duos Büro. „Da hast du wohl Recht. Wir haben schon genug Ärger am Hals."
„Wieso, das ist doch kein Ärger. Außerdem hätte ich diesen speziellen Staatsanwalt eigentlich ganz gern am Hals."
Howard rollte genervt mit seinen Augen. Dann grummelte er einmal und sagte sehr ernst. „Duo mir passt es nicht den Chef der Ermittlungstruppe gegen Korruption bei der Polizei in meinem Revier zu haben."
Duo grub sein bestechendstes Lächeln aus. „Korruption? Bei uns soll es Korruption geben, wie kommt er denn auf diese absurde Idee?" Unwillkürlich fasste er mit seiner Hand zur Sakkotasche und hörte das Briefpapier knistern.
Howard rollte schon wieder mit seinen Augen. „Duo, du wirst dich diesmal verdammt noch mal zurückhalten. Sei nett und freundlich und gib dem Staatsanwalt alles was er will und sorg dafür das der so schnell wie möglich und auf Nimmerwiedersehen von hier verschwindet."
„Alles was er will," murmelte Duo und wackelte mit den Augenbrauen. Dafür erntete von seinem väterlichen Freund einen Ellbogen in den Magen. Unglaublich wie er hier von seinen Kollegen misshandelt wurde. „Was denn?" fragte er aufgebracht.
Howard schüttelte nur seinen Kopf und drehte sich weg. „Mach einfach was ich dir sage, Duo."
Endlich konnte Duo sich wieder auf den jungen Staatsanwalt konzentrieren. Dieser hatte die ganze Zeit mit dem Rücken zum Großraumbüro gesessen, hatte also nichts von dem ganzen Tumult mitbekommen. Und obwohl Duo ihn nur von hinten sehen konnte, erkannte er ihn doch sofort an den wunderbar unordentlichen Haaren.
‚Hübscher Hals,' dachte Duo – und meinte es diesmal sogar auch – während er in den Anblick vertieft auf sein Büro zuging. ‚Und tolle Schultern.' Ja, es würde ihm überhaupt nichts ausmachen dem Staatsanwalt alles zu geben was dieser wollte.
Als er die Tür zu seinem Büro endlich erreicht hatte, riss er diese auf und stürmte fast hinein. „Hallo Heero!" begrüßte er den Staatsanwalt.
Der junge Mann saß auf einem der Besucherstühle und hatte ein Heft auf dem Schoß in der er scheinbar während seiner Wartezeit Notizen eingetragen hatte. Bei Duos plötzlichem Erscheinen schreckte er kurz hoch und sein Stift fiel zu Boden. Sie beide beugten sich fast gleichzeitig danach und ihre Köpfen stießen kurz aneinander. Duo musste dabei auflachen.
Heero schnappte sich den Stift und setzte sich sofort wieder in seine Ursprungsposition zurück. Dann blickte er Duo kalt an. „Guten Morgen Lieutenant Maxwell," antwortete er.
Duo runzelte etwas die Stirn, wieso konnten diese Staatsanwaltsfritzen nicht mal etwas lockerer sein? Heero schien genauso förmlich wie dieser Gerechtigkeitsfanatiker Wufei zu sein. Das machte sich auch in seinem Anzug bemerkbar, ein langweiligeres Grau war wahrscheinlich in der gesamten Stadt nicht zu finden gewesen. „Ich heiße Duo," versuchte er das Eis etwas zu brechen.
Doch sein Gegenüber ging überhaupt nicht darauf ein. Heero warf einen kurzen Blick auf seine Notizen und sagte dann. „Lieutenant, ich sehe nicht das Sie Fortschritte im Mordfall Angelo machen."
Oh mann, was denen von der Staatsanwaltschaft wohl als nächstes einfiel. Konnte er zaubern, oder was? „Wieso die Eile, Freddy ist doch noch nicht mal kalt!" konterte er.
Diese flapsige Antwort schien Mr. Staatsanwalt gar nicht zu gefallen, denn Heero verzog sein Gesicht. „Immerhin ist er doch wohl tot," entgegnete er.
„Das letzte Mal als ich ihn gesehen hab war er es zumindest."
„Ist das alles? Haben Sie nicht die geringsten Anhaltspunkte?"
Duo zog tief Luft ein. Dieser Heero sah vielleicht verdammt gut aus, aber von Polizeiarbeit schien er keine Ahnung zu haben. Da passte er sicher sehr gut zu Wufei. Aber vielleicht würde es ja helfen wenn er die Sachlage geduldig erklären würde. „Heero, weder der Bericht der Forensik, noch der von der Spurensuche ist bisher fertiggestellt. Außer den mageren Beweisen die wir gestern Nacht schon durchgesprochen haben, habe ich nichts an dem ich ansetzen kann. Freddy muss halt einfach warten bis er an der Reihe ist."
Heero sah ihn mit seinen kobaltblauen Augen funkelnd an. „Lieutenant, ich denke doch, Sie sollten diesen Fall mit Vorrang behandeln."
Huch, das waren ja ganz neue Töne. Warum war die Staatsanwaltschaft so hinter diesem speziellen Mord her? Sie hatten schließlich genügend andere. War dies vielleicht doch alles nur ein vorgeschobener Grund um – wie es Howard vermutete – in ihrem ‚Witwen und Waisenfond' zu schnüffeln? Duo hoffte es nicht, denn irgendwie mochte er Heero auch wenn dieser so ein schrecklich überkorrekter Staatsanwalt war.
„Wieso? Gibt es etwas besonderes am Fall Angelo?" hakte er deshalb nach.
Heero wandte seinen Blick ab. „Kein Kommentar, Lieutenant," sagte er schlicht.
Duo runzelte die Stirn. Das war wirklich seltsam. Er versuchte noch einmal an den gesunden Menschenverstand des Staatsanwalts zu appellieren. „Heero, ich weiß wirklich nicht warum ich diesem Fall irgendeine Art von Priorität geben sollte."
Der junge Staatsanwalt sah wieder von seinen Notizen auf. Seine linke Augenbraue war voller Erstaunen nach oben gezogen. „Ach ja?" fragte er zurück.
„Ja. Ich habe schon Dutzende von diesen Auftragsmorden der Mafia gesehen. Und wir finden vielleicht heraus warum jemand getötet wurde, und manchmal sogar wer es getan hat, aber für eine Anklage langt es nie. Wieso also Zeit und Geld darauf verwenden, herauszufinden warum eine Krähe der anderen die Augen aushackt?"
Heero machte seinen Mund auf, wollte scheinbar etwas entgegnen. Aber genau in diesem Moment brach draußen im Großraumbüro ein neuer Tumult aus. Trowa und drei Uniformierte betraten den Raum, wobei Trowa nur Augen für den kleineren Mann in ihrer Mitte zu haben schien. Angelface.
‚Ja, das ist wirklich der absolut passende Name für Quatre Raberba Winner,' dachte Duo. Denn genau wie ein Engel sah der junge blonde Mann auch aus. Aber dieses Aussehen war trügerisch, wie es schon viele Feinde der Manguanacs hatten lernen müssen. ‚Eisenfaust' wäre als Name um einiges angemessener gewesen. Angelface hatte die Leitung der Familie mit sehr jungen Jahren von seinem toten Vater übernommen, aber anstatt durch seine Unerfahrenheit den Manguanacs zu schaden, hatte er die Familie zu größerem Profit gebracht als jemals zuvor. Nicht nur die hochrangigen Mitglieder der Familie, nein besonders auch alle Konkurrenten bewunderten – und fürchteten – den jungen Mann.
Und am meisten schien sein Freund und Kollege Trowa von Angelface angetan zu sein. Duo konnte sich nicht erinnern wann genau diese Obsession begonnen hatte, aber Trowa riss sich beinah darum, jeden nur möglichen dienstlichen Grund zu ergreifen, um in die Nähe von Angelface zu kommen. Er machte sich damit fast lächerlich, aber Duo bemühte sich seinen Freund nicht öfter damit aufzuziehen als unbedingt notwendig, und er glaubte nicht das ihre Kollegen wussten wieso Trowa wirklich so sehr hinter dem Chef der Manguanacs her war.
Eigentlich tat es Duo sogar leid das Trowa sich ausgerechnet zu diesem speziellen Mann hingezogen fühlte. Ein Polizist und ein Mafiosi, da würde sowieso nichts daraus werden. Andererseits schien Trowa ja schon zufrieden damit, dem blonden Mann wenigstens so nahe wie möglich zu kommen.
„Ah, hier kommt unser Ehrengast," murmelte Duo. Draußen war zu sehen das die Uniformierten zurückfielen während Angelface und Trowa weiter auf ihr Büro zugingen. Nein Winner ging nicht nur, er bewegte sich so ungezwungen durch den Raum als würde ihm dieser gehören. Was auch nicht wirklich auszuschließen war.
Trowa sprintete vor und öffnete die Glastür zum Büro. „Bitte Mr. Winner kommen Sie herein," sagte er zu dem blonden Mann. Dann drehte er sich zu Duo um und sagte entschuldigend, „Mr. Winner war nicht in seinem Büro, da haben wir umsonst auf ihn gewartet. Wir mussten ihn erst von seinem Swimming Pool abholen." Das Glänzen in Trowas Augen sagten Duo das dieser den Anblick eines schwimmenden Angelface ziemlich genossen hatte.
Duo nickte Angelface begrüßend zu. „Guten Morgen Mr. Winner. Vielen Dank das Sie es einrichten konnten hierher zu kommen." Dann deutete er auf Heero. „Das ist Mr. Yuy von der Staatsanwaltschaft."
Angelface, der obwohl er gerade aus dem Swimming Pool geholt worden war, aussah als wäre er soeben einer Zeitschrift für Männermode entsprungen, nickte ihnen allen freundlich lächelnd zu, dann setzte er sich auf den einzigen noch freien Stuhl auf der Seite des Schreibtisches und blickte Duo direkt ins Gesicht, wobei seine babyblauen Augen beinah belustigt funkelten. „Lieutenant Maxwell, ich weiß nicht was das ganze soll," sagte er mit sanfter Stimme und seufzte fast theatralisch. „Meine Männer haben inzwischen meinen Anwalt von dieser Unannehmlichkeit informiert und dieser wird mich in spätestens fünf Minuten hier herausholen. Und bis dahin, fürchte ich, werde ich Ihnen rein gar nichts sagen können."
Duo tat sein bestes betroffen zu wirken. Das hier war ein einziges großes Spiel. „Aber Mr. Winner, Sie sind doch nicht verhaftet worden!" sagte er voller Entrüstung in der Stimme. „Hat Lieutenant Barton etwa diesen Eindruck erweckt? Trowa, entschuldige dich bei unserem Gast."
Auch Trowa wusste seinen Part genau zu spielen. Er sah beschämt zu Boden und presste zwischen den Zähnen hervor. „Tut mir sehr leid, wenn ich diesen falschen Eindruck erweckt haben sollte, Mr. Winner. Das war nicht meine Absicht."
„Natürlich sind Sie frei, jederzeit wieder zu gehen, Mr. Winner," fügte Duo noch hinzu. Aus den Augenwinkeln konnte er dabei sehen das Heero völlig perplex dasaß und so wirkte als würden ihm gleich die Augen aus dem Kopf fallen. Und irgendwie schien dies ein sehr ungewöhnlicher Ausdruck für den jungen Staatsanwalt zu sein.
Angelface blickte unschuldig von einem zum anderen, seufzte dann mit leicht leidendem Unterton und stand auf. „Da ich weiß wie schrecklich der Tee auf diesem Revier schmeckt, werde ich dieses ungastliche Büro wohl verlassen," dann drehte er sich zur Tür um.
Er hatte diese schon erreicht, als Duo hinterher schoss. „Wir wollten Ihnen eigentlich auch nur unser Beileid wegen Freddy Angelo aussprechen. Wo er doch gestern tot im Brunnen vor ihrem Stadthaus gefunden wurde," sagte er genüsslich und freute sich zu sehen wie Angelface für eine Sekunde zögerte.
Dann drehte sich der blonde Mann wieder zu ihm um und sah ihn wieder mit diesem großen, unschuldigen Blick an. „Ja, armer Freddy. Was für eine schreckliche Verschwendung. Das heutzutage auch niemand mehr Respekt vor öffentlichen Anlagen hat. Da sollte die Polizei wirklich mal dagegen vorgehen."
Damit schien die Unterhaltung für Angelface wirklich beendet zu sein, denn er öffnete die Tür. Aber diesen Moment nutzte Heero aus. Er warf einen kurzen Blick auf seine Notizen, sprang ebenfalls auf und sagte dann, „Mr. Winner, ist es nicht so das Mr. Angelo seit über zwanzig Jahren bei Ihrer Familie angestellt war? Und ist es nicht so das er zum Zeitpunkt seines Todes immer noch für Sie gearbeitet hat? Können Sie sich nicht vorstellen das sein Tod in direktem Zusammenhang mit Ihren Geschäften steht?"
Angelface sah in diesem Moment zum ersten Mal wirklich überrascht aus. Er kannte das Verwirrungsspiel der Polizei wahrscheinlich genauso gut wie Duo und Trowa, aber diese sehr direkten Fragen von Heero waren etwas neues. Duo fand es fast amüsant mit anzusehen wie der blonde Mann – der ja einen halben Kopf kleiner war als Heero – es trotzdem schaffte den jungen Staatsanwalt von oben herab anzusehen. Er hob seine perfekte linke Augenbraue. „Yuy, nicht wahr?. Sie scheinen neu zu sein. Sie sollten sich von den Lieutenants erklären lassen mit wem Sie es hier zu tun haben, damit Sie es nicht am nötigen Respekt mangeln lassen."
Duo hatte das Gefühl das Heero kurz vor einer Explosion stand. Doch bevor dies geschah wurde plötzlich die Tür von außen aufgerissen und ein großer, rothaariger Mann stürmte herein. Während der Unterhaltung hatte Duo nicht darauf geachtet was im Großraumbüro passierte.
Treize Khushrenada - Anwalt und Führungsmitglied der Manguanacs - stellte sich sofort neben Angelface. Es entging Duo nicht das er eine Hand besitzergreifend auf dessen Hüfte legte. Und seinem Partner schien das auch nicht entgangen zu sein, denn Trowas Augen funkelten mordlustig und er war definitiv grün um die Nase.
„Quatre. Was auch immer dir diese Kretins vorwerfen, ich habe dich in fünf Minuten hier raus." Dann, nach einem bitterbösen Blick in Duos Richtung. „Es ist unfassbar das die Polizei sich erlaubt dich hierher zu schleifen, ohne Beistand eines Anwalts. Ich werde eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen," echauffierte sich der große Mann.
Doch Angelface schüttelte nur unmerklich seinen Kopf. Er legte seine Hand beruhigend auf den Unterarm seines Anwalts. „Es ist nichts passiert, Treize. Sie wollten mir nur ihr Beileid wegen Freddy aussprechen. Und jetzt werden wir gehen. Gentlemen," er nickte einmal in die Runde. Dann blickte er mit einem echten, warmen Lächeln zu Trowa. „Lieutenant Barton," und mit diesen Worten ging er aus dem Büro und zog seinen Geschäftspartner mit sich.
Duo konnte sehen das Trowas Augen ebenfalls strahlten und seufzte innerlich. Aber noch bevor er seinen Partner damit aufziehen konnte eilte dieser ebenfalls aus dem Büro. Irritiert setzte sich Duo auf seinen Schreibtischstuhl.
Diesen Moment nutzte Heero um sich wütend zu ihm umzudrehen und sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch abzustützen. „Warum waren Sie so unterwürfig?" fuhr er Duo mit schneidender Stimme an.
Duo blickte verwirrt auf den jungen Staatsanwalt. „Was meinen Sie mit unterwürfig?" verlangte er zu wissen.
„Das heißt, Sie hatten gerade ein hochrangiges Mitglied der Mafia in ihrem Büro und Sie sind ihm in den Arsch gekrochen!" schnaubte Heero.
„Also das wäre wohl eher Trowas Wunsch," murmelte Duo bevor er es sich verkneifen konnte. Er konnte sehen das Heero es gehört hatte und scheinbar kurz vor einem Ausbruch stand. Die Staatsanwaltschaft hielt wohl nichts davon das Polizisten Mafiabosse ‚mochten'.
Um Heero von diesem gefährlichen Thema abzulenken quasselte Duo einfach drauf los. „Du stammst nicht von hier, oder? Niemand spricht hier von der Mafia. Hier im Süden reden wir von den ‚Wise Guys.' Du wirst dir eine Menge Unannehmlichkeiten ersparen wenn du dir das merkst."
Das schien Heero irgendwie den Wind aus den Segeln zu nehmen. Er trat einen Schritt vom Schreibtisch zurück und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Nachdem er sich etwas in sein Notizbuch geschrieben hatte sagte er. „OK, ich werde daran denken."
Duo grinste breit. „Sehr gut. Sag mal, isst du gerne scharf? Ich kann dich heute Abend in ein Restaurant mit den besten Spezialitäten der Stadt führen."
Heero wirkte wieder geschockt. Er hob abwehrend die Hände. „Äh... nun mal langsam," wich er aus. „Zunächst einmal sollten Sie mir erklären wozu diese zwei Minuten Arschkriecherei gut waren."
Das Grinsen auf Duos Gesicht wurde noch breiter, während er sich gemütlich in seinem Stuhl zurück lehnte und seine Füße auf den Tisch legte. „Nach unserem kleinen Gespräch gerade eben kann ich dir ungefähr sagen wieso Freddy über die Klinge springen musste."
Heero hob wieder erstaunt seine Augenbraue hoch – Duo fand diesen Gesichtsausdruck einfach zum anbeißen. „Und seinen Mörder kennen Sie auch?" fragte Heero, seine Stimme triefte vor Unglauben.
Duo ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Er fuhr sich genüsslich mit dem Finger die Kehle entlang. „Nein, das nicht, aber ich schließe jede Wette ab, dass wir seinen Mörder in ein paar Tagen im Punchotrain-See finden werden."
Heero notierte sich wieder etwas. „Und was werden Sie dann tun, Lieutenant?" fragte er.
Duo hob seine Beine vom Tisch und brachte seinen Stuhl wieder in eine aufrechte Position. „Nichts. Wie ich vorhin schon sagte, wir haben nie genug Beweise als das es für eine Anklage reichen würde."
„Das ist sehr bedauerlich," erwiderte Heero.
„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Eigentlich sollte ich den Fall sofort zu den Akten legen um den Steuerzahler nicht noch mehr Geld zu kosten, aber da ist noch eine Sache, ein kleines Detail das mich davon abhält."
Und wieder fuhr Heeros Augenbraue nach oben. Er sah Duo vollkommen verblüfft und erwartungsfroh an. „Und was genau ist das?"
Duo war aufgesprungen und ging zu dem Staatsanwalt, ergriff dessen Hand und zog ihn nach oben. Mit seinem verführerischsten Lächeln sagte er. „DAS werde ich dir heute Abend beim Essen verraten."
