Warnungen und Disclaimer: siehe vorheriges Kapitel
A/N wie immer geht der Beta Dank an zanna. Und vielen Dank an alle die mir doch noch einen Kommie geschickt haben, sei es nun hier oder per mail. Hat mich tierisch gefreut. Jetzt bleibt mir nur noch euch viel Spaß beim Kapitel zu wünschen
Heero schaute zum wiederholten Male auf die Uhr in seinem Büro. Es war inzwischen weit nach Dienstschluss, wieso saß er nur immer noch hier? Und wieso hatte Maxwell den versprochenen Bericht nicht von einem Boten bringen lassen? Heero seufzte tief, warum war der Lieutenant nur so unzuverlässig?
Draußen donnerte es vehement. Bei der Schwüle, die in den letzten Tagen die Stadt beherrscht hatte, hieß Heero das aufkommende Gewitter mehr als willkommen. Hoffentlich würde das Wetter danach erträglicher werden. Ein weiterer Blick zur Wand, inzwischen war es beinahe 20 Uhr. Seufzend schaltete Heero seinen Computer aus, es war Zeit nach Hause zu gehen.
Er packte sich noch ein paar Akten in seine Tasche und zog sich dann seinen Trenchcoat über. Hoffentlich würde er seine Wohnung erreichen bevor der Regen beginnen würde. Er blickte sich noch einmal in seinem ordentlichen Büro um und ging dann hinaus.
Als er die Justizbehörde verließ, blieb er für eine Sekunde stehen und warf einen kritischen Blick in den Himmel. Er hatte einen Fußmarsch von einer halben Stunde vor sich und der Himmel sah sehr bedeckt aus, außerdem nieselte es schon leicht. Er schlug sich den Kragen des Mantels hoch.
Gerade als er losgehen wollte sah er aus den Augenwinkeln wie ein Auto, das auf dem Seitenstreifen direkt vor dem Eingang zur Behörde parkte, losfahren wollte, aber plötzlich von einem anderen Auto, das mit großer Geschwindigkeit schräg davor fuhr daran gehindert wurde. Der Fahrer des Autos das wegfahren wollte, hupte aufgeregt, was aber den anderen Fahrer nicht weiter zu interessieren schien, denn der Motor des schräg stehenden Autos wurde einfach ausgeschaltet.
Fast ungewollt wandte Heero seine Aufmerksamkeit dem Geschehen zu und musste tief seufzen als er das verkehrswidrige Auto – und seinen Fahrer – trotz des hochgeklappten Daches erkannte. Lieutenant Maxwell schien wirklich nicht viel von der Straßenverkehrsordnung zu halten.
Der Polizist störte sich nicht im geringsten an das aufgeregte Gehupe. Er hatte das Fenster in der Beifahrertür herunter fahren lassen, beugte sich leicht zur Seite und rief mit einem 1000 Watt Grinsen im Gesicht. „Hey Heero!"
Heero seufzte erneut. Er hatte dem anderen Mann doch heute Morgen am Telefon deutlich gemacht das sie sich nicht mehr privat würden sehen können. Abwehrend hob er seine Aktentasche an und hielt sie dicht an seine Brust geklammert. „Was machen Sie denn hier?" fragte er völlig perplex.
Der Polizist öffnete die Fahrertür und stieg aus. Dabei hatte er einen flachen Karton in der Hand. „Ich hab ne Pizza dabei. Belegt mit allem! Und mit doppelt Käse überbacken," rief er enthusiastisch.
Inzwischen hatte auch der andere Fahrer seine Tür geöffnet und schaute mit bitterbösem Gesichtsausdruck heraus. Der Mann war schon ganz rot im Gesicht und wirkte als würde er gleich platzen vor Wut. „Fahren Sie mit ihrer Scheißkarre weiter, verstanden!"
Aber Maxwell schien sich davon so gar nicht beeindrucken zu lassen. Mit schnellen Schritten umrundete er sein Auto und blieb direkt vor Heero stehen. Hielt ihm dabei den Pizzakarton in einer Hand wie ein Präsent vor die Nase.
Heero schüttelte den Kopf. „So leicht geht das nicht mit mir, Lieutenant," wehrte er ab. Er hatte sich heute Morgen fest vorgenommen sich von dem Langhaarigen niemals wieder überrumpeln zu lassen. Dazu hatte er gestern beim Eisessen für einige Augenblicke viel zu viel Spaß gehabt, das war gefährlich, das konnte er nicht zulassen. Er runzelte seine Stirn und beschwerte sich. „Im übrigen, wo ist mein Bericht, Lieutenant?" fragte er mit dem kältesten Ton den er aufbringen konnte.
Maxwell schien dagegen leider immun zu sein. Er grinste nur schelmisch und tippte mit seiner freien Hand auf die Pizzaschachtel. „Na hier," verkündete er.
Die Furche auf Heeros Stirn wurde größer. „Wo?" hakte er ungläubig nach.
Maxwell hob den Deckel des Kartons hoch. Heero konnte eine Pizza sehen, die wirklich mit allem belegt zu sein schien, der typische Geruch trat ihm in die Nase und erinnerte seinen Magen augenblicklich daran das sein Abendessen schon lange überfällig war.
„Der Bericht ist unter der Pizza," erklärte Maxwell in diesem Moment. „Erst essen wir die Pizza gemeinsam und dann bekommst du deinen Bericht zum lesen."
Heero starrte für einige Momente auf die Szenerie. Dann schüttelte er leicht den Kopf. Maxwell konnte das doch wohl nicht ernst meinen? Nein, er würde heute nicht nachgeben.
Der andere Fahrer hatte in der Zwischenzeit wohl begriffen das sich sein Gegner durch Gehupe nicht aus der Ruhe bringen ließ und rief deshalb völlig verzweifelt. „Mister, tun Sie mir einen Gefallen und steigen Sie gefälligst ein."
Maxwells Grinsen wurde noch breiter. „Genau Heero, hör auf den Mann."
Heero wollte nicht. Aber er merkte wie er – schon wieder – vollkommen gegen seinen Willen von dem Polizisten eingewickelt wurde. Er seufzte noch einmal kurz, wahrscheinlich wäre es wirklich am einfachsten jetzt mitzuspielen. Es donnerte noch lauter. Außerdem hätte er nichts dagegen dem Regen zu entkommen.
„OK, ok, dann essen wir halt erst die Pizza," gab er nach und ging zur Beifahrertür.
Er konnte sehen das Maxwells Augen plötzlich zu strahlen anfingen. „Super," dann reichte der Polizist ihm den Karton. „Hier, halt das während ich fahre."
Maxwell begab sich danach wieder auf die Fahrerseite des Autos und stieg ein. Gerade als er den Motor anließ, sagte Heero. „Lieutenant wir sollten aber wirklich Berufliches und Privates auseinander halten. Ich komme nur mit, weil ich den Bericht haben möchte."
Maxwell drehte sich kurz zu ihm um. „Ich hab dir gestern schon gesagt, Beruf und Vergnügen vermischt, da ist nichts daran auszusetzen. Und ich heiße Duo!"
„Lieutenant..."
„Duo. Man kann nicht zusammen eine Pizza essen und sich Siezen. Das ist gegen das Gesetz. Und du brichst doch keine Gesetze, oder?"
Heero grummelte leise und verfluchte sich im stillen das er sich schon wieder hatte um den Finger wickeln lassen.
Heero saß an seinem Schreibtisch. Vor ihm lag eine geöffnete Pizzaschachtel und daneben standen zwei Teller mit Pizzaresten. Sie war wirklich lecker gewesen, das musste er Maxwell... Duo lassen. Und unter der Pizza hatte er tatsächlich den gewünschten Bericht gefunden. In einem Plastikordner geschützt.
Sofort nach dem Essen hatte sich Heero den Bericht geschnappt und las ihn jetzt begierig, während er mit einem Bleistift in seiner Hand spielte und diesen immer wieder gegen seinen Mund tippte.
Maxw... Duo hatte zwar angefangen zu lamentieren, das sie lieber ins Tipitana zum tanzen gehen sollten, anstatt hier zu arbeiten, aber diesmal hatte sich Heero durchgesetzt.
Schmollend hatte sich Max... Duo daraufhin auf die Wohnzimmercouch gelenzt – ohne sich vorher die Schuhe ausgezogen zu haben – und hatte gelangweilt damit begonnen mit seinem Zopfende zu spielen.
Heero verfluchte die Ablenkung die dieses Bild in ihm auslöste und versuchte sich so gut es ging auf den Bericht zu konzentrieren. Er las alle Details des Berichts sehr sorgsam. Als er das Ende erreicht hatte, nickte er zufrieden und legte die Papiere auf den Schreibtisch. „Das ist ein ziemlich guter Bericht," gab er zu.
Sofort erschien auf Duos Gesicht ein breites Grinsen. Er ließ seine Haare los und richtete sich auf. „Großartig," rief er enthusiastisch. Dann warf er einen kurzen Blick in Richtung Uhr und verkündete mit einem Händeklatschen. „Dann können wir ja doch noch ins Tipitana fahren. Wir würden sogar rechtzeitig zum Konzert kommen."
Heero schüttelte vehement den Kopf. „Nein. Ich habe noch ein paar Fragen was den Bericht angeht. Hier steht das Freddy Angelo von oben nach unten erschossen wurde, und das dabei eine MAK 10 verwendet wurde. Waren das Rauschgiftschmuggler?"
Duo seufzte enttäuscht und ließ sich wieder ins Sofa zurück fallen. „Wahrscheinlich," antwortete er. Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu. „Aber eine Menge der jüngeren Wise Guys der anderen Familien benutzen diese Waffe auch. Scheint gerade groß in Mode zu sein.
Heero nickte kurz, das deckte sich mit den Informationen die er bisher über die verschiednen Wise Guys bekommen hatte. Er warf noch einen kurzen Blick auf Seite 3 des Berichts. „Ihr habt Freddy Angelos Wagen weit draußen in der Chipitala Street gefunden?"
Duo kicherte kurz und verbesserte grinsend. „Chapatula Street," sagte er gedehnt.
Heero runzelte kurz seine Stirn, er hasste diese komischen Namen in dieser Stadt. „Chapitala. Wie dem auch sei, ihr habt keinen Hinweis auf ein Verbrechen in seinem Wagen finden können, ist das richtig?"
Ma... Duo schien nicht mehr ganz so gelangweilt wie noch vor einigen Sekunden. Er hatte seinen Oberkörper wieder erhoben und fuchtelte mit seinen Fingern. „Ja! Aber was nicht in dem Bericht steht, ist das der Fundort des Wagens praktisch gegenüber von einem Lagerhaus ist, das Carmane Tandino gehört."
Heero versuchte mit dem Namen etwas anzufangen, konnte ihn aber nicht sofort einordnen. Duo schien das zu bemerken, denn er fuhr schnell fort. „Tandino ist ein Stadtbekannter Auftragskiller und Drogenschmuggler der für Vinnie 'die Kanone' DeMotti arbeitet. DeMotti ist der große Widersacher von Angelface Winner. Die beiden haben die Stadt praktisch untereinander aufgeteilt. Alle anderen Familien sind dagegen vergleichsweise unbedeutend."
„Sehr interessant Lie... Duo."
„Ja, ich werde mir morgen auf jeden Fall das Lagerhaus genauer ansehen. Du wirst mir doch einen Richter finden der einen Durchsuchungsbefehl unterschreibt, oder?"
„Natürlich. Aber wieso steht dieses Detail nicht in dem Bericht?"
„Wir sind angehalten keine Schlüsse in unseren Berichten zu ziehen. Wir dürfen nur die Fakten darstellen. Das weißt du doch," grinste ihn Duo an.
Heero tippte aufgeregt mit dem Stift gegen seinen Mund. „Und wenn dich jemand darum bitten würde, welche Schlüsse würdest du dann ziehen?"
„Ach ja," sagte Duo und setzte sich ganz auf. Dann blickte er Heero mit seinen strahlenden Amethysten direkt an. „Also, Freddy war früher ganz groß im Heroin Geschäft. Solange bis Angelface die Manguanacs praktisch vollkommen davon abgebracht hat. Das hat damals für erhebliche Streitigkeiten bei der Familie gesorgt. OK Freddy hat sich allem Anschein nach gebeugt. Aber das meiste Geld hat er bisher immer mit Heroin gemacht. Und Carmane Tandino hat dieses Lagerhaus direkt am Hafen und manchmal kommt Heroin halt auch den Fluss herauf," wieder grinste er breit. „Und jetzt zieh deine eigenen Schlüsse."
Heero sog hörbar die Luft ein. Das was Duo da andeutete konnte eine verdammt große Sache sein. Wenn Freddy Angelo tatsächlich hinter dem Rücken von Angelface mit einer anderen Familie harte Drogen geschmuggelt hatte, dann gab es plötzlich sehr viele Verdächtige in diesem Fall. Und auch ein Mafiakrieg wäre nicht vollkommen auszuschließen. Er legte den Stift ab und blickte Duo für einige Minuten erstaunt an.
„Was ist?" fragte der Polizist.
„Ich bin beeindruckt," gab Heero unumwunden zu.
Duo zog seine Augenbrauen in totalem Unglauben hoch. „Von was?" fragte er fast aufgebracht.
Heero strich noch einmal über die Akte die vor ihm lag. „Nun, du hast dir offensichtlich viele Gedanken über diesen Mord gemacht. Du hast sehr gründlich gearbeitet."
Duo schien von diesem Lob weniger begeistert. Aufgeregt sprang er auf und begann auf und ab zu gehen. Dabei gestikulierte er wild mit seinen Armen und sein Zopf wippte hinter ich. „Ja, Danke vielmals," sagte er bissig. „Was hast du denn gedacht? Das ich nachlässig arbeite? Das ich nicht weiß wie ich meinen Job zu tun habe? Das ich nicht bis Drei zählen kann?"
Heero war ganz überrascht über die plötzliche Wende die ihr Gespräch genommen hatte. Abwehrend schüttelte der den Kopf. „So hab ich das doch gar nicht gemeint," stellte er richtig.
Duo blieb mitten in der Bewegung stehen und wandte sich direkt Heero zu. Dann zeigte er mit einem Finger auf ihn. „Warum kannst du mich nicht leiden?" fragte er.
Heero verschluckte sich fast. Wie kam Duo dazu etwas so unsinniges zu fragen? Er schüttelte aufgeregt den Kopf. „Ich... ich kann dich leiden," stellte er richtig.
„Warum traust du mir dann nichts zu?" fragte Duo mit gefährlichem Unterton. „Ich weiß doch genau was du denkst. Du denkst ich bin korrupt," bei jedem Satz machte der Polizist einen Schritt auf Heero zu.
Heero wusste nicht was er tun sollte. Er saß stocksteif in seinem Stuhl und konnte sich nicht bewegen, geschweige denn das ihm etwas einfiel, wie er die Tiraden des Langhaarigen unterbrechen sollte. So fühlte sich wahrscheinlich ein Reh, wenn es von Autoscheinwerfern erwischt wurde.
„Du denkst ich bin ganz und gar gleichgültig, unehrenhaft, verkommen und käuflich," mit dem letzten Wort war Duo direkt vor Heero getreten. Dann fasste er plötzlich an den Armlehnen vom Stuhl und zog Heero noch dichter an sich heran.
Heero wusste wirklich nicht was er machen sollte. Und es half gar nichts, das ihm die Nähe des Polizisten überdeutlich bewusst wurde so das eine Gänsehaut seinen gesamten Körper überzog. Er spürte Duos Atem, seine Körperwärme und starrte wie hypnotisiert auf die Lippen des Polizisten.
„Ein dreckiger Cop. Das ist es doch was du von mir denkst, hab ich recht?"
Heero schüttelte vehement den Kopf. „Nein, das denke ich nicht. Ich vertraue dir," Heero war sogar selbst über diese Aussage erstaunt. Er hatte schon so lange niemandem mehr vertraut. Hatte gedacht er würde es auch nie wieder können. Und trotzdem sagte er jetzt nicht die Unwahrheit. „Sogar sehr," fügte er noch leise hinzu.
Für eine Sekunde schien die Welt stillzustehen. Dann plötzlich beugte sich Duo vor und presste seinen Mund fordernd auf Heeros.
