Warnungen und Disclaimer: siehe erstes Kapitel

A/N so, endlich geht's weiter... Irgendwie hab ich während der Feiertage nicht soviel schreiben können, wie ich wollte. Und während Zannas Besuch (die immer noch die beste Beta der Welt ist) haben wir unsere Zeit auch eher mit Kino und chinesisch essen gehen verplempert... Schande über uns :-)

Aber jetzt geht's ja weiter...


Leise vor sich hin fluchend lenkte Duo sein Auto durch die Nacht. Er hätte vorhin laut aufschreien mögen vor Frustration – verdammt er hatte laut aufgeschrieen vor Frustration! Endlich hatte er Heero soweit gehabt! Duo schloss kurz seine Augen als er an die Szene auf dem Bett zurück dachte. Es war der reinste Wahnsinn gewesen. Heero machte ihn wahnsinnig. Er lächelte kurz, verdammt er wurde ja schon hart bei dem Gedanken daran. Und er würde jetzt viel lieber etwas anderes tun als zu diesem neuen Tatort zu fahren.

Am liebsten hätte er Trowa durch das Telefon angebrüllt. Aber er konnte seinen Kollegen verstehen. Ein dreifacher Mord, das war eine zu große Nummer als das sie diese der Nachtschicht hätten überlassen können. Und Trowa hätte ihn niemals angerufen wenn es nicht wirklich nötig gewesen wäre.

Aber dennoch, er war enttäuscht und frustriert gewesen. Denn er machte sich nichts vor. Er wusste das er mit seinem Charme und seinem Äußeren so gut wie jeden herum bekommen konnte, aber Heero schien fast immun dagegen zu sein. Sicher, der Staatsanwalt hatte auf ihn reagiert. Und wie er das hatte, aber es war für Duo ein härterer Kampf gewesen als jemals zuvor. Duo biss sich kurz auf die Lippe. Und es war ein Kampf gewesen den er mehr genossen hatte als jede andere Eroberung. Es war ihm gelungen einen kurzen Blick auf das Feuer unter Heeros Eis zu werfen. Und er würde nicht ruhen bis er es wieder spüren könnte.

Aber er hatte befürchtet das Heero sich in dem Moment, in dem sie unterbrochen wurden, wieder hinter seine Mauer zurückziehen würde. Die Mauer die so schrecklich schwer zu durchbrechen war. Aber Duos Befürchtungen hatten sich zum Glück nicht bewahrheitet. Heero hatte ihn gebeten zurückzukommen. Ein unglaubliches Glücksgefühl durchlief Duo bei diesem Gedanken. Er musste über sich selbst lachen, fast kam er sich vor wie ein unerfahrener Teenager auf dem Weg zum ersten Date. So hatte er sich noch nie gefühlt.

Und noch etwas hatte dieser Abend ergeben. Howard konnte ja erzählen was er wollte, aber Duo glaubte nicht das Heero dieser männermordende, nur auf seine Karriere bedachte Staatsanwalt sein sollte. Dazu war Heero den ganzen Abend über viel zu schüchtern, ja fast ein bisschen verklemmt gewesen. Er konnte ihn sich beim besten Willen nicht in der Rolle der Femme – oh Verzeihung – Homme Fatale vorstellen. Wenn hier einer die Rolle des großen Verführers gehabt hatte, dann doch wohl er und nicht Heero. Und er glaubte auch nicht, das dies nur ein Trick von Heero war. So sehr konnte sich niemand verstellen.

Er bezweifelte nicht, das Heero was mit diesem Brennagh Fall zu tun hatte, so eine Information war zu leicht nachzuprüfen. Und schweren Herzens war er sogar bereit anzunehmen das Heero vielleicht was mit diesem Brennagh gehabt hatte. Aber das er seinen Liebhaber nur aufgerissen hatte um diesen einer Straftat zu überführen, das glaubte er nicht. Verdammt, wenn die Klatschbasen von Polizisten da oben im Norden nur halb so schlimm waren wie die hier im Süden, dann hatten Heero und Brennagh sich wahrscheinlich nur einmal kurz im Vorbeigehen gegrüßt bevor ihnen schon eine heiße Affäre unterstellt wurde.

Er würde dieses Rätsel lösen. Das war sicher. Er würde sich von Howard die Quellen dieses Gerüchts nennen lassen und alles nachprüfen. Und er würde Heero danach fragen. Heero würde ihn nicht belügen.

Aber das würde er nicht mehr heute Nacht erledigen. Sobald er diesen leidigen Mordfall hinter sich hatte würde er unter Überschreitung sämtlicher Geschwindigkeitsbegrenzungen zu Heero zurückkehren und verdammt, sie würden genau da weitermachen, wo sie vorhin hatten aufhören müssen. Duo stöhnte kurz auf. Ihm wurde bewusst das er Heeros Nähe fast schmerzlich vermisste. Er war süchtig nach diesem Mann. Wow, das war ihm noch nie passiert.

Duo näherte sich Storyville. Dies war eine recht raue Gegend. Eines der schlimmeren Armenviertel der Stadt, fast vollständig von Afroamerikanern bewohnt. Dies war eine völlig andere Gegend als die Plazza D'Italia. Hier gab es keine künstlerischen Springbrunnen, hier gab es nur baufällige Häuser, Armut und eine Menge Kriminalität. Dies war eines der Viertel die zum Einflussgebiet von Vinnie 'die Kanone' DeMotti gehörte. Hier hatten er und seine Familie zu sagen. Hier konnte man an jeder verdammten Straßenecke Crack, Heroin und schlimmeres kaufen. Hier zählte ein Leben so gut wie nichts.

Doch auch in dieser heruntergekommenen Gegend funktionierte Duos Navigationssystem und zeigte ihm den Weg. Er hielt es langsam für angebracht sich als Polizist zu erkennen zu geben. Ein Auto wie seines wäre sonst eine zu große Versuchung für so manchen Bewohner gewesen. Er platzierte das Blaulicht auf seinem Autodach und folgte den Anweisungen in Richtung Tatort.

Als er um eine Ecke bog konnte er schon die Menge der Schaulustigen erkennen. Sie umdrängten aufgebracht eines der Häuser vor dem mehrere Polizeiwagen standen und das von Absperrbändern umwoben war. Insofern kein großer Unterschied zum Freddy Angelo Mord. Die erschreckende, morbide Neugierde der Menschen schien doch überall gleich zu sein.

Allerdings, als Duo sich langsam den Tatort näherte und dadurch die Menge zwang ihm etwas Platz zu machen, da bemerkte er einen großen Unterschied. Auf der Plazza D'Italia waren sie nur gekommen um etwas möglichst blutiges zu sehen. Hier schienen die Leute vollkommen aufgebracht zu sein. Laute Rufe waren zu hören und er konnte sehen wie etliche der Menschen wütend ihre Fäuste erhoben hatten.

Kopfschüttelnd fuhr Duo so dicht wie möglich ans Haus, parkte neben Trowas Auto. Seine Anfahrt schien nicht unbemerkt geblieben zu sein, denn Howard und Trowa, die beide mit dem Rücken zu ihm auf der Treppe zu dem Mordhaus standen, drehten sich wie auf Kommando um. Trowa grinste nur während Howard zwei Schritte auf ihn zuging und seine Arme weit ausbreitete, „Hey, Hollywoodstar. Warum nimmst du dir nicht dein Telefon und rufst endlich deine Mutter an? Helen hat schon seit über einer Woche nichts mehr von dir gehört."

Duo fluchte ohne das ein Laut seine Lippen verlies. Manchmal war es eine ziemliche Belastung seinen Stiefvater zum Captain zu haben. „Hey Howard. Und wann machst du endlich aus eurem schlampigen Verhältnis eine echte Ehe?" stichelte er in Howards wundem Punkt. Er hatte jetzt wirklich keine Lust vor versammelter Mannschaft zu erklären was ihn die letzten Tage so beschäftigt gehalten hatte, das er seinen wöchentlichen Anruf bei seiner Mutter verdrängt hatte. Verdammt, er war schließlich inzwischen 30, da musste man nicht mehr am Rockzipfel hängen.

Howard seufzte tief und blickte ein wenig beschämt drein. „Du weißt doch, sie heiratet mich erst wenn ich in Pension gehe."

Duo schämte sich fast das er in dieser Wunde gerührt hatte. Howard und Helen liebten sich wirklich, auch wenn dies irgendwie aus der freundschaftlichen Hilfe von Howard nach dem Tod seines Vaters begonnen hatte. Aber Helen hatte – verständlicherweise – einen Horror davor einen weiteren Ehemann durch einen Polizeieinsatz zu verlieren. Darum hatte sie diese Bedingung aufgestellt, erst zu heiraten wenn Howard Pensionär wäre. Nicht das es ihr weniger weh tun würde wenn Howard jetzt etwas zustoßen würde. Aber sie wollte nicht noch einmal die trauernde Polizeiwitwe werden. Einmal war einmal zu viel.

Duo ging auf den älteren Mann zu und klopfte ihm Freundschaftlich auf die Schulter. „Aber sobald du deine Papiere hast, bist du dran. Keine Macht der Welt wird Helen dann von einer Hochzeit abhalten können, Alter."

Howards Augen funkelten im Licht der Blaulichter. „Nur noch 5 Monate Duo, dann hab ich 30 Jahre hinter mir. Kann gut sein, das ich dann schon meinen Hut nehme."

Das erstaunte Duo denn doch. Howard hatte lange dafür gekämpft um sich vom einfachen Streifenpolizisten zum Captain und Senior Officer des Morddezernates ihres Reviers hochzuarbeiten. Und ihm war dies ohne Freunde in der großen Politik oder eine entsprechend hohen Bildungsstand geglückt. Sondern einfach durch gute Arbeit und harte Leistungen. Er hätte es verdient noch einige Jahre auf diesem Level zu arbeiten und noch mehr Anerkennung zu erlangen. Andererseits, er hatte es auch verdient den Rest seines Lebens zu genießen.

Duo grinste breit, knuffte sein Gegenüber in die Seite und sagte,„Sobald Mama das hört wird sie nicht mehr zu halten sein. 'Papa'."

Trowa der der Unterhaltung stumm zugehört hatte, konnte ein auflachen nicht mehr unterdrücken. Gemeinsam wandten sich die drei Polizisten jetzt zum Eingang des Hauses und begannen den Rest der Treppe zu erklimmen.

Kurz bevor sie dieses erreicht hatten, schwoll der Lärm der Zuschauer plötzlich an. Duo konnte spüren wie etwas an ihm vorbei segelte, ein Fenster zerbrach klirrend und eine laute, ärgerliche Stimme schrie, „Ihr braucht doch gar nicht so zu tun! Ihr seids doch gewesen!" Daraufhin schwoll der Lärm der Menschenmasse nur noch mehr an.

Total erstaunt drehte sich Duo zunächst zu den Randalierern um. Er konnte erkennen das immer mehr Fäuste wütend erhoben waren. Einige der uniformierten Polizisten rannten auf die Menge zu. Versuchten ein Ausschreiten im Keim zu ersticken.

„Verdammte Scheiße," sprach Trowa aus, was wohl alle dachten.

Duo wandte sich wieder Howard zu und fragte ärgerlich, „Wir haben doch noch kein Mardi Gras, oder? Was zum Geier ist hier los?"

„Ich hab auch keine Ahnung, Duo. Ich bin vielleicht ne halbe Minute vor dir angekommen," erklärte Trowa bevor Howard antworten konnte.

Der Captain winkte sie beide dicht zu sich heran dann sagte er in einem fast verschwörerischem Tonfall, „Da gibt es ein paar Jungs, die verbreiten das Gerücht das die Killer in einem getarnten Polizeiwagen vorgefahren wären."

„Toll!" ätzte Duo. „Das hat uns gerade noch gefehlt."

„In dieser Gegend kann so ein Gerücht innerhalb kürzester Zeit zu Unruhen führen. Verdammt Howard, das müssen wir in den Griff kriegen," sagte Trowa.

Ausschreitungen, womöglich noch Straßenkämpfe waren wirklich das letzte was sie brauchen konnten. Duo nickte bestätigend.

Howard hob besänftigend seine Arme. „Macht euch darüber keine Sorgen. Wir kriegen das schon in den Griff. Ihr zwei geht jetzt in das Haus und begutachtet das Schlachtfest. Je eher wir wissen wer wirklich für diesen Mord verantwortlich ist, desto besser," mit diesen Worten schob er Duo und Trowa weiter die Treppe hinauf.

Kaum hatte Duo das baufällige Haus betreten, da wurde ihm auch schon bewusst warum Howard von einem Schlachtfest gesprochen hatte. Dies war kein simpler dreifacher Mord. Da hatte jemand gewütet. Überall an den Wänden gab es Blutspritzer und Einschusslöcher. Jemand schien mit einer Schrotflinte gearbeitet zu haben. Duos Magen grummelte empört.

„Igitt," sagte Trowa.

Duo atmete einmal tief ein und versuchte die gesamte Szenerie nur noch durch die dienstliche Brille zu sehen. Dann ging er zu der blutverschmierten Leiche die vor dem Durchgang zu den hinteren Zimmern lag. Der Mann lag auf den Bauch, sein Hinterkopf war nicht mehr vollständig vorhanden. Die Dreadlocks die noch da waren, waren blutverschmiert, eine große Lache Blut hatte sich unter ihm gebildet.

Neben der Leiche hockte Hammond und machte seine Untersuchungen. Als er bemerkte das Trowa und Duo auf ihn zukamen, schaute er kurz auf. „Alle drei wurden mit einer Schrotflinte erschossen. Einer liegt im Bad, der dritte im Schlafzimmer. Dies ist der letzte den ich untersucht hab. Ich bin fertig, soll ich ihn umdrehen?"

Duo nickte antwortend.

Vorsichtig begann der Gerichtsmediziner damit den Mann umzudrehen. Das schmatzende Geräusch dass das Blut dabei machte ließ Gruselschauer über Duos Rücken rennen.

„Scheinbar wurde er erst in den Bauch geschossen, und als er dann lag, noch einmal in den Hinterkopf," erläuterte Hammond sachlich und zeigte auf die entsprechenden Wunden.

„Kennst du ihn?" fragte Trowa.

Duo begutachtete das verzerrte Gesicht vor ihm genauer. „Ich denke das es Jamal Washington ist. Ein kleiner Wasserträger für Vinnie - die Kanone - DeMotti, der hier in der Gegend die Dealer mit Stoff versorgt. Da scheint jemand eine Scheißwut auf ihn gehabt zu haben."

„Die anderen sind bisher noch nicht identifiziert," erklärte Hammond. „Aber es muss jemand wirklich sehr wütend auf diese Drei gewesen sein. Nicht nur das sie erschossen wurden. Ihnen wurden allen vorher die kleinen Finger abgeschnitten. Ich vermute mit einer Gartenschere, die haben wir im Schlafzimmer gefunden."

Augenblicklich wanderte Duos Blick zu den Händen des Opfers. Und richtig an beiden fehlte der kleine Finger. „Verdammt das hab ich schon lange nicht mehr gesehen."

„Stimmt," sagte Hammond. „So haben früher die Manguanacs Verräter bestraft bevor sie exekutiert wurden."

„Aber Angelface würde so was nie zulassen," ereiferte sich Trowa.

Hammond zuckte mit den Schultern. „Ich behaupte ja auch nicht das sie hierfür verantwortlich sind. Ich sage nur das die Manguanacs früher für dieses Modus Operandi bekannt waren," dann stand er auf und blickte noch einmal durch den Raum. „Herauszufinden wer es wirklich war und warum, das ist schließlich eure Aufgabe."

„Aber verdammt, das muss doch einen Höllenlärm gemacht haben. Ich mein, du schneidest keinem Menschen Finger ab, ohne das der schreit. Und in dieser Gegend hätte das doch sofort jemandem auffallen müssen. Wieso konnten sich die Täter soviel Zeit lassen?"

„Es gibt Anzeichen das zumindest die anderen zwei Leichen gefesselt und geknebelt waren. Wahrscheinlich ist deshalb niemandem in der Nachbarschaft etwas von den Folterungen aufgefallen. Und es wurde erst Alarm geschlagen als dann das Feuerwerk aus der Schrotpistole begann. Kommt mit, ich zeig euch die anderen Leichen."

Duo folgte dem Gerichtsmediziner in die hinteren Räume und stählte sich im Inneren für das was er gleich zu sehen bekommen würde. Es würde noch eine lange unschöne Nacht werden.

Ungefähr eine Stunde später glaubte er endlich alles vom Tatort genauestens untersucht zu haben. Es wuselten immer noch Polizisten und Leute von der Spurensicherung im Haus herum. Versuchten alle möglichen Beweise zu identifizieren. Seit einiger Zeit schien auch der Tumult vor dem Haus nicht mehr ganz so laut zu sein.

Seufzend ging Duo nach vorne, er wollte Howard etwas fragen. Zufälligerweise betrat der Captain gerade das Haus. „Hey Howard. Wie sieht es draußen aus?"

Der uniformierte Polizist schob sich die Kappe vom Kopf und zwinkerte kurz. „Der Aufruhr verwandelt sich gerade in einer Art Party," erklärte er.

Und richtig, Duo meinte Gesang zu hören. Was auch immer, es war besser als ein Aufruhr. Er grinste seinen Vorgesetzten an. „Hach, ich liebe diese Stadt einfach."

In dem Moment stand plötzlich jemand vor der Tür und wurde nach kurzem zögern von den Polizisten durchgelassen. Duo glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Da stand Heero, in seinem langweiligen grauen Anzug, mit seinem Notizblock in der Hand und machte große Augen als er all das Blut erblickte.