Author: Laren aka Cyrrer
Pairings: 2x1x2, angedeutet: 4x3
Disclaimers: Sowohl der Film, auf dem diese Geschichte lose basiert, noch GW und alle GW Charaktere gehören mir nicht. Und werden mir wohl auch nie gehören... Obwohl man kann ja auf Weihnachten hoffen
Beta: mal wieder Zanna. hoffentlich ist sie während meines Urlaubs als Beta nicht eingerostet 'g'
A/N: so, ich bin wieder zu Hause. Immer noch tödlich verletzt aber zum tippen reicht es trotzdem 'glück gehabt' Viel Spaß bei dem Kapitel.
Heero schien es ernst gemeint zu haben als er zu Duo gesagt hatte das er heute lernen würde japanisch zu kochen. Mit seiner ruhigen Stimme erklärte Heero jeden seiner Handgriffe und jede Zutat.
Duo lauschte dem ganzen mit einer Art Dauerlächeln auf dem Gesicht. Die ganze Atmosphäre war mehr als angenehm. Auch in der Küche schienen sie ein beinah eingespieltes Team zu sein, arbeiteten gut zusammen. Die Geräusche der Küche und die Gerüche des Mahles taten ein weiteres um Duo noch mehr zu entspannen. Das hier war nett.
Heero war gerade dabei das Teppanyaki abzuschmecken und Duo begann damit den kleinen Küchentisch zu decken. Was sollten sie erst groß ins Esszimmer umsiedeln, hier war es doch viel gemütlicher. Er legte zwei Tischsets aus und stelle ein paar flache Schalen auf den Tisch, daneben legte er Stäbchen die er in der Geschirrschublade gefunden hatte. Er hatte zwar noch nie Japanisch gegessen, aber wie verschieden konnte das schon von chinesisch sein?
Heero hatte das Gericht in eine größere Schüssel gefüllt und brachte diese an den Tisch. Er lächelte sekundenkurz als er sah wie Duo den Tisch gedeckt hatte. Dann stellte er die Schüssel auf den Tisch und setzte sich hin. „Du hast wirklich nicht übertrieben, du kannst kochen," meinte er mit einem verschmitzten Unterton.
Duo grinste und setzte sich ebenfalls. „Was hast du geglaubt, das ich übertreibe? Wie ich schon gesagt hab, Helen hat Solo und mir beigebracht zu kochen. Sie meint jeder junge Mann sollte es können. Ich glaub das hat sie nur behauptet um meinen Bruder und mich als billige Küchenhilfen zu gebrauchen," trotz seiner Worte war aus Duos Ton genau zu hören wie sehr er seine Adoptivmutter liebte.
Heero hatte sich etwas von dem Gericht in seine Schale gefüllt, dabei sah er Duo mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an. Dann schüttelte er den Kopf und sagte, „Das hab ich eigentlich schon den ganzen Tag fragen wollen. Solo, dein Bruder, er ist doch jünger als du, oder?"
Duo der sich ebenfalls etwas in seine Essschüssel gefüllt hatte hielt in seiner Bewegung inne. „Ja klar, der ist praktisch noch ein Baby," antwortete er.
Eine kleine Falte erschien auf Heeros Stirn. „Aber wieso heißt er dann Solo und du..?"
Duo lachte laut auf. „Das beschäftigt dich. Oh mann," er hatte schon sonst was vermutet das Heero von ihm wissen wollte. Aber das. Na ja, er hatte diese spezielle Frage nicht zum ersten Mal gestellt bekommen. Und entgegen dessen was manche andere vermuteten, sprach er sehr gerne darüber. Er stellte seien Schale ab und sagte, „Ich hab dir doch schon erzählt das Maxwell mich auf der Straße erwischt hat als ich versuchte ihn zu bestehlen?"
Die Falte auf Heeros Stirn wurde größer, aber er nickte bestätigend.
„Nun, damals hieß ich noch Dodger. Oder zumindest glaube ich das. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau. Grandpa hat mich immer nur ‚Junge' genannt und Papiere hatte ich ja keine. Die anderen Kids auf der Straße haben mich Dodger genannt weil ich besser als jeder andere mich aus jeder misslichen Lage herauswinden konnte. Und dann kam dieser große Polizist, fasste mich und erklärte das er mich mit zu sich nach Hause nehmen würde."
Heero saß nur da, sagte nichts. Aber sein Gesicht spiegelte genau das er alles von dieser Geschichte erfahren wollte. Aber er schien Duo auch zu nichts drängen zu wollen. Das machte das erzählen sehr einfach.
„Siehst du, ich hab ihm nicht wirklich getraut. Das hörte sich zu nett an, als er sagte das ich jetzt eine Familie haben würde. Und wenn man eins sofort auf der Straße lernt, dann ist es aufzuhören an Märchen zu glauben. Ich lebte zu dem Zeitpunkt seit vielleicht 9 Monaten auf der Straße, und ich war der abgebrühteste kleine Scheißkerl den du dir vorstellen kannst.
Maxwell nahm mich also mit nach Hause und dort stellte er mich Helen vor. Sie wirkten beide so nett, aber ich hatte alle meine Abwehrmechanismen oben. Ich wollte sie nicht nett finden, wollte sie nicht mögen, weil es ja doch nur ein kurzer Traum sein würde. Wieso sollten sie mir ein Zuhause bieten? Was hatte ich schon anderes getan als versucht Maxwells Brieftasche zu stehlen?"
„Und was hat dich davon überzeugt das es doch kein Traum war?" fragte Heero plötzlich.
Duo lächelte bei der Erinnerung. „Helen war phantastisch. Sie hat sofort gespürt warum ich so zurückhaltend, so verstört war. Ich konnte einfach nicht begreifen was sie von mir wollten. Oder warum sie jemanden wie mich bei sich haben wollten. Deshalb hat sie mir einen Grund gegeben."
Er machte eine kurze Pause und setzte dann erneut an. „Sie hat mich bei der Hand genommen und ins Nebenzimmer geführt. In ein Babyzimmer um genau zu sein. Ich folgte ihr und sah dort Solo in seiner Wiege liegen. Er gerade etwas mehr als ein halbes Jahr alt. Ich erinnere mich noch genau. Er lag da mit zu Fäusten geballten Händchen und sah aus als hätte er im Schlaf geweint. Helen führte mich zu der Wiege und zeigte mir wie ich das Baby streicheln sollte und erzählte mir das er Solo hieß und ihr erstes Kind war. Ich war hin und weg. Ich glaub ich hatte vorher noch nie ein Baby von nahem gesehen. Er war so klein und irgendwie hatte ich sofort das Gefühl ihn vor allem beschützen zu müssen. Dann fragte ich Helen warum er denn im Schlaf geweint hatte."
Eine hochgezogene Augenbraue war alles an Ermunterung die er von Heero brauchte um weiter zu erzählen. „Wie gesagt, Helen war phantastisch," er grinste wieder breit. „Sie erzählte mir das Solo traurig wäre weil er nie Geschwister haben würde und er sich besonders einen großen Bruder wünschen würde der ihn beschützen könne." Duo schüttelte leicht lächelnd den Kopf. „Boah ich bin da sofort drauf reingefallen. Ich stand da, streichelte das Baby und erklärte das ich jetzt der große Bruder für Solo sein würde. Und das ich ab jetzt Duo hieße."
Bevor Heero etwas sagen konnte hob Duo die Arme. „Klar, ich hab verdammt schnell gelernt das Babys auch weinen wenn sie Hunger haben, sie zahnen, ihre Windel voll ist oder einfach nur so. Aber trotzdem in dem Moment hat Helen mir einen Grund gegeben dort bei ihnen zu sein. Ich hatte einen Bruder um den ich mich kümmern musste. Und dazu gehörte eine Familie die mich aufnahm als ob ich schon immer ein Teil von ihnen gewesen wäre."
Heero sah ihn mit großen Augen an. „Du hast wirklich Glück gehabt. Und du liebst sie sehr," stellte er ruhig fest.
Duo atmete tief ein. „Unwahrscheinlich," beantwortete er beides. „Ich will mir gar nicht ausmalen was aus mir geworden wäre, wenn die Maxwells mich nicht aufgenommen hätten. Als sie mich dann adoptierten bestand ich darauf neben dem Nachnamen auch Duo als Namen zu bekommen. Aber das war kein großes Problem. Wenn meine wirklichen Eltern jemals daran gedacht haben meine Geburt beurkunden zu lassen oder mich zu taufen, dann war niemand in der Lage die entsprechenden Dokumente zu finden. Das Gericht hatte keine Probleme damit mir eine völlig neue Existenz zu geben."
„Es muss schön sein, jemanden – eine Familie – zu haben die einen so liebt wie die deine."
Duo meinte in Heeros Tonfall eine tiefe Traurigkeit herauszuhören. Und eigentlich hätte er gern genaueres erfahren. Er wollte alles von seinem Gegenüber wissen. Wollte jedes Geheimnis ergründen. Aber Duo hielt sich zurück. Er hatte sich vorgenommen mehr herauszubekommen, aber er musste vorsichtig sein, ansonsten würde Heero seine Abwehrmauern schneller wieder hochfahren als das er ‚Buh' würde sagen können. Heero musste von sich aus mit dem Reden anfangen, er durfte nicht zu ungeschickt fragen und dadurch vielleicht alles vermasseln. Alles was er tun konnte, war sich selbst zu öffnen und zu erzählen. Dieses Vertrauen würde Heero dann sicher irgendwann erwidern.
Zumindest schien er jetzt einen Ansatzpunkt zu haben. So traurig wie Heeros Stimme klang, schien es in dessen Familie nicht so liebevoll zugegangen zu sein wie bei den Maxwells.
„Ja, das ist es. Und sie haben mich immer in allem unterstützt. Egal welchen Unsinn ich angestellt hab," Duo grinste wieder breit. „Und jetzt als erwachsener Mann kann ich rückblickend behaupten das sie mit ihren meisten Ratschlägen Recht gehabt haben. Selbst wenn es mich als Teenager noch so sehr auf die Palme gebracht hat."
„Ratschläge?"
Duo hatte es endlich geschafft sich einen Bissen des Gerichtes in den Mund zu schieben. Reden machte ihn immer hungrig. „Hm, das ist wirklich lecker," warf er ein. Dann beantwortete er die Frage. „Ach, alle möglichen Arten von Ratschlägen. Wie sie halt typisch sind für Eltern. Aber ein paar waren wirklich gut. Zum Beispiel der, das ich erst beweisen sollte das ich ein Gehirn hab, bevor ich zur Polizei geh."
Heero runzelte wieder in seiner anbetungswürdigen Art und Weise seine Stirn und fragte, „Hä?"
Duo schaufelte sich mehr von dem Essen in den Mund. Fand aber dazwischen immer wieder Pausen um zu reden. „Na für mich stand ziemlich schnell fest das ich Polizist werden wollte. Ich gebe es gerne zu, das ich an einer leichten Heldenverehrung für Dad litt. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte ich so schnell wie möglich die Schule beendet und wäre Streifenpolizist geworden. Aber Maxwell wollte davon gar nichts wissen. Sagte das ich einfach zu schlau wäre um jahrelang Streife zu gehen. Sicher, er und Howard haben auch als solche angefangen, aber er sagte immer wieder gern das es sie auch Jahre um Jahre gekostet hat sich hoch zu dienen. Sein intelligenter Sohn – und damit meinte er mich – würde im gehobenen Dienst starten, oder gar nicht. Und dann hat er mir vorgeschwärmt wie interessant es doch wäre z.B. im Morddezernat zu arbeiten im Vergleich dazu Türsteher von Gaststätten zu sein und hat mir damit den Mund wässerig gemacht. Und so hab ich erst noch meinen Abschluss gemacht, nebenbei schon einige kriminaltechnische Kurse besucht und bin dann erst der Truppe beigetreten."
„Hat sich ausgezahlt," erwiderte Heero. Und Duo würde darauf schwören das er einen Hauch Stolz in der Stimme des jungen Staatsanwalts hörte.
„Jup, kann man so sagen. Ich halte immer noch den Rekord als jüngster Lieutenant. Obwohl, Trowa ist nur zwei Monate älter."
„Es lag also nicht nur an deinen Beziehungen in der Truppe das du es so schnell geschafft hast," Heero zwinkerte bei dieser Frage.
Duo grinste noch mehr. Heero hatte sich also gemerkt was er im Tipitana erzählt hatte. „Nein, natürlich nicht. Aber ich erzähl das gerne damit niemand mich für einen langweiligen Streber hält."
Heero schüttelte leicht den Kopf. „Als ob das jemals jemand tun würde."
„Na, Vorsicht ist besser als Nachsicht." Jetzt kicherten sie beide. Dann fügte Duo noch hinzu. „Die Beziehungen hab ich dann wegen was ganz anderem gebraucht."
Die tiefe Stirnfalte tauchte wieder auf Heeros Stirn auf, „Wie meinst du das?"
Huch, der Staatsanwalt schien schon wieder etwas falsch verstehen zu wollen. Deshalb legte Duo sein schönstes Grinsen auf und beeilte sich zu sagen, „Nun, ich weiß ja nicht genau wie es bei euch im Norden ist, aber hier ist die Polizei per se nicht der schwulenfreundlichste Haufen den du dir vorstellen kannst. OK, es hat sich gebessert, aber zumindest vor 11 Jahren sah das noch ganz anders aus. Glaub mir, da hab ich echt jedes bisschen Unterstützung das ich bekommen konnte gebraucht. Und Dad hat dafür gesorgt das ich sie auch bekam."
„Deine.. deine Eltern wissen...?" stotterte Heero.
Duo starrte ihn mit offenem Mund an. „Aber natürlich. Außerdem glaub ich nicht das es irgendjemanden gibt der mich kennt und es nicht weiß."
„Und sie haben dich unterstützt?"
Duo fragte sich kurz, wieso Heero gerade von diesem Thema so gebannt war. Konnte es sein das dieser von seiner Familie nicht unterstützt worden war? Es sah ja beinah so aus. Aber Duo blieb bei seinem Entschluss von vorhin und hielt sich mit Fragen zurück. Aber er wusste ganz genau das er all diese kleinen Geheimnisse von Heero lüften würde. Dazu war ihm der andere einfach zu wichtig geworden. Fast erschreckte es ihn wie wichtig. Und das so schnell. Aber andererseits er hatte immer darauf gewartet diesen speziellen Jemand zu treffen, da würde er es nicht weganalysieren wenn es aus heiterem Himmel geschah.
„Natürlich haben sie das. Das war nie ein Thema. Und kurz bevor ich dann endlich zur Polizei ging, hat Dad mir den wohl wichtigsten Rat meines Lebens gegeben. Er hat mir genau erklärt das es in der Truppe genügend Idioten gibt die versuchen würden mir das Leben zur Hölle zu machen. Hat mir gesagt das ich mich entscheiden müsste. Das ich entweder verleugnen müsste was ich bin. Und das für immer. Den privaten Duo vom dienstlichen trennen und niemals würde zeigen dürfen das ich auf Kerle steh. Oder das ich von vornherein mit offenen Karten würde spielen müssen. Das es niemals auch nur den geringsten Zweifel über mich geben dürfte."
Duo atmete noch einmal tief. Das war damals ein langes und heftiges Gespräch mit seinem Ziehvater gewesen. „Und er hat mir die Vor- und Nachteile genau erklärt. Das erste hörte sich vielleicht als der Weg des geringsten Widerstandes an, aber er meinte wenn dann irgendwann einmal doch die Wahrheit ans Licht kommen würde, dann würden mir meine Kollegen das nicht verzeihen. Weil ich hätte sie dann die ganze Zeit belogen. Im Dienst muss man sich immer und überall zu 100 Prozent auf seinen Kollegen verlassen können, aber wie soll das bei einem Lügner möglich sein?
Der andere Weg wäre am Anfang schwieriger. Ich würde von vielen Leuten Stolpersteine hingeworfen bekommen, nur weil sie nicht damit zu Rande kommen würden. Aber er hat mir auch gesagt das ich in einer der besten Positionen sei die es gab. Ich hatte schließlich genügend Freunde und Familie in den Reihen, die mir den Rücken stärken könnten, auf mich aufpassen würden. So lange bis sich alle daran gewöhnt hätten.
Und er hatte Recht. Ich will nicht behaupten das mein erstes Jahr ein Zuckerschlecken war, aber es war auch lange nicht so schlimm wie man hätte befürchten können. Alles in allem ist es ziemlich glatt verlaufen und selbst jetzt wo ich ein Vorgesetzter bin habe ich keine Repressalien zu erdulden. Die meisten Kollegen mögen mich und niemand stört sich daran mit wem ich mein Bett teile." Gut, Duo hatte nicht die volle Wahrheit erzählt, sie störten sich vielleicht nicht daran welches Geschlecht sein Partner hatte, dafür aber umso mehr über dessen Beruf. Aber das würde er Heero jetzt sicher nicht auf die Nase binden.
„Du hast sicher die richtige Wahl getroffen," erwiderte Heero. Dann seufzte er kurz. „Und ich hatte schon gedacht hier wäre alles anders als im Norden."
Duo hob die Hände. „Hey in den letzten 11 Jahren ist echt viel passiert. Ich glaub heute muss sich keiner mehr Sorgen deswegen machen. Es ist wie immer, sobald jemand ein Beispiel setzt und andere sehen das nichts böses darauf hin folgt, dann wird es nachgemacht. Nach und nach haben sich immer mehr geoutet und sobald zu erkennen war das es nicht nur ein oder zwei ‚exotische' Fälle von schwulen Polizisten gab sondern ne ganze Menge, dann hatte es auch nicht mehr soviel Sinn diese Gruppe unterdrücken zu wollen. Du siehst, ich war ein leuchtendes Beispiel gegen Vorurteile und Unterdrückung," sagte Duo mit geradezu dramatischer Stimme.
Heero lachte. Wie immer ließ dieser schöne Laut Schauer über Duos Rücken laufen. Der junge Staatsanwalt hörte sich aber auch zu verführerisch an wenn er lachte. Sollte man ihm ärztlich verordnen es öfter zu tun.
„Ja klar, Duo der Retter der Entrechteten," schmunzelte Heero.
„Hey."
„Baka, iss endlich weiter, das Essen wird sonst kalt."
Duo plusterte seine Wangen auf. „Ich glaub ich will wirklich wissen was Baka heißt."
„Später."
„Das hast du vorhin auch schon gesagt." Aber Heero ließ sich nicht erweichen. Vielleicht sollte er einfach versuchen woanders eine Übersetzung des Wortes her zu bekommen, konnte ja nicht so schwierig sein. Andererseits es macht einfach zuviel Spaß Heero deswegen zu triezen. Und egal was es bedeutete, so wie Heero es sagte war es der schönste Kosename den sich Duo vorstellen konnte. Und er war sich durchaus bewusst wie total kitschig dieser Gedanke war.
Für eine Weile aßen sie beide in Ruhe weiter. Eine gemütliche Ruhe hatte sich über sie gelegt und wurde nicht von tiefschürfenden Gesprächen unterbrochen. Und Duo fühlte auch nicht die Notwendigkeit die Stille durch sinnloses Geplapper zu übertünchen. Es war eine angenehme Stille. Und sie gab Duo genügend Möglichkeiten den Anblick seines Gegenübers zu genießen.
Dann hielt Heero inne und sagte, „Du kannst erstaunlich gut mit Stäbchen umgehen."
Duo schenke ihm sein patentiertes Grinsen und klapperte extra mit dem Holzteilen. „Hey, ich hab doch gesagt das ich chinesisches Essen mag. Da hab ich natürlich auch gelernt mit Stäbchen zu essen. Das finde ich viel gemütlicher und praktischer."
Heero zog wieder seine Augenbraue hoch, „Praktischer?" fragte er.
„Ja. Mit den Dingern kann man so richtig einfach von den Portionen der anderen was klauen." Duo zeigte was er meinte und schnappte sich aus Heeros Schale ein Stück vom köstlichen Rindfleisch, das er dann genüsslich in seinen Mund steckte und kaute.
Heero öffnete seinen Mund ebenfalls, so als wolle er protestieren. Doch Duo kam ihm zuvor. Er hatte mit den Stäbchen aus seiner Schale etwas von dem Essen gegriffen und führte es bis ein paar Millimeter vor Heeros wunderschönen Lippen. „Und man kann sie wunderbar dazu verwenden jemanden zu füttern," Duo wusste auch nicht wieso seine Stimme plötzlich so rau und heiser klang.
Heero sah ihm für eine Ewigkeit in die Augen, dann – ohne den intensiven Blick zu brechen – schob sich sein Mund etwas vor und umschloss das dargebotene Essen. Nach zwei Kaubewegungen zuckte Heeros Zungenspitze hervor und fuhr einmal seinem Mund entlang. „Hmmm, lecker," sagte der junge Staatsanwalt ebenfalls mit ungewöhnlich rauer Stimme und halb geschlossenen Augen.
Duos Handflächen waren auf einmal furchtbar feucht. Und alle Erinnerungsfetzen von letzter Nacht waren wieder lebendig wie noch nie. Er hätte schwören können das er noch nie jemand verführerischen gesehen hatte als Heero in diesem Moment. Es gab kein Halten mehr für Duo.
Mit einem beinah animalischen Grollen schob er sich aus seinem Stuhl hoch und beugte sich weit über den Tisch, vergrub seine Hände in die zerzausten Haare des anderen Mannes und schob hungrig wie noch nie seinen Mund auf die weichen Lippen des anderen.
Heero stöhnte tief und öffnete einladend seinen Mund. Sofort waren sie in einem heißen Kuss verbunden.
Duo schob sich noch weiter aus seinem Stuhl, versuchte auf die andere Seite des Tisches zu gelangen ohne das er den innigen Kuss brechen musste. In seiner Hast fegte er eine der Schalen auf den Boden die dort klirrend zerbrach.
Zum Glück schien das Heero in diesem Moment nicht weiter zu stören, oder er hatte es nicht einmal bemerkt. Denn anstelle eines fast befürchteten peniblen Vortrags darüber das man mit Geschirr vorsichtig zu sein hatte, wurde Duo einfach von Heero auf dessen Schoß gezerrt und dicht an den anderen gepresst während sie sich tiefer und inniger küssten.
Duo schwanden fast die Sinne. Da war das Feuer wieder, nachdem er sich so sehnte und das er niemals wieder missen wollte.
Später, als Duo einen schlafenden Heero an sich gekuschelt im Arm hielt, konnte er nur glücklich und zufrieden grinsen. Der Sex war wieder der Wahnsinn gewesen. Duo kuschelte sich noch dichter an den anderen, vergrub seine Nasenspitze in dessen Nacken und atmete den wunderbaren Duft von Heero tief ein.
Die letzte Nacht und der anstrengende Tag hatten ihre Spuren hinterlassen und sie waren es deshalb heute etwas gemütlicher angegangen. Aber daran gab es ja auch gar nichts einzuwenden.
Fahrig streichelte Duo noch ein wenig über Heeros Oberarm während er noch einmal genießend an ihr Zusammensein zurückdachte. Es hatte wieder Momente gegeben in denen Heero furchtbar scheu und unsicher gewirkt hatte, aber er überließ nicht mehr Duo allein die gesamte Initiative im Bett. Duo grinste kurz. Damit hatte er keine Probleme. Er mochte es zwar auch den Verführer zu spielen, aber ein leidenschaftlicher und fordernder Heero war noch besser.
Nur der Lösung zu dem großen Geheimnis – das der junge Staatsanwalt immer mehr für Duo darstellte – war er wieder keinen Schritt näher gekommen. Aber es gab erste Anzeichen und Duo hoffte das Heero sich ihm bald öffnen würde. Er wollte – nein er musste – erfahren warum der andere manchmal so scheu war, und was es damals mit dieser Brennagh-Geschichte auf sich hatte. Aber auch wenn seine Neugierde ihn fast umbrachte, so wusste Duo das er sich Zeit lassen musste um Heeros Vertrauen zu erlangen. Aber er war sich sicher das sich der Staatsanwalt ihm gegenüber öffnen würde, die Anzeichen dazu waren da. Er würde es also nicht überhasten und warten.
Sich noch enger an den anderen kuschelnd schlief mit diesem Gedanken auch Duo ein.
