Titel: The Big Easy
Autor: Cyrrer aka Laren
Disclaimer: Ich besitze weder Rechte an Gundam Wing noch an dem Film der Pate für diese Geschichte stand. Und ich gedenke auch keinen müden Pfennig mit diesem Geschreibsel zu verdienen.
Betadank: wie immer an Zanna

Vielen Dank für alle Kommies die ich zum letzten Kapitel bekommen hab. War richtig toll ‚immer noch gerührt bin'

Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel genauso gut.


„Heero," flehte Duo doch nichts schien den anderen Mann aufzuhalten. Vollkommen getroffen stand er einfach nur da und beobachtete wie sein Leben zusammenbrach. Es tat weh zu sehen wie Heero ohne sich noch einmal umzudrehen ins Taxi stieg. Es tat weh ihn wegfahren zu sehen.

Inzwischen hatte Duo sich etwas zur Seite gebeugt, stützte sich an einem der parkenden Autos, nur so konnte er sich aufrecht halten. Ihm war als wenn seine Beine zitterten und jede Sekunde unter ihm zusammenbrechen würden. Das konnte gerade doch nicht tatsächlich passiert sein, oder?

Doch Heeros endgültige Worte hallten noch immer in seiner Erinnerung. Und jeder Vorwurf des anderen schmerzte wie eine Dolchwunde in Duos Herz.

Plötzlich legte sich sanft eine Hand auf seine Schulter. „Duo," hörte er seine Mutter flüstern.

Mit all seiner Kraft schaffte er es sich halb zu ihr umzudrehen. Dann blickte er sie aus traurigen Augen an. Helen schien auch ohne Worte zu verstehen was hier gerade vorgefallen war und umarmte Duo sofort. Sanft strich sie mit ihrer Hand über seinen Rücken, während Duo lautlos weinte.

Nach einigen Minuten, als Duo sich etwas beruhigt hatte, richtete er sich wieder auf und sagte mit erstickter Stimme, „Er hat mich verlassen."

Helen nickte. „Danach sah es aus," bestätigte sie, dann seufzte sie tief. „Dir ist klar das es nicht einer deiner besten Ideen war ihn hierher zu zerren?"

„Ich hab gedacht…" versuchte Duo zu erklären.

Doch Helen schüttelte den Kopf. „Nein du hast gar nicht gedacht. Und das ist jetzt das Resultat."

Duo wusste das seine Mutter ihn nicht verurteilte, sie stellte ja auch nur fest was gerade geschehen war. Aber dennoch tat es so verdammt weh. Er seufzte. „Es ist also aus und vorbei weil ich dumm war? Oder hatte es von vorn herein keine Chance? Dabei hat es sich so richtig angefühlt."

Helen sah ihm tief in die Augen. „Wenn es sein soll, dann werdet ihr auch wieder zusammen finden. Heero ist im Moment furchtbar verletzt, aber wenn es mehr als eine kurze Affäre war dann besteht sicher die Möglichkeit den Schmerz wieder aus dem Weg zu schaffen. Denn ich glaube wirklich das er noch etwas für dich empfindet."

„Aber wie? Es war so absolut endgültig wie er sich von mir verabschiedet hat."

Helen lachte bitter auf. „Ich habe leider kein Zauberrezept. Aber gib ihm Zeit. Und zeig ihm das du mehr bist als ein korrupter Bulle mit dem Taktgefühl eines Walrosses. Und erweis dich ihm und seiner Liebe wieder als würdig. Das ist alles was ich dir raten kann." Sie machte eine kleine Pause. „Und jetzt komm wieder zur Party. Ich weiß du hast keine Lust zu feiern, aber alle haben sich ein Bein ausgerissen um dich zu unterstützen, verkriech dich jetzt nicht in ein Mauseloch." Und mit diese Worten zerrte sie ihn zurück zur Feier.


„Erklär mir noch einmal warum wir das hier machen?" fragte Trowa mit leicht genervtem Unterton.

Duo warf seinem Partner einen kurzen Seitenblick zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. „Weil wir ein paar Fälle mit insgesamt 6 Morden haben die alle miteinander verbunden sind. Und wir noch keinen Schritt mit der Aufklärung vorangekommen sind. Ich will endlich mehr wissen."

„Aber Duo, wieso heute? Wir haben frei! Und außerdem, wir haben Angelface nun schon so oft befragt, was soll diesmal anderes dabei herauskommen?"

Duo lachte kurz auf. „Seit wann sträubst du dich denn Angelface zu sehen?"

Trowa grummelte nur.

„Und das heute Samstag ist, na ja ich habe nichts besseres zu tun – nebenbei bemerkt, du auch nicht – und niemand wird damit rechnen das wir heute aktiv werden. Ich habe die ganze Zeit das Gefühl das die anderen, wer immer das auch ist, uns immer mindestens einen Schritt voraus sind. Es wird Zeit das wir sie mal überraschen."

„Aha… Und ein gewisser Staatsanwalt hat nichts mit deiner Arbeitswut zu tun?" hakte Trowa nach.

Duo seufzte. „Schuldig im Sinne der Anklage. Aber selbst ohne Heero will ich diesen Fall endlich aufklären. Ich hab das Gefühl die tanzen uns auf der Nase herum, und das ist kein besonders schönes Gefühl."

„Trotzdem, was willst du von Angelface herausbekommen? Er wird wieder sagen das er mit den Morden nichts zu tun hat, du wirst behaupten das es ein Mafiakrieg ist, das wird er wieder bestreiten und so werdet ihr euch wunderbar im Kreis drehen? Das bringt doch nichts. Davon mal abgesehen das ich auch nicht an diesen Mafiakrieg glaube."

Duo setzte den Blinker und bog nach rechts ab. Nur noch wenige Straßenecken und sie würden das Anwesen der Winner Familie erreichen. „Ehrlich gesagt, es ist mir egal ob es nun ein Mafiakrieg ist oder nicht. Aber irgendjemand bringt hier Leute um. Und das muss gestoppt werden. Und Angelface kann sich auch nicht für immer bedeckt halten. Auch auf ihn wurde ein Anschlag verübt. Früher oder später wird er uns einen Hinweis geben. Vielleicht sogar schon heute." Duo grinste leicht während Trowa ergeben seufzte.

Einige Minuten später hatten sie das Auto abgestellt und wurden von Rashid durch die Villa in den Garten geführt. Der große Mann hatte sehr erstaunt gewirkt als er plötzlich die beiden Polizisten vor der Haustür erblickt hatte, konnte aber keinen Grund finden ihnen den Zutritt zu verweigern.

Duo staunte nicht schlecht während er durch das Haus ging. Angelface schien wirklich sehr schön zu leben, soviel Luxus hatte Duo noch nie auf einem Haufen gesehen. Andererseits, was sollte man schon anderes von einem Oberhaupt einer Mafiafamilie erwarten? Doch als sie den Garten erreichten entfuhr ihm doch ein leiser Pfiff. Der Garten war wunderschön und der große Pool noch viel schöner. Quatre Winner zog dort seine Bahnen. Duo warf einen kurzen Seitenblick zu Trowa und sah das sein Partner über das ganze Gesicht strahlte. Duo war sich sicher das Trowa jetzt wirklich nichts mehr dagegen hatte hierher geschleppt worden zu sein.

Angelface wendete noch einmal, dann hatte er anscheinend bemerkt das er Besuch hatte und stieg aus dem Pool. Duo konnte nicht leugnen das der Anblick wirklich sehr nett war. Sonnengebräunte Haut und ein gut trainierter Körper. Winner hatte mehr als ein engelhaftes Gesicht zu bieten. Von seiner Intelligenz und Macht ganz zu schweigen.

Ohne viele Worte streckte Angelface einfach seine Hand aus und Rashid legte ihm ein Handtuch hinein. Dann begann er sich die Haare etwas trocken zu rubbeln. Erst danach nickte er den beiden Polizisten zu. „Lieutenants. Was treibt Sie beide denn an einem Wochenende hierher?"

„Was denken Sie Mr. Winner?" fragte Duo.

Quarte drapierte das Handtuch um seinen Hals und hielt die beiden Enden mit seinen Händen fest. Er seufzte. „Wenn ich das nur wüsste. Aber wenn ich mich an die Nachrichten der letzten Tage erinnere, dann könnte es sein das Sie mich wegen dieser unsäglichen Explosion im Hafengelände sprechen wollen. Ich habe fast das Gefühl Sie kommen bei wirklich jedem Verbrechen sofort zu mir. Obwohl, sofort trifft diesmal ja nicht zu. Aber andererseits, Sie hatten gestern ja wichtigeres zu tun. Meinen Glückwunsch Lieutenant Maxwell. Aus persönlicher Erfahrung kann ich gut nachvollziehen wie befriedigend es doch ist einer Anklage entkommen zu sein."

Innerlich knirschte Duo mit den Zähnen, behielt aber sein Lächeln auf dem Gesicht. Er würde sich nicht von diesem Mafiosi provozieren lassen. „Ich befrage Sie nur wegen den Verbrechen die auch etwas mit ihnen zu tun haben."

„Sie erlauben das ich da einer anderen Meinung bin? Ist ja auch egal. Wo Sie beide schon einmal hier sind, darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Lieutenant Maxwell? Lieutenant Barton?"

Duo bemerkte das Angelface seinem Partner ein paar Momente direkt in die Augen blickte. Er grummelte. Der Mafiosi würde hier doch wohl nicht wirklich mit Trowa flirten, oder?

Angelface setzte sich auf einen der bereitstehenden Stühle und zeigte mit einer einladenden Geste seinen Gästen das sie ebenfalls Platz nehmen sollten. Duo und Trowa waren gerade dabei die Stühle zu Recht zu rücken, als Rashid sich plötzlich nach vorne warf und „Achtung!" schrie. Dann hatte er Angelface erreicht und stieß ihn mit seinem Schwung um. Im selben Moment hallten drei Schüsse hintereinander.

Duo und Trowa sahen sich zuerst kurz an, dann hatten sie auch schon ihre Waffen gezückt und waren aufgesprungen. „Verdammt von wo kamen die Schüsse?" schrie Duo.

„Ist jemand verletzt?" fragte Trowa.

„Alles in Ordnung," kam es gedämpft von Angelface.

Rashid sprang auf und deutete nach links. „Dort bei den Bäumen habe ich ein verdächtiges Blinken gesehen." Mit diesen Worten rannte er in die angegebene Richtung.

Duo und Trowa folgten ihm. Viel Hoffnung hatten sie zwar nicht mehr die Verbrecher zu finden – diese mussten schließlich sehen das sie entdeckt worden waren – aber trotzdem wollten sie ihr möglichstes versuchen.

Duo rannte was das Zeug hielt. Plötzlich hörte er einen erstickten Schrei von Trowa. Als er sich umblickte konnte er seinen Partner am Boden liegen sehen. Aber er hatte keinen weiteren Schuss gehört, darum machte er sich keine Sorgen und rannte weiter.

Wenige Sekunden später hatte er Rashid erreicht der vor ein paar Bäumen stand und so wütend aussah, das man glauben konnte er würde gleich welche ausreißen. Der große Mann deute auf den Boden wo einige Patronenhülsen lagen. „Dies ist die Stelle von der das Schwein aus geschossen hat."

Duo versuchte seine Atmung zu beruhigen und nickte. Er blickte sich um. Vom Täter keine Spur. „Aber wo ist er?"

Rashid streckte seinen Arm aus. „Sehen Sie, dort führt eine Seitenstraße entlang. Wahrscheinlich hat ein Komplize mit einem Wagen auf ihn gewartet."

Duo nickte wieder. Das machte Sinn. Auf dem Asphalt waren Reifenspuren zu erkennen. Sie hatten also wieder nichts erreicht. Duo seufzte und hockte sich hin. Er sammelte die Hülsen auf und steckte sie in einen Plastikbeutel. Rashid, der das beobachtete zog überrascht seine Augenbrauen hoch, sagte aber nichts.

Dann fiel Duo auf das er sein Partner ihn immer noch nicht eingeholt hatte und er suchte erstaunt nach Trowa. Noch erstaunter war er, als er diesen immer noch auf dem Boden liegen sah. Mit Angelface Winner der neben ihm kniete. Duo hatte plötzlich Angst und eilte zu seinem Freund.

Kaum hatte er ihn erreicht, da kniete er sich ebenfalls neben ihn. „Hey Trowa, was ist denn passiert?"

Trowa sah ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht an. „Keine Panik Duo. Ich bin nur gestolpert und hab mir den Fuß angeschlagen. Sollte gleich vorbei sein." Und mit diesen Worten versuchte er sich aufzurichten.

Allerdings wurde er dabei von Angelface Winners Hand gestoppt, die ihn zurück auf den Boden drückte. „Seien Sie nicht albern. Das Bein ist gebrochen. Sie werden nicht aufstehen Lieutenant Barton, sondern ins nächste Krankenhaus gebracht."

Trowa grummelte protestierend vor sich hin. Aber Duo, dessen Blick hinunter zum linken Bein seines Partners gewandert war konnte ganz genau erkennen das es in einem unnatürlichen Winkel abstand. Er zog tief die Luft ein. Das sah nicht gut aus. „Trowa, sollen wir einen Krankenwagen holen, oder hältst du es aus wenn ich dich schnell zur Notaufnahme fahre?"

Trowa öffnete den Mund, aber Angelface kam ihm mit einer Antwort zuvor. „Ihr Auto ist viel zu klein und ungemütlich für einen Krankentransport Lieutenant Maxwell. Wir nehmen die Limousine."

„Ich will keine Umstände bereiten," protestierte Trowa.

Quatre schüttelte verneinend den Kopf. „Das sind doch keine Umstände." Dann drehte er sich zu weiteren Manguanacs um die inzwischen zu ihnen gerannt gekommen waren. „Abdul, du und deine Männer tragen unseren Gast in die Limousine." Sofort machten sich zwei große Männer daran Trowa sanft aufzuheben.

„Ich kann doch mein Auto nicht hier stehen lassen," sagte Duo total perplex.

„Nun, dann fahren Sie uns einfach hinterher. Wir werden zum Mercy Hospital fahren. Das ist zwar ein paar Meilen weiter weg, hat aber den besten Ruf und ich übernehme alle Kosten."

Duo stand für ein paar Sekunden mit offenem Mund da und versuchte zu begreifen was da gerade geschah. Es war schon erstaunlich wie schnell Angelface alle Entscheidungen an sich gerissen hatte. Dann hatte er aber plötzlich eine Idee. Er tippte dem Mafiosi auf die Schulter.

Der junge Mann drehte sich zu ihm um und sah ihn mit großen babyblauen Augen an. Die bildgewordene Unschuld. „Was ist Lieutenant?"

„Ich muss mit Ihnen sprechen, allein," sagte Duo.

„Hm, vielleicht sollten wir dann beide in Ihrem Auto fahren? War das Ihre Idee?"

Duo nickte bestätigend.

Rashid trat zwischen die beiden und grummelte, „Master Quatre, es wurde ein Anschlag auf Ihr Leben ausgeübt. Ich halte das nicht für sicher."

Angelface winkte ab. „Papperlapapp. Niemand wird damit rechnen das ich mich in ein solches Fahrzeug begebe. Du fährst mit der Limo und stellst sicher das unser Gast ohne weitere Verletzungen ins Krankenhaus kommt." Dann drehte er sich wieder zu Duo und strahlte ihn mit einem entwaffnenden Lächeln an. „Lassen Sie mich nur schnell etwas passendes anziehen und dann können wir gehen, Lieutenant."


Duo fuhr und versuchte so schnell wie möglich den halbgaren Plan in seinem Kopf zu ordnen. Außerdem beschäftigte ihn die Verletzung seines Partners. Natürlich hörte sich ein gebrochenes Bein nicht besonders schlimm an, man musste zumindest nicht um Trowas Leben fürchten. Aber es würde seinen Partner für eine Weile außer Gefecht setzen.

„Also Lieutenant, wieso wollten Sie mit mir allein sein?" fragte Angelface mit ein wenig Ungeduld in der Stimme.

Duo seufzte und setzte alles auf eine Karte. „Lassen Sie uns Klartext sprechen, nur unter uns beiden – ohne irgendwelche Abhörmechanismen. Haben Sie mit den Morden zu tun?"

Quarte seufzte ebenfalls, dann faltete er seine Hände. „Ich habe es schon einige Male gesagt und werde es gerne immer wieder sagen: ich habe diese Morde weder begangen, noch sie befohlen."

„Aber alles weist auf einen Krieg zwischen Ihnen und Vinnie deMotti hin."

„Vielleicht. Aber dem ist nicht so. Vinnie und ich sind absolut zufrieden mit der Aufteilung unserer Einflussgebiete. Wir machen beide gutes Geld damit. Ein Krieg bedeutet nur unnötige Kosten und Ungemach bei unseren Leuten. Vinnie glaubt mir das ich nicht nach seinem Territorium greife und ich glaube ihm."

„Trotzdem sind Leute umgekommen. Von Ihrer und von Vinnies Familie. Und auf Sie wurden jetzt schon zwei Anschläge verübt. Wie erklären Sie sich das, wenn doch alles Friede Freude Eierkuchen ist?"

Angelface schüttelte den Kopf. „Ich weiß es wirklich nicht. Und glauben Sie mir, ich würde es gerne wissen, denn das gefährdet nicht nur mich sondern auch meine Leute."

„Sie wissen wie Tandino getötet wurde? Das ihm das Herz herausgeschnitten wurde?"

Der Mafiosi seufzte erneut. „Ja natürlich, das sieht aus wie etwas das die Manguanacs vor Ewigkeiten getan haben könnten. Aber das ist mehr als zehn Jahre her. Ich erlaube so etwas nicht. Das ist nicht meine Art."

„Ach, Sie würden sich also niemals an jemandem rächen?"

Angelface drehte sich wütend zu ihm. „Hören Sie mir gut zu. Wenn ich mich an jemandem rächen wollte, dann nicht auf eine derart plumpe Art und Weise."

„Was ist denn daran plump?" fragte Duo ehrlich erstaunt.

„Jemanden zu töten, das ist plump. Was für eine Art Rache soll das sein? Der Gegner verspürt für einige Zeit Angst und Schmerzen und ist danach für alle Zeit tot. Nein, wenn ich mich an jemandem rächen wollte, dann würde dieser für Jahre leiden."

Duo schluckte schwer. „Geben Sie mir ein Beispiel. Was hätten Sie bei Carmane Tandino getan?"

„Tandino, lassen Sie mich kurz überlegen." Duo konnte aus dem Augenwinkel sehen wie sich Angelface nachdenklich an das Kinn tippte. „Ich glaube zunächst hätte ich seiner Frau gesteckt das er seit einigen Jahren eine Geliebte hat. Danach seiner Geliebten das er nebenbei auch noch andere Kurzzeitgespielinnen am laufen hat. Keine der beiden Damen wäre darüber besonders erfreut gewesen und wie ich sie einschätze wäre er kurze Zeit danach Single gewesen."

Duo wollte was sagen, doch Angelface sprach einfach weiter. „Carmane und seine Frau hatten keinen Ehevertrag, das hätte ihre Familie – eine sehr einflussreiche Familie aus Chicago – gar nicht gern gesehen. Was bedeutet das Carmane praktisch über Nacht die Hälfte seines Vermögens verloren hätte. Und vielleicht hätte er auch überraschenden Besuch von Cousin Luigi bekommen der ihm beide Arme gebrochen hätte, oder so was in der Art.

Kurz nach dieser schmutzigen Scheidung wäre dann die Steuerfahndung auf Carmane aufmerksam geworden und hätte etliche Ungereimtheiten in seinen Büchern entdecken. Vielleicht hätte Carmane es sogar geschafft zusammen mit einem guten Anwalt eine Gefängnisstrafe zu verhindern, aber es hätte ihn einen weiteren großen Teil seines Vermögens gekostet.

Dann wären seine legalen Geschäfte immer schlechter und schlechter gelaufen, solange bis er pleite gewesen wäre. Und ins illegale Geschäft hätte er auch nicht mehr zurück gekonnt, denn seine mehr als nachtragende Ex-Frau hätte das mit allen Kräften verhindert. Sie sehen, in ein paar Jahren wäre von dem guten nur noch eine schale, unbedeutende Hülle übrig gewesen. Das nenne ich eine gute Rache."

Duo schluckte heftig. Man konnte fast behaupten das Carmane mit seinem Tod das einfachere Los gezogen hatte.

„So Lieutenant. Und jetzt spucken Sie endlich aus warum Sie mit mir unter vier Augen sprechen wollten."

Duos Entschluss war stärker denn je. Es war ein gewagter Plan und vollkommen unorthodox, aber mit ihren normalen Mitteln waren sie auch nicht besonders weit gekommen. „Werden Sie den Anschlag von heute melden?" fragte er.

„Normalerweise würde ich so etwas lieber alleine klären. Aber da die Polizei der Stadt New Orleans Zeuge war, wird mir wohl nichts anders übrig bleiben, oder?"

„Dann bitte ich Sie es nicht zu melden. Halten Sie es geheim."

„Das kann ich tun, aber wieso?"

„Nun, ich bin es leid immer zwei Schritte hinter den Tätern her zu laufen. Weniger zu wissen als sie. Niemand weiß das Trowa und ich heute bei Ihnen waren. Niemand kann wissen das wir von dem Anschlag wissen, sofern Sie keine Anzeige erstatten. Die Patronenhülsen werde ich unter der Hand untersuchen lassen, damit wir sicher gehen können das es der gleiche Täter war. Ich weiß nicht ob dieser Plan irgendwas bringt, aber es ist das einzige was mir einfällt. Wir müssen uns jeden nur erdenklichen Vorteil verschaffen den wir bekommen können."

„Wenn ich kooperiere, werden Sie dann weiter gegen mich ermitteln?" fragte Angelface.

Duo grinste – zum ersten Mal am heutigen Tag. „Mr. Winner, Sie haben es doch selbst gesagt, wir ermitteln immer gegen Sie."

Auf diese Aussage hin begann Angelface lang und laut zu lachen. Duo grinste noch mehr. Er hatte immer vermutet das hinter diesem Mafiosi mehr steckte als man auf dem ersten Blick erkennen konnte. Scheinbar auch eine sehr sympathische Person.

„Was läuft eigentlich zwischen Ihnen und Khushrenada?" fragte Duo bevor er sich selbst stoppen konnte.

Das Gelächter stoppte plötzlich. „Was sollte zwischen uns laufen?"

„Nun, er verhält sich oft so als wenn er einen Besitzanspruch auf Sie hätte."

Quatre lachte wieder, diesmal aber hart und nicht gelöst. „Niemand besitzt mich, ich bin derjenige der besitzt. Treize überschreitet manchmal seine Grenzen, aber das wird er noch lernen."

Duo konnte ein neuerliches Grinsen nicht unterdrücken. Er konnte sich gut vorstellen das Angelface sehr gut darin war Leute ihres Platzes zu verweisen.

Endlich hatten sie das Krankenhaus erreicht. Duo musst etwas suchen bis er einen freien Besucherparkplatz fand, aber dann hasteten sie beide hinein ins Gebäude.

Wie es aussah war die Limousine schon vor einiger Zeit angekommen. Und scheinbar hatten Abdul und die anderen nicht gezögert und mit Angelfaces Namen und Geld um sich geworfen, denn Trowa war schon in Behandlung.

Duo tigerte für einige Minuten aufgeregt im Gang herum, dann wurden sie aber auch schon von einer Schwester in eines der Zimmer geführt.

Es war ein Einzelzimmer, ein sehr nobles Einzelzimmer wie Duo erkannte. Scheinbar hatte Angelface wirklich sein Wort gehalten und würde für die Kosten aufkommen, so eine Behandlung bekamen städtische Angestellte normalerweise nicht.

Er trat neben seinen Partner und tätschelte ihm den Arm. „Hey," sagte er.

Trowas Bein war in einer Art Schiene befestigt. Es sah nicht so aus als wenn er in den nächsten Tagen würde aufstehen können. Er wirkte etwas weiß um die Nase, so als wenn er erst jetzt realisieren würde was genau passiert war. „Es ist an zwei Stellen gebrochen. Und die Ärzte wissen noch nicht ob es vielleicht geschraubt werden muss. Verdammt bin ich ungeschickt."

„Das wird schon wieder," beruhigte ihn Duo. „Wie lange musst du denn hier bleiben?"

„Eine Woche mindestens. Ich könnte mich in den Hintern beißen."

„Hey eine Woche bedienen lassen und nicht zur Arbeit zu müssen, das ist doch nicht schlecht. Und jetzt ärger dich nicht länger. So etwas passiert nun einmal."

In dem Moment trat auch Angelface an das Bett, er wirkte seltsam schüchtern als er leise sagte. „Nun sind Sie schon zum zweiten Mal verletzt worden bei dem Versuch mich zu beschützen. Ich muss mich bedanken."

„Das war doch meine Pflicht," antwortete Trowa und wirkte plötzlich genauso schüchtern.

Duo sah von einem zum anderen und seufzte tief. Konnten diese beiden nicht endlich damit aufhören umeinander herum zu tanzen? Das machte ihn nervös. Er kam sich vor als wenn kleine Herzchen um sie herum flatterten und tanzten aber die beiden schienen tatsächlich zu schüchtern zu sein um die Gelegenheit beim Schopfe zu greifen.

Er wusste das es ihn nichts anging. Und das die beiden wahrscheinlich besser dran wären wenn sie diese unmögliche Beziehung niemals zuließen. Aber gerade jetzt wusste Duo auch wie wichtig Liebe war und das man sie riskieren musste, selbst wenn man auf verschiedenen Seiten des Gesetzes stand.

„Oh man, könnt ihr zwei Turteltauben endlich mal zur Sache kommen und euch zu einem Date verabreden? Natürlich erst nachdem der Fall geklärt sind."

Trowa lief rot an wie eine Tomate. „Was erlaubst du dir, Duo?"

Duo rollte mit den Augen. „Ihr beide schmachtet euch gegenseitig an und macht damit eure Umgebung krank. Entweder ihr hört auf damit oder ihr zieht es durch."

„Ich schmachte nicht," protestierte Trowa halbherzig.

„Du hast ihm Rotbuschtee gekocht," erwiderte Duo als wenn das alles erklären würde. Dann drehte er sich zu Angelface um, der auch eine sehr interessante rote Gesichtsfärbung angenommen hatte. „Und von dem großen, mächtigen Mafiosi der sich in einen schüchternen Teenager verwandelt sobald er einem bestimmten Polizisten begegnet will ich gar nicht erst reden."

Die beiden anderen erröteten noch mehr, protestierten aber auch nicht mehr.

Duo drehte sich zur Tür. „Ich werde euch jetzt allein lassen. Klärt die Sache. Wie, das ist mir egal." Und mit diesen Worten verließ er den Raum. Er war sich immer noch nicht sicher ob er das richtige getan hatte, das würde erst die Zeit zeigen können. Aber erstaunlicherweise fühlte es sich gut an.