Titel: The Big Easy
Autor: Cyrrer aka Laren
Disclaimer: Ich besitze weder Rechte an Gundam Wing noch an dem Film der Pate für diese Geschichte stand. Und ich gedenke auch keinen müden Pfennig mit diesem Geschreibsel zu verdienen.
Betadank: wie immer Zanna. Die beste der besten g

Wow… so viele Kommies zum letzten Kapitel. Hihihi vielleicht sollte ich öfters solche Hammer Cliffies einbauen…. Obwohl g vielleicht auch nicht. Mal sehen :-)


Reflexartig stieß Duo Heero um und ließ sich auch sofort auf den Fußboden fallen.

„Was war das?" fragte der junge Staatsanwalt aufgeregt.

Duo hob ein wenig seinen Kopf und versuchte so aus dem Fenster zu sehen. Aber sein Winkel war viel zu ungünstig und außerdem regnete es in Bindfäden. Er konnte gar nichts erkennen. Er bemerkte dass auch Heero sich aufrichten wollte und zischte befehlend, „Weg vom Fenster!"

Und diesmal tat Heero einfach was er ihm sagte. Anstatt zu protestieren krabbelte er einen Meter zur Seite neben das Bett und war jetzt sicher vor dem Heckenschützen da die solide Mauer ihn schützte. „Kannst du was sehen?" wollte er wissen und Duo antwortete mit einem Kopfschütteln.

Duo wusste das er raus gehen musste um zu überprüfen was dort geschehen war, von hier würde er nichts herausfinden. Er griff kurz zur Seite und schnappte sich sein Sweatshirt das auf dem Stuhl lag, dann krabbelte er so schnell es ging zur Tür. „Ruf 911," wies er Heero an. „Sag ihnen das hier geschossen wurde. Und die Adresse. Sag ihnen das ich unten auf der Straße bin."

Er bekam noch mit das sich Heero sein Handy schnappte, doch dann hatte er auch schon die Tür erreicht. Endlich konnte er aufstehen und wirklich hinauseilen.


Duo hatte die Haustür erreicht und blickte vorsichtig hinaus. Aber durch den strömenden Regen konnte er noch immer nichts erkennen. Er beschloss hinauszugehen. Schließlich war es sehr wahrscheinlich dass die Attentäter wie auch bisher sofort nach dem Anschlag davon fahren würden. Und er musste hinausfinden auf wen geschossen wurde.

Kaum war er aus dem Haus getreten als er zur rechten Hand auch schon eine kleine Menschentraube entdeckte. Etliche der Passanten hatten sich mit Regenschirmen bewaffnet wohl doch hinausgetraut und standen jetzt um etwas herum und blickten neugierig nach unten. Duos Magen zog sich zusammen. Als Polizist war er so einen Anblick gewöhnt und konnte sich schon denken dass diese Menschen sich um das Opfer gescharrt hatten.

Duo rannte so schnell es ging auf die Leute zu und schrie, „Ich bin ein Cop!" um sie dazu zu bringen ihm aus dem Weg zu gehen. Natürlich machten sie keinen Platz und er musste erst einige unsanft zur Seite schieben.

Was er dann sah ließ ihn fast zu Eis erstarren. Das Opfer war Solo. Sein Bruder lag halb, saß halb auf dem Bürgersteig. Der Oberkörper war gegen die Mauer gepresst, wahrscheinlich war er durch den Schuss in die Richtung geschleudert worden und dann an der Wand hinunter gerutscht.

„Solo! Solo! Solo!" brach es aus Duo hervor und er stürmte noch weiter nach vorne. Er kniete sich neben seinem Bruder. Auf dessen Brust war deutlich ein Einschussloch zu erkennen. „Bitte nicht! Bitte nicht!" schrie Duo verzweifelt und griff nach seinem Bruder. Versuchte dessen Puls zu finden.

Da, er konnte etwas fühlen, ein ganz leichter Puls. Aber Erleichterung spürte Duo deshalb noch lange nicht. Er griff sich ein Taschentuch und presste es auf die Wunde, versuchte irgendwie zu verhindern das sein Bruder noch mehr Blut verlor.

Für einen ganz kurzen Moment wurde er wütend auf die Zuschauer. Keiner von denen hatte Erste Hilfe geleistet. Im Gegenteil sie standen immer noch gaffender weise herum. Noch nicht einmal einer von denen hatte sein Handy gezückt und Hilfe gerufen. Zynisch erkannte er wie schlimm es doch um die Welt gestellt war. Er hätte gerne Rache an diesen Gaffern genommen, aber er hatte jetzt wichtigeres zu erledigen. „Solo, bitte!" stieß er wieder hervor.

Angestrengt versuchter er durch den ganzen Regen hindurch die Sirenen der Ambulanz zu hören. Heero hatte ja schließlich 911 gerufen, die mussten doch bald da sein!

Plötzlich fasste ihn jemand an den Schultern. Er wollte fast schon ärgerlich um sich schlage da hörte er eine vertraute Stimme, „Oh mein Gott!" rufen. Danach spürte er wie Heero sich direkt neben ihn hockte. So unglaublich das auch klang, aber Heeros Gegenwart gab ihm neue Kraft.

Dann hörte Duo plötzlich die Sirene auf die er scheinbar schon seit Ewigkeiten gewartet hatte. „Halt das!" wies er Heero aufgeregt an. Der junge Staatsanwalt schien begriffen zu haben was er wollte und drückte jetzt gegen das absolute Provisorium eines Druckverbandes.

Duo sprang auf und rannte zur Straße. Er konnte sehen wie sie ein Streifenwagen näherte. Keine Ambulanz. Die würde sicher auch noch kommen, aber Duo hegte den Verdacht das sie nicht mehr darauf würden warten können. Er winkte aufgeregt mit den Armen um den Polizisten zu zeigen das sie hier halten sollten. „Stopp! Stopp!" schrie er zusätzlich mit einer Stimme die langsam heiser wurde.

Der Streifenwagen hielt tatsächlich direkt neben ihm. Ohne lange zu warten riss Duo die Tür zum Beifahrersitz auf. Der Polizist der ihn scheinbar erkannte rannte hinaus in Richtung Menschenmenge. „Ruf die 345! Das Charity Krankenhaus," wies Duo den Fahrer an. „Wir müssen das Opfer so schnell wie möglich in die Notaufnahme bringen. Sag ihnen wir sind gleich da!" Duo sah noch aus den Augenwinkeln wie der Fahrer sich das Funkgerät griff, dann rannte er dem zweiten Polizisten nach.

Dieser hatte inzwischen zusammen mit Heero Solo aufgehoben und trug ihn zum Wagen. Duo wollte mit anfassen, aber zum einen zitterten seine Hände viel zu sehr und zum anderen hatten die beiden den Körper schon fast bis in das Auto geschafft. Duo hielt ihnen nur die Tür auf. Der Polizist der Solos Beine trug war hinten in das Auto gestiegen und zog den Körper mit sich.

Duo beobachtete was sie taten ganz aufgeregt, dann stürmte er nach vorne zum Fahrer. „Rück rüber!" befahl er und war schon kurz dabei seinen Kollegen zur Seite zu schubsen.

Doch dann fiel eine Hand auf seine Schulter und drückte fest. Verwirrt blickte er zur Seite und schaute in Heeros entsetztes Gesicht. Trotz des Schocks wirkte der junge Staatsanwalt aber seltsam entschlossen als er seinen Kopf schüttelte. „Du fährst nicht. Sonst haben wir am Ende 5 Tote!" erklärte er.

Duo wollte schon protestieren, obwohl er wusste das Heero recht hatte. Er zitterte immer noch und ob er in dieser Situation sich wirklich in den New Orleans'er Verkehr stürzen sollte war eigentlich mit nein zu beantworten. Aber erst als Heero noch, „Setz dich hinten zu Solo, er braucht dich jetzt," hinzufügte schluckte Duo jeden Protest klaglos hinunter.

Widerstandslos setzte er sich auf die Rückbank. Dabei hatte er Solos Kopf auf seinen Schoß gebettet. Wieder und wieder streichelte er die regennassen Strähnen aus Solos Gesicht.

Er bekam eigentlich nicht mehr viel mit, zu sehr war er auf Solo fixiert. Aber er nahm an das der zweite Polizist am Tatort geblieben war um den zu sichern bis weitere Streifenwagen kamen. Dafür hatte Heero den Platz auf dem Beifahrersitz eingenommen. Der junge Staatsanwalt drehte sich immer wieder zu ihnen beiden um.

Unter Sirenengeheul fuhren sie zum nächsten Krankenhaus. Die Fahrt kam Duo fast wie eine Ewigkeit vor, so als wenn sie nur im Schneckentempo vorwärts kommen würden. Sein rational denkendes Gehirn sagte ihm das die Fahrt nicht länger als 10 Minuten gedauert haben konnte, aber das zeigte nur wie absolut subjektiv man Zeit empfand.

Mit quietschenden Reifen fuhren sie vor die Einfahrt zur Notaufnahme. Ein Team von Ärzten und Pflegern erwarteten sie schon dort, schließlich waren sie per Funk vorgewarnt worden. Duo musste fast gegen sich selber kämpfen als es darum ging Solo in ihre Obhut zu geben. Kaum war sein Bruder aus dem Auto herausgeholt worden und auf eine Bahre gelegt worden da sprang er auch schon aus dem Auto und wollte hinterher rennen.

Diesmal wurde er allerdings von einer Krankenschwester aufgehalten. Die ihm höflich aber bestimmt sagte das sein Bruder jetzt in den OP gefahren würde und dass er ihn dorthin nicht begleiten könne. Dann verwies sie auf den Aufenthaltsraum der Angehörigen.

Duo stand völlig verwirrt da, er wusste gar nicht was er tun sollte. Und er war sich fast sicher dass er einfach zusammengebrochen oder hektisch umher gerannt wäre, wenn er nicht neben sich die Trostspendende Nähe von Heero bemerkt hätte.

Der Polizist beugte sich über den Beifahrersitz und sprach durch das offene Fenster, „Lieutenant. Ich muss zurück zum Tatort. Ich werde im Revier bescheid sagen wer das Opfer ist."

Duo nickte ihm bestätigend zu. Daraufhin fuhr der Polizist fort. Duo stand immer noch verwirrt einfach so da. Es war als wenn plötzlich sämtliche Energie aus ihm herausgesaugt worden wäre. Und auch jegliche Idee was er tun sollte.

Heero fasste ihn an die Schulter. Dann zog er ihn fast ein wenig in Richtung Krankenhaus. „Komm schon. Hier draußen holen wir uns noch ne Lungenentzündung."

Verwirrt registrierte Duo das es immer noch wie in Strömen regnete. Er war mehr als nass und die gesamte Kleidung klebte an ihm. Heero ging es nicht anders. Mit offenem Mund stand er da und brauchte sogar ein paar Sekunden um „Hä?" zu antworten.

Heero zog etwas fester an seiner Schulter. „Komm, drinnen werden wir erfahren was mit Solo ist."

Das brach etwas den Bann um Duo und er ließ sich bereitwillig in das Gebäude führen. Heero schien genau zu wissen wo sie hin mussten – oder er hatte der Krankenschwester nur aufmerksamer zugehört als Duo. Auf jeden Fall waren sie Augenblicke später im Warteraum angekommen. Wie ein Stein ließ sich Duo auf einen der Stühle plumpsen.

Wenn er noch Energie übrig gehabt hätte, dann wäre er wie ein gefangenes Tier den Raum auf und ab gelaufen. Aber zu sitzen war auch nicht schlecht. Er beugte sich nach vorne hielt seinen Kopf in seine Hände gestützt.

Plötzlich bemerkte er wie Heero vor ihm hockte und die Hände auf seine Knie gelegt hatte. Der junge Staatsanwalt schaute von unten zu ihm herauf. „Hey, willst du… willst du nicht deiner Familie bescheid sagen?"

Duo schluckte schwer. Seine Mutter, er musste seiner Mutter bescheid sagen. Aber er konnte nicht. „Ich… Ich…" stammelte er ungeschickt.

Heero nickte kurz und strich ihm dann sanft über den Kopf. „Keine Sorge, ich erledige das schon." Dann stand er auf und ging aus dem Warteraum. Wahrscheinlich um draußen im Flur einen der Münzfernsprecher zu benutzen, schließlich waren Handys in Krankenhäusern verboten wie sich Duo in seinem Nebel erinnerte.

Während Heeros Abwesenheit fingen Duos Gedanken an zu rasen. Er fragte sich wieso jemand auf Solo schießen sollte. Einem einfachen Studenten der noch nie einer Fliege etwas zu leide getan hatte. Aber dann wurde ihm wieder bewusst das Solo seinen Regenmantel getragen hatte, als er aus seiner Wohnung gekommen war. Sie waren zwar nur Adoptivbrüder, aber dennoch glichen sie sich von der Große und der Statur. Wenn Solo auch noch die Kapuze aufgehabt hatte, dann gab es eigentlich keine Möglichkeit sie beide von weitem zu unterscheiden. Vor allem bei der schlechten Sicht.

Duo umschlang sich mit seinen Armen selbst bei diesem Gedanken. Er wollte nicht glauben dass man Solo wegen ihm angeschossen hatte, aber welchen Grund hätte es sonst geben können? Er merkte wie ihm sämtliches Blut aus dem Gesicht entwich.

Zum Glück kam Heero zurück in den Raum und verkündete das er allen bescheid gegeben hätte, sogar Trowa. Duo nahm das ohne weitere Kommentare zur Kenntnis. Aber er ergriff Heeros Hand und hielt sich daran fest.

So saßen sie für eine halbe Ewigkeit. Immer wenn die Tür zu dem Warteraum aufging schaute Duo auf, halb hoffend, halb bangend auf neue Nachrichten wartend.

Nach einer Weile kam seine Mutter – gestützt von Onkel Sos und in Begleitung von Cousin Pete – in den Warteraum. Sie hatte geweint, das war mehr als deutlich zu sehen. Duo sprang auf und umarmte sie heftig. Versuchte sie zu trösten obwohl er selbst keinen Trost mehr hatte.

„Sie haben auf mein Baby geschossen," flüsterte sie. Duo drückte sie nur noch fester an sich. Noch nie hatte er seine Mutter so gebrochen erlebt. Noch nicht einmal als sein Vater im Dienst erschossen wurde. Vielleicht weil jeder Angehörige von Polizisten früher oder später lernte mit dieser speziellen Angst zu leben und sie vielleicht sogar etwas immun wurden. Und es sie deshalb umso schlimmer traf sobald ein anderes Mitglied der Familie von einem Unglück betroffen wurde.

Duo führte seine Mutter zu den Stühlen, setzte sich neben sie und versuchte sie zu trösten. Er nahm es fast nur am Rande wahr, aber er bemerkte dennoch das Heero sich ebenfalls um die Frau kümmerte und das Helen das sogar zuließ.

Nach einer weiteren Ewigkeit kam eine Krankenschwester in den Warteraum und fragte, „Familie von Solo Maxwell?"

Sofort sprang Duo hoch, dicht gefolgt von Heero und seiner Mutter. Sie gingen zu der Krankenschwester und fragten nach Neuigkeiten.

Die Frau trug ein Klemmbrett mit einigen Papieren drauf bei sich. Sie warf einen kurzen Blick auf die Notizen. Sie erklärte mit einigen medizinischen Begriffen was Solo denn zugestoßen wäre. Dann fasste sie zusammen. „Er ist in einer kritischen Verfassung, aber die Ärzte sind optimistisch. Im Moment wird er gerade operiert. Wenn er die OP übersteht sind seine Chancen sehr positiv. Seien Sie unbesorgt das wir unser möglichstes tun um sein Leben zu retten. Unser bestes Ärzteteam unternimmt die Operation, sogar der Chefarzt ist dabei."

„Aber.." kam es erstickt von seiner Mutter. „Die Versicherung wird das nicht decken."

Duo hätte schreien können vor Wut. Aber seine Mutter hatte Recht. Sie waren nur geschützt von der einfachen medizinischen Versorgung die die Stadt für ihre Bediensteten und Angehörigen anbot. Da waren solche Extravaganzen wie Chefarztbehandlung nicht vorgesehen.

Die Schwester schaute noch einmal auf ihre Notizen, dann nickte sie kurz. „Das ist kein Problem Mrs. Maxwell. Machen Sie sich keine Sorgen. Einer unseres Mäzens hat den Chefarzt persönlich darum gebeten. Es werden Ihnen deswegen keinerlei Kosten entstehen."

Duo bemerkte wie seine Mutter vor Erleichterung fast zusammensackte, so angespannt war sie gewesen. Sie fragte auch gar nicht weiter nach, sondern drehte sich um und ging zurück zum Sessel.

Aber Duos Neugierde war geweckt worden. „Welcher Gönner?"

„Nun, Mr. Winner natürlich. Ihm gehören 30 Prozent des Krankenhauses. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden." Damit wandte sie sich ab.

„Angelface," murmelte Duo und wunderte sich kurz wie schnell doch die Kommunikation zwischen Trowa und dem Mafiosi von statten gegangen sein musste. Nicht das er sich beschweren würde. Nun wusste er wirklich dass alles Menschenmögliche für seinen Bruder getan wurde. Er warf Heero einen fragenden Blick zu. Aber dieser murmelte nur das altbekannte „Hn!" und sagte dann nichts weiter.


Howard stürmte in den Warteraum. Sofort öffnete er seine Arme einladend. „Helen," flüsterte er fast.

Duos Mutter sprang vom Stuhl auf und rannte ihrem Lebensgefährten entgegen und warf sich ihm in die Arme. „Oh Gott, sie haben auf Solo geschossen!" erklärte sie dabei wieder und wieder.

„Geht's ihm bald wieder gut?" fragte er mit erstickter Stimme.

„Mein Baby wird immer noch operiert," erklärte Helen. Dann umarmten die beiden sich wieder heftig.

Duo war ebenfalls aufgestanden. Seine Gedanken waren trotz all des Stresses nicht ruhig geblieben. Er musste jetzt etwas klären, oder er würde noch wahnsinnig werden. Er trat dich neben den Captain und sagte. „Ich muss mit dir reden Howard. Allein." Duo war sich bewusst wie ihm alle entgeisterte zuwarfen.

„Was ist denn los?" fragte Helen.

„Nichts Mama. Hat was mit der Polizei zu tun," wiegelte Duo ab.

Howard runzelte die Stirn aber nickte dann. Er tätschelte noch einmal Helens Rücken und folgte Duo dann hinaus.

Schweigend führte Duo die beiden hinaus in den Krankenhausgarten. Da es immer noch regnete waren sie vollkommen allein. Howard blickte kurz in den Himmel als er das Gebäude verließ dann klappte er sich den Kragen seiner Lederjacke hoch. So als würde ihn das irgendwie vor der Nässe schützen können.

Nach ein paar Schritten vom Haus weg blieben sie mitten im Garten stehen.

„Ich hab heute Nacht die Dienstbücher durchgesehen," erklärte Duo.

„Ähä!" erwiderte Howard

„In einigen davon ist etwas gefälscht worden. Wageneinsatz, Streifenfahrten, Verhaftungen. Die verschiedensten Abteilungen sind beteiligt." Das war ihm gestern Nacht beim lesen aufgefallen. Aber er hatte es zunächst für einfache Verwechslungsfehler gehalten. Hier ein Zahlendreher, dort ein falsches Datum. Nichts was nicht immer mal vorkommen konnte. Aber so langsam glaubte er das es mehr bedeutete. Und dieser Gedanke machte ihn frösteln.

Howard schaue ihn fragend an. „Und was soll das heißen?"

„Nur ein Vorgesetzter hat Zugang zu all diesen Eintragungen."

Howard holte tief Luft. „Also entweder ich oder du." Stellte er fest. Dann nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu, „Warst du es?"

Duo ging nicht darauf ein. „Wer ist es Howard? Wen willst du decken?"

Howard blickte sich einmal um, so als ob er auch wirklich sicher gehen wollte das sie allein auf weiter Flur waren. Dabei kaute er nervös auf seiner Unterlippe, „Hast du ein Mikro um?"

Duo schüttelte abwehrend den Kopf. Dann hob er sein immer noch feuchtes Sweatshirt und zeigte das er darunter kein Mirko trug. „Kein Mikro. Nur du und ich. Familie!"

Howard atmete tief ein. Er setzte kurz an, doch dann sprach er doch nicht sondern drehte sich ab und ging langsam weg.

Duo sprintete hinter ihm her. Nach wenigen Schritten war er wieder auf gleicher Höhe. „Du hast doch einen Freund beim mexikanischen Zoll, oder?"

„Das ist richtig!"

„Was ist passiert? Bist du auf Freddy Angelos Heroindeal gestoßen und wolltest ihn ausboten und das Geschäft selber machen?"

Howard hielt mitten in der Bewegung inne. Empört blickte er auf Duo. „Wie kannst du so was von mir behaupten?" fragte er.

Jetzt wurde Duo richtig sauer. Mit seiner Faust stieß er gegen Howards Schulter: „Jemand hat auf meinen Bruder geschossen, Howard! Sie dachten das ich es war, er hatte meinen Mantel an!" schrie er seine Anschuldigung hinaus.

Howard sah ihn mit entsetzen Augen an. „Oh Gott. Glaubst du denn ich hätte was damit zu tun? Ihr seid wie mein eigenes Fleisch und Blut! Niemals!"

Duo schüttelte den Kopf, er würde Howard so gerne glauben. Aber er hatte diese Berichte gefälscht.

„Ich weiß nicht was passiert ist Duo. Jemand ist wohl durch gedreht. Ich habe nur jemandem einen Gefallen getan. Ihnen durch die Berichte den Rücken gedeckt. Mehr nicht. Und ich schwöre bei allem was mir heilig ist, ich wusste nicht in was die da verwickelt sind!"

„Wer hat durch gedreht?" Sobald Duo die Namen der Schweine hatte würde er sie ihrer gerechten Strafe zukommen lassen.

Howard starrte ihn wieder an. Dann winkte er mit seinen Händen ab. „Oh nein, ich verrate nichts."

„Und das soll ich dir glauben? Weißt du was ich glaube? Ich glaube das du hinter all diesen Dingen steckst von Anfang an, stimmt's? Freddy Angelo, die Mexikaner, die Nobile Brüder und Tandino. Die hast alle du auf dem Gewissen."

„Alles Abschaum Duo. Aber ich bin nicht verantwortlich für das was geschehen ist."

„Ach, aber du hast die Täter gedeckt! Ist das nicht genauso schlimm?" Er schluckte schwer. „Du hast mir alles beigebracht als ich neu zu dem Job gekommen bin. Hast mir erzählt was OK ist und was nicht OK ist. Ist dealen mit Heroin OK Howard? Ist Mord OK?"

„Verdammt, wie oft soll ich dir noch sagen das ich nichts damit zu tun hatte!"

„Dann verrate mir, wen du deckst!"

Howard schüttelte wieder den Kopf. „Das kann ich nicht."

„Wieso nicht?" hakte Duo nach.

Aber Howard antwortete nicht. Fast minutenlang standen beide nur so da, keiner sagte etwas, keiner machte eine Bewegung. Duo wusste auch gar nicht was er tun sollte. Das was Howard. Sein Patenonkel, sein zweiter Vater, sein Mentor. Er konnte doch diesem Mann jetzt keine Handschellen anlegen und ihn verhaften. Es war schon schlimm genug das er überhaupt von Howard annahm in dieses Verbrechen verwickelt zu sein.

Howard leckte sich wieder die Lippen. „Ich schlag dir einen Deal vor."

„Was für ein Deal?" fragte Duo misstrauisch. Er hoffte dass sein Gegenüber nicht glaubte das er ihn kaufen könnte. Nicht bei so einer Sache.

„Da ist irgendwas schief gelaufen Duo. So was war nie geplant. Geb mir ein paar Stunden und ich werde klären was und wieso. Erst dann kann ich dir Namen geben."

Duo war zwiegespalten. Einerseits gab es kaum eine Person der er mehr vertraute als Howard, andererseits konnte es wirklich sein dass der Captain Drahtzieher dieser Anschläge war. Dafür verantwortlich war dass so viele Menschen getötet wurden und das sein Bruder jetzt mit dem Tode rang. Er würde den anderen am liebsten festsetzen und solange befragen bis er alle Namen wusste. Jeden Schuldigen kannte.

Aber verdiente Howard nicht eine Chance? Er konnte nicht wirklich glauben dass Howard Solo oder ihn würde töten lassen wollen. Sie waren fast sein eigen Fleisch und Blut, da war so eine Tat undenkbar.

Wenn er dem anderen diese Zeit gab, könnte sich dieser aus dem Staub machen. Vielleicht sogar Beweise verschwinden lassen. Aber die Polizei war auch Duos Familie. Howard war seine Familie. Er war in einer schrecklichen Zwickmühle. „Ok," presste er zwischen seinen Lippen hervor. „Bis heute Abend. Aber wenn ich bis dahin nichts von dir gehört habe, dann werde ich dich jagen!" drohte er.

„Ok," flüsterte Howard. Dann drehte sich der ältere Mann um und rannte fast zu den Parkplätzen.

Duo schaute ihm noch eine Weile nach. Fragte sich wieder und wieder ob er das richtige oder das falsche getan hatte. Wahrscheinlich würde er es nie genau wissen.

„Duo," rief jemand aufgeregt.

Duo drehte sich zu der Stimme um und sah wie Heero auf ihn zu rannte. Für einen kurzen Moment war Duo von Freude überwältigt. Freude die der junge Staatsanwalt in ihm auslöste.

„Solo kommt durch, sagt der Arzt."

Obwohl er nicht besonders gläubig war, sprach Duo in dem Moment ein Dankesgebet. Er wusste nicht ob er Gott oder Angelface danken sollte, aber solange sein Bruder überlebte war es ihm egal.

Heero hatte ihn erreicht und umarmte ihn heftig. Duo vergrub für eine Sekunde seine Nase in das feuchte Haar von Heero. Sog dessen Präsenz in sich auf.

„Wo ist denn Howard?" fragte Heero verwirrt.

Duo schüttelte leicht den Kopf. Dann löste er sich von Heero. „Das erklär ich dir gleich. Jetzt muss ich erst einmal nach meinen Bruder sehen."

Der Staatsanwalt nickte nur und hakte nicht weiter nach. Gemeinsam gingen sie zurück ins Krankenhaus.