4.Kapitel
- Zukunftsreisende -„LANCELOT!", grollte eine laute Stimme in den frühen Morgenstunden über den Wall. Lancelot regte sich, glaubte sogar für einen Bruchteil der Sekunde, dass er nur träumte. Sein Traum war unangenehm, kitzelte und stach ihn. Er schlug die Augen auf und starrte in den Heuhaufen, auf welchem er lag.
Stöhnend fuhr er sich über das ganze Gesicht und rieb sich über den Nacken, dann blickte er sich um. Etwa einen Meter weiter im Stroh sah er Alessia schlafen, die wie eine Kugel zusammengerollt in dem Heu geschmiegt dalag. Lächelnd schüttelte er den Kopf und streckte seinen Arm von sich. Das plötzliche Knacken der Knochen ließ ihn keuchen. Er hatte oft in seinem Leben schlecht geschlafen, im Matsch, bei klirrender Kälte oder auf einer offenen Wiese, aber dadurch wurde es nicht besser. Vor allem nicht bei der Vorstellung, dass er hätte wesentlich besser schlafen können, wenn er es nur geschafft hätte in sein Bett zu kommen.
„Lancelot!", tönte wieder dieselbe Stimme und er erkannte Bors wieder. Er versuchte sich zu erheben und spürte, dass es ihn eine Menge Kraft kostete. In diesem Moment regte sich auch Alessia und befreite sich aus ihrer kugelförmigen Haltung. Sie blinzelte in den frühen Tag hinein und entdeckte Lancelot vor ihr stehen.
„Morgen", sagte sie leise und räkelte sich.
„Morgen", erwiderte er lächelnd und reichte ihr seine Hand, damit sie sich daran hoch ziehen konnte. Sie war leicht wie eine Feder und es kostete ihn kaum eine Anstrengung sie in die Höhe zu hieven. Sie war so mager, wie er es selten bei einer Frau gesehen hatte. Obwohl sie die Nacht gemeinsam verbracht hatten, hatte sie es geschafft dem Thema ihrer Herkunft und ihres Leben hier geschickt auszuweichen.
„War ist das für ein Lärm", beschwerte sie sich, als die Tür polternd aufgerissen wurde. Bors betrat den Raum und sah sich brummend um. Als er Lancelot entdeckte zeigte sich Erleichterung auf seinem Gesicht.
„Na endlich, weißt du wie lange wir nach dir suchen? Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Wo verdammt noch mal hast du die Nacht verbracht? Gawain hat dich weder kommen noch gehen sehen", sagte er und trat in die dunkle Scheune. Lancelot schützte seine Augen vor dem grellen Licht, das den beiden übernächtigten in die Augen stach.
„Ich bin hier eingeschlafen, bis du mit deinem Gebrüll das letzte Schwein hier geweckt hast", beschwerte sich Lancelot.
„Hhmm, gut so. Das sollte es auch. Wer ist das?", er deutete mit dem Kopf auf Alessia, die schweigend den beiden zugesehen hatte.
„Alessia. Sie kommt aus einem fernen Land hier her", stellte er die vollkommen verschüchterte Alessia vor, die sich neben dem kräftigen Bors mächtig klein vorkam. Lancelot war zwar auch nicht besonders klein, doch hatte sie ihn gestern die meiste Zeit im sitzen gesehen und er besaß bei Weitem nicht solch einen kräftigen Bauch und Armumfang.
„Das ist Bors, ein weiterer Ritter Arthurs", stellte Lancelot ihr den Mann vor. Bors nickte ihr zu und warf dann einen bedeutungsvollen Blick zu Lancelot.
„Ein ehemaliger Ritter, mein lieber Freund", sagte dieser voller Stolz. Lancelot lächelte nur milde und nickte.
„Die Pferde stehen bereit. Unsere wenigen Habseeligkeiten haben wir in den Karren verstaut, es fehlen nur noch deine Sachen, dann wären wir soweit aufzubrechen oder hast du dich umentschieden?", wollte Bors wissen. Alessia spürte, dass zwischen den beiden etwas in der Luft hing, etwas was sich niemand traute auszusprechen und sie wusste einfach nicht was es war.
„Nein", sagte Lancelot schließlich, doch hinter seinem Entschluss stand mehr. Er schien sich nicht vollkommen sicher zu sein, ebenso wie Bors.
„Was ist mit der Armee der Sachsen vor der Tür?", fragte sie aufgebracht.
Bors warf ihr einen kurzen Blick zu.
„Das sind nicht unsere Angelegenheiten, sondern Roms", sagte er energisch und sah, wie zur Bestätigung zu Lancelot hinauf.
„Und Arthurs", ergänzte dieser, worauf Bors den Blick senkte und nickte. Alessia spürte plötzlich wie sehr sie doch in Gefahr war, wenn die Ritter einmal die Burg verlassen hatten, wäre sie auf sich allein gestellt. Sie würde den Sachsen ausgeliefert sein, mit Haut und Haaren, denn Darvin würde es nicht mehr schaffen sie rechtzeitig zurück zu holen. Sollte sie sich verstecken? Weglaufen? Was, in Gottes Namen, sollte sie nur tun?
„Du solltest deine Sachen packen, wir werden in einer halben Stunde diese verdammte Burg verlassen", sagte Bors und legte seine breite Hand auf Lancelots Schulter, drückte diese kurz und verließ anschließend den Stall.
Schweigend standen beide nebeneinander, während sie die Männer im Hof an den Pferden hantieren hörten. Manchmal wieherte eines der Pferde oder scharrte mit dem Huf auf dem Boden herum.
„Was wirst du tun?", fragte Lancelot sie in die Stille hinein.
„Ich wünschte ich wüsste es, aber es ist wohl mein Schicksal. Egal wohin ich gehe, wohin ich mich wende. Da ist nichts… nichts was mich weiterbringt", sagte sie leise und senkte den Blick „ich werde den Wall verlassen müssen, wenn ich überleben will."
„Hast du ein Pferd?"
„Nein, hast du vergessen? Ich bin eine Freie", schmunzelte sie und er erwiderte das Lächeln, dann legte er den Arm um sie und schob sie neben sich auf den Hof hinaus.
„Wir werden schon eines für dich auftreiben und solange dein Weg den unseren begleitet wirst du die Seite von Rittern als deine persönliche Eskorte nicht verlassen."
Alessia war ihm unheimlich dankbar. Nun, da sie beinahe alles von ihm wusste und ihn glaubte zu kennen hatte sie erkennen müssen, das da etwas war was stärker in ihr brannte als irgendetwas zuvor. Es war das unklare Gefühl, dass sie noch nie zuvor kennen gelernt hatte. Nicht einmal zu ihren Eltern hatte sie ein solch inniges Verhältnis gehabt und es machte ihr unheimlich Angst. Aber da war nichts was sie dagegen machen konnte. Jede Berührung von ihm, jeder Blick entflammte ihr Inneres nur mehr. Selbst wenn jeder dieser Blicke und jede Berührung nichts für ihn bedeutete. Es ließ sie nur weiter schmerzlich erkennen, dass sie aus dem Sog nicht mehr herauskam. Es hielt sie gefangen und sie trieb unaufhaltsam in die Erkenntnis hinein, dass sie ihn weit mehr liebte, als sie jemals jemanden geliebt hatte. Die Worte ihres Vaters verblassten an diesem trüben Morgen zu nichts. „Liebe nur dich selbst"… Sie hatte versagt.
Bors starrte der junge Frau an Lancelots Seite hinterher. Sie war so überhaupt nicht der Typ den der junge Weiberheld immer hinterher gejagt war. Er schüttelte schnaubend den Kopf und befestigte den Sattelgurt seines Pferdes, das Tier wieherte auf und er tätschelte den Hals des Pferdes.
„Wer ist das?", fragte Gawain ihn, als er die beiden in den Gemächern verschwinden sah.
„Irgendein Weib aus einem fernen Land, hat er gesagt", erwiderte Bors und sah seinen Gefährten an.
„Denkst du, da ist etwas faul?"
„Ich weiß es nicht, es ist nicht der Typ Frau der Lancelots Lenden in Wallung bringt, wenn du verstehst was ich meine", grinste Bors breit und Gawain erwiderte das Grinsen.
„Du meinst den Typ Frau, wie es deinem Weib entspricht", lachte Gawain, worauf Bors nur ein ‚sei bloß still' brummte und sich an dem Gepäck im Karren zu schaffen machte.
„Wo Arthur nur gerade steckt?", fragte Galahad leise und strich sanft über die Nüstern seines Pferdes, während sein Blick in die Ferne glitt.
„Kriegsvorbereitungen", erwiderte Tristan kurz, der Adler auf seinem Arm gab ein kurzes kehliges Geräusch von sich.
„Mir behagt das ganz und gar nicht", flüsterte Galahad.
„Dir behagt nichts was mit töten zu tun hat", seufzte Gawain.
„So würde ich das nicht ausdrücken", versuchte sich Galahad zu rechtfertigen.
„Wir aber", grinste Tristan und neigte den Kopf, die anderen nickten nur zustimmend, worauf Galahad murrend die Zügel seines Pferdes ergriff und es ein paar Meter weiter wegführt, um es auf einem kleinen Grasfleck grasen zu lassen. Der Männer schmunzelten sich an und arbeiteten weiter an den Vorbereitungen zum Aufbruch.
„Seht mal, die Römer räumen das Feld", sagte Bors gehässig und stieß Gawain in die Seite. Dieser folgte seinem Blick und sah eine kleine Einheit römischer Soldaten von ungefähr zehn Mann, die sich auf dem Hof versammelt hatten.
„Jetzt, wo der Feind zu stark scheint schwindet auch die Macht, des unbesiegbaren Roms", ergänzte Galahad kopfschüttelnd.
„Sie überlassen das geschändete Land den Woads", mischte sich nun auch Gawain ein.
„Was sollte uns das kümmern? In wenigen Tagen sind wir fort von hier. Die Woads haben genug unserer Männer getötet, als dass ich jetzt Mitleid zeige. Ich habe entgültig genug", schnaubte Bors und sah zu den Gemächern hinauf „und wenn Lancelot seinen Hintern nicht bald hier runter bewegt, zieh ich ihn bei seinen Locken hinunter und er wird betteln, das schwöre ich."
Vanora betrachtete all ihre Kinder in dem kleinen Wagen. Ein liebevolles Lächeln umspielte ihre Lippen bei dem Gedanken, dass sie lebendig und gesund elf Kinder auf die Welt gebracht hatte. Viele Frauen wären daran zerbrochen, aber ihre Mutter hatte ihr gelehrt was es heißt stark zu sein. Sie hatte es geschafft Bors diese Kinder zu schenken und zwölf lange Jahre an seiner Seite verbracht. Eine Zeit voller Angst und unmenschliche Wut auf seine fehlende Freiheit, aber ihn hatte nie etwas bremsen können. Den Willen über sein Schicksal selbst zu urteilen immer vor Augen.
Nun hatte sie es endlich geschafft, sie hatte die Zeit besiegt, nun konnte sie ein freies Leben an seiner Seite führen, den Mann den sie aus freien Stücken liebte und begehrte. Sie war das einzige in Bors Leben, dass es aus einer freien Wahl heraus an sich genommen hatte und sie wollte ihn nie wieder gehen lassen. Das schwor sie sich in diesem Moment.
Sie sah zurück zu den Rittern und begann zu zählen. Einer fehlte noch. Sie seufzte. Wer sonst konnte das wohl sein? Lancelot war immer der letzte in dem Bunde gewesen, da er oftmals noch aus manchen Betten den Weg nach Hause finden musste. Sie kannte alle Jungs mittlerweile sehr gut, war mit ihnen aufgewachsen. Selbst Lancelot, in seiner spitzbübigen Art, hatte ihr Herz gewonnen. Bors liebte sie wie ihren Mann, die anderen Ritter wie ihre Brüder und so war sie jedes mal zusammengebrochen, wenn Arthurs Ritter mit einem Mann weniger von einer ihrer Mission wiedergekommen waren.
Doch damit war es am heutigen Tage entgültig vorbei. Sie lächelte in den trüben Tag hinein und hielt ihr jüngstes Kind in ihren Armen, wiegte es sanft hin und her und summte eines der Lieder, das ihre Mutter ihr einmal beigebracht hatte. Von Heimat und Freiheit. Nichts anderes sollte aus ihrem Mund kommen.
Zufrieden stellte sie fest, dass selbst Lancelot es endlich geschafft hatte zu kommen, doch sie hielt inne, als er zwei Pferde hinter sich herzog. Auf der anderen Seite lief eine junge Frau. Vanora kannte sie nicht, sie war nicht von diesem Stützpunkt, sonst wäre ihr die junge Frau sofort bekannt vorgekommen. Lancelot wechselte ein paar Worte mit den anderen Rittern, worauf diese merkwürdige Blicke tauschten und schließlich die Schultern zuckten. Lancelot stellte die junge Frau den Rittern die Reihe nach vor, ließ Bors allerdings komischerweise aus. Er streckte der jungen Frau die Zügel entgegen und sie nahm sie zögerlich an.
Sie war Anfang zwanzig, schätzte Vanora, und auf ihre Art und Weise irgendwie hübsch. Ihre dunkelblonden Haare reichten ihr bis auf die Schulter hinab und sie konnte auf die Entfernung ihre unglaublich hellen Augen erkennen. Wer war sie nur?
Vanora beschloss das noch herauszufinden.
Alessia atmete schwer durch, als Lancelot ihr die Zügel in die Hand gedrückt hatte. Sie war noch nie in ihrem Leben geritten, noch hatte sie sich den Tieren einmal genähert.
„Sagt bloß, Ihr seid noch nie geritten?", fragte Bors, der schon auf seinem Pferd saß. Alessia sah verzweifelt zu ihm auf.
„Wenn ich jetzt ‚Ja' sage, werdet Ihr mir das sowieso nicht glauben, aber keine Sorge, ich bekomme das schon irgendwie hin."
Alessia sah sich um und entdeckte Lancelot, der gerade auf sein Pferd schwang, doch Alessia ging das so schnell, dass sie nicht entdecken konnte, wie er das angestellt hatte.
„Es ist aber auch unhöflich von Eurem Begleiter Euch nicht zu helfen", schüttelte Gawain den Kopf und sah zu Lancelot, der verwirrt zwischen den drein hin und hersah.
„Helfen? Wobei?", fragte dieser verwirrt.
Gawain lachte nur, schwang sich von seinem Pferd und lief die wenigen Schritt auf Alessia zu. Sie lächelte ihn dankbar an.
„Versucht Euren rechten Fuß in den Steigbügel zu bekommen, dann haltet Euch an dem Sattelknauf fest und zieht Euch hoch. Ich werde das Pferd solange festhalten", erklärte er ihr leise. Alessia nickte dankbar und beschloss im selben Moment Gawain zu mögen. Er hatte eine sanfte, weiche Stimme und schien sie nicht für vollkommen verrückt zu halten, während ein gewisser anderer Mann es nicht einmal für nötig gehalten hatte ihr zu helfen.
Sie tat was Gawain ihr gesagt hatte und mit Mühe und Not hatte sie es schließlich auf das Pferd geschafft und ergriff beide Zügel. Das Tier war ganz ruhig, was wohl daran lag, dass Gawain es immer noch festhielt. Er nickte ihr aufmunternd zu und ließ die Zügeln langsam los.
Einmal im Sommer war Alessia vor einem Fernseher in einem Schaufenster stehen geblieben und hatte einen alten Westernfilm gesehen, seitdem hatten sich gewisse Haltungen, die man auf einem Pferd bewahren musst eingeprägt. Sie nahm die Zügel aufrecht, setzte sich im Sattel auf und lächelte Gawain galant an.
„Ich danke Euch."
Er erwiderte das Lächeln und trottete zu seinem Pferd zurück und schwang sich, ohne in die Steigbügel zu steigen, auf das Pferd hinauf.
Zu ihrem Glück schien das Tier auch ohne Gawains Hilfe ruhig zu sein und so ertappte sie sich sogar dabei, wie sie über die Mähne des Tieren mit ihren Fingerspitzen fuhr. Vielleicht waren diese Tiere doch nicht so schlimm, wie sie immer gedacht hatte. Sie fühlte sich sogar richtig gut und irgendwie… mächtig in dem Sattel.
„Ich hoffe es geht bald mal los da vorne. Ich habe keine Lust meine neugewonnene Freiheit auf dem Rücken eines Pferdes zu verplempern", sagte Galahad und rutschte auf dem Sattel unruhig hin und her.
„Ruhig, Galahad, du wirst nun noch einmal eine ganz lange Zeit auf dem Pferd sitzen. Ich glaube nicht, dass du dich in all den Jahren nicht schon an das Reiten gewöhnt hast", erwiderte Gawain schmunzelnd.
„Ich hätte es auch gut ohne ausgehalten", schnaufte dieser.
„Das hätten wir alle", stimmte ihm Lancelot zu und ritt in langsamen Schritt ein Stück näher an Alessia heran, die ihn im Augenwinkel beobachtete.
„Wenn wir uns in Bewegung setzten, wird dein Pferd wahrscheinlich von alleine mitkommen, wenn nicht übst du einfach einen leichten Druck mit deinen Schenkeln aus, je nachdem wie schnell du werden willst fester", flüsterte er ihr zu. Dass er ihr dabei sehr nahe gekommen war, hatte sie beinahe mehr bewegt, als die Tatsache, dass er sich um ihr Unvermögen was das Reiten anging beschäftigte.
„In Ordnung", antwortete sie lächelnd.
„Gut, ich will dich schließlich nicht zu dem Gespött der Männer hier machen, wenn du im Matsch landen solltest."
„Irgendwie kann ich dir das nicht Recht glauben", gab sie spöttisch zurück.
Er lachte leicht auf.
„Die Nacht war zu lang. Du kennst mich nun zu gut, glaube ich."
„Ich frage mich nur, ob das zu meinem Vorteil oder Nachteil ist" zwinkerte Alessia, doch um zu antwortet blieb Lancelot keine Zeit mehr, denn die Tore wurden geöffnet und die Menschen setzten sich in Bewegung. Unter ihnen waren die Bewohner des Stützpunktes, ebenso wie Soldaten des Römischen Reiches und alle anderen, die dem nahenden Krieg der Sachsen zu entkommen versuchten.
Und wie Lancelot prophezeit hatte setzte sich Alessias Pferd mit all den anderen in Bewegung, so dass sie nichts anderes tun musste, als ihr Gleichgewicht zu halten und ab und zu den Druck an ihren Schenkel zu verstärken, wenn das Tier einmal langsamer zu werden schien. Mit der Zeit machte es ihr sogar Spaß und so erschrak sie nicht, als das Pferd für einen kurzen Moment in einen Trab verfiel, sondern sie lächelte nur. Nachdem sie das Pferd mit den Zügeln wieder in einen schnellen Schritt gebracht hatte, überkam sie die Lust nach mehr. Sie wollte über die Wiesen galoppieren und den Wind jagen. Den Wind in ihrem Gesicht spüren, wie er sie versuchte aufzuhalten, doch sie würde durch ihn hindurchpreschen, seinen Widerstand brechen und nie aufhören. Sie schloss die Augen und spürte einen leichten Nieselregen auf ihrer Haut. Es war einfach wunderbar und schön und in dieser plötzlichen Stille spürte sie plötzlich, wie ihr Bein zu vibrieren begann. Erschrocken riss sie die Augen auf und starrte auf die Ledertasche. Es war unmöglich jetzt an das Handy zu gehen, sie musste Darvin zurückrufen, wenn sie niemand dabei beobachten würde.
„Ist alles in Ordnung?", wollte Gawain wissen, der ihren verstörten Gesichtsausdruck bemerkt hatte.
„Ja, sicher", lächelte sie und versuchte das Surren an ihrem Bein zu ignorieren, indem sie die Hand feste auf die Tasche drückte. Sie log schließlich nicht… im Gegenteil es war wirklich alles in bester Ordnung. Besser wie es hätte nicht sein können, dachte sie und warf einen kurzen Blick zu Lancelot zurück, der in die Ferne der Welt blickte. Sie wusste, dass er entweder an Arthur dachte oder an die Frau auf dem Wall und ihr Herz wurde mit tausend Stichen durchbohrt. Sie lebte in einer Traumwelt, die nicht Real zu sein schien und in dieser Welt würde Lancelots Herz niemals ihr gehören können.
