Titel: The Big Easy
Autor: Cyrrer aka Laren
Disclaimer: Ich besitze weder Rechte an Gundam Wing (die gehören wohl Sunrise & Sotsu Agency) noch an dem Film der Pate für diese Geschichte stand. Und ich gedenke auch keinen müden Pfennig mit diesem Geschreibsel zu verdienen.
Betadank: wie immer Zanna, die mal wieder ultrafix war

Ich weiß, ich weiß, ich weiß. Es ist schon Ewwwwwwigkeiten her, dass ich an TBE weiter geschrieben hab. Und ich hab keine Entschuldigung dafür. Außer dem, was ich schon seit Monaten erkläre, nämlich ultra Mega Stress.

Allerdings hat dann das schreiben von diesem Kapitel so viel Spaß gemacht, dass ich doch die berechtigte Hoffnung hege, dass es ab jetzt wieder schneller voran geht.

So ewig viele Kapitel werden es wohl auch nicht mehr werden…

Viel Spaß…


„Oh," sagte Duo. Etwas intelligenteres fiel ihm auf diese doch sehr überraschende Ankündigung von Heero nicht ein. Ein unbekannter Hintermann, nun das würde zumindest erklären wieso G und J plötzlich auf so einen komplizierten Coup gekommen waren.

Aber es bedeutete auch jede Menge Ärger. Zumindest so lang, bis sie auch den Boss identifiziert und verhaftet hatten. „Hast du schon irgend eine Idee, wer dahinter stecken könnte?" fragte Duo aufgeregt.

Heero schüttelte bedauernd den Kopf. „Leider gar nicht. Mit der Explosion des Schiffes sind auch alle etwaigen Beweise in die Luft geflogen. Wir haben die Wohnungen der beiden durchsuchen lassen, doch sie waren zu gerissen dort irgendetwas Belastendes zu hinterlassen. Unsere einzige Verbindung zum Hintermann wären die beiden gewesen."

Duo seufzte. „Und die haben uns keine andere Wahl gelassen."

„Stimmt genau."

„Das heißt wir fangen wieder bei Null an?" Duo mochte es nicht, sich wieder und wieder im Kreis zu drehen. Dieser verflixte Fall dauerte für seinen Geschmack schon viel zu lange an. Und er war nie genau das, was er zu sein schien.

Jetzt seufzte auch Heero. „Leider ja. Aber Duo, mach du dir darum erst mal keine Sorgen. Konzentrier dich darauf gesund zu werden."

Duo wäre vor trockenem Lachen fast aus dem Bett gefallen. „Gesund werden? Heero ich hab einen verdammten Splitter in meinen Arsch bekommen. Es tut weh und ich kann noch nicht mal sitzen, aber mein Gehirn leidet doch nicht darunter. Und ich muss mich auch nicht wirklich schonen. Da hat es andere schlimmer erwischt." Der letzte Satz kam dann doch ungewollt niedergeschlagen rüber.

Heero Gesichtsausdruck machte eine erstaunliche Wandlung. Zunächst wirkte er ziemlich amüsiert, besonders bei der Erwähnung, dass Duos Gehirn ja nicht gelitten hatte. Doch beim Rest des Satzes verschwand die Fröhlichkeit wieder aus Heeros Gesicht. Er sah Duo mit viel Mitleid an. „Ja, es tut mir so leid was deinem Bruder geschehen ist. Und Howard…"

Duo schüttelte sich auch bei dem Gedanken. Zwar hatten die Ärzte gesagt dass beide durchkommen würden, aber es waren schon verdammt viele Schicksalsschläge für einen einzigen Tag gewesen. „Besonders leid tut es mir für Mom. Helen muss ja fast wahnsinnig sein vor Sorge."

Heero nickte. „Ja. Und sie ist völlig fertig. Ich hab sie gerade noch kurz besucht. Sie wirkt völlig ausgebrannt. Kein Wunder, wo sie die beiden doch für keine Sekunde aus den Augen verliert. Zum Glück hatte die Klinik ein Einsehen und hat Howard und Solo zusammen in einem Raum untergebracht. Das erleichtert ihr die Sache schon sehr. Und der Rest deiner Familie hat sich scheinbar abgesprochen, damit immer jemand bei ihr ist. Das hilft auch."

Duo schluckte schwer. Er konnte sich nur zu gut vorstellen wie sich seine Mutter fühlte. Verdammt, ihm ging es ja nicht besser. Und wenn er sich bewegen könnte, dann wäre er jetzt auch an ihrer Seite und würde sich um die beiden andere sorgen. Sie hätten gestern zwei Mitglieder ihrer Familie verlieren können. Allein der Gedanke ließ ihn erschauern. Die Maxwells hatten schon viel zu viel verloren. „Wird sie es durchstehen?" fragte er Heero besorgt. Er hatte Helen nur ganz kurz heute Morgen gesehen. Sie hatte sich nicht für länger als ein paar Minuten von den anderen beiden fortbewegen mögen.

„Sie ist hart im Nehmen Duo. Natürlich steht sie es durch. Aber sie ist auch verzweifelt, besonders weil sie nicht verstehen kann wie das alles passiert ist. Oh, dass Howard verletzt wurde, kann sie verstehen. Er ist schließlich Polizist. Aber das mit Solo, das macht sie fertig. Dass du nun auch verletzt wurdest hat nicht besonders geholfen. Aber alle haben ihr versichert, dass es keine schlimme Verwundung ist. Dass du dich nur für ein paar Tage besser nicht bewegen solltest.

Das hat ihr die Kraft gegeben daran nicht zu zerbrechen. Sie hat sogar schon gescherzt, dass sie dir am liebsten den Hintern versohlen würde, weil du so unvorsichtig warst dir so eine lächerliche Verletzung zuzuziehen."

Duo grummelte, „Ich bin doch kein kleines Kind mehr, dass man übers Knie legen kann."

Ein sekundenkurzes Lächeln überflog Heeros Gesicht. „Das habe ich ihr auch gesagt. Und versprochen dass ich diese Aufgabe übernehmen werde, sobald es dir besser geht."

Duo knurrte. Vor seinem inneren Auge erschien ungewollt das Bild, wie er über Heeros Oberschenkel drapiert war und dieser ihm gekonnt den Hintern versohlte. „Sag doch so was nicht," beschwerte er sich.

„Was ist, glaubst du ich könnte das nicht durchziehen?" fragte Heero erstaunt zurück.

Duos Knurren wurde lauter. Er schüttelte sich. „Verdammt Heero, ich steh nicht auf dieses Zeug. Aber allein der Gedanke lässt mich hier fast ein Loch in das Bett bohren. Also sei still."

„Oh, das macht dich an?" Heero klang wirklich total überrascht. Er hatte sich neben Duo gesetzt und streichelte durch seine freien Haarsträhnen.

Duo knurrte, während er die Nähe genoss. Gleichzeitig versuchte er verzweifelt zu verhindern rot wie eine Tomate anzulaufen. „Nein, tut es nicht," behauptete er fest.

Vollkommen überraschend hatte Heeros streichelnde Hand Duos Kopf verlassen und sich vorwitzig zwischen Duos Körper und dem Bett gedrängt. Und natürlich sofort ihren Weg zu Duos Penis gefunden. Diese schrecklichen Krankenhaushemden verdeckten wirklich überhaupt gar nichts.

„Und wieso bist du dann hart wie ein Stein?" fragte Heero mit einem sarkastischen Unterton, während seine Finger äußerst interessante Dinge mit Duos Penis anstellten.

Duo stöhnte und keuchte. „Verdammt Heero! Hör auf…. Oh Gott… Wenn jemand reinkommt!"

So plötzlich wie sie gekommen waren, verschwanden die bösen Finger auch wieder. „Du hast Recht," erklärte Heero trocken.

„Wie kannst du nur jetzt aufhören?" fragte Duo aufgebracht. Es war ihm vollkommen egal, dass er noch vor Sekunden das selbst gewollt hatte. Und ihm war genauso egal, dass jede Sekunde eine der Krankenschwestern das Zimmer betreten konnte. Alles was ihn interessierte war dass Heero sich hier ein Spaß daraus machte ihn erst anzuheizen und dann einfach hängen zu lassen. Das war nicht fair! Das lief garantiert unter Folter und war verboten. Jawohl!

Heero beugte sich vor und küsste ihn sekundenkurz auf die Nasenspitze. „Wir könnten eh nichts machen Duo, denn du darfst dich nicht bewegen. Das würde deinen verletzten Muskel nur zu sehr anstrengen und dich noch mehr verletzen."

„Was interessiert mich meine Verletzung? Ich will jetzt Sex!" Duo war sich bewusst, dass er sich nicht besonders rational aufführte, aber wen interessierte das schon? Er war allein mit Heero in einem Zimmer, zusammen auf einem Bett und sie hatten keinen Sex? Das verstieß auch gegen eine der Grundregeln des Universums.

Duo hörte wie Heero tief seufzte. Er blickt zu dem anderen auf und konnte erkennen, wie dieser ihn mit Blicken auszog – nicht dass er bei diesem Krankenhemd noch viel Arbeit übrig hatte. Dann seufzte Heero noch einmal und schüttelte leicht den Kopf, „Sieh es doch ein Duo, es geht halt nicht."

„69?" sprudelte es zusammenhangslos aus Duo heraus, während sein Gehirn auf Lichtgeschwindigkeit alle Varianten durchspielte und versuchte etwas zu finden, dass sie trotz seiner Verletzung machen konnten und ihnen beiden Spaß machen würde.

Heero lachte laut aus. „Baka!" erklärte er nur.

Duo grummelte. So langsam wurde ihm klar, dass dieses Wort wohl nicht unbedingt etwas positives bedeutete.

Doch bevor er etwas sagen konnte erklärte Heero mit seiner besten Befehlsstimme, „Ich werde so was garantiert nicht auf diesem schmalen kleinen Bett versuchen. Und jetzt kühl deine Hormone ab. Sobald du in ein paar Tagen wieder zu Hause bist können wir uns immer noch eine Lösung für dieses Problem ausdenken. Jetzt haben wir wichtigeres zu tun."

Duos Hormone, die so gar nicht begeistert davon waren abgekühlt zu werden, protestierten. Schließlich gab es für sie nichts wichtigeres als „dieses" Problem.

Aber der Rest von Duos Verstand war aus seinem Kurzurlaub wieder zurück gekehrt und übernahm überraschend leicht wieder das Kommando. Innerhalb von Sekunden wurde er wieder ernst. „Natürlich hast du Recht, Heero."

„Wie meistens," entgegnete Heero leise.

Aber Duo ließ sich davon nicht unterbrechen. „Wir waren bei Solo und Howard stehen geblieben. Von Solo kenne ich alle Prognosen. Aber von Howard… Mom hatte nicht soviel Zeit bei ihrem kurzen Besuch vorhin. Ich weiß nur dass er wohl überleben wird." Er hoffte dass Heero ihm mehr Informationen geben konnte.

Der junge Staatsanwalt räusperte sich kurz. Dann sagte er mit ruhiger Stimme, „Er hat sehr viel Blut verloren, immerhin hat er ziemlich lang dort verletzt gelegen. Außerdem hat er sich eine leichte Rauchvergiftung geholt. Und dass wir ihn so hektisch von dem brennenden Schiff geschleift haben, hat seinen inneren Verletzungen nicht besonders gut getan."

Duo kniff die Augen zu. Ungewollt blitzten kurze Erinnerungsfetzen von gestern Nacht auf. Er konnte den Rauch fast schmecken und spürte wieder wie das Adrenalin und die Furcht durch seine Adern geflossen waren, während er und Heero verzweifelt versuchten das tote Gewicht von Howard von dem brennenden Schiff zu bewegen.

„Aber," redete Heero in beruhigendem Ton weiter „Die Ärzte sind guter Hoffnung. Sie sagen dass er sich wieder erholen wird. Seine Lungenfunktionen werden vielleicht eingeschränkt sein, aber für ein normales Leben sollte ihn dass nicht zu sehr behindern."

Das waren verdammt gute Neuigkeiten. Wenn Howard nur wieder auf die Beine käme wäre das eine sehr große Erleichterung für alle Beteiligten. Was Duo dann aber zu dem nächsten wunden Punkt brachte. „Und was wird dann aus ihm?" fragte er Heero."

„Aus Howard?" fragte der junge Staatsanwalt zurück.

Duo nickte nur.

Heero stand auf und ging dann im Zimmer auf und ab. „Das ist eine schwierige Frage, Duo. Ich weiß dass er die Einsatzbücher gefälscht hat. Ich weiß dass er dadurch die Ermittlungen in einem mehrfachen Mordfall behindert hat. Ich weiß von den Bestechungen."

Duo kniff die Augen noch fester zusammen. Das hörte sich gar nicht gut an. Was nützte es, wenn Howard überleben würde, nur damit er danach ins Gefängnis gesteckt wurde? Howard würde dort nicht lange überstehen können. Einem Polizisten konnte nichts schlimmeres geschehen als in ein Gefängnis zu kommen. Dort gab es viel zu viele Leute mit tiefem Hass auf einen. Und Howard hatte viele Feinde.

Heero redete weiter, „Ich weiß aber auch, dass er nur versuchte Freunde zu decken. Dass er nicht direkt an den Morden beteiligt war, noch nicht einmal wusste dass es um die Morde ging. Und er hat vor ein paar Tagen seinen Ruhestand eingereicht. Außerdem hat er mir – nein uns – das Leben gerettet."

Duo wagte es kaum zu hoffen. „Das heißt?"

„Das heißt, dass ich gewisse Dinge nicht in meinem Bericht erwähnen werde. Howard wird in drei Monaten bei vollen Pensions-Bezügen ehrenhaft entlassen werden."

„Danke," flüsterte Duo. Es machte ihn glücklich, dass seinem Ziehvater nicht noch etwas schlimmeres passieren würde. Außerdem glaubte er nicht wirklich, dass Helen einen weiteren Schicksalsschlag auch so gut wegstecken könnte.

Trotzdem, er war nicht absolut glücklich damit. Vielleicht auch, weil Heeros Gesicht nicht vor Freude strahlte, während er das verkündete. Und ihm wurde auch bewusst, wie viel es seinen Freund kostete, die Wahrheit so zu verschleiern. Das entsprach so gar nicht Heeros Idealen. „Heero," flüsterte er deshalb. „Bitte tu das nicht nur wegen mir. Ich will nicht, dass dies irgend wann einmal zwischen uns steht."

Heero ließ einen langen Atemzug aus. „Ich weiß, Duo. Aber er hat mir das Leben gerettet. Das hätte er nicht tun brauchen. Ich gebe es gerne zu, noch vor ein paar Wochen hätte ich ihn ohne mit der Wimper zu zucken ins Gefängnis gesteckt. Aber, aber jetzt erkenne ich, dass er nur versucht hat Freunde zu schützen. Sein Vergehen war weniger, dass er die Pläne manipuliert hat, sondern dass er nicht nachgehakt hat, was diese ‚Freunde' dadurch bezweckten. Er war loyal zu Leuten die das nicht verdienten. Aber Loyalität ist kein Vergehen. Er... er ist sicher nicht mehr tragbar für den aktiven Polizeidienst. Wenn er wieder auf seinen Posten zurück wollte, dann müsste ich etwas unternehmen. Das könnte ich nicht dulden. Aber er hatte schon vorher seinen Ruhestand eingereicht. Und bis das in Kraft tritt, wird er sowieso noch Rekonvaleszent sein. Er wird nie wieder in den aktiven Dienst zurückkehren. Was sollte es da also noch bringen ihn anzuklagen? Viele Leute halten ihn für einen verdammt guten Polizisten. Und dass er sich von einem einfachen Streifenpolizisten hochgearbeitet hat, ist bewundernswert und dient vielen anderen als gutes Beispiel. Was soll wir dieses Bild jetzt durch den Dreck ziehen."

Das war eine verdammt lange Rede für Heero. Und Duo konnte sehr genau erkennen, wie viel sie seinen Freund kostete. Zuzugeben, dass es nicht immer richtig war, sich buchstabengenau ans Gesetz zu halten war etwas das Heero vor ein paar Wochen sicher noch nicht einmal im Traum eingefallen wäre. Um so glücklicher machte es Duo, dass Heero jetzt erkannt hatte, dass nicht immer alles weiß oder schwarz war. Das man manchmal Menschen vertrauen musste, auch wenn alle Beweise dagegen sprachen.

Um so fester wurde in Duo der Entschluss, dem jungen Staatsanwalt niemals wieder Gelegenheit zu bieten an ihm zu zweifeln. Heero hatte sich für ihn verändert. Da war es ein leichtes für Duo, das gleiche auch für Heero zu tun. Und es würde ihm noch nicht einmal schwer fallen. Denn bei der Wahl, entweder ein bisschen Geld nebenbei einzustreichen, oder Heero an seiner Seite zu haben, da gewann die zweite Möglichkeit mit uneinholbarem Vorsprung.

„Danke," flüsterte Duo noch einmal.

Danach herrschte kurz Stille im Raum, während beide Männer ihren Gedanken nachgingen. Heero hatte sich an den Fenstersims gelehnt und Duo lag immer noch auf seinem Bauch, während er versuchte den pochenden Schmerz in seinem Hintern zu ignorieren.

Dann wurde Duo die Stille im Raum zu viel. Es wurde Zeit dass sie wieder an etwas anderes dachten. „Und wie geht es jetzt weiter mit dem Fall?" fragte er deshalb.

Heero seufzte kurz. „Ich befürchte, ich hab auch keine Idee. Wir müssen wohl alles neu aufrollen. Jede Untersuchung erneut machen. Wir können keinem einzigen ‚Beweis' den wir gefunden haben trauen. Es könnte alles von J. und G. platziert worden sein."

„Weißt du wie viel Arbeit das ist?" stöhnte Duo.

„Ja," erklärte Heero. „Aber es wird uns wohl nichts anders übrig bleiben."

„Dass heißt auch, dass wir alle unsere früheren Theorien auf den Müll schmeißen können."

„Das meinte ich mit völlig neu anfangen. Vielleicht sollten wir auch jemand vollkommen neues ins Team holen. So einen unbefangenen Blick bekommen?" fragte Heero unsicher.

Duo kaute auf seiner Unterlippe. Eigentlich war die Idee nicht einmal die schlechteste aber, „Ich glaub nicht Heero. Es gibt viel zu viel Dinge, die wir nicht and die große Glocke hängen wollen."

„Auch wieder wahr. Und jetzt?"

Duo war plötzlich in seinen Gedanken gefangen. „Hmm," sprudelte er drauf los. „Lass es uns doch noch einmal kurz durchgehen. Am Anfang dachten wir, es wir hätten es mit dem Beginn eines Mafiakrieges zu tun."

„Was aber nicht stimmte. Und scheinbar nur dazu diente von diesem Drogendeal abzulenken."

Duo wurde plötzlich ganz aufgeregt. „Aber wozu dieses Ablenkungsmanöver?"

„Nun, sie wollten nicht dass die Mafia auf ihren Drogendeal aufmerksam wurde."

„Du verstehst nicht was ich meine, Heero? Sicher, sie mussten die beiden Mexikaner umbringen um an das Heroin zu kommen. Und vielleicht war es sogar notwendig Freddy Angelo aus dem Weg zu schaffen. Immerhin steckte er hinter dem Deal. Aber Freddy hat auf eigene Rechnung gearbeitet. Angelface wusste gar nichts davon, es wäre also nie aufgefallen wenn die Drogen verschwunden geblieben wären."

Heero runzelte die Stirn. „Aber ich dachte Freddy hätte hinter Angelfaces Rücken mit Vinnie ‚die Kanone' DeMotti zusammen gearbeitet. Hätte er sich nicht gewundert wo seine Ware bliebe?"

„Das schon. Aber mit Freddy als Leiche hätte er entweder angenommen, dass Angelface dahinter gekommen war und ein Exempel statuiert hätte, oder dass die verschwundenen Mexikaner dafür verantwortlich waren. Wie auch immer, er hätte garantiert nichts weiter unternommen, um keinen Krieg mit den Manguanacs zu riskieren. Drogen im Wert von 5 Millionen sind da leichter zu verschmerzen, vor allem da sie ihm im Einkauf sehr viel weniger gekostet haben werden."

„Du hast Recht." Heero wurde auch etwas aufgeregt. Er drückte sich vom Fensterbrett weg und begann wieder auf und ab zu gehen. „Statt dessen ist alles mehr und mehr eskaliert. Nach Freddy kamen Jamal Washington und die Nobilie Brüder. Der Anschlag auf Angelface. Die Ermordung von Carmane Tandino. Und zuletzt der Tod von Vinnie. Das ganze ist verdammt schnell eskaliert, oder?"

„Stimmt, dieser Krieg scheint sich eher auf die Führungsspitze der Familien zu konzentrieren, nicht auf die Wasserträger. Sehr ungewöhnlich für eine so frühe Phase."

„Aber wir sind uns ja einig, dass es kein Krieg war. Zumindest haben dass Angelface und Vinnie die ganze Zeit behauptet."

Duo nickte. „Das hätte uns von vornherein stutzig machen sollen. Normalerweise geben die Familien nur zu gern damit an, wenn sie sich gegenseitig abschlachten. Aber halt mal, wir haben nicht alles in dem Bild betrachtet. Es ist nicht nur Vinnie getötet worden, sondern auch sein Sohn."

Heero zuckte mit den Schultern. „Ja und? Das war doch sicher nur ein Zufall, weil er in den Schusswechsel geriet. Ansonsten müssten wir auch den Tod von Carmanes Bruder mit betrachten, und wer sollte schon einen Grund haben einen geistig Behinderten zu töten? Das waren Kollateralschäden, Duo."

„Bist du dir sicher? Mit Carmanes Bruder gebe ich dir Recht. Aber Vinnies Sohn, das ist verdammt wichtig." Duo war so aufgeregt, dass er am liebsten aus dem Bett springen wollte um auch auf und ab zu gehen. „Er war schließlich Vinnies Erbe. Der nächste in der Thronfolge. Als direkten Erben, gibt's jetzt nur noch Vinnies Enkelin und ich glaube kaum dass sie in der Lage sein wird die Führung der Familie zu übernehmen."

Heero stoppte in seinen Bewegungen. „Das heißt, in Vinnies Familie wird ein Machtkampf entbrannt sein."

„Ja, in diesem Moment kann praktisch jeder die Führung übernehmen."

„Oh," war Heeros Antwort.

„Und da ist noch etwas, dass du nicht weißt. Es gab einen weiteren Anschlag auf Angelface."

„Und wieso weiß ich davon nichts?" brauste Heero auf. „Du hast mir Informationen unterschlagen."

Duo hob beruhigend die Arme. „Reg dich nicht auf, das hab ich vor jedem geheim gehalten. Und du hast mir ja auch erst ganz zum Schluss von deinen Beweisen im Fall Angelo erzählt. Das ist jetzt auch gar nicht der Punkt. Viel wichtiger ist, dass du vorhin sehr Recht hattest. Dieser ‚Krieg' ist sehr schnell eskaliert. Und scheint sich fast vollkommen darauf zu konzentrieren die Führungspersönlichkeiten der beiden Familien zu eliminieren. Kann es sein dass die Drogen gar nicht der Auslöser waren? Sondern nur die Bezahlung an J und G für ihre Dienste als Attentäter?"

„Du meinst….?" Heero stoppte für eine Sekunde. Dann sprach er weiter, „Was passiert eigentlich wenn Angelface sterben sollte?"

Duo wurde immer aufgeregter. So langsam begannen all diese unterschiedlichen Beweise und Annahmen einen Sinn zu ergeben. „Quatre Winner hat nur Schwestern. OK, wir leben im 21ten Jahrhundert und es gab schon die Emanzipation. Was aber noch lange nicht heißt dass die Manguanacs das auch schon mitbekommen haben. Ich weiß nicht ob sie eine von Quatres Schwestern wirklich an der Spitze dulden würden. Außerdem hat keine von ihnen bisher auch nur das geringste Interesse an einer Verbrecherkarriere gezeigt. Aber, es gibt jemand der mit einer der Schwestern verheiratet ist und der jetzt auch schon zur Führungsriege der Manguanacs gehört. Es würde für ihn ein leichtes sein Quatres Platz einzunehmen."

„Du meinst Khushrenada, oder?"

Duo nickte. „Ja und diesem abgebrühten Mistkerl würde ich alles zutrauen."

„Dann ist das also doch ein Bandenkrieg?"

„Ja, so könnte man das nennen. Wenn Treize damit durchkommt, dann kann er auf einem Schlag beide Familien übernehmen."

„Dagegen müssen wir etwas unternehmen," erklärte Heero bestimmt.