8.Kapitel

- Gefühlschaos -

„Das ist unglaublich, Alessia. Du bist nun seit zwei Tagen dort und machst nichts als Ärger", fluchte Darvin ins Telefon. Alessia rieb sich über ihr Gesicht und starrte aus dem Fenster in den trüben Mittag hinein. Ihr Magen knurrte und ihr Kopf hämmerte und stach. Nicht nur das. Ihre Augen fühlten sich unendlich trocken an, ihre Lider waren schwer. Am liebsten hätte sie den ganzen Tag nur im Bett verbracht, bis Darvin angerufen hatte und sie ihm die Nacht mit Gawain gestanden hatte. Mit irgendjemanden hatte sie sprechen müssen. Lancelot hätte sie umgebracht und das in seinem Schlafzimmer! Aber es brannte ihr heiß und eisern auf der Brust, so dass sie es nicht ausgehalten hatte.

„Ich weiß nicht was passiert ist. Gawain hat nichts gesagt, nur gelächelt und geschwiegen. Oh, es tut mir so leid… ich hatte zuviel getrunken", schluchzte sie und ließ sich auf ihr Bett nieder, vergrub ihr Gesicht in ihrer Hand.

„Es muss also nicht zwangsläufig etwas passiert sein, nicht wahr?"

„Nein, muss es nicht. Ich muss mit ihm sprechen, ich werde es gleich tun", schwor sie und hoffte dadurch Darvins Zorn ein wenig zu zügeln. Dieser atmete nur schwer aus und fragte sich nun das zweite mal, ob seine Entscheidung Alessia in die Vergangenheit zu schicken wirklich die Richtige gewesen war.

-------

Lancelot arbeitete derweilen an einem Sattel in der Sattelkammer. Bei der Schlacht war der Sattelgurt gerissen. Er drehte und wendete ihn, um ihn von allen Seiten betrachten zu können, doch handwerklich war er noch nie begabt gewesen, außerdem hatte er Kopfschmerzen. Das Wetter hier war auch kaum zu ertragen, wenn mal die Sonne schien war es schon wieder so ungewohnt, dass man sich kaum darüber freuen konnte. Was hielt ihn hier also noch, wenn er nun frei war zu gehen? Die Sachsen waren zunächst von dem Land verdrängt und auf kurzer Dauer sah er keine Bedrohung, bei welcher er Arthur zur Seite stehen sollte.

Schon im nächsten Moment wurde seine Frage auf eine schmerzliche Weise beantwortet.

„Was tust du hier?", fragte die zarte Stimme in seinem Rücken. Lancelot sah nicht auf. Er wusste, dass ihr Anblick ihm den Atem rauben würde und er sich endlos schwach fühlen würde und das wollte er nicht. So jemand war er nicht. Sie hatte ihn dazu gemacht.

„Der Sattelgurt ist gerissen", antwortete er knapp. Guinevere lehnte sich an einen Holzbalken und sah auf den treusten Ritter Arthurs hinab. Sie kannte ihn nun ebenso lange wie Arthur und doch war er für sie ein Rätsel, das sie nicht lösen konnte. Sie spürte wie er sie mit seinen Blicken durchbohrte und sie tief in sich aufsog, doch im nächsten Moment tat er so, als wäre sie Luft. Seine Blicke waren jedoch etwas, was sie immer verstanden hatte. Es hatte keine Worte bedurft.

„Warum lässt du das nicht den Sattler wieder in Ordnung bringen? Er wäre wohl schon längst fertig", schmunzelte sie und lehnte ihren Kopf vorsichtig an das Holz.

Lancelot ließ seine Hände ruhen und sah zu ihr auf. Da war er. Dieser Blick, den sie so von ihm kannte, der nur ihr bestimmt war. Als würde sich sein Innerstes nach außen klappen und ihr zeigen, wie es in ihm wirklich aussah. Da war ein unbändiges Verlangen, ein Wunsch und doch die Erkenntnis, dass es ihm unmöglich war. Dann war es verschwunden. Er senkte den Kopf.

„Es ist nicht schwer", seufzte er und erhob sich, stemmte den Sattel in die Höhe und legte ihn auf einen waagerechten Holzbalken. Guinevere beobachtete wie sich seine Muskeln an seinem Arm anspannten und spürte plötzlich den Wunsch hinüber zu fahren. Verwirrt wendete sich ihren Kopf ab und starrte den Gang entlang.

„Lancelot… ich… habe mich noch nicht bei dir bedankt. Wenn du nicht gewesen wärst, bei der Schlacht, dann würde ich wohl nicht mehr sein", sagte sie leise und sah ihn wieder an. Er hatte beide Hände auf dem Holzbalken abgestützt und seinen Kopf ihr zugewandt. Ein schmerzliches Lächeln zeigte sich auf seinem schönen Gesicht.

„Da gibt es keinen Grund sich zu bedanken. Seit ich dich kenne, habe ich endlich begriffen, dass es auch unter euch Woads durchaus anständige Menschen gibt."

„Es ist mir ernst", wies sie ihn zurecht. Lancelot richtete sich auf und sah sie an. Kein Lächeln zeigte sich dieses mal auf seinem Gesicht.

„Ebenso wie mir, Guinevere", flüsterte er und sie hörte zum ersten mal ihren Namen aus seinem Mund. Es jagte ihr einen Schauer über den Rücken und Erinnerungen flammten in ihr auf, zeigten ihr den Moment in welchem er verbissen um ihr Leben gekämpft hatte.

Sein Blick wurde härter, zwang sie regelrecht dazu ihn anzusehen, ihm nicht auszuweichen und es machte sie schwach. Sie war zu energielos ihm auszuweichen, sich gegen ihn zu wehren. Arthurs bester Ritter, Arthurs bester Freund.

„Du solltest zu Arthur gehen. Ich bin sicher er erwartet dich bereits, denn er hat dir etwas mitzuteilen", sagte Lancelot und riss seinen Blick ab, konzentrierte sich darauf sein Herz in einen normalen Gang schlagen zu lassen. Nie zuvor hatte er sich ihr so nah und gleichzeitig so fern gefühlt.

„Ja", hauchte sie und wandte sich zum gehen. Ihre leisen Schritte verhallten in dem Stall. Als sich die Tür hinter ihr schloss atmete Lancelot schwer aus, schmiss einen Steigbügel klirrend gegen die Wand und schlug im nächsten Moment mit voller Wut gegen einen Holzbalken, der gefährlich knarrte. Was sollte er nur tun? Es verfraß ihn! Dieses verfluchte Verlangen!

Er lief den Gang in die entgegengesetzte Richtung, als Guinevere gegangen war und schlug seinen Weg Richtung Küche ein. Sein Magen knurrte und das untätige Herumsitzen machte ihn verrückt. Als er die Küche beinahe erreicht hatte hörte er leise Stimmen, die eindringlich miteinander sprachen. Er stoppte, als er die weibliche Stimme erkannte und runzelte die Stirn. Wer ihr Gesprächspartner war konnte er nicht erkennen, da in diesem Moment, in welchem er lauschte, nur die Frau sprach. Lancelot lächelte und entschied sich spontan die Küche später aufzusuchen. Seine Schritte führten ihn in die Speisekammer, wo ein paar Vorräte aufbewahrt wurden und woher die Stimmen kamen. Er blieb kurz vor dem Eingang stehen und horchte.

„Hör auf so dämlich zu grinsen, Gawain! Das ist nicht lustig, man macht mir die Hölle heiß", rief Alessia aufgebracht.

„Beruhigt dich mal wieder", lachte Gawain „wenn dir jemand versucht deine Hölle heiß zu machen, werden wir ihn schon verjagen."

„Oh, ja natürlich, du edler Ritter. Kannst du mir sagen, wie du das anstellen willst, wenn ich von der einen auf die andere Sekunde verschwunden bin?"

„Ich dachte du hast mit deinem Freund schon gesprochen und alles geklärt, was sollte es jetzt noch für Probleme geben?", fragte Gawain. Lancelot runzelte die Stirn. Was sollte Alessia geklärt haben? Die beiden schienen irgendetwas miteinander zu tun zu haben, doch was wusste Lancelot beim besten Willen nicht.

„Das Problem, mein Lieber, ist, dass du der Einzige bist, der weiß was gestern Abend geschehen ist und ich denke, ich habe ein gutes Recht dies ebenfalls zu erfahren." Lancelot schmunzelte. Ja, er konnte sich gut erinnern in welchem Zustand Alessia am gestrigen Abend gewesen war. Trinken war die eine Sache, unkontrolliertes Trinken die andere.

„Gut, hör mir zu; es ist nichts geschehen. Rein gar nichts. Wir beide hatten ein wenig Spaß, mehr nicht und du solltest daraus kein Drama machen", schnaubte er, während Lancelot vor Schreck wenige Meter weiter beinahe das Atmen vergangen wäre. Alessia und Gawain? Wie war das möglich? Er hielt sich an der Wand fest und starrte auf eine flackernde Fackel. Der Tag wurde ja immer besser und besser, fluchte er und atmete tief durch. Er wusste nicht wieso, aber es machte ihn wütend, dass sie mit ihm geschlafen hatte oder so schien es zumindest. Gawains Bild tauchte in seinem Kopf auf und er spürte wie die Wut aus dem Gespräch mit Guinevere und dem heimlich belauschten Gespräch von Alessia und Gawain ihn rasend machten.

Ohne weiter zu zögern trat er aus dem Gang heraus und sah die beiden vor sich stehen, die wie erwischt, zusammenfuhren und Lancelot anstarrten.

„Ist das hier deine Aufgabe, Alessia? Es mit jedem Ritter zu treiben und der Zukunft darüber ausführlich Bericht zu erstatten?", fragte er wütend, während Alessias blauen Augen riesengroß wurden. Gawain hatte sich jedoch schneller erholt, als sie.

„Was soll das, Lancelot? Es geht dich rein gar nichts an, was sich zwischen uns abspielt", erwiderte Gawain bissig. Lancelot straffte ihn mit einem Blick und sah wieder zu Alessia.

„Oder spielst du die Dirne? Ich finde jeder Stützpunkt hier sollte so etwas besitzen, findest du nicht auch, Gawain?", er trat auf Alessia zu, deren Augen plötzlich in Tränen schwammen „es gibt dem Ort etwas verruchtes. Schmutziges."

Diese Worte, die so voller Abscheu trieften fuhren durch Alessia hindurch wie ein Messer durch warme Butter, zerstörten sie und ließen sie unglaublich alleine dastehen. Was war aus dem Lancelot geworden, den sie glaubte zu kennen? War er hinter der Maske eines ekelhaften Mannes verschwunden oder nur verborgen?

„Du kannst mich mal, Lancelot", knurrte sie und lief davon. Im Vorbeirennen stieß sie ihn so an, dass er ein paar Schritte nach hinten taumelte. Er sah ihr nicht nach, sondern auf den Boden hinab.

„Das hast du prima hinbekommen", sagte Gawain und schüttelte den Kopf.

„Halts Maul", brummte Lancelot.

„Nein, wirklich. Das war wirklich unglaublich", seufzte Gawain und trat auf seinen alten Kameraden zu „du hast es geschafft sie für etwas bezahlen zu lassen, wofür sie nichts kann. Moment.. da war noch etwas", Gawain tippte überlegend auf seinem Kinn und hob den Finger schließlich in die Höhe „jetzt fällt es mir wieder ein. Sie hat dir dein kleines, verdammtes Leben gerettet und du hattest sie zuvor im Stich gelassen. Nun lässt du sie büßen, für eine einzige Nacht, in welcher wir weder miteinander geschlafen haben, noch die Chance dazu hätten, weil sie plötzlich eingeschlafen ist und deinen Namen gemurmelt hat. Wie schaffst du das nur alles auf einmal?" Gawain sah ihn mithochgezogenen Augenbrauen an. Lancelot erwiderte nichts, sondern starrte nur auf den Boden. Gawain klopfte ihm auf die Schulter und verließ langsam den Raum, an der Tür wandte er sich noch einmal um.

„Ich verstehe nicht was sie an dir findet", sagte er und verließ den Raum.

------

Wie hatte er ihr das nur antun können? Dass er sie vor Gawain so blamiert hatte wiegte nicht so schwer, wie die Tatsache, dass er sie so beleidigt hatte, wie selten jemand zuvor. Als Freie war sie es gewöhnt zu werden, von wildfremden Menschen beleidigt zu werden, aber doch nicht von ihm! Nicht so! Er hatte sie eine Hure genannt und ihr somit jeden Glauben an einen Menschen genommen ihr Innerstes zu erreichen. Er hatte sie damit zerstört.

Sie lief weiter und weiter, vorbei an den Ställen, an merkwürdig schauenden Menschen und Woads, die es sich nach der Schlacht auf dem Stützpunkt bequem gemacht hatten. Nur weg, nur fort, ohne sich Gedanken zu machen.

Lancelot erreichte sie, als sie gerade aus dem Tor hinaus wollte und schaffte es ihren Arm zu packen. Sie fuhr herum und eine schallende Ohrfeige hallte durch den Tag. Doch Lancelot war Härteres gewöhnt, er packte sie bei beiden Oberarmen und zwang sie ihn anzusehen.

„Alessia… hör mir zu…" versuchte er sie zu beruhigen, doch bei dem Klang seiner Stimme schien sie nur noch wilder zu werden. Sie trat nach ihm und biss ihm, worauf er schließlich fluchend losließ. Alessia stürmte weiter. Lancelot hinter ihr her. Sie Menschen beobachtete das zankende Paar mit Lachen, schließlich war Lancelot niemand Unbekanntes und keine konnte ernsthaft glauben, dass er der jungen Frau etwas zuleibe tun würde.

„Alessia… warte", rief er und schaffte es erneut seine Hände um sie zu schlingen. Sie bäumte sich auf und trat nach ihm. Er stöhnte und fluchte, während seine Beine begannen nach rechts abzurutschen. Zu spät erkannte er, dass beide sich ziemlich nahe an einer tiefen Wassergrube tobten. Er versuchte noch sich zu halten und sein Gleichgewicht irgendwie zu finden, doch es war zu spät und so rutschte er, mit ihr in seinen Armen, die Grube hinab. Bis es ihm die Beine wegzog und er mit einem lauten Platscher in dem Wasser landete. Alessia folgte ihm mit einem lauten Schrei.

Prustend tauchte er auf und hustete laut, um das Wasser aus seiner Lunge zu bekommen. Er sah sich um, doch von Alessia war keine Spur zu sehen. Etwa einen Meter neben ihm stiegen kleine Luftblasen an die Oberfläche. Er zögerte nicht lange und holte tief Luft. Er bekam sie an ihrem Kleid zu packen und hob sie an die Oberfläche, wo sie keuchend die Luft einzog.

Lancelot hatte ihre Hüfte umklammert und schwamm langsam den Meter zu dem Land, wo er sie strampelnde Alessia an Land trug.

„Ich hasse dich!", schrie sie als er sie runter gelassen hatte.

„Du bist das Schlimmste was mir hätte passieren können", keifte sie weiter und begann damit ihren Saum des Kleides auszuwringen.

„Ich habe dir eben dein Leben gerettet", verteidigte er sich vergeblich. Sie knurrte und stieß ihn mit voller Wucht zurück, so dass er wieder knietief in dem Wasser stand.

„Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich gar nicht erst da reingekommen, du arroganter Snob!"

„Snob?", fragte er verwirrt, doch sie schnaubte nur und wandte sich ab. Er folgte ihr.

„Alessia, es tut mir leid… Hörst du mir zu?"

Nein, das tat sie nicht. Sie beachtete ihn keineswegs, sondern marschierte schnurstracks auf den Stützpunkt zu, wo in sicherer Entfernung einige Menschen standen und lachten.

Lancelot seufzte nur und fuhr sich durch seine nassen Locken, die Kälte drang durch seine nasse Kleidung und ließ ihn zittern. Was hatte er der Welt nur angetan, dass sie ihn so bestrafte? Er straffte seine Schultern und trabte hinter der, vor Wut schnaubenden, Alessia her.

Neben ihr angekommen zog er es vor zu Schweigen und warf ab und zu einen Blick zu ihr hinab. Sie hatte die Hände um ihren Körper geschlungen und bibberte so herzzerreißend, dass es ihm wesentlich mehr leid tat. Doch mit einem unglaublichen Ehrgeiz schaffte sie es die Kälte und Lancelot zu ignorieren, sie lief immer weiter und weiter, während er mit ihr Schritt hielt.

„Ich… ich werde sofort ein heißes Bad für dich einrichten lassen. Das bekommen wir irgendwie hin", versprach er, doch sie würdigte ihm keines Blickes. Das war entgültig genug. Noch bevor sie die schwere Holztür erreichen konnte stellte er sich ihr in den Weg.

„Sei von mir aus sauer auf das was ich vorhin zu dir gesagt habe. Ich habe es verdient. Aber das eben war keine Absicht… ich bin selbst gestrafft genug. Ich versuche es wieder gut zu machen, wenn du mich lässt", flehte er beinahe und fühlte sich so, als hätte er sich noch nie zuvor so erniedrigt wie in diesem Moment. Sie schniefte und sah weiterhin zum Boden, ihren Körper noch immer umklammert. Ihre Lippen wurden allmählich blau. Dann sah sie ihn an.

„Das kannst du nicht wieder gut machen", flüsterte sie. Lancelot runzelte die Stirn.

„Was meinst du?"

Anstatt von einer Antwort wühlte sie in ihrem kleinen Lederbeutel und holte das Kontakttelefon heraus. Lancelot begriff noch immer nicht, doch Alessia tat es.

„Ich werde morgen abreisen, man wird mich zurückholen, da das Handy nun zerstört ist durch das Wasser und man mich nicht mehr erreichen kann", sagte sie ernst und sah Lancelot an. Sie blickte in ein Gesicht voller Unverständnis und begriff, dass er ihr nicht helfen konnte. Sie schlängelte sich an ihm vorbei in das Gebäude hinein und dieses Mal hielt er sie nicht auf.

----

Schniefend saß Alessia auf ihrem Bett. Eigentlich war es ja Lancelots Bett, doch daran wollte sie in diesem Moment nicht denken. In einer Decke eingewickelt starrte sie auf das Handy, das auf dem Holztisch lag und ebenso tropfte wie sie selbst. Es war hoffnungslos, denn das Handy war kaputt. Zerstört und wie sollte es hier repariert werden? Vollkommen unmöglich. Sie schniefte erneut. Wenn Darvin sie heute anrufen würde würde er sie nicht erreichen und nachdem was sie vereinbart hatten würde er sie morgen zurück holen. Damit war ihre Zeit hier gelaufen, denn Darvin würde sie, nachdem was sie angestellt hatte, sicherlich nicht wieder hier hin zurück schicken.

Bei der Vorstellung verkrampfte sich ihr Herz. Sie wollte es nicht zugeben, doch ihr war das Land, in dieser Zeit und die Menschen ans Herz gewachsen. Selbst Gawain hatte sie gemocht. Von Lancelot ganz zu schweigen. Sie mochte ihn vielleicht äußerlich verfluchen, doch es änderte nichts an der Tatsache, dass er ihr Herz trotz allem im Sturm erobert hatte, auch wenn ihm das wohl ziemlich egal war.

Sie dachte an seine Reaktion, als er von ihr und Gawain mitbekommen hatte. War sie ihm wirklich so egal, wie sie geglaubt hatte? Warum sollte es ihn denn interessieren mit welchen seiner Kameraden sie schlief? Doch darin lag das Problem. Es waren seine Kameraden und nur um sie war es ihm gegangen.

Langsam öffnete sich die Tür und ein nasser Lancelot, dessen Lederschuhe quietschten trat herein. Sie sah so verloren aus, wie er sie noch nie erlebt hatte. Wütend, glücklich, betrunken, aber immer sicher und bestimmt.

„Ich komme mir blöd vor mich wieder bei dir zu entschuldigen und wenn es da etwas gibt, was ich tun kann… ich bin sicher, selbst Arthur würde alles tun", sagte er leise und schloss die Tür hinter sich. Alessia erhob sich und legte die Bettdecke zurück. Lancelot blieb stehen, denn obwohl sie sich ihm nicht zugewandt hatte konnte er die klaren Konturen ihres Körpers sehen, die dadurch, dass das Kleid hell und nass war sich eindeutig abzeichneten. Er wollte seinen Blick abwenden, doch er konnte es nicht.

Alessia spürte wie sich etwas in ihrem Nacken veränderte. Sie wusste nicht was, doch sie wendete sich um und sah Lancelot an. Er blickte ihr jedoch nicht in die Augen, sondern auf ihren Körper. Verwundert sah sie an sich hinab und hätte am liebsten laut aufgeschrieen, denn dadurch, dass das Kleid vollkommen nass war, konnte ein jeder einen wirklich ausführlichen Blick auf sie werfen. Mit einer hektischen Bewegung griff sie nach der Decke und schlang sie um ihren Körper, dann schritt sie auf ihn zu und gab ihm die zweite, schallende, Ohrfeige an diesem Tag.

Wie als erwachte er dadurch aus einer Art Trance riss er sich zusammen und starrte sie an. Seine Wange brannte und bitzelte unter seiner Hand, sein Blick war hart und kalt.

„Ich sage es zum ersten und letzten mal, schlag mich nie wieder, solange ich nicht einmal Hand an dich gelegt habe oder dich darum bitte", sagte er leise, doch es klang bedrohlich, so dass Alessia plötzlich spürte wie aller Spaß aus ihm gewichen war.

„Bald werde ich, dank dir, dazu auch keinerlei Möglichkeit haben", antwortete sie ebenso ernst. Er ließ sie dabei nicht aus den Augen und sie wusste, dass auf diese Art ein Kräftemessen zwischen den beiden stattfand, welches sie schon oft zuvor zu spüren bekommen hatte, doch dieses mal war etwas anderes.

Er sieht dich wie seine Schwester, sagte eine Stimme in ihrem Kopf. Doch eben betrachtete er mich, als wäre ich eine Frau. Ihm hat mein Körper gefallen, hielt sie dagegen und spürte wie es in ihr zu prickeln begann.

In diesem Moment entstand etwas, was keiner der beiden für möglich gehalten hatte. Sie hatte es herbei gesehnt und er hatte es nicht geglaubt und doch geschah es. Unglaublicher, als Alessia geträumt hatte.

Er trat auf sie zu… sein Blick wurde intensiver.