Autorin: ilaum
Titel: Zufall oder Schicksal
A/N: Nix ist mir.. außer Charlie, aber das bringt auch kein Geld..
Beta-Dank: an Chicken Shakes..
Chapter: 1/22 + Epilog
1. Der Flug
10.6.
Ich hatte schon immer Probleme mit Neuanfängen. Und wer weiß, was sie drüben in England nicht alles von mir gehört haben. Schließlich bin ich die berühmte Charlotte Howard. In ganz Amerika kann ich nicht ohne erkannt zu werden durch die Zaubererwelt gehen. Immer wieder muss ich Hände schütteln, für Fotos lächeln oder manchmal sogar Autogramme geben! Und nur weil ich als Baby den Zauberstab meiner Mutter geklaut habe, als sie mit mir vor der schwarzen Lady geflohen ist. Was kann ich denn dafür, dass meine Kräfte sich verselbstständigt haben und ich dabei aus versehen – mehr kann das ja nicht gewesen sein – die berühmteste dunkle Hexe Amerikas vernichtet habe?
Wer weiß, vielleicht kennen sie mich in England ja doch nicht so gut. Ich hab gehört, dass die Lady nur in Amerika ihr Unwesen getrieben hat. Vielleicht kann ich da ungestört leben. Aber was zerbreche ich mir darüber jetzt schon den Kopf, ich werde es sowieso erst erfahren, wenn ich da bin. Oh Gott, ich ziehe nach England.
Langsam wird mir klar was das bedeutet. Weg von meinen Eltern, weg von meinen Freunden, naja, als ob ich so viele hätte… Aber ich wollte schon immer in England studieren und wenn ich die Chance habe, werde ich sie auch nutzen!
Nur noch drei Wochen, dann muss ich umziehen, mir wird ganz mulmig bei dem Gedanken! Hoffentlich finde ich schnell gute Freunde. Warum muss das nur so schwer sein? Es muss doch jemanden geben, der nicht nur zu mir aufsieht. Wohlmöglich sitze ich in meiner ersten Vorlesung, und alle starren mich an, nur weil sie glauben mich zu kennen. Hoffentlich sind in England nicht die ganzen schrecklichen Zeitungsartikel veröffentlicht worden!
Ich glaube immer noch nicht, wie viel Quatsch sich der „NewsToday" alles so ausdenkt! Gestern stand da doch tatsächlich schon wieder eine Homestory von mir drin! In so einem hässlichen Zimmer könnte ich nie wohnen!
Schrecklich, ich denk da ja schon wieder dran. Dabei wollte ich mich eigentlich nur noch auf England freuen. Ich werde an der Oxford-University studieren! Warum freue ich mich darauf denn nicht mehr? Noch vor einer Woche war ich nicht mehr ansprechbar, vor lauter Aufregung! Ich glaube, mir wird einfach klar, dass ich hier bald wegziehe.
Ein Lächeln umspielte Charlies Mund, als sie die Zeilen las, die sie vor drei Wochen in ihr Tagebuch geschrieben hatte. Sie erinnerte sich noch genau an den Tag. Ihre Mutter hatte sie gerufen, gerade als sie den letzten Satz schrieb.
Da hatte sich herausgestellt, dass sie auf dem Muggelweg nach London reisen musste, weil es zu spät gewesen war, um sich einen internationalen Portschlüssel zu besorgen. Sie war mit ihrem Vater in ein so genanntes „Reisebüro" gegangen, und hatte sich ein Ticket für ein „Flugzeug" gekauft. Erstmal hatte sie ihren Vater verdutzt angestarrt, und ihn dann gefragt, was ein Flugzeug überhaupt sei. ‚Etwas ähnliches wie ein Besen, nur schneller und für mehrere Personen' war die Antwort gewesen.
„Verzeihung Ma'am" Charlie sah erstaunt hoch, die Stewardess stand vor ihr, „was möchten sie trinken?"
„äh…ähm… es ist das erste mal das ich fliege…", sagte Charlie und dachte bei sich, dass die Stewardess nichts von ihren Flugkünsten auf dem Besen wissen durfte, „was haben sie denn zu trinken?"
Die Stewardess lächelte und zählte dann auf: „Wir hätten Champagner, Rot- und Weißwein, Orangensaft, Wasser oder heiße Getränke..." „Ein Orangensaft wäre schön", unterbrach Charlie den Redeschwall. Sie wollte sich lieber noch weiter in ihrem Tagebuch vertiefen, als daran erinnert zu werden, wo sie war. Sie konnte es selbst kaum glauben, aber es schien so, als ob sie an Flugangst litt. Und dabei sagte ihre Mutter doch immer, dass sie schon auf einem Besen zur Welt gekommen sei.
Vielleicht war ihr aber auch nicht schlecht, weil sie in einem Flugzeug saß. Sie überlegte, dass auch der Abschied von zuhause der Grund dafür sein könnte. Sie hatte heute, als sie in das Flugzeug gestiegen ist, den Sprung ins kalte Wasser gemacht. Schließlich war sie noch nie in England gewesen und hatte eigentlich auch nicht viel Ahnung, wie es da wohl ist. Sie blätterte weiter und blieb ein paar Tage später hängen:
18.6.
Heute haben wir meine Möbel nach England geschickt. Jetzt schlaf ich im Gästezimmer. Ich habe das Gefühl hier schon nicht mehr richtig zuhause zu sein. Das macht mich nervös. Schließlich war ich noch nie in meinem neuen ‚zuhause'. Selbst meine Eltern werden langsam unruhig. Dabei bleiben sie doch hier. Okay, ihre Tochter zieht weg, aber das ist doch normal. Alle Kinder werden irgendwann erwachsen! Aber ich kann sie ja auch verstehen.
Im Moment freue ich mich wieder total auf England. Wieso schreibe ich eigentlich immer England? Oxford wäre doch besser, schließlich ziehe ich dahin. Aber unter England kann ich mir wenigstens etwas vorstellen. Oxford ist so utopisch.
Und wenn ich an Oxford denke, merk ich, dass ich bei Muggeln wohnen werde. Wahrscheinlich wird es weit und breit keine Zauberer geben. Oh man, stimmt, in der Vorlesung werden nur Muggel sitzen, die können mich gar nicht kennen. Warum hab ich bloß noch nicht daran gedacht? Ich muss es verdrängt haben.
Ich habe noch nie unter Muggeln gelebt, hoffentlich bekomme ich das hin. Mein Vater hat sich bemüht mir die wichtigsten Grundlagen und Lebensweisheiten der Muggel zu erklären. Aber hat das wirklich gereicht? Wäre Großvater kein Muggel gewesen, hätte ich mir nie meinen Traum erfüllen können. Ohne die Möglichkeit was über Muggel zu erfahren hätte ich nie Medizin auf einer Muggeluniversität studieren können. Obwohl – wäre mein Vater nicht Mischblut, hätte ich nie die Idee gehabt, dass Muggelmedizin mir später als Heilerin helfen könnte.
Und jetzt ist es bald soweit. Oxford wartet. Jetzt kann ich plötzlich an Oxford denken, nicht mehr nur an England. Aber wenn ich nicht wüsste, dass die Zauberergemeinschaft in England ziemlich groß ist, würde ich jetzt durchdrehen.
Ich weiß, dass es in London die „Winkelgasse" gibt, eine Einkaufstraße wie der Kreisgang in New York nur für Zauberer. Da kann ich dann neue Zauberer kennen lernen.
Charlie schreckte hoch. Wieder stand die Stewardess vor ihr: „Ma'am wir landen in Kürze, haben sie die Ansage nicht gehört? Würden sie sich bitte anschnallen?" „Anschnallen?", fragte Charlie und überlegte fieberhaft, was die Stewardess von ihr wollte. Diese lächelte immer noch als sie mit Bestimmtheit sagte: „Sie müssen Ihren Gurt umlegen." Das verstand Charlie und griff nach dem Gurt. Kaum hatte sie ihn geschlossen, fing das Flugzeug an zu landen.
