so.. langsam aber sicher näher ich mich auch dem Trio an g

Disklaimer wie immer.. und im ersten Kapitel nachzulesen..


4. Die Stadt

Im Nelson erklärte Lauren, dass der Tisch, an dem sie saßen, ihr Stammtisch sei und dass man während der Semester eigentlich immer Leute aus der WG an dem Tisch antreffen könnte.

„Das ist wie ein zweiter Aufenthaltsraum für uns" fügte Sara gleich hinzu.

Charlie schaute sich um und fühlte sich gleich wohl. Das Nelson war plüschig eingerichtet, aber noch nicht so schlimm, dass es altbacken wirkte, sondern eher gemütlich und geschmackvoll. Auch die anderen Leute schienen nett zu sein. Sie wurde jedenfalls super in den Kreis aufgenommen.

Während des Frühstücks fragte Charlie die anderen über ihre Vergangenheit und Zukunft aus. Als sie von jedem wusste, was er studierte und wie lange schon, fingen die anderen an ihr Fragen zu stellen.

Vor dem Augenblick hatte Charlie Angst gehabt. Sie hatte sich eine Geschichte zurechtgelegt, dass sie in New York zur Highschool gegangen war und in der Freizeit gerne Fußball gespielt hat – es war klar gewesen, das ihre Freizeitbeschäftigung etwas mit Ballsport zu tun haben musste. Ob sie das überzeugend erzählen konnte, wusste sie noch nicht. Doch irgendwann war auch diese Hürde überstanden. Die anderen schienen ihre mehr oder weniger zusammen gestammelte Geschichte zu glauben. Warum auch nicht? Sie konnten ja nichts von ihrem wirklichen Leben wissen.

Die Unterhaltung plätscherte dahin, bis Nick meinte: „Wollen wir nicht langsam mal los? Wenn wir Charlie vor dem Mittag noch die Stadt zeigen wollen haben wir nicht mehr viel Zeit."

Sam stand auf. „Ja, dann lass uns doch losgehen! Sonst findet Charlie Montag die Uni nicht."

Die Kellnerin kam und wollte kassieren. Charlie bekam einen Schreck, was sollte sie an Trinkgeld geben? Sie hatte sich noch nicht mit der englischen Währung beschäftigt. Wie viel Knuts oder Sickel waren ein Pfund? Sie hatte keine Ahnung. Sie sah in die Runde, was die anderen so gaben, und beschloss der Kellnerin 50 Pence zu geben.

Auf dem Weg durch die Stadt schrie Sara plötzlich auf: „Hermine! Was machst du denn hier? Ich dachte du kommst erst übermorgen wieder!"

Ein Mädchen, das auf einer Bank vor ihnen saß drehte sich um. „Ach, da ist ja die ganze Bande. Tja, ich hab mich halt um entschieden. Zuhause konnte ich nicht in Ruhe lernen. Aber wie ich das sehe, kann geht das hier auch nicht."

„Hermine, ich möchte dir Charlie vorstellen." Sara strahlte übers ganze Gesicht. „Charlie, das ist Hermine, sie ist unsere Streberin."

Sie sieht nett aus, dachte Charlie, und gar nicht wie eine Streberin. Nur der Stapel Bücher neben ihr ließ darauf schließen.

Hermine sah sie an: „Hey Charlie! Du bist also die Neue? Was studierst du denn?"

„Och Hermine, du musst doch nicht immer sofort wissen, was alle studieren", beschwerte sich Sam. „Das wird langsam langweilig."

Hermine lächelte nur. „Mich interessiert das halt."

Grinsend antwortete Charlie: „Medizin, erstes Semester und du?"

„Echt?", antwortete Hermine, „Ich auch. Na ja, eigentlich studiere ich ziemlich viel. Bin mir noch nicht sicher, was ich machen will. Da gucke ich halt in alles mal rein und dieses Semester ist Medizin dran. Dann können wir uns ja gegenseitig unterstützen."

Lauren mischte sich mit einem fiesen Grinsen ein: „Pass auf was du jetzt sagst! Wenn du Pech hast musst du jeden Tag mit Herm lernen. Und sag bloß nicht Herm, dass mag sie nämlich gar nicht."

Hermine schüttelte den Kopf. „Du kannst es auch nicht lassen, oder Lauren? Na ja, Charlie, nimm sie bloß nicht zu ernst, so schlimm bin ich auch wieder nicht."

„Wollen wir mal weitergehen?", meinte Sara ungeduldig, „Wir wollen Charlie die Stadt zeigen, kommst du mit Hermine?"

Lächelnd antwortete Hermine: „Gerne, aber wir müssen dann noch mal an der Bibliothek vorbei, ich muss noch ein paar Bücher abgeben…"

„Es heißt Bücherei! Nicht Bibliothek. Wie kommst du bloß auf diesen altmodischen Namen?" fragte Sam. Sie wandte sich zu Charlie. „Immer sagt sie Bibliothek, das hört sich immer so hochgestochen an. Was sagt ihr denn in Amerika?"

Charlies Gehirn fing an zu rattern. Sie sagte auch Bibliothek, aber was sagten amerikanische Muggel? „Ähm… ich sage eigentlich auch eher Bibliothek…" meinte sie verhalten.

Nick fing an zu grinsen. „Na dann… ihr studiert das Gleiche, habt die gleiche Ausdrucksweise… Wenn ihr mal nicht die besten Freundinnen werdet."

Während des Gesprächs waren sie weitergegangen und blieben jetzt vor einem riesigen Gebäude stehen. „Die Bücherthek", beantwortete Lauren Charlies ungestellte Frage feixend.

Nach einem ereignisreichen Spaziergang und einem großen Willkommensessen im Nelson erreichte die WG am späten Abend das Wohnheim. Charlie war müde. Jetzt spürte sie den Zeitunterschied wieder in den Knochen. Mit einer gemurmelten Entschuldigung verschwand sie in ihrem Zimmer.

Endlich konnte sie richtig nachdenken. Sie dachte noch mal an den ganzen Tag und die Namen, die sie am Anfang von Sara und Sam gelernt hatte. Heute hatte sie die Hälfte ihrer Mitbewohner kennen gelernt. Wie die anderen wohl waren?

Im Moment hatte sie das Gefühl am meisten mit Hermine gemeinsam zu haben, obwohl sie nicht genau wusste warum, denn sie kannte sie bisher am wenigsten. Hermine hatte sich an der Unterhaltung am Mittagstisch kaum beteiligt. Auch Charlie hatte nicht viel gesagt. Sie hatte Angst gehabt sich zu verraten. Der Zauberstab in ihrer Hosentasche hatte sie auch immer daran erinnert, dass sie vorsichtig sein musste. Sie beschloss, ihn in Zukunft nicht mehr mitzunehmen, dann würde sie ihn nicht aus Versehen benutzen können.

Dann dachte Charlie an Montag. Sie war froh, jemanden gefunden zu haben, mit der sie zusammen Vorlesungen hatte und die sich hier schon auskannte. Außerdem schien Hermine nett zu sein und bereit ihr bei eventuellen Schwierigkeiten zu helfen. Dabei musste sie ja nicht erfahren, wer Charlie wirklich war. Und wenn sie sich irgendwann besser kannten, konnte es immer noch passieren, dass sie ihr von der Zaubererwelt erzählen würde.