wie gehabt.. disclaimer im ersten Kap.. und im siebten lach


8. Der Spaziergang

Eine gute Woche später war Charlie mal wieder mit abwaschen dran. Beim ersten Mal hatte sie versucht als Muggel abzuwaschen, aber das dauerte ihr viel zu lange. Seitdem zauberte sie das Geschirr sauber, blieb dabei aber vor dem Waschbecken stehen, falls jemand in die Küche kommen sollte. Ihr Zauberstab lag dabei immer griffbereit neben ihr.

Außerdem hatte sie einen Zauberspruch gefunden, der bewirkte, dass sobald ein Muggel das Zimmer betrat alle anderen Sprüche aufhörten zu wirken. Charlie war sich allerdings nicht sicher, ob der Spruch für Säuberungszauber funktionierte, also war sie trotzdem noch sehr vorsichtig.

So hatte sie vor dem Abwasch stehend Zeit zum Nachdenken. Die letzte Woche war sehr schnell vergangen. Langsam stellte sich der Alltag in der Uni und auch zuhause ein. Hermine hatte sie noch ein paar Mal zum lernen überreden können und auch mit den anderen war Charlie viel unterwegs gewesen. Trotzdem musste sie viel an Harry denken.

Nach der ersten schlaflosen Nacht hatte es einige weitere gegeben und doch konnte sie sich jetzt auch wieder auf andere Dinge konzentrieren. Außerdem war es schön jemanden zu haben, an den man gerne dachte. Sie freute sich immer mehr auf den Tag, an dem sie zusammen spazieren gehen würden. Hoffentlich mochte Harry sie wirklich so gerne, wie sie sich das mittlerweile wünschte.

Plötzlich ging die Küchentür auf und jemand kam herein. Aber der Abwasch tanzte munter weiter. Der Achtung-Muggel-Zauber wirkte nicht! Charlie war überrascht, reagierte dennoch schnell, nahm ihren Zauberstab und flüsterte leise „finite!".

Sie drehte sich um. „Hallo Hermine." Hatte sie etwas bemerkt? Auf ihrem Gesicht nichts zu erkennen, also wahrscheinlich nicht. Charlie war erleichtert. „Na? Lust mir beim Abwaschen zu helfen?"

Hermine grinste. „Ach nee, mach das mal lieber alleine. Du bist da doch auch immer ziemlich schnell drin. Die anderen meinen schon, dass du mir den ersten Rang im Schnell-Abwaschen streitig machst." Sie lehnte sich gegen den Kühlschrank. „Aber warum ich eigentlich hier bin: Harry und Ron wollen heute herkommen. Hast du Lust und Zeit? Die beiden freuen sich bestimmt, wenn du dabei bist."

Charlies Herz machte einen Sprung. Sie fing an zu lächeln. Heute würde sie mit Harry spazieren gehen. Sie versuchte ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen, um Hermine zu antworten. „Ja, ich muss halt nur noch zuende abwaschen. Dann können wir los."

„Ganz ruhig! Die sind ja noch gar nicht da." Hermine konnte ihr lachen nur mühsam zurückhalten. „Also, wir sind in zwei Stunden vor dem Nelson verabredet. Vorher wollte ich noch in die Bibliothek. Wir können uns dann ja dort treffen."

Charlie wurde rot. Da war sie mal wieder übereifrig gewesen. Wenn Hermine jetzt erst wusste, dass sie heute spazieren gehen würden, hatte sie wahrscheinlich gerade erst mit Harry oder Ron telefoniert. Dann konnten sie doch noch gar nicht da sein, es sei denn sie würden apparieren und das war bei Muggeln wohl nicht möglich. „Okay, ich bin dann da."

„Gut. Bis dann." Hermine verschwand.

Heute. Spazieren gehen mit Harry. Charlie konnte sich nicht mehr richtig aufs Zaubern konzentrieren, denn sie hatte immer nur einen Gedanken im Kopf. Heute würde sie sich mit Harry treffen.

Sie ließ den Abwasch stehen, den konnte sie schließlich auch morgen noch zuende machen, und lief in ihr Zimmer. Heute war es viel wichtiger sich auf das Treffen vorzubereiten.

Dort angekommen wühlte sie erst mal in ihren Klamotten. Was sollte sie bloß anziehen? Sie war so aufgeregt wie ein kleines Kind vor der Bescherung. So hatte sie das noch nie erlebt. Das konnte doch nicht wahr sein, sie verhielt sich wie vor dem ersten Date. Dabei war es nur ein Spaziergang! Und Ron und Hermine waren auch dabei! Außerdem.. wer weiß was Harry wirklich dachte, dass Hermine fand, Harry sei offener zu Charlie gewesen, musste ja nichts heißen.

Sie würde einfach ihre normalen Sachen anbehalten, das wirkte am natürlichsten. Und außerdem musste sie sich dann nicht vor den Schrank stellen und alles anprobieren. So hatte sie noch Zeit einmal kurz unter die Dusche zu springen.

Danach packte sie sich ihr Regenzeug ein – man konnte ja nie wissen, ob es in England anfangen würde zu regnen – und ging los. Sie würde zwar viel zu früh da sein, aber das war ihr egal.

Auf dem Weg dorthin wurde sie immer langsamer. Vielleicht war es doch nicht so gut zu früh da zu sein? Sie drehte sich um und ging ein Stück zurück. Nein, das war doch albern! Was hinderte sie daran, sich am Treffpunkt hinzusetzen und zu warten? Wieder änderte sie ihre Richtung. Vor dem Nelson angekommen konnte sie nicht ruhig sitzen. Sie tigerte hin und her.

Und dann sah sie Harry ankommen. Okay, Ron und Hermine waren auch dabei, aber das war unwichtig. Harry sah noch besser aus als letzte Woche. Unter seinem, verwuschelten, schwarzen Haar stachen als wunderschöner Kontrast seine tiefgrünen Augen hervor. So schöne Augen hatte Charlie noch nie gesehen.

Er hatte sie entdeckt und lächelte ihr zu. Sie fiel direkt in seine Augen, vergaß ihre Umwelt und sah bis in sein Innerstes. Ihm schien es ähnlich zu gehen. Denn Hermines Erklärung, warum die drei zusammen ankamen, wurde zwar von Ron bestätigt, aber weder von Charlie noch von Harry gehört.

Ron sah Hermine wissend an. „Hallo Charlie! Harry, wollen wir noch spazieren gehen, oder bleiben wir jetzt hier stehen? Dann würden Hermine und ich uns nämlich ins Nelson setzen."

Durch Rons Satz kam Charlie langsam wieder zu sich. „Hm.. Hallo Ron.. Harry.."

Hermine lotste die vier auf dem kürzesten Weg aus der Stadt. „So, das ist jetzt der Wanderweg um Oxford herum. Wir können ja einfach so weit gehen, wie wir kommen und dann mit dem nächsten Bus wieder zurückfahren."

„Ja…" Harry war heute ziemlich schweigsam. Aber auch Charlie hatte noch nicht viel gesagt. Hermine und Ron sahen sich wieder viel sagend an. Sie gingen etwas schneller, sodass Charlie und Harry zurückblieben. Als sie sich mal umdrehten, sahen sie, dass Charlie und Harry immer noch schweigend nebeneinander herschlenderten.

Charlie selber versuchte die ganze Zeit einen Weg zu finden die peinliche Stille zu durchbrechen. Musste sie immer so schüchtern sein? Und Harry schien es ähnlich zu gehen. Was würde passieren, wenn niemand von den beiden sich überwinden würde?

Da spürte sie plötzlich den Hauch einer Berührung an ihrem Finger. Ihr Herz machte einen Sprung. Aber war das nur eine zufällige Berührung gewesen? Sie wagte einen Blick nach unten. Langsam tastete Harrys Hand sich in Charlies. Diese war im ersten Moment wie erstarrt. Dann nahm sie vorsichtig seine Finger zwischen ihre.

Sie wandte ihren Kopf zu Harry. Auch er drehte sich zu ihr. Sie lächelten sich schüchtern an. Dann sahen sie wieder nach vorne und schlenderten Hand in Hand, aber immer noch still weiter. Jetzt war das Schweigen nicht mehr unangenehm, Charlie genoss es sogar.