so.. Disclaimer wie immer..

und sonst: frohe Weihnachten euch allen.. auch wenn ich gestern nicht zum posten gekommen bin..


9. Gespräche

Nachdem die beiden eine ganze Zeit lang schweigend und den Blick starr geradeaus gerichtet nebeneinander hergegangen waren, wagte Charlie noch einen Blick zu Harry. Ihre Knie wurden ganz weich, er war so wunderschön. Dann drehte auch Harry den Kopf und sah ihr direkt in die Augen. Er wirkte kurz etwas fragend, doch dann versanken ihre Blicke ineinander.

Es war irgendwie selbstverständlich Hand in Hand und mit verschmolzenen Gedanken dazustehen, aber in Charlies Kopf wirbelte alles durcheinander. Obwohl sie noch nie wirklich mit Harry gesprochen hatte, schien es ihr, als ob sie sich schon ewig kannten. Das Wort Seelenverwandtschaft fiel ihr ein. Sie hatte immer behauptet so was gäbe es nicht, doch jetzt war sie sich nicht mehr sicher. Harry und sie mussten sich einfach schon kennen. Woher auch immer.

Plötzlich waren alle Gedanken wie weggeblasen. Harry näherte sich langsam ihrem Gesicht und sie merkte, das auch ihres sich wie von selbst auf ihn zu bewegte.

Es passierte einfach.

Die Welt drehte sich nur noch für die zwei.

Der Kuss war wunderschön.

Die Zeit schien zu rasen und andererseits still zu stehen.

Charlies Arme legten sich wie von selbst um Harry.

Sie war angespannt und gleichzeitig völlig entspannt.

Sie wusste nur noch eines: Dieses war der schönste, beste und natürlichste Kuss, den sie je bekommen hatte.

Dann hörte sie leisen Phoenixgesang.

Er musste durch die Magie des Augenblickes entstanden sein.

Irgendwo in ihrem Hinterkopf regte sich kurz der Gedanke, dass sie in der Gegenwart eines Muggels zauberte, aber kaum war er zu Ende gedacht, war er schon wieder verschwunden.

Nach einer Ewigkeit, die gleichzeitig nur ein paar Sekunden lang gewesen sein konnte, lösten sie sich voneinander und sahen sich an. Harrys Lächeln wirkte jetzt nicht mehr schüchtern, sondern warm und vertraut.

Er war der erste, der seine Sprache wiederfand. „Ich habe das Gefühl wir kennen uns schon immer, und nicht, dass das hier der erste Satz ist, den ich wirklich zu dir sage."

Charlies Herz machte einen Sprung. Es ging Harry also genauso wie ihr. „Ich mag diese Vertrautheit zwischen uns. Sie beruhigt mich."

Über Harrys Gesicht ging ein strahlendes Lächeln. „Ja, es ist wunderschön. Ich habe das zweite Mal das Gefühl wirklich zuhause zu sein."

Er nahm ihre Hand und führte sie zu einer Parkbank. Sie setzten sich und wieder breitete sich ein angenehmes Schweigen aus.

„Dann erzähl mal ein bisschen von dir, damit ich nicht nur das Gefühl hab dich zu kennen." Harry unterbrach die Stille und lächelte sie an.

Was sollte sie ihm erzählen? Die Wahrheit? Nein, dafür konnte sie Harrys Reaktion noch zu wenig einschätzen. Sie wollte aber auch nicht Lügen, sondern ihm einfach nur die Kleinigkeit ‚Magie' verschweigen.

„Was genau willst du denn wissen?" fragte Charlie, denn sie wollte noch etwas Zeit gewinnen, um nachzudenken.

Irgendwann würde sie ihm die Wahrheit schon erzählen, aber dafür musste sie erstmal Hermine fragen, wie Harry denn reagieren würde. Eine ungläubige Hermine würde sie besser ertragen, als einen geschockten Harry. Ja, so musste es gehen.

Harry sah sie verliebt an. „Na ja, alles halt. Über deine Familie, deine Freunde, wie dein Leben so war.."

„Okay, dann will ich danach aber auch alles von dir wissen," Charlie grinste Harry schelmisch an, „also: Ich bin Einzelkind, meine Mutter ist Lehrerin und mein Vater arbeitet im Ministerium… ähm.. für… Soziales und Familie.. Hm, was noch? Ach so: Die meisten meiner Klassenkameraden waren immer eifersüchtig auf mich, … wegen meiner guten Noten. Na ja, ich war halt ein Lehrerkind. Tja, das war die Kurzzusammenfassung. Und deine?"

Ein Schatten legte sich kurz auf über Harrys Augen. Hatte sie etwas Falsches gesagt? Wollte er nicht von sich reden? Sollte sie ihre Frage zurücknehmen?

„Du musst mir nichts erzählen, wenn du nicht willst." Charlie hatte etwas zu hastig gesprochen, denn so ganz ernst meinte sie das nicht, dafür war sie viel zu neugierig. Aber wenn Harry nichts sagen wollte, dann würde sie das akzeptieren.

Harry lächelte sie düster an. „Doch, ich möchte dir das erzählen, aber es fällt mir schwer."

Innerlich fiel Charlie ein Stein vom Herzen. Er wollte ihr alles erzählen, doch er wusste nicht wie. Sie beruhigte ihn: „Dann sag doch nur das was du möchtest, der Rest ergibt sich schon irgendwann…" und dachte dann: spätestens wenn ich dir die ganze Geschichte erzähle.

„Okay. Meine Eltern sind gestorben, als ich ein Jahr alt war. Ich bin dann zur Familie meiner Tante gebracht worden. Für die war ich nichts weiter als ein Dienstbote für meinen Cousin Dudley. Ich war dann echt froh, als ich mit elf Jahren endlich in das Internat gehen durfte, in dem ich Hermine und Ron kennen lernte. Meine ersten Freunde." Harry klang wehmütig. „Da habe ich mich dann das erste Mal richtig zuhause gefühlt." Er lächelte Charlie jetzt wieder warm und mit glücklichen Augen an. „Danach habe ich mich noch oft irgendwo wohl gefühlt, zum Beispiel in meiner Wohnung in London, aber richtig zuhause fühle ich mich erst jetzt wieder."

Harry war ein Waisenkind. Er hatte keine schöne Kindheit gehabt. Das musste Charlie erstmal verarbeiten. Während der Kurzzusammenfassung seiner Lebensgeschichte war ihr immer schwerer ums Herz geworden, doch bei seinem letzten Satz war der Kloß wieder geschmolzen. Sie lächelte ihn zögernd an. Was sollte sie jetzt bloß sagen? Ihr fiel nichts Passendes ein, also schwieg sie und sah ihn liebevoll an.

Nach einer ganzen Weile, in der beide in verstehendem, glücklichem Schweigen nebeneinander gesessen hatten, drehte sich Harry wieder zu Charlie. „Wollen wir langsam mal zurückgehen? Ron und ich müssen ja noch zurück nach London."

Was sollte das? Einen Moment lang war Charlie irritiert. Warum wollte er hier nicht mehr sitzen? Es war doch gerade so schön! Aber dann siegte die Vernunft. Sie nahm vieles einfach zu persönlich. Harry hatte Recht, er musste noch nach London und es war schon ziemlich spät.

Sie stand auf. „Ja, lass uns gehen. Den Weg haben wir dann ja noch Zeit für uns."

Harry lächelte nur, nahm ihre Hand und führte sie nach Hause. Charlie hatte wirklich das Gefühl getragen zu werden. Es war ein fast zu zauberhaftes Gefühl. Sie schwiegen den ganzen Weg über. Langsam wurde das Schweigen selbst Charlie zu viel, doch dann waren sie auch schon an der Haustür angekommen.

Harry sah Charlie lange in die Augen. Sie versank wieder in dem grün seiner Augen.

Der zweite Kuss war anders als der erste. Vielleicht war er nicht so überraschend. Er war immer noch wunderschön, vielleicht sogar schöner als der erste, aber Charlie war klar, dass es eine Art Abschiedskuss war.

Harry löste sich als erster. Er suchte ihr Ohr und flüsterte hinein: „Ich glaube ich habe mich heute in dich verliebt."

Charlie nahm ihren Kopf hoch und sah ihm wieder in die Augen. „Ich hab mich nicht nur in dich verliebt, ich liebe dich wirklich!"

In dem Moment öffnete sich die Tür und Ron trat heraus. „Da seid ihr ja, ich wollte schon ohne dich los. Wir müssen uns jetzt echt beeilen, der Zug fährt gleich!"

„Okay," Harry umarmte Charlie noch einmal, „Wir sehen uns bald wieder, ich versprechs!" Er drehte sich um und ging in Richtung Bahnhof.