so.. weiter gehts.. disclaimer wie immer..


11. Andere Verhältnisse

„Herzlich willkommen in der Zaubererwelt von England!" meinte Hermine lächelnd. Sie schien sich gefasst zu haben. „Was für ein Zufall, dass wir beide hier wohnen, wahrscheinlich die einzigen Hexen auf dem ganzen Campus."

Langsam kam auch Charlie wieder zu sich und konnte ihre Gedanken ordnen. „Du bist auch eine Hexe? Und Harry und Ron sind Zauberer? Das kann doch nicht wahr sein.."

„Na, was meinst du wie erschrocken ich war, als du mit ‚Magie gibt es wirklich' angefangen hast! Ich dachte, du hättest irgendeinen Zauber von mir beobachtet oder so und wärest dadurch überzeugt worden!" Hermine versuchte ruhig zu wirken. „Aber ist das nicht toll, dass wir jetzt voneinander wissen? Wir können viel offener reden!"

Charlie sah sie an. Das war mal wieder typisch Hermine! Sie sah gleich die Vorteile. Plötzlich fiel ihr etwas ein: „Aber warum studierst du eigentlich in Oxford und hast keinen Zaubererberuf ergriffen?"

„Ich möchte später etwas für die Zusammenarbeit von Muggeln und Zauberern tun. Dafür will ich halt erstmal die Arbeitsplätze der Muggel kennen lernen. Letztes Semester habe ich Englisch auf Lehramt studiert, dieses Medizin und nächstes werde ich Politik studieren. Dann fange ich im Ministerium an. Und du? Warum bist du hier? Und dann auch noch an einer englischen Muggeluniversität? In Amerika hätte es doch auch gute gegeben!" Hermine hatte ihre Zukunftspläne in einem Atemzug erzählt. Sie schien ihr Leben ziemlich durchgeplant zu haben. Aber dass hätte Charlie auch nicht anders erwartet.

Was sollte sie jetzt sagen? Hermine erwartete wahrscheinlich eine konkrete Antwort. Aber Charlie hatte ihr Leben noch gar nicht wirklich durchstrukturiert. Sie beschloss erst mal zu erklären, warum sie hier war.

„Also nach England wollte ich schon immer gerne und mein Opa hat hier schon studiert. Daher bin ich auch nach Oxford gegangen. Er konnte mir das Zimmer besorgen."

Hermine sah sie nachdenklich an. „Aber warum studierst du hier? Du hättest ja auch einfach in der englischen Zaubererwelt leben können.", sie machte eine kurze Pause, „Willst du Heilerin werden? Das ist eigentlich das einzige wofür sich ein ganzes Medizinstudium lohnen würde. Und ich geh mal davon aus, dass du nur das studieren willst." Sie hatte wie immer scharf und richtig kombiniert.

„Ja", antwortete Charlie, „Aber ob ich es ganz fertig mache, weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich nur das Grundstudium und dann guck ich, ob ich in London Heilerin werden kann. Vielleicht gehe ich auch zurück nach Amerika, mal sehen. Ich lass das alles einfach auf mich zukommen."

Hermine spielte mit Charlies Zauberstab. „Oh man, wenn ich daran denke, was wir dir letztens im Nelson alles nicht erzählt haben, weil du es als Muggel nicht verstehen würdest… Zum Beispiel die Geschichte mit dem Lehrer, der sein Gedächtnis verloren hat, weißt du?" Charlie nickte. „Das war ein schief gelaufener Gedächtniszauber von Lockhart selber. Eigentlich wollte er den Harry und Ron aufhalsen."

„Lockhart? Der Gilderoy Lockhart, der die ganzen Bücher geschrieben hat? Bei dem hattet ihr Unterricht?" Früher hatte Charlie für ihn geschwärmt. Dann war er plötzlich verschwunden. Niemand hatte ihr sagen können, wo er geblieben war. Sie war damals in der ersten Klasse gewesen. Für sie war eine Welt zusammen gebrochen. Jetzt hatte sie scheinbar die Erklärung für sein plötzliches Untertauchen gefunden.

„Ja, es war der Lockhart. Aber wir hätten auch auf ihn verzichten können. Viel interessanter finde ich im Moment, das Harry denkt, er wäre mit einer Muggel zusammen… Nur mal so nebenbei: Du kanntest Harry nicht, bevor ich ihn dir vorgestellt habe, oder?"

Woher sollte sie Harry gekannt haben? Charlie war verwirrt. Warum fragte Hermine so was? „Nein, woher sollte ich? Ich war doch noch nie in England…" Sie konnte ihn doch noch nie getroffen haben. Oder war er schon mal in Amerika gewesen? Nein, eher nicht, und wenn doch, dann wahrscheinlich nicht in dem Dorf, wo sie groß geworden war, sondern eher in New York oder Los Angeles. Da wo die Touris halt alle hinfahren.

„Ach nur so. Hätte ja sein können." Hermine lächelte erleichtert. Und dann wechselte sie abrupt das Thema: „Und wie willst du Harry einweihen? Beziehungsweise wann?"

Doch Charlie kam nicht mehr zum Antworten, denn es klopfte an der Tür und Sara kam herein. „Hey ihr zwei Stubenhocker. Wir gehen alle zum Nelson und machen mal wieder ein WG-Treffen. Kommt ihr mit?"

Die beiden sahen sich unentschlossen an. Eigentlich wollten sich beide lieber noch ein bisschen alleine unterhalten. Charlie sah Hermine die Neugier über die amerikanische Zaubererwelt förmlich an. Aber andererseits konnten sie sich ja nicht immer ausschließen. Während der letzten Treffen hatten sie immer in der Bibliothek gesessen.

„Kommt ihr nun mit oder nicht?" Sara war wieder ungeduldiger als die zwei sich entscheiden konnten.

Charlie raffte sich auf. „Ja, wir kommen schon.." Sie sah Hermine an. War es okay, dass sie einfach zugesagt hatte? Es schien so, denn Hermine war schon auf dem Weg zur Tür. Charlie schnappte sich ihre Tasche und ging hinter den beiden her.

Unten trafen sie die anderen zehn und gingen in Richtung Nelson. Es waren heute wirklich alle Mitbewohner. Das hatte Charlie in diesen zwei Wochen noch nicht erlebt. Wenn sie es sich recht überlegte, hatte sie mit ein paar von ihnen noch nie wirklich gesprochen. Klar, an Sara und Sam kam niemand vorbei. Und auch mit Julia, Lauren, Jonathan, Anna und Nick hatte sie schon gesprochen, aber David und Jim schienen sehr oft nicht da zu sein. Charlie freute sich schon darauf, sich auch mal mit ihnen zu unterhalten, um sie so näher kennen zu lernen.

An ihrem Stammtisch im Nelson wurde es mit allen Zwölfen ziemlich eng. Hermine und Charlie holten sich daher noch einen Extratisch hinzu. Während die meisten sich untereinander unterhielten, waren sie eher still. Charlie knabberte immer noch an der Erkenntnis, die sie vor kurzem hatte. Sie sah Hermine immer wieder von der Seite an. Und auch, dass Harry nun doch kein Muggel war, musste sie verdauen.

Plötzlich wurde Charlie von der Seite her angesprochen. „Sag mal, kann es sein, dass ich dich von früher kenne?"

Die Angesprochene saß stocksteif da und sah David perplex an. Nicht das auch noch. Nein, nicht auch noch erkannt werden. Aber das konnte doch eigentlich nicht sein. David war Engländer, oder? Hatte ihr nicht jemand erzählt, dass sie die erste Amerikanerin in der WG sei? Ja, Sam oder Sara am ersten Abend. Außerdem war David ein Muggel. Obwohl, dass hatte sie von Hermine bis vorhin auch noch gedacht.

War David also auch ein Zauberer? Nein, denn dann müssten Hermine und er sich doch kennen – oder? Und noch ein Zauberer in ihrer WG wäre dann ja wohl mehr als Zufall. Das ging einfach nicht.

Aber warum meinte David dann, dass er sie kannte?