disclaimer? der steht im ersten Kapitel.. ich bin immer noch zu faul, den jedes Mal wieder drüberzusetzen..


12. Im Nelson

Einfach nicht drüber nachdenken. Das wird das Beste sein. Er verwechselt da wahrscheinlich irgendetwas. Ein englischer Muggel. Wie kam sie eigentlich auf den Gedanken, dass er sie wirklich kennen könnte? Er kann ja schlecht die „NewsToday" gelesen haben.

Charlie beruhigte sich und konzentrierte sich auf die Kellnerin, die ihnen gerade ihre Getränke brachte. Niemand von ihnen hatte etwas bestellt, aber trotzdem waren alle mit dem was sie bekamen zufrieden. Es war einfach eine Tradition immer das gleiche zu bestellen und mittlerweile bestellten sie halt gar nicht mehr, sondern bekamen einfach ihre Essen.

Dann sah sie David wieder an. Er schien immer noch auf eine Antwort zu warten. Aber was sollte sie bloß sagen?

„Ähm... nicht, dass ich wüsste, wie kommst du darauf?" Jetzt lächelte Charlie. Gut dass es so leichte, unverfängliche Sätze gab.

„Na ja... irgendwie hab ich halt das Gefühl, dich schon mal irgendwo gesehen zu haben. Ich weiß auch nicht wo..", David sah sie verwirrt an, „hm.. ich dachte du könntest dich vielleicht auch erinnern.. tja... vielleicht täusche ich mich ja auch.."

Er drehte sich wieder zu den anderen. Charlie durchströmte eine Welle der Erleichterung. Er kannte sie gar nicht. Das war alles nur eine schlechte Erinnerung an die Vergangenheit. In England würde sie niemand erkennen. Und in Amerika wussten nur ihre engsten Freunde und Verwandten, wo sie war.

Langsam konnte sie dem allgemeinen Gespräch wieder folgen. Sara erzählte gerade mal wieder von einem ihrer Jugendstreiche mit Sam. Erst vor ein paar Tagen hatten sie Charlie erzählt, dass sie wie Geschwister aufgewachsen waren. Danach hatte Charlie viel besser verstanden, warum die beiden es immer wieder schafften, die Sätze des anderen zu beenden, oder sich einfach durch einen Blick zu verständigen.

„...und dann haben wir den ganzen Nachbarn die Briefkästen mit Honig vollgeschmiert, so dass die Briefe zwar nichts abbekamen, aber sie beim Öffnen garantiert drankommen müssten. Selbst unser Briefkasten war uns nicht zu schade..."

Sara war noch mitten im Erzählen, als Charlie bemerkte, dass Hermine sie ansah. Wollte sie etwas? Ja, wahrscheinlich reden. Das wollte Charlie auch. Wie konnte sie es hinbekommen, dass sie kurz alleine mit Hermine reden konnte?

Dann fiel ihr etwas ein: Es gab doch dieses Gerücht, das Mädchen immer zu zweit auf die Toilette gingen. Dann würde sie es halt mal wieder bestätigen. „Hermine? Kommst du mit? Ich will mich mal frisch machen."

Hermine sah sie grinsend an und stand sofort auf. „Okay..."

Die Runde bemerkte sie gar nicht. Sie waren alle viel zu vertieft in die Geschichte von Sara. Nur David sah ihnen nachdenklich hinterher, aber das bekamen wiederum Hermine und Charlie nicht mit.

Auf der Toilette angekommen kontrollierte Hermine schnell, ob sie alleine waren. Dann drehte sie sich zu Charlie und meinte: „Sag mal, warum hast du bei Davids Frage vorhin eigentlich so komisch reagiert? Es war fast so, als wäre es dir unangenehm, erkannt zu werden. Ich kenne das eigentlich nur von... ähm.. berühmten Leuten.."

Also hatte Hermine Charlies Zögern bemerkt. Und sie hatte es sogar gleich richtig eingeordnet. War es so offensichtlich gewesen, dass sie sich ertappt gefühlt hatte? Eigentlich nicht. Warum kannte Hermine sie bloß schon so gut? Nach zwei Wochen? Charlie war sich ziemlich sicher, dass sie Hermine noch nicht so gut kannte, wie es umgekehrt der Fall zu sein schien.

Was sollte sie jetzt auf Hermines Frage antworten? Sollte sie von ihrer Kindheit erzählen? Wie sie von allen geliebt, erkannt und vermarktet wurde? Ohne dass ihre Eltern etwas dagegen unternehmen konnten? Nein, dass wollte sie erst mal für sich behalten und dann irgendwann einmal in Ruhe mit Harry besprechen. Wenigstens eine Sache musste sie doch zuerst ihm erzählen und nicht Hermine.

Harry. Er war zwar sehr plötzlich gegangen und hatte sich seit dem noch nicht wieder bei Charlie gemeldet, aber sie war sicher, dass sie zusammen waren. Es war so selbstverständlich gewesen, dass es keiner von ihnen beiden erwähnen musste. Es konnte nicht anders sein. Auch jetzt noch nicht.

„Charlie? Wo bist du jetzt schon wieder mit deinen Gedanken?" Hermine holte sie mal wieder auf den Boden zurück. „Du bist in letzter Zeit aber wirklich oft abwesend."

„Ich habe an Harry gedacht.", antwortete Charlie wahrheitsgemäß, „Wie wir es ihm sagen können." Das war dann doch ein bisschen gelogen, aber genau darüber wollte sie jetzt mit Hermine reden, und nicht über ihr Verhältnis zu Harry.

„Hm, darüber habe ich gestern Abend auch schon nachgedacht. Willst du es ihm privat sagen, oder lieber im großen Stil und Überraschungseffekt?" Hermines Augen glitzerten, „Ich hätte ja Lust das mit einem Knall zu machen. Da haben Rons Brüder in den letzten Jahren doch ein bisschen auf mich abgefärbt. Von denen muss ich dir auch noch mal erzählen, sie haben mir – als Vertrauensschüler in der fünften Klasse – das Leben ziemlich schwer gemacht. Aber das weicht jetzt vom Thema ab.."

Charlie schwieg. Dieser Redeschwall war mal wieder typisch Hermine gewesen. Aber Charlie hatte sich wirklich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie es aussehen sollte, wenn Harry die Wahrheit denn nun erfuhr. Sie wusste nicht was sie sagen sollte.

Nach kurzer Stille meinte Hermine: „Na ja, denk drüber nach, hier können wir sowieso noch nichts wirklich planen, dafür hören die Wände zu viel mit. Mich würde ja mal interessieren wie es bei euch in Amerika so in der Zaubererwelt aussieht. Ich habe schon mal gelesen, dass es dort drei Schulen gibt. Aber auf welcher warst du? Und wie ist es dort? Erzähl doch mal!"

„hm..." Charlie grinste. Das war ja klar, Hermine musste doch erst ihre Neugier befriedigen, bevor sie wirklich mit planen anfangen konnten.

„Das hier jetzt alles zu erzählen dauert auch zu lange. Meinst du nicht, die anderen warten schon auf uns? Lass uns doch morgen in der Bibliothek reden!" Jetzt hatte Charlie wieder Bibliothek gesagt, nicht Bücherei. Aber Hermine würde sie verstehen, sie sagte das schließlich auch immer.

Hermine wiederum grinste sie an: „Ja, lass uns morgen reden. Weißt du eigentlich, dass wir immer morgen reden?"

„Du hast recht.", meinte Charlie nach einer kurzen Denkpause und prustete los, „So sind wir Hexen wohl.."

Beide verließen lachend die Toilette und kamen dann um Beherrschung kämpfend am Tisch an.

Die anderen schienen aufbrechen zu wollen, denn sobald sie in die Nähe kamen, fingen diese an ihre Jacken anzuziehen.

Lauren sah von Charlie zu Hermine. „Wie lange kann man eigentlich auf einer Toilette verbringen? Vielleicht sollte ich da auch mal länger hingehen. Bekomme ich davon so gute Laune?"

Die beiden Angesprochenen sahen sich an und prusteten wieder los. Sie gingen an Lauren vorbei in Richtung Tür.

„Probier's aus!" Hermine hatte sich – halbwegs beruhigt – noch mal umgedreht. Dann sah sie Charlie an und konnte sich wieder nicht zusammenreißen.

Die beiden kugelten sich vor Lachen und gingen hinaus.

Lauren sah ihnen kopfschüttelnd hinterher und meinte dann zu den anderen: „Na dann, lasst uns unseren gackernden Hühnern folgen."