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20. Suche
Nachdem Charlie die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich gegen die Wand und schloss kurz die Augen. Wo könnte Harry hingegangen sein? Als sie sie wieder öffnete sah sie den Flur entlang. Wo würde sie hingehen, wenn sie sich zurückziehen wollte? Wahrscheinlich in ihr Zimmer. Aber die Möglichkeit hatte Harry hier nicht. Plötzlich lief es ihr kalt über den Rücken. War er nach Hause appariert? Nein, das durfte nicht sein! Sie musste mit ihm reden. Ihm alles noch mal in Ruhe erklären! Und ohne zu wissen, wo oder wie Harry wohnte, konnte sie ihm nicht hinterher apparieren.
Sie löste sich von der Wand und rannte fast den Flur entlang. Vielleicht war er auf dem Balkon, oder in Hermines Zimmer. Er könnte sich auch ins Bad zurückgezogen haben. Hoffentlich fand sie ihn!
Er war nicht da. Charlie verzweifelte langsam. Auch ihr Zimmer zeugte nur von der Abwesenheit Harrys. Wo könnte er noch sein? Sie hatte keine Idee mehr. Langsam bahnten sich Tränen der Wut auf sich selbst und der Verzweiflung den Weg nach draußen und Charlies Blick verschwamm. Sie rannte die Treppen hinunter. Das konnte doch nicht wahr sein. Wo war Harry? Er durfte nicht weg sein! Und wenn er wirklich weg war, wollte sie auch weg. Egal wohin, nur weg.
Sie öffnete die Tür und stand auf der Straße. Wohin jetzt? In die Stadt? Nein. Da war es zu voll. Wenn sie schon Harry nicht finden konnte, dann wollte sie wenigstens alleine sein. Also blieb nur noch der Park.
Sie zwang sich langsamer zu gehen und sich zu beruhigen. Harry würde sich schon wieder melden. Und wenn nicht, dann hatte sie immer noch die Chance Hermine nach ihm zu fragen. Charlie würde ihn jedenfalls nicht so einfach gehen lassen, nur weil er nicht damit zurecht kam, dass sie eine Hexe war.
Aber was war das eigentlich für ein Grund? Als Zauberer mit einer Hexe zusammen zu sein? Normalerweise war es immer anders herum. Muggel verstanden die Welt nicht mehr, wenn sie mit einer Hexe oder einem Zauberer zusammen waren. Warum war Harry so aufgewühlt? Sie wollte endlich Antworten und nicht auf die Hilfe von Hermine angewiesen sein, um wieder mit Harry sprechen zu können.
In ihre Gedanken vertieft ging Charlie wie von selbst durch den Park und merkte nicht, dass sie direkt auf die Bank zuging, auf der sie das erste Mal mit Harry zusammen gesessen hatte. Als sie diese fast erreicht hatte, sah sie kurz auf. Enttäuscht ließ sie ihren Blick wieder sinken. Dort saß jemand.
Eine Sekunde später flogen ihre Augen wieder zurück. Jemand? Ein freudiges Stahlen flog durch ihr Gesicht. Nein, nicht jemand, Harry!
Charlie blieb kurz stehen und beobachtete ihren Freund. Ihre Wut und Verzweiflung war wie weggeblasen. Er hatte einen Stock in der Hand – seinen Zauberstab? –, mit dem er, ohne es zu bemerken, spielte und starrte vor sich auf den Boden. Da saß Harry und schien nicht zu wissen, was er von ihrer Geschichte halten sollte.
Ihr Herz schmolz dahin. Plötzlich erschien ihr seine Reaktion gar nicht mehr so abwegig wie vorher. Vielleicht hätte sie sogar ähnlich reagiert, hätte Harry ihr erst erzählt, dass auch er Zauberer sei. Aber jetzt würde sie ihm noch mal alles erklären und dann gäbe es endlich kein Geheimnis mehr zwischen ihnen.
Langsam näherte Charlie sich Harry. Vor der Bank angekommen blieb sie wieder stehen, wusste aber nicht, was sie sagen sollte und setzte sich daher schweigend neben ihren Freund.
Sie nahm zärtlich seine Hand in ihre und saß ein paar Minuten still da. Sie merkte, das er sich etwas entspannte.
Nach einem kurzen Seitenblick auf Harry holte sie tief Luft und wollte gerade mit ihrer Erklärung anfangen, da unterbrach Harry sie auch schon.
„Charlie, ich... ich liebe dich. Wirklich. Aber das muss ich erst mal verarbeiten." Er zog seine Hand weg und fing wieder an mit dem Stock – es war wirklich nur ein Stock, wie Charlie von Nahem feststellte – zu spielen.
Charlie atmete aus und blieb verstört sitzen. Er musste es verarbeiten, dass sie eine Hexe war? Warum? Was war so schlimm daran? Er war doch selbst auch ein Zauberer! Lag es an ihrer Berühmtheit? Oh, wie sie die doch hasste!
Alle dachten, es sei toll, berühmt zu sein. Man habe davon viele Vorteile. Ha ha. Darüber konnte sie nur lachen. Vorteile hatte sie davon noch nie gehabt. Seit dem Tag, an dem sie zur Schule gekommen ist, hatte man sie immer sofort in eine Schublade gesteckt. Alle wollten unbedingt mit der berühmten Charlotte befreundet sein. Nicht mit ihr. Und wenn sie sich nicht mit ihnen verstanden hatte, war sie immer gleich hochnäsig und eingebildet gewesen. Aber sie war immer diese Charlotte gewesen. Nie sie selbst. Nie Charlie.
Und das alles sollte jetzt auch noch ihre Beziehung zerstören? Nein, dass konnte sie nicht zulassen!
Sie fasste sich ein Herz und flüsterte auf ihre Hände starrend: „Ich.. ich weiß, dass du auch ein Zauberer bist. Hermine hat es mir erzählt, als ich ihr gesagt habe, dass ich eine Hexe bin".
