Kapitel Drei

„Erdbeertee", murmelte Hermine vor einem Wandteppich, der daraufhin zur Seite glitt und einen, mit Fackeln erleuchteten Gang freigab. Sobald sie über die Schwelle getreten war, fiel der Teppich wieder an seinen Platz zurück und der Gang verdunkelte sich etwas. Langsam ging sie ihn entlang, sie wusste nicht, was sie erwarten würde und vor allem, ob er sie erwarten würde. Vielleicht war Draco ja noch gar nicht da und sie hatte die Chance, ohne von ihm gesehen zu werden ins Bett zu schlüpfen. Hermine ging um eine Ecke und blieb stehen. Vor ihr lag ein Raum mit zwei Fenstern. Das Linke von ihr zeigte die Baumwipfel des Verbotenen Waldes, das andere ließ den Blick auf den See zu. Ein gemütliches Feuer brannte in einem prachtvollen Kamin, auf dem das Wappen von Hogwarts eingemeißelt war. Vor dem Kamin standen zwei Sessel und ein Sofa in dunkelgrün. Unter dem Fenster auf ihrer Rechten stand ein Tisch mit vier Stühlen, der sich wunderbar dazu eignete, Hausaufgaben und Bücher auf ihm zu stapeln. Zwischen den Fenstern war ein Regalbrett angebracht, auf dem bis jetzt noch nichts stand, sie war sich allerdings sicher, dass sich bald alles mögliche darauf ablagern würde, es war eine viel zu gut nutzbare Fläche, als dass man sie ignorieren konnte.

Es gab zwei Türen. Hermine entschied sich für die, welche näher am Tisch war. Auf dem Boden lag ein Teppich, auf dem das Gryffindor- und dem Slytherinwappen eingestickt war. Er war weich und federte die Schritte. Hermine öffnete die Tür und fand sich am Fuße einer Treppe wieder, die sie hinaufging. Sie erreichte einen Absatz, von dem zwei weitere Türen abgingen, auf denen Messingschilder angebracht worden waren. Auf einem stand: Draco Malfoy, auf dem anderen Hermine Granger. Sie hatten also getrennte Zimmer. Hermine atmete auf. Vorsichtig öffnete sie die Tür und stieg die kleine Treppe hinauf, die folgte und trat in ihr Zimmer ein. Es wirkte behaglich. Direkt ihr gegenüber stand ein Schreibtisch, an der Wand neben der Tür stand ein Regal, welches ebenfalls noch nicht gefüllt war. Ein Himmelbett stand an der anderen Wand und als sie es ansah, musst sie automatisch gähnen. Am Fuße des Bettes stand ihr Koffer. Hermine kniete sich nieder, öffnete ihn und holte ihren Pyjama raus, mit dem sie dann hinunterstieg. Sie öffnete die andere Tür und stand in ihrem Waschraum. Es gab zwei Duschen, die groß und geräumig an zwei Ecken des Raumes platziert waren, daneben war ein Waschbecken mit Spiegel. Natürlich gab es auch zwei Toiletten. Hermine entschied sich für die Dusche, die weiter von der Tür weg war und stellte den Inhalt ihres Kulturbeutels geordnet auf die Ablage über dem Waschbecken ab. Sie scherte sich nicht darum, dass Draco bald wissen würde, welches Deo sie benutzte.

Ein Sonnenstrahl fiel ihr ins Auge und sie blinzelte. Gähnend richtete sie sich auf und sah sich um, im ersten Augenblick überrascht, wo sie sich befand. Doch dann fiel es ihr ein. Sie zog die Vorhänge zur Seite und stand auf. Die Sonne fiel durch das Fenster hinein und keine Wolke trübte die Sicht auf den blauen Himmel. Es war unverkennbarer Gegensatz zu gestern. Sie holte sich Unterwäsche, ein dunkelrotes Top, eine dunkelblaue Jeans aus dem Koffer und ein Handtuch. Mit nackten Füßen stieg sie die Steintreppe hinunter und trat in den Gemeinschaftsraum ein. Draco saß in einem der Sessel und starrte gedankenverloren, so schien es zumindest, ins Feuer. Er sagte kein Wort und drehte sich auch nicht um, erwiderte das ‚Guten Morgen' von Hermine nicht. Enttäuscht zuckte sie mit den Schultern, redete sich selber ein, dass man für so einen ignoranten Kerl nichts tun könnte, doch sie wusste, dass sie sich selber belog. Es würde lange dauern, bis sich ihre, vielleicht nicht verständlichen Gefühle für ihren Erzfeind gelegt hatten.

Sie schloss die Tür des Waschraumes ab und stellte sich kurz danach unter die Dusche. Das Glas wurde milschig und beughte somit unerwünschten Blicken vor. Hermine drehte den Warmwasserhahn auf und ließ das Wasser auf ihren Kopf herabprasseln.

„Hermine", rief Ron und winkte wild, als sie in die große Halle eintrat. Hermine lächelte. Seufzend ließ sie sich zwischen ihren Freunden auf die Bank fallen, lächelte Harry an, der ihr auf die Schulter klopfte.

„Schlimme erste Nacht hinter dir, Mine?", fragte er.

„Hat er dir etwas angetan?", fragte Ron und musterte sie kritisch. Hermine schüttelte den Kopf und griff nach dem Krug mit Kürbissaft.

„Nein, hat er nicht. Die Nacht war nicht schlimm, ich habe gut geschlafen. Das einzige, winzige Problem was ich heute Morgen hatte, war, dass ich nicht mehr wusste wo ich war." Harry und Ron grinsten und fragten sie dann aus, bis sie ihnen Einhalt gebot, da sie keinen Bissen hinunter bekommen konnte, die Antworten auf die Fragen der beiden nahmen sie vollkommen in Beschlag.

„Wenn ihr nicht wollt, dass ich verhungere, dann lasst mich in Ruhe essen."

„Hagrid hat mich gestern Abend noch abgefangen, er war oben im vierten Stock, weiß der Geier, was er da gemacht hat und er hat mich gefragt, ob wir nicht zu einem Einweihungstee kommen wollen."

„Was will er denn einweihen?", fragte Hermine allarmiert und Harry grinste.

„Keine Bange, er will nur das Schuljahr einweihen, nichts schlimmes also."

„Das kannst du jetzt noch nicht sagen, Harry", grummelte Ron mit vollem Mund, was ihm einen tadelnden Blick von Hermine einfing.

„Klar, warum nicht. Gehen wir heute Hagrid und Fang besuchen", sagte Hermine und nippte an ihrem Kürbissaft. Ein wenig Abwechslung würde ihr ganz gut tun.

Die Sonne schien warm auf die Ländereien hinunter und Hermine war froh, dass sie ein Top angezogen hatte und ihre Schuluniform erst einmal im Koffer gelassen hatte. Sie gingen gemächlich hinüber zu Hagrids Hütte, wurden nur einmal kurz aufgehalten, da Ron meinte, Ginny mit Seamus Finnigan gesehen zu haben und als er Harry einen fragenden Blick zu warf, tat dieser, als hätte er nichts davon bemerkt. Hermine schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und klopfte schließlich gegen die Tür von ihrem Freund. Lautes Bellen erklang, Scharren an der Tür und dann Hagrids gebieterische Stimme:

„Mach Platz, Fang." Das Bellen verstummte und Hagrid öffnete ihnen die Tür. Unter seinem buschigen, schwarzen Bart konnte man das breite Lächeln fast nicht erkennen, doch die Fältchen um seine, wie kleine, schwarze Käfer aussehenden Augen, ließen einen sicher sein.

„Kommt rein, kommt rein. Ich habe Tee gemacht und Plätzchen kann ich euch auch anbieten." Hermine, Ron und Harry nickten und warfen sich einen Blick zu, der Bände sprach, den Hagrid allerdings nicht mitbekam.

„Setzt euch", murmelte ihr Freund und sie ließen sich zu dritt auf dem breiten Sofa nieder, Fang legte seinen Kopf auf Harrys Schoß und dieser streichelte ihm über das Fell. Nach einiger Zeit stellte Hagrid drei dampfende Becher Tee vor sie. Sie alle nahmen der Freundlichkeit wegen einen der steinharten Plätzchen, Hermine tunkte ihn in den warmen Tee, in der Hoffnung ihn aufweichen zu können.

„Nun, herzlichen Glückwunsch, Hermine. Du wirst eine hervorragende Schulsprecherin sein." Leichte Röte schlich sich auf ihre Wangen.

„Danke, Hagrid."

„Wenn sie das Schuljahr überlebt. Sie haben sie zusammen mit Malfoy in einen Raum gesperrt", knurrte Ron und Hagrid grinste.

„Das wird Hermine schon überleben, sie ist doch stark."

„Eben, Ron, du musst mich nicht beschützen, ich bin kein kleines Mädchen mehr."

„Es ist reine Freundlichkeit", sagte er und warf ihr einen Blick zu.

„Das weiß ich, Ron und ich bin dir auch dankbar dafür", erwiderte Hermine etwas gereizt.

„Wie geht es deinen Kürbissen?", fragte Harry, der merkte, dass ich ein Streit zwischen seinen zwei besten Freunden zusammenbraute, zur Ablenkung.

„Oh, wie nett, dass du fragst Harry, ihnen geht es gut, gedeihen prächtig. Werden vielleicht meine Größten sein." Sie redeten noch eine Weile, doch als der Gong zum Mittagessen erscholl, verließen sie Hagrid und machten sich auf den Weg in die große Halle. Das Mittagessen verschlang Hermine in großer Hast und als sie aufstand, fragte Ron sie:

„Sag mir nicht, dass du in die Bibliothek gehst. Mine, dass Schuljahr hat gerade erst angefangen, noch nicht einmal, wie kannst du dann denn schon in die Bibliothek laufen?" Hermine legte den Kopf schief und sah ihn an.

„Es ist nie zu früh um die Nase in ein Buch zu stecken, Ronald Weasley, vielleicht würde es dir auch ganz gut tun, damit du nicht durch die Abschlussprüfungen rasselst."

„Die sind erst in einem Jahr, da habe ich noch genug Zeit um in die Bibliothek zu gehen", erwiderte er schnippisch, doch Hermine schüttelte nur den Kopf und drehte sich um, verließ die große Halle und betrat den stillen, nach altem Pergament und Leder riechenden Raum in wenigen Minuten. Sie ging durch die Reihen, nach hinten, in ihre Ecke, legte ihre Tasche auf den Tisch und strich mit dem Finger über die Buchrücken, schritt die Reihen entlang und blickte, einem Gefühl folgend auf und erstarrte. Draco stand da, zwischen ihm und dem Bücherregal befand sich Pansy Parkinson, ein Mädchen aus ihrem Jahrgang und es war eine eindeutliche Situation. Pansy stieß einen entrüsteten Laut aus, als Malfoy aufsah und seinen Mund von ihrem löste.

„Ist etwas Schlammblut? Noch nie jemanden knutschen gesehen? Nein", beantwortete er seine eigene Frage mit verächtlicher Stimme, „dich will wahrscheinlich keiner außer Wiesel oder Potter. Du bekommst keinen besseren ab." Pansy grinste hämisch und zog Draco wieder zu sich herunter. Hermine stand da und starrte die beiden an, sie konnte ihren Blick nicht von dem, sich küssenden Pärchen lösen, auch wenn es ihr peinlich war.

„Verpiss dich, Granger", fauchte Parkinson, als sie bemerkte, dass Hermine sie immer noch ansah. Wie als sei es ein Stichwort gewesen, konnte sie ihre Beine wieder bewegen und beeilte sich, Draco und Parkinson zu verlassen, nur um sich in einen Stuhl fallen zu lassen, enttäuscht und verletzt. Sie hatte ja nicht ahnen können, dass er bereits eine Freundin hatte. Oder doch? War es nicht die Pflicht ihrer Vernunft gewesen, ihr das zu sagen? Sie schüttelte den Kopf.

Warum?, fragte Hermine sich immer und immer wieder selber, Warum er?


A/N Herzlichen Dank an die Leute, die mir reviewt haben (Jannilein, Sijara und ClaireBlack), ihr seit super :)...hoffe euch hat das Chap. auch gefallen und ihr reviewt mir wieder...