Kapitel Neun

Das Wochenende war vorbei und die Schule fing wieder an, Hausaufgaben türmten sich und die Lehrer dachten nicht daran, ihnen weniger aufzugeben, wie immer. Ron hatte sich seit dem Nachmittag in der Bibliothek nicht mehr in Hermines Nähe sehen lassen und es enttäuschte sie. Nur weil er eifersüchtig war, musste er jetzt nicht den Beleidigten spielen. Doch am Dienstag kam er wieder zu ihr, nicht nur weil sie erneut einen Brief erhalten hatte, mit derselben Schrift und demselben Wachs, sondern auch, da er mit den Hausaufgaben sehr weit hinterherhinkte.

„Mine, es tut mir Leid, wie ich mich verhalten habe", murmelte er und starrte an ihr vorbei.

„Ist in Ordnung, Ron. Weswegen bist du wirklich zu mir gekommen, doch nicht wegen einer Entschuldigung, dass passt nicht zu dir." Ron blickte Hermine an und lächelte dann, scheinbar ertappt.

„Ich hab einen riesigen Berg von Hausaufgaben zu bewältigen und ich schaffe es nicht alleine. Deswegen wollte ich dich bitten, ob du mir vielleicht deine Sachen geben kannst, damit ich sie mir durchlese."

„Damit du sie abschreiben kannst, meinst du", korrigierte Hermine ihn und schüttelte den Kopf. „Du bist es selber schuld. Anstatt irgendwelchen Mädchen hinterher zu laufen, solltest du dich besser mit deinen Hausaufgaben beschäftigen, schließlich hängt dein Schulabschluss davon ab, wie gut deine Noten sind. Ich habe dir doch in einem Jahr mal so einen Planer geschenkt. Hast du den je benutzt? Wahrscheinlich nicht. Aber das ist ja auch egal. Ich kann mir deine Sachen gerne durchlesen, aber ich gebe dir meine nicht. Ich sehe es nicht ein, dass ich mich abracker und du sitzt da und schreibst es ab."

„Aber Hermine, ich schaffe es nicht und du willst dir doch auch kein schlechtes Gewissen machen, immer wenn du an das letzte Jahr denkst, in dem du deinem besten Freund nicht geholfen hast!"

„Ich werde mir kein schlechtes Gewissen machen. Nicht in solchen Sachen."

„Gibst du mir deine Hausaufgaben, wenn ich dir damit drohe, dass ich aus dem Fenster des Wahrsagensturm springe?"

„Nein", sagte Hermine und lächelte ihn an. „Du machst es eh nicht. Frag Harry, ich denke, er wird weiter mit seinen Aufgaben sein, als du. Vielleicht gibt er sie dir ja, dann kannst du von ihm abschreiben."

„Ich habe ihn schon gefragt und er meinte, er sei genauso schlecht wie ich, sich Sachen zu merken. Daher hätte er auch noch ziemlich viele unerledigte Hausaufgaben. Bitte Hermine, Snape gibt mir eine Strafarbeit auf, wenn ich ihm den Aufsatz nicht bis morgen abgebe."

„Dann würde ich dir raten, dass du ganz schnell hoch in den Gemeinschaftsraum gehst und dich dort an den Tisch setzt, einen Bogen Pergament rausholst und darauf deinen Aufsatz verpasst." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen undtätschelte ihm die Wange, ging an ihm vorbei und machte sich auf in ihren Gemeinschaftsraum. Gestern war Draco nicht mit Parkinson aufgetaucht, vielleicht hatten die beiden sich gezankt?

Als sie sich in dem Sessel vor dem Feuer niedergelassen hatte, die Beine baumelten über der Lehne, holte sie den Brief aus der Tasche und brach den Wachs auf.

Mae Aloniae,

es macht mir immer wieder Spaß dir einen Brief zu schreiben, auch wenn es erst der Zweite ist. Hermine lächelte und las weiter.

Natürlich nagen die Zweifel weiter an mir, aber da ich weiß, dass du meinen ersten Brief gelesen hast und schließlich seelisch gelächelte hast, schmeißt alle Zweifel dahin. Du siehst wunderbar aus, wenn du so in Gedanken lächelst...

Woher ich das weiß? Ich habe meine Quellen und sehe dich eigentlich immer, nenn es von mir aus beobachten.

Ich sehe dich, wenn du mit deinen besten Freunden redest, wenn du lachst und wenn du dich mit Ron Weasley streitest. Du tust ihm Unrecht, ich glaube, er hat nur erkannt, was du für eine wunderbare Person bist. Sollte er dir allerdings zu sehr auf die Pelle rücken, muss ich ihn leider umbringen, denn du gehörst nur mir. Mach dir deswegen keine Sorgen, er wird schon Bescheid wissen...

Du brauchst erst gar nicht versuchen einen Brief zu schreiben, denn er kommt nicht an ...

Mit unbewegtem Gesicht legte Hermine den Brief neben sich. Er beobachtete sie. Aber konnte Viktor denn überhaupt von Durmstrang bis nach Hogwarts gucken, mit einem Zauber? Sie war sich immer noch sicher, dass es sich um Viktor Krumm handelte. Es machte sie unruhig, zu wissen, dass da jemand war, der sie beobachtete, die ganze Zeit. Hastig nahm sie den Brief, lief aus dem Gemeinschaftsraum hinaus und rannte die Treppen nach oben. Da Hermine Schülersprecherin war, kannte sie das Passwort für den Gryffindorgemeinschaftsraum. Die Fette Dame grüßte sie höflich und ließ sie ein, als sie das Passwort keuchte.

Harry und Ron saßen an einem der Tische und blickten überrascht auf, als Hermine den Brief auf den Tisch knallte und ihnen bedeutete, dass sie lesen sollten. Sie steckten die Köpfe zusammen und lasen den Brief aufmerksam durch. Auf Rons Wangen legte sich ein leichter Rotschimmer und Harrys Gesicht verzog sich für einen Augenblick zu einer Grimasse.

„Er will mich umbringen?", knurrte Ron und er schlug mit der Faust auf den Tisch. „Was ist das für ein mieses Schwein, das dich beobachtet, Hermine? Das ist abartig." Harry nickte zustimmend.

„Nicht so laut, Ron", murmelte Hermine peinlich berührt, da ein paar kichernde Mädchen aus einer Ecke zu ihnen herüber sahen.

„Mine, geh zu Dumbledore, der kann dir sicher helfen."

„Ich kann ihn nicht mit solchen Kleinigkeiten belästigen, Harry. Ich versuche selbst herauszufinden, wer mir diesen Brief geschrieben hat. Und wenn ich es wirklich nicht hinbekommen, dann kann ich ja von mir aus zu McGonagall oder Dumbledore gehen."

„Du gehst sofort zu einem der beiden. Das ist pervers. Wer weiß, vielleicht schaut er dir sogar beim Duschen zu." Ron verzog angeekelt den Mund.

„Hoffen wir, dass er das nicht tut", sagte Harry bestimmt und blickte Hermine dann an. „Tu uns beiden einen Gefallen und geh zu Professor Dumbledore. Er kann dir sicherlich helfen."

„Nein. Erst versuche ich es selber." Ron zog die Augenbrauen zusammen und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an.

„Du bist so unglaublich sturköpfig. Was, wenn der Kerl auf einmal bei dir im Waschraum steht und dich irgendwie vergewaltigen will."

„Ron", fauchte Hermine und sah ihn ärgerlich an. „Ich glaube nicht, dass Vik--, ich meine, so etwas würde derjenige bestimmt nicht --", sie verstummte, als Ron „Viktor?", brüllte. Die Mädchen in der Ecke zuckten zusammen und im restlichen Gemeinschaftsraum wurde es totenstill. Hermine warf ein entschuldigendes Lächeln in die Runde und ermahnte Ron zischend, dass er leise sein sollte und drückte ihn zurück auf seinen Stuhl.

„Tu mir den Gefallen und raste jetzt nicht aus."

„Viktor, du meinst doch nicht etwa diesen Viktor Krumm aus Durmstrang oder?" Ron und Harry sahen sie an.

„Nun...wir haben uns doch vor drei Jahren kennen gelernt oder nicht? Ich wüsste nicht, wer es sonst sein sollte."

„Ich bring ihn um, dieses Schwein", sagte Ron leise und ernst.

„Nein, das wirst du nicht tun, immerhin wissen wir nicht ob er es wirklich ist. Vielleicht ist es auch jemand anderes, den ich zufällig kennen gelernt habe."

„Dann denk nach", murmelte Harry und raufte sich die Haare.

„Fällt dir jemand ein?", fragte Ron, das liebenswürdige Lächeln gefiel Hermine ganz und gar nicht, dass Knacken mit den Fingerknöcheln machte sie nervös.

„Nein", murmelte sie kleinlaut.


A/N Sorry noch mal, dass ich etwas länger gebraucht habe...vielen Dank an Jannilein, hdal und an Miss Mia! Nun denn, ich hoffe euch hat das Chap gefallen und ihr bleibt mir treu... R&R