Kapitel Zehn

„Dir fällt kein anderer ein?", fragte Ron, seine Stimme hatte wieder einen recht normalen Klang angenommen. Hermine nickte, wartete nur darauf, dass Ron die Kontrolle erneut verlor.

„Wenn du nicht bis morgen zu Dumbledore gegangen bist, dann schleppe ich dich eigenhändig dahin und wenn ich dich an deinem Kragen dahin zerren werde, ich werde es tun, bei Merlin."

„Ron, lass mir doch ein wenig Zeit, es selber herauszufinden. Ich meine, ich bin doch nicht dumm und ich lasse mich doch auch nicht von so einem Idioten einschüchtern. Es ist wirklich nett, dass du dir solche Sorgen um mich machst, aber ... bitte lass mir ein wenig Zeit es selber zu versuchen." Ron sah die Decke an und fragte in diese Richtung:

„Wer zum Teufel da oben, hat dieses Mädchen mit so viel Starrsinn ausgestattet? Ich sage es euch, irgendwann wird er sie umbringen", und an Hermine gewandt sagte er: „Du kannst von mir aus Zeit bekommen, aber nur wenn du hoch in den Schlafsaal gehst und nicht in deinen zurückkehrst. Hier bist du nicht alleine Hermine, hier kann er dir nichts zu leide tun."

„Bei mir bin ich auch nicht alleine", erwiderte sie und Ron schnaubte.

„Falls du denkst, du kannst auf Malfoy zählen, dann musst du dringend zu Mme Pomfrey, damit sie dir einen Trank gibt, der dein Gehirn wieder in die richtige Lage versetzt. Hallo, Hermine, dass ist das Frettchen. Jemand der dich als Schlammblut bezeichnet, würde eher zu schauen, als dass er dir helfen würde." Hermine sagte nichts, sondern griff nach dem Brief.

„Ich werde hier oben nicht bleiben, ich gehe runter. Da er mich ja angeblich sowieso überall beobachtet, ist es doch egal, ob ich hier bin oder unten."

„Unten können wir dir aber nicht helfen", sagte nun auch Harry mit bestimmter Stimme.

„Aber ich werde nicht hier oben bleiben, verstanden ihr zwei?"

„Verstanden schon, die Frage ist nur, ob wir das auch zulassen werden", murmelte Ron verbissen und stellte sich vor Hermine.

„Ron, geh da weg."

„Nein."

„Harry, sag ihm er soll weggehen."

„Nein. Ich finde Ron hat recht."

„Harry", zischte Hermine warnend, doch er zuckte nur mit den Schultern.

„Ron, wenn du nicht augenblicklich weggehst, dann muss ich mir leider den Weg frei machen und ich habe keine Lust, meinen besten Freund zu verhexen. Ich weiß doch, dass ihr es nur gut meint, aber ich kann auch auf mich selber aufpassen, wobei wir wieder beim Thema sind."

„Ich lasse dich hier nicht weggehen. Du bleibst mindestens für heute hier oben."

„Ron", hörte Hermine Ginny hinter ihrem Bruder sagen, „geh zur Seite und lass Hermine durch. Sie ist nicht dein Eigentum, was du hin und her schubsen kannst."

„Halt du dich daraus", murmelte Ron in Ginnys Richtung, doch nicht halb so bestimmt und der Rotschimmer, der sich in letzter Zeit immer öfter auf seine Wangen stahl, war ebenfalls nicht zu seinem Vorteil.

„Was ist denn eigentlich los?"

„Nichts", sagten die drei wie aus einem Mund und Hermine nutze die Gelegenheit um sich an Ron vorbeizudrängen. Am Portraitloch drehte sie sich noch einmal um und rief quer durch den Raum:

„Wie gesagt, ich weiß, dass ihr es nur gut meint." Sie kletterte hindurch und machte sich auf den Weg runter, wo sie sich an den Tisch setzte, nur kurz aufsah, als ein nachdenkender Draco hineinkam und sogleich in seinem Zimmer verschwand, um dann mit ihren Hausaufgaben weiterzumachen.


Hermine öffnete die Augen und blinzelte in die Dunkelheit. Hatte sie sich getäuscht oder hatte jemand geschrieen. Sie lauschte, doch da waren keinen anderen Geräusche als sonst auch, nur der Wind schien stärker zu sein. Sie seufzte und drehte sich auf die Seite. Wahrscheinlich habe ich nur geträumt, dachte sich und schloss die Augen. Gerade, als sie sich an der Kante des Schlafes befand, hörte sie es erneut, einen Schrei, leiser, aber dennoch hörbar. Es klang nach : ‚Lass mich in Ruhe, du Scheißkerl' und Hermine war sich sicher, dass es aus dem Zimmer von Draco kam. Sie runzelte die Stirn und entschloss sich, nachdem sie ein lautes Poltern aus seinem Zimmer gehört hatte, nachzuschauen, ob er noch lebte. Es wäre zu Schade, wenn es nicht mehr so war. Vorsichtig setzte sie die Füße auf den kalten Boden und zuckte kurz zurück. Mit einiger Überwindung und einem herzhaften Gähnen schaffte sie es schließlich und tapste auf Zehenspitzen die Treppe hinunter und öffnete leise die Tür, auf der Draco Malfoy stand. Auch hier gab es eine kleine Treppe, die auch nach oben führte. Zweifel nagten an ihr und eine Stimme in ihrem Kopf zeterte, dass sie es nichts anging, was er in seinem Zimmer tat. Unschlüssig stand sie im Türrahmen und sah auf Draco, der sich aufgesetzt hatte und den Kopf auf seinen Knien bettete. Die Haare waren zerzaust und die Bettdecke hing halb auf dem Boden, was sie darauf schließen ließ, dass er das laute Poltern gewesen war, als er aus dem Bett gefallen war.

„Malfoy?", fragte sie leise und beobachtete ihn. Er reagierte nicht. „Malfoy?", fragte sie ihn erneut, lauter, doch er schien sie immer noch nicht wahrzunehmen. Sie machte zwei Schritte auf ihn zu. Nun stand sie so nah vor ihm, dass sie nur die Hand ausstrecken musste, um ihn an der Schulter zu berühren.

„Malfoy?" Wieder keine Reaktion. Vorsichtig und in Zeitlupe, streckte sie ihre Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen seine kalte Haut. Keine Sekunde nachdem Hermine ihn berührt hatte, zuckte er zusammen und rutschte gegen die Wand. Hermine runzelte die Stirn. Das passte einfach nicht zu Draco Malfoy, dass passte nicht zu seinem Charakter, dass er zurückwich und sie mit verstörtem Blick an sah.

„Draco, ich bin es, Hermine." Sein Blick klärte sich ein wenig und er erkannte sie.

„Was machst du hier?"

„Ich habe dich schreien hören und dann den lauten Knall. Ich weiß, eigentlich geht es mich nichts an, aber ... aber ich wollte sehen, ich wollte sehen, ob es dir gut geht."

„Mit geht es blenden und jetzt hau ab, Granger."

„Dir geht es nicht blendend", sagte sie und ließ sich auf den Stuhl nieder, achtete nicht auf die Jeans, die dort über der Lehne hing.

„Ich habe gesagt, dass du abhauen sollst, was verstehst du daran nicht?"

„Warum?"

„Weil du kein Recht darauf hast in meinem Zimmer zu sein."

„Es ist reine Freundlichkeit, dass ich hier bin." Erst jetzt fiel ihr auf, dass das ganze Zimmer nach ihm duftete.

„Verpiss dich, Schlammblut, ich hoffe, dass ist deutlich genug." Hermine stand auf, ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und sie versuchte den dumpfen Schmerz in ihrer Brust zu ignorieren, der bei dem Wort ‚Schlammblut' aufgetaucht war.

„Dann verreck doch", fauchte sie und ging mit hocherhobenen Haupt aus seinem Zimmer, schlug die Tür hinter sich zu und lehnte sich dagegen. Dieser Bastard. Das war also der Dank dafür, dass man sich um jemanden sorgte? Sie gähnte und machte sich auf den Weg zurück in ihre Bett, wo sie einschlief, kaum hatte ihr Kopf das Kissen berührt.


A/N Herzlichen Dank an Jannilein, Miss Miah und HexenLady, hel...Mae Aloniae ist zweiteilig und zwar mae kommt aus dem lateinischen von mea (im genitiv wird das dann angegleicht) und Alonia ist mir einfach so eingefallen. Mae Aloniae eben, weil es im Genitiv steht, heißt ja: Meine Alonia, aber so schlau seit ihr sicherlich auch ;) hoffe damit ist deine Frage beantwortet Miss Miah...freut mich, dass sie euch gefällt...R&R