Kapitel Elf

Gähnend saß sie morgens beim Frühstück und stocherte lustlos in ihren Cornflakes rum. Harry und Ron gesellten sich zu ihr und aßen mit einem abnormen Hunger, wie es ihr schien.

„Ist etwas passiert?", fragte Ron sie, als er bemerkte, dass sie nichts aß. Sie schaute auf und starrte ihn verwundert an.

„Hm?"

„Ist etwas nicht in Ordnung mit dir, Hermine?", fragte er sie erneut, ein besorgter Ausdruck schlich sich in seine Augen, die auf Hermines Gesicht ruhten.

„Alles bestens", murmelte sie, sie wusste, wie ungläubig es sich anhörte. In Wirklichkeit war sie immer noch in Gedanken bei dem Vorfall von letzter Nacht. Dieses Bild, als Draco sie mit dem verstörten Blick angesehen hatte, der flackernde Blick, der kurz an ihr vorbei, in alle Ecken des Raumes geglitten war. Es passte einfach nicht. Er war doch so mutig und stark, prahlte mit seiner Kraft, wann immer er konnte. Sie schüttelte den Kopf.

„Gut, wenn du es uns nicht sagen möchtest, dann behalt dein Geheimnis für dich", sagte Ron und hörte sich ein wenig eingeschnappt ein. Hermine sah auf und blickte ihn entschuldigend an.

„Tut mir Leid, Ron, was hast du gesagt?"

„Da ist ein Brief für dich angekommen, schon wieder von diesem perversen Arsch. Ich hoffe, er schreibt dir in diesem Brief, dass er dich in Ruhe lässt, ansonsten sehe ich mich wirklich gezwungen, dich zu Dumbledore zu schleppen. Außerdem, du siehst aus, als sei dir irgendein blutiger Geist über den Weg gelaufen. Hast du schlecht geträumt?"

„Ich nicht", flüsterte sie mehr zu sich selbst, als zu Ron, der es jedoch hörte.

„Wer denn dann?"

„Es ist nicht wichtig."

„Okaaaay", sagte er, hob die Hände und wandte sich betont interessiert seinem Toast zu, schob es sich in mit einem Rutsch in den Mund und schielte Hermine über ihre Schulter und las den Brief, verbotenenerweise wie Hermine fand, mit:

Mae Aloniae,

mein dritter Brief...nur um eins klarzustellen, ich breche die Verbindung immer sofort ab, betrittst du den Waschraum oder machst sonstige Sachen, die mich nichts angehen. Anscheinend scheinst du dich trotz allem auch über meine Briefe zu freuen, auch wenn es im Augenblick nicht der Fall zu sein scheint, dich beschäftigt etwas, was dich nicht beschäftigen sollte. Dieser Malfoy, wie kann er es wagen, dich Schlammblut zu nennen, dieser Bastard. Er sollte sich schämen und sich bei dir entschuldigen, du wolltest ihm anscheinend helfen, aber er hat es nicht verdient, Alonia, er hat es wirklich nicht verdient, dass er von dir Hilfe bekommt, er ist es einfach nicht wert und ich denke einfach mal, dass es nur aus reiner Freundlichkeit geschah, der Wunsch ihm zu helfen. Du würdest sicherlich nie etwas für ihn empfinden, wenn ja, dann würde es meine Weltanschauung zerstören. Niemand darf dich als Schlammblut bezeichnen ... Aber ich vertraue auf deine Menschenkenntnisse, Alonia, lass dich in solchen Sachen nur von deinem Herzen leiten...vertraue ihm...

„Du wolltest Malfoy helfen? Hermine, bist du sicher, dass alles in Ordnung mit dir ist?", fragte Ron, Erstaunen und Ungläubigkeit waren in seiner Stimme in großem Maße vertreten. Hermine antwortete nicht, packte den Brief in ihre Tasche, stand auf und machte sich auf den Weg in den Unterricht, dass laut gerufene ‚Hey', ihres besten Freundes ignorierte sie vollkommen. Woher wusste er von ihren Zweifeln, dass er sie überall beobachtete? Was er ja anscheinend tat. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, niemand durfte sie beobachten, niemand sollte davon erfahren, dass sie versucht hatte, Draco zu helfen. Er hatte ihre Hilfe nicht angenommen...


Die Kerkertür schwang auf und Snape warf einen Blick auf den Korridor.

„Wo haben Sie denn Ihre Freunde gelassen, Miss Granger?", fragte er sie gehässig, doch Hermine schenkte ihm nur ein Lächeln, künstlich und falsch, rauschte an ihm vorbei in den Kerker und ließ sich in der letzten Reihe auf einen Stuhl fallen, holte ihre Bücher raus und einen Aufsatz, den sie wieder einmal schreiben mussten. Harry und Ron kamen zehn Minuten zu spät, was Snape mit einem gehässigen Lächeln und einem geknurrten:

„Nach der Stunde nacharbeiten!" kommentierte. Hermine wollte nicht wissen, wo die beiden solange gewesen waren. Sie starrte auf den Hinterkopf von Draco, schaute dann auf die Tafel, auf der wie immer die Zutaten für den heutigen Trank aufgeschrieben waren.

„Sie werden in Pärchen Arbeiten. Potter und Malfoy, Crabbe und Weasley, Brown und Bulstrode, Granger und Parkinson...", er führte seine Liste noch weiter, doch Hermine saß zusammengesunken auf ihrem Stuhl, den Kopf auf den Tisch gebettet und fragte sich immer und immer wieder, warum die Welt nur so grausam war?


Müde ließ sie sich in einen Sessel am Feuer sinken und schloss die Augen. Das warme Licht schien auf ihr Gesicht und vertrieb die dunkeln Gedanken, die sich hinter ihren Augenlidern breit gemacht hatten. Sie vergaß sogar für eine Weile ihren Beobachter. Doch die Ruhe währte nicht lange, denn kaum schien sie an der Schwelle des Schlafes zu wandeln, kam Draco herein, scheinbar wütend, denn er murmelte irgendwelche Verwünschungen und ließ mit einem lauten Krachen einen Stuhl umkippen, sodass Hermine zusammenzuckte und sich ruckartig aufsetzte.

„Hab nicht gesehen, dass du da bist, Granger." Moment, hatte sie sich verhört? Das schien doch einer Entschuldigung gleich zu kommen.

„Bist du vollkommen bescheuert? Du kannst doch nicht einfach mit Mobiliar rumschmeißen! Schließlich ist es nicht dein Eigentum."

„Tu mir den Gefallen und verschon mich mit so einer Scheiße. Ich kann rumschmeißen was ich will und von mir aus auch wen ich will. Also mach nicht den Fehler, mir irgendetwas vorzuschreiben oder mit irgendwelche Regeln unter die Nase zu binden, Granger", fauchte er und warf ihr einen gehässigen Blick zu, den sie nur erwiderte. Mit einem Schlenker ihres Zauberstabes stellte der Stuhl sich wieder hin und Draco verließ den Raum, worauf sofort Stille einkehrte.


Erneut versuchte Hermine etwas in der Dunkelheit zu erkennen und als sie, wie gestern Abend ein Poltern aus Dracos Zimmer hörte, spürte sie wie Zorn in ihr hoch kochte. Wütend stand sie auf und machte sich mit schnellen Schritten auf den Weg in sein Zimmer, wo sie am Türrahmen geschockt stehen blieb. Da stand er doch tatsächlich und kickte die Reste seine Stuhls durch das Zimmer. Sie schnaubte. Er reagierte erneut nicht auf ihre Fragen und auf den Ruf seines Namens ebenfalls nicht. Plötzlich war es ihr egal, was er mit ihr machen würde, es kam ihr so vor, als hätte sich für einen Moment ihr Gehirn ausgeschaltet. Hermine ging auf ihn zu und gab ihm eine schallenden Ohrfeige. Dracos Kopf ruckte ein wenig nach hinten und der Blick, den er ihr danach schenkte, war tödlich.

„Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?", fauchte sie ihn an und blickte auf die Verwüstung.

„Dich geht es gar nichts an, was ich hier mache, also verpiss dich." Ihre Finger begannen sich rot auf seiner Wange abzuzeichnen.

„Mich geht es sehr wohl etwas an, weil ich hier auch wohne, ob es dir passt oder nicht. Und ich habe keine Lust, dass irgendein total durchgeknallter Idiot sein Zimmer auseinander baut, nur weil er einfach zu schwach oder zu feige ist, um mit jemandem über seine Probleme zu reden, die er mutmaßlich alleine nicht unter Kontrolle bringen kann", sie holte Luft und fuhr fort:
„Vielleicht würde es dir gut tun, wenn du dir ärztliche Hilfe zulegst. Dein ganzen Verhalten insgesamt ist doch krank. Du plusterst dich auf und stolzierst durch die Schule und nachts bekommst du beinahe Anfälle, weil dir du einen schlechten Traum hast oder so. Dazu kommt noch, dass du mich durch dieses Verhalten aufweckst und mich mehr oder weniger zwingst, Hand an dich zu legen, was ich weiß Gott nicht gerne tue. Ich bitte dich also darum, dass du diese Anfälle unter Kontrolle bringst und vielleicht endlich mit jemandem darüber redet, der dir vielleicht auch helfen kann."

„Und wer soll das sein?"

„Du rennst doch sonst auch immer zu deinem Daddy, also warum nicht jetzt auch?"

„Du hast keine Ahnung", sagte er leise und sah sie an.

„Dann erzähl es mir doch verdammt noch mal, dann habe ich Ahnung, dann kann ich dir helfen, dir zuhören und dich vielleicht auch verstehen." Ihre Stimme zitterte merklich, als sie in seine grauen Augen hinaufstarrte.

„Du willst mir helfen?" Sie nickte schweigend, sah dann auf den Boden, da sie dem klaren und geraden Blick nicht mehr standhalten konnte.

„Ich kann es zumindest versuchen", flüsterte sie und atmete tief ein und aus. An seiner Antwort würde sie alles festmachen. Sie würde sich von ihm endgültig verabschieden, legte er wieder solch ein Verhalten an den Tag, wie er es letzte Nacht getan hatte...


A/N Sorry, sorry, sorry, dass ich so lange gebraucht habe, upzudaten...ich hoffe euch gefällt das chap., es bringt die handlung ein stück weiter ;) vielen, vielen dank an Jannilien, HexenLady, cdt und Tea, hel und natürlich auch ein danke schön, an alle anderen, die meine story lesen, mögt ihr nicht auch mal reviewen? ich freu mich immer so :) R&R