Kapitel Zwölf

Sie starrten sich an und Hermine wurde immer nervöser, betete, dass er die richtige Entscheidung für sie beide treffen würde.

„Du willst mir helfen?", fragte er sie erneut und sie kniff die Augen zusammen.

„Ja, verdammt, ist das denn so schwer zu verstehen?" Er zuckte mit den Schultern.

„Warum?" Hermine öffnete den Mund, überlegte kurz und schloss ihn wieder. Warum? Warum wollte sie ihm helfen? Sie wusste eine Antwort auf ihre Frage, doch Draco würde es nie erfahren, wahrscheinlich sagte er eh, dass es sie nichts anging und dass sie sich verpissen sollte, sie seufzte und murmelte schließlich:

„Vielleicht, weil ich einfach verstehen will, warum du so bist, wie du bist." Er schaute an ihr vorbei und deutete schließlich mit der Hand auf sein Bett. Zögernd ging Hermine an ihm vorbei und ließ sich auf den Rand der Matratze sinken. Draco stand mit dem Rücken zu ihr und machte keine Anstalten sich umzudrehen. Die blonden, hinten längeren Haare waren zerzaust und die Hände zu Fäusten geballt. Seine ganze Haltung drückte schiere Zweifel aus. Er trug eine dunkelgrüne Pyjamahose und ein schwarzes T-Shirt, zwei Teile, die nicht so recht zusammenpassen wollten. Sein Koffer stand am Fußende des Bettes, ungeöffnet. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er ohnehin sehr wenig persönliche Sachen in seinem Zimmer hatte. Das Regal, welches auch er hatte, war leer, der Schreibtisch ebenfalls. Sie richtete ihren Blick auf ihre unbewusst gefalteten Hände und wartete darauf, dass er anfing zu reden.

„Was willst du wissen?", riss seine Stimme sie aus ihren Gedanken. Sie war ruhig, normal und ein wenig freundlicher, als sonst, wenn er mit ihr sprach. Die Distanz hatte seine Stimme allerdings nicht verloren.

„So viel, wie du mir erzählen willst", sagte Hermine leise. Er drehte sich um und musterte sie und ihren dunkelroten, figurbetonten Pyjama, den ihre Mutter ihr zu ihrem Geburtstag geschenkt hatte. Sie versuchte die leichte Röte auf ihren Wangen zu ignorieren.

„Wer sagt, dass ich dir überhaupt etwas erzählen werde und wer sagt, dass es die Wahrheit ist?"

„Ich denke, dass es die Wahrheit ist, die du mir erzählst und du wirst mir etwas erzählen, ansonsten hättest du mir nicht den Platz auf deinem Bett angeboten oder!" Draco zuckte mit den Schultern.

„Vielleicht fängst du einfach --", fing sie an, doch er unterbrach sie.

„Es fing alles letztes Jahr an, letztes Jahr im September. Wenn der, dessen Name nicht genannt werden darf, je erfährt, dass du darüber bescheid weißt, dann kann ich für nichts garantieren und erwarte bitte nicht, dass ich dir dann irgendwie zu Hilfe eile. Willst du es trotzdem wissen?" War es Einbildung oder hörte sie leichte Hoffnung aus seiner Stimme.

„Wenn du es mir nicht erzählen willst, dann --", wieder unterbrach er sie:

„Willst du es trotzdem wissen?" Sie nickte ohne zu zögern. „Wahrscheinlich hat Potter dir meinen kleinen Ausrutscher erzählt! Wenn nicht, ist es auch egal, er ist nicht wichtig." Draco ließ sich an der Wand niedersinken und lehnte sich dagegen.

„Er hat mir nicht davon erzählt."

„Ach lüg mich doch nicht an, es ist durch die ganze Schule gegangen." Plötzlich fiel es Hermine ein.

„Du meinst das", wisperte sie und ehe er etwas sagen konnte, fügte sie hinzu: „Ich habe Harry gesagt, dass etwas dunkles in diesem Buch ist und niemand hätte ahnen können, dass es solche Folgen annimmt, niemand von uns dreien hätte gedacht, dass er dich mit diesem Spruch beinahe umgebracht hätte. Wenn Professor Snape nicht gekommen wäre, dann ... dann wärst du jetzt nicht hier", flüsterte sie den Schluss und sah Draco an, der ihren Blick erwiderte. Er zog sein Hemd hoch, achtete nicht auf Hermines empörtes Japsen, sondern deutete mit seinem langen Finger auf die Narbe, die ihr schon in jener Nacht aufgefallen war.

„Diese Narbe ist das einzige, was davon übrig geblieben ist. Mein erster Wunsch war es, Potter umzubringen, was ich auch getan hätte, wenn Snape es mir nicht ausdrücklich verboten hätte. ‚Der Junge gehört dem dunklen Lord', hat er gesagt und ich habe mich beruhigen lassen. Ich weiß, was der, dessen Name nicht genannt werden darf, mit den Leuten macht, die ihm ungehorsam waren, schließlich war ich es auch einmal und die Schmerzen, die er mir zugefügt hat, wünsche ich keinem. Der Crutiatusfluch ist bei einem unausgebildeten Zauberer, der keine Ahnung hat, wie man es richtig macht schon schlimm, auszuhalten, aber dennoch schlimm. Kannst du dir vorstellen, wie es bei ihm ist?" Er machte eine Pause, schloss die Augen und atmete tief ein und aus, bevor er fortfuhr:

„Er gab mir den Auftrag, Jane Suchston zu töten. Sie ist eine minderwertige Hexe, die sich zu sehr in die Angelegenheiten des Lords eingemischt hat, als Aufnahmeprüfung. Er hat auch noch andere Pläne mit mir, ich weiß es, aber ich werde dir nicht sagen welche.

Nun, ich habe es getan, ich habe sie umgebracht. Es war kurz vor der Auseinandersetzung des dunklen Lords mit Potter. Er hat mich zu ihr geschickt. Sie war groß, schlank, hatte braune Haare und grüne Augen, sie war schön, unschuldig. Nur weil sie sich in die Angelegenheiten eingemischt hatte, nur deswegen sollte sie sterben, durch meine Hand. Ich habe zwei Anläufe gebraucht. Die ganze Zeit hielt ich den Zauberstab fest mit der Hand umklammerte, aber ich konnte es nicht. Es ist so schwer einen Menschen zu töten. Doch ich hatte Angst. Er hätte mich umgebracht und gequält, wenn ich es nicht getan hätte, meine Mutter auch. Also habe ich es getan...ich habe den Zauberstab gezückt und Avada Kedavra geflüstert. Aber es war zu leise und der Fluch hat sie nur gestreift. Suchston ist zusammengebrochen und während sie mit ihrem Leben gerungen hat, hat sie Mortuos Sachlos geflüstert...und schließlich ist sie, nachdem ich den Fluch erneut und dieses Mal lauter ausgesprochen hatte, gestorben--", seine Stimme verlor sich und seine Augen nahmen einen geistesabwesenden Ausdruck an. Hermine sagte nichts, sondern sah ihn nur an, die Augen von ihr hatten sich mit Tränen gefüllt, doch sie versuchte sich wegzublinzeln, was ihr nur halbwegs gelang. Als eine Träne drohte ihre Wange hinunterzugleiten, wischte sie sich wütend über die Augen.

„Mir ... mir war schlecht. Ich habe neben ihr auf dem Boden gekniet ... mich selber verwünscht, meine Familie, den dunklen Lord, die Todesser, zu denen ich nun gehörte, dass dunkle Mal, welches man mir auf den Unterarm brennen würde. Alles habe ich verflucht, doch ich konnte es nicht rückgängig machen ... sie war tot und ich war es Schuld. Ehe ich noch den Weg zur Toilette finden konnte, habe ich mich übergeben. Wenigstens habe ich den Anstand gehabt und es nachher weggemacht, bevor jemand gekommen ist ... meine Mutter hat mich gefunden, als ich, ans Sofa gelehnt da gesessen habe und die tote Frau angestarrt habe und mir immer wieder die selbe Frage gestellt habe." Hermine fing seinen Blick auf, sie hatte sich bemüht, die Tränen zurückzuhalten, doch es hatte nicht funktioniert.

„Seitdem Tag habe ich jede Nacht Alpträume. Ich sehe sie, wie sie halbverwest auf mich zu läuft, mir die Hände entgegen streckt, mir Wörter zuflüstert ... meine Mutter quält und umbringt. Ich sehe den dunklen Lord, der mich auslacht und ich sehe immer und immer wieder mich selber, wie ich den Zauberstab zücke und die, mir inzwischen verhassten Worte sage --", erneut machte er eine Pause, den Blick hatte er nicht von ihrem Gesicht genommen. Hermine wollte etwas sagen, doch er schüttelte den Kopf und flüsterte dann:

„Ich kann das nicht mehr, Hermine, es geht einfach nicht mehr. Ich habe keine Lust, aufzuwachen, schweratmend und dann festzustellen, dass es alles nur ein Traum war, dass sie nicht mehr lebt und ich daran Schuld bin, mein Gewissen frisst mich von innen heraus aus. Noch nicht einmal beerdigen konnten wir sie, das hätte nicht zu den restlichen Morden von Todessern gepasst. Einfach nicht zu ihren Charakteren. Da", sagte er nun zornig und hielt ihr seinen linken Arm hin.

„Du kannst es nicht sehen, es ist unter einem Zauber verborgen, aber ich kann es spüren, die ganze Zeit und ich kann nichts dagegen machen. Mit diesem Mal hat der dunkle Lord mich vollkommen unter Kontrolle, er hat mein Leben in seinen Händen --", er schlug hart mit der Faust auf den Boden und ein zorniger Ausdruck schlich sich in seine Augen, sie flackerten bedrohlich. Hermine stand auf, wischte sich über die Augen und nahm seinen Zauberstab von seinem Nachtisch. Sie richtete ihn mit zitterten Händen auf seine Brust, murmelte leise:

Mortuos Exus" und verließ sein Zimmer, die Augen erneut mit Tränen gefüllt, ließ sich in ihr Bett fallen, schloss die Augen und versank in einen traumlosen Schlaf.


A/N dank an alle, ich habe für das chap. SECHS reviews bekommen. ich bedanke mich bei Jannilein, cdt, Tea, HexeH, Simsi und Drac0sGirl...hel...hoffentlich gefäält euch das chap. genauso gut wie die anderen und ihr reviewt mir wieder fleißig ... vielleicht sind da ja auch noch andere vor dem bildschirm, die mir reviewen wollen mit dackelblick anschau -.- na ja ... vielen dank noch mal doppel bedank und R&R