„Hermine", sagte Ron vorwurfsvoll, als sie in die große Halle kam und sich zwischen den beiden auf die Bank fallen ließ.
„Wo warst du?", fragte Harry sie und warf ihr einen ebenfalls vorwurfsvollen Blick zu.
„Wir haben dich gesucht, den halben Tag lang. Du warst nicht in der Bibliothek, wir haben sogar das Frettchen gefragt, aber der hat nur so eine dumme Bemerkung fallen lassen und dann haben wir gedacht, du tauchst sicherlich zum Mittagessen auf, aber ist nicht, keine Hermine, die mit hochroten Wangen auf einen zugelaufen kommt, um einem ihre neuste Entdeckung zu erzählen." Schlechtes Gewissen machte sich in ihr breit, doch sie kaschierte es mit einem breitem Lächeln.
„Es tut mir Leid, Jungs, dass ich heute nicht zum Mittagessen gekommen bin, alleine gefrühstückt habe und euch auch noch die Qual zugefügt habe, dass ihr ... dass ihr Malfoy fragen müsst, ob ich im Gemeinschaftsraum bin."
„Wo warst du den ganzen Tag?"
„Ich bin über die Ländereien gewandert, habe ausgiebig geduscht und mich ein wenig um mich selbst gekümmert." Ron sah sie und lächelte sie freundlich an, häufte ihren Teller mit Kartoffelpüree, Fleisch und Soße voll.
„Iss das, damit du uns nicht vom Fleisch fällst."
„Das ist zu viel."
„Rede nicht, sondern iss", entgegen er und drückte ihr den Löffel in die Hand. Sie warf Harry einen fragenden Blick zu, der mit den Schultern zuckte und sich seinem Essen zuwandte. Hermine aß so viel sie konnte, versuchte die Portion, die Ron ihr aufgetan hatte, als Wiedergutmachung zu essen, doch nach zehn Gabeln voll, zu der sie anstatt des Löffels gegriffen hatte, verlor sie den Appetit.
„Es tut mir Leid, Ron, ich kann das nicht mehr essen."
„Seit wann entschuldigst du dich bei mir, wenn du etwas nicht mehr essen kannst?"
„Ach, ist schon gut, ich habe nur versucht freundlich zu sein."
„Lass gut sein, Ron", sagte Harry ehe sein Freund noch etwas bissiges erwidern konnte.
„Wisst ihr was, ich gehe heute einfach mal früher ins Bett. Ich glaube der Tag war etwas zu anstrengend für mich."
„Was hast du denn gemacht?", wollte Ron sogleich wissen und Hermine atmete tief ein, bevor sie antwortete:
„Frische Luft macht müde, Ron."
„Ja, ja, ist schon in Ordnung, geh du nur ins Bett, vielleicht kann man morgen dann auch etwas zusammen unternehmen?"
„Sobald ich mit meinen Hausaufgaben zu Ende bin, gerne", antwortete Hermine spitz und verließ erhobenen Hauptes die große Halle.
„Hermine, hey, Mine." Sie blieb stehen und drehte sich um. Ginny kam mit einem besorgten Blick auf sie zugelaufen, die roten Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
„Ginny, was ist los, du siehst so ... besorgt aus."
„Ich muss mit dir sprechen", sagte Ginny außer Atem und zog sie am Ärmel in ein leeres Klassenzimmer hinein. Hermine setzte sich auf einen Tisch, zog die Beine an und blickte sie erwartend an.
„Was ist los?", verlangte sie schließlich zu wissen, als ihre beste Freundin den Mund nicht aufbekam.
„Es geht um ... es geht um Harry."
„Harry?" Ginny nickte.
„Er ... ach Mine, ich kann das nicht mehr, so tun, als sei ich über alles hinweg, als sei ich immer noch sauer auf ihn, weil er mich einfach so sitzen gelassen hat."
„Ich dachte, du hättest ihn überwunden?" Ginny senkte den Blick und seufzte, doch Hermine konnte den traurigen Ausdruck in Ginnys graublauen Augen sehen.
„Nein, nein, ich ... ich liebe ihn immer noch, genauso stark wie letztes Jahr. Die Ferien waren die schlimmsten, die ich je hatte. Und du warst auch nicht da, mit deinen Eltern in Urlaub und in der Schule, die letzten Wochen schienst du mit jemand anderem beschäftigt gewesen zu sein, ich hatte das Gefühl, als hättest du mich vergessen."
„Ach Ginny, ich würde dich doch nie vergessen. Es waren stressige Wochen, ja. Aber ...nein, ich will auch nicht leugnen, ich hatte jemand anderem im Kopf ja, jemand, der mir die Gedanken geraubt hat."
„Wer ist denn der Glückliche?", fragte Ginny lächelnd und schien für einen Augenblick ihre Sorgen zu vergessen.
„Mit negativen Gedanken", log Hermine schnell, obwohl es ja eigentlich nur zur Hälfte gelogen war.
„Malfoy?", folgerte Ginny richtig und Hermine nickte. Ihre Freundin schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und sie erwiderte es.
„Aber kommen wir zurück zu deinem Problem. Was willst du machen?"
„Ich weiß es nicht, deswegen bin ich zu dir gekommen. Du kennst ihn immer noch besser als ich, die Zeit in der wir zusammen waren ... nun ja, so viel haben wir nicht mehr über uns selbst geredet, ich glaube, wir dachten, dass wir uns kennen."
„Um ehrlich zu sein, Gin, ich kann dir auch nichts sagen. Harry kann seine Gefühle gut verstecken und es ist schwer aus seinem Gesicht zu lesen, aber wenn du willst, kann ich ihn fragen. Ron und ich haben uns mit Bemerkungen über eure Beziehung zurückgehalten, für Ron war es ja sowieso schwerer zu verstehen, als für mich. Ihr beiden seid so glücklich gewesen, ihr habt einfach perfekt zusammen ausgesehen. Aber ich kann auch Harrys Begründung verstehen. Er ist nun mal der Mittelpunkt für die Gefahr ... und er will dich nicht damit hinein ziehen." Ginny seufzte erneut.
„Das weiß ich doch alles und ich habe ihm auch gesagt, dass es mir nichts ausmacht. Es ist mir egal, ich will trotzdem mit ihm zusammen sein, warum versteht er das denn nicht, ich liebe ihn, Hermine, ich liebe ihn verdammt noch mal und ich kann es nicht mehr ertragen, dieses ewige hin und her, spitz zu ihm zu sein, ihm nicht sagen können, wie sehr er mir fehlt --", Ginny verstummte und schaute an Hermine vorbei aus dem Fenster.
„Ist in Ordnung, ich verstehe das. Ich rede mit ihm, Gin, ich verspreche es dir."
„Danke, Mine ... mach es aber nicht so offensichtlich, dass es von mir aus kommt. Frag ihn einfach, wie er zu mir steht, okay?" Hermine nickte lächelnd.
„Keine Sorge, ich werde ihm schon nicht sagen, dass du mir mehr oder weniger den Auftrag gegeben hast." Ginny schenkte ihr Lächeln und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Du wirst es schon richtig machen,
ich vertraue dir." Und mit diesen Worten verließ sie das
Klassenzimmer, ließ eine nachdenkliche Hermine hinter sich
zurück.Hermine sah aus dem Fenster hinaus in
die Dunkelheit. Sie hatte ganz vergessen zu fragen, was es mit der
Geschichte mit Seamus auf sich hatte. Aber so wie Ginny aussah,
meinte sie es wohl ernst mit Harry. Harry hatte mehr Beschützinstinkt
als ihm gut tat. Sollte sie es nicht schaffen, würde er
irgendwann merken, was für einen Fehler er gemacht hatte und
sich eventuell von der irgendeiner Klippe stürzen.
Nein, Hermine musste mit ihm Reden, um
seinen und den besten Willen von Ginny. Sie gehörten zusammen
und damit Schluss.
Sie traf Draco am Abend nicht mehr, sie ging davon aus, dass er sich irgendwo mit Pansy einen schönen Abend machte. Ihr sollte es egal sein.
Am Morgen des nächsten Tages wachte sie auf, es war zwar schon einigermaßen spät, doch der Himmel draußen war bedeckt mit einer dicken und grauen Schicht Wolken, was sie sofort an die Augen ihres Mitbewohners denken ließ. Hermine stand auf, nahm sich ihre Kleider und machte sich auf den Weg hinunter in den Waschraum, doch als sie die Tür öffnen wollte, stellte sie überrascht fest, dass sie verschlossen war. Man konnte das Rauschen von Wasser hören und Hermine ließ sich seufzend in einen der Sessel sinken, Jeans, T-Shirt und Pullover bewusst über ihrer Unterwäsche auf dem Schoß liegend. Hoffentlich hatte er irgendwie bemerkt, dass sie an der Tür gewesen war, ansonsten konnte sie nur hoffen, das er die Intelligenz besaß, sich drinnen etwas anzuziehen. Wärme schlich sich auf ihrer Wangen und sie schüttelte den Kopf, um den Gedanken an einen halbnackten Draco aus ihrem Kopf zu bekommen.
Es dauerte nicht lange und die Tür wurde aufgeschlossen und Hermine erhob sich, blieb allerdings da stehen, wo sie stand, starrte Draco an, der sich mit einer Hand den Saum des Handtuches festhielt, welches er locker um die Hüften geschlungen hatte. Für einen Augenblick herrschte Schweigen, tiefes Schweigen, doch dann drehte Hermine sich um und fuchtelte mit der Hand hinter ihrem Rücken in Richtung Treppe.
„Kannst du auch reden?", fragte Draco, dem es in keiner Weise unangenehm zu schein schien, dass sie ihn gerade halbnackt gesehen hatte.
„Du sollst hochgehen", fauchte Hermine in Richtung Kamin, der Schein verdeckte ihre hochroten Wangen.
„Noch nie einen Jungen oben ohne gesehen?", sagte Draco und sie konnte das Feixen aus der Stimme heraushören.
„Doch", schnauzte Hermine zurück. Sie hätte es ahnen müssen.
„Dann liegt es also an meinem Aussehen, dass du dich mit hochroten Wangen umgedreht hast." Hermine knurrte etwas unverständlich und drehte sich dann um, hielt den Blick bewusst auf sein Gesicht gerichtet.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du unglaublich eingebildet und arrogant bist?" Er grinste sie an und deutete auf die offenen Tür.
„Wolltest du nicht auch darein?" Sie kniff die Augen zusammen und wollte etwas erwidern, entschied sich dann aber anders und ging an ihm vorbei, ohne auf den spöttischen Gesichtsausdruck zu achten. Nachdem sie die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss geworfen hatte, murmelte sie leise:
„So ein Arschloch."
A/N hallo ihr lieben ... dank an meine fleißigen reviewer Jannilein, bitte bitte, hab ich gern gemacht ;) , Drac0sGirl , cdt , ardsmair, du hast recht, aber im nächsten chap. mach ich dagegen vll was :) , Tea und HexenLady ( sollte ich irgendwen vergessen haben, tut mir Leid, aber es funktioniert immer noch nicht so recht, mit der verbindung zwischen der side und meiner emailadresse ) ... wo bleiben die anderen ? gefällt es euch nicht mehr ? na ja ... neues chap. und wie immer hoffe ich, dass es euch gefällt ;) R&R
