Kapitel Sechszehn

Geistesabwesend starrte sie auf die Partie Zaubererschach, die Ron und Harry angefangen hatten. Noch immer kreisten ihre Gedanken über das Gespräch mit Draco. Sie war einfach durchgedreht, hatte nicht mehr auf das geachtet, was sie sagte. Vielleicht hat es ihm ja gar nichts ausgemacht, versuchte sie sich selber Mut zuzureden, doch sie hatte den Ausdruck in seinen Augen gesehen. Verletzt, enttäuscht und wütend. Wahrscheinlich hatte sie es zu weit getrieben.

„Boah, Harry, das war fies", grummelte Ron. Die beiden merkten nichts, als sie aufstand und sich ihre Tasche über die Schulter warf. Ron starrte auf seinen zerschlagenden Läufer und Harry grinste siegessicher in sich hinein, versunken in seinen nächsten Zug. Hermine hatte das Spiel noch nie gemocht und seit dem Vorfall im ersten Jahr, verabscheute sie es. Ron war vielleicht der beste Spieler und er hatte sich für sie geopfert, sie mit seinem Können aus dem Schlamassel gezogen, doch das änderte ihre Meinung in keiner Weise.


Nachdenklich stieg sie die Treppen hinauf, sah hier hin und dort hin, auch zurück, um zu sehen, ob Ron ihr folgte, schließlich wich er ihr doch kaum mehr von der Seite.

„So ganz alleine unterwegs, Granger?", fragte Parkinson, die plötzlich vor ihr aufgetaucht war und sie nun ekelhaft angrinste.

„Lass mich durch", sagte Hermine ruhig. Sie musste mit Draco reden. Umso mehr erschrocken war sie, als er hinter Parkinson aus dem versteckten Gang trat und sich den Kragen seines Polohemdes zurecht rückte. Er erstarrte in seiner Bewegung, als er Hermine wahrnahm, tat dann, als hätte er sie nicht gesehen und fuhr mit seiner Beschäftigung fort.

„Draco, Schatz, sieh nur, wen wir hier haben", jauchzte Pansy schadenfroh und das Feixen zog sich über ihr gesamtes Gesicht. Hermine wurde schlecht.

„Granger, ja und?", fragte Draco gleichgültig zurück und sie warf ihm einen Blick zu. Er beachtete sie immer noch nicht, schenkte ihr nicht einen winzigen Blick, was Hermine tief traf.

Was erwartest du? Dass er dich verteidigt, hier vor allen Leuten, vor Parkinson? Meinst du, sein Ruf ist ihm egal? Außerdem, denk darüber nach, was du gemacht hast...

Wie sie diese Stimme gelernt hatte zu hassen, in den letzten Jahren. Sie kam immer, zu den unmöglichsten Zeitpunkten, in den dümmsten Situationen. Hermine schüttelte den Kopf, warf Parkinson einen giftigen Blick zu und drängte sich an ihr vorbei. Dracos und ihr Körper berührten sich leicht, er zuckte nicht zurück, ignorierte sie weiterhin vollkommen. Hermine fühlte einen Kloß in ihrem Hals aufsteigen und war froh, als sie den Gemeinschaftsraum erreicht hatte.

Er mag dich nicht mehr, dachte sie, hat dich vielleicht noch nie gemocht ...


Am späten Nachmittag erschien Draco auch im Gemeinschaftsraum. Hermine stand auf, ging auf ihn zu und gab ihm nicht die Chance auszuweichen.

„Ich muss mit dir reden!"

„Ich wüsste nicht, worüber wir reden sollten", erwiderte er kalt. Sie schluckte.

„Es tut mir Leid, verstehst du, ich meine, dass mit heute Morgen. Ich wollte dich nicht verletzen, es tut mir wirklich Leid, wenn ich es unbewusst getan habe, die ... die Angst war einfach da ... als du so deinen Arm umklammert hast."

„Oh, dir ist bewusst geworden, dass ich ein Mörder bin?", fragte er und spuckte das Wort Mörder aus, als sei es Gift auf seiner Zunge.

„Ja ... aber ... aber es macht mir nichts aus ... ich denke, ich weiß, dass du mir nichts tun kannst."

„Woher willst du dir da sicher sein?"

„Wir sind immerhin in Hogwarts, du würdest doch nie hier jemanden umbringen ... oder?", fragte sie zurück und ihre Stimme wurde leiser. Das würde er doch nicht tun oder? Er konnte hier niemanden umbringen.

„Hermine, du hast keine Ahnung. Wenn er mir etwas befiehlt, dann kann ich nicht einfach sagen, aber wir sind doch in Hogwarts, dann muss ich es tun. Ich habe es dir in der Nacht gesagt, dass du nicht erwarten kannst, dass ich mich vor dich werfe, dass ich dir helfe. Und wenn er ... wenn er mir den Befehl geben würde, dich zu töten ... dann ... dann ...", er verstummte. Hermine sah ihn an und wollte einem Impuls folgen und ihm über die Wange streichen, ihm ein tröstendes Lächeln schenken und ihn küssen, seine Lippen auf ihren spüren, den Schmerz aus seinen Augen nehmen, der sich hineingeschlichen hatte, doch sie kämpfte ihn nieder und presste die Lippen aufeinander.

„Ist schon gut, du musst es mir nicht erklären, ich verstehe dich."

„Du kannst mich nicht verstehen, niemand kann mich verstehen." Verbitterung schwang in seiner Stimme mit.

„Hör auf, ja? Bitte verschon mich mit solchen Gedanken, die nur so vor Selbstmitleid triefen, Draco, hör --", sie verstummte, als er sie scharf ansah, doch als die Augen für einen Moment geschlossen hatte und sie wieder öffnete, lag keine Verbitterung mehr in ihnen, kein Zorn und keine Enttäuschung.

„Es hört sich so ungewohnt an, wenn du mich bei meinem Vornamen nennst", murmelte er, Draco blickte auf, sie lächelte ihn an und er konnte nicht anders, er musste das Lächeln erwidern, automatisch, ohne das er etwas dagegen tun konnte. Hermines Herz schlug schneller, als sie ihn so Lächeln sah. Dieser Junge war einfach wunderbar, der ... der unerfüllte Wunsch, der in ihrem Herzen ruhte und plötzlich mit heftigen Verlangen an die Oberfläche drängte. Sie wandte den Blick ab und spielte mit der schwarzen Feder, die Draco auf dem Tisch liegen gelassen hatte. Sein Tintenfass hatte sie zugeschraubt ...

„Du und Pansy ... ihr beiden seit ... seit ihr beiden zusammen?", fragte Hermine ohne dass sie sich hätte zurückhalten können. Draco runzelte die Stirn und sah sie an.

„Wieso willst du das wissen?"

„Vergiss es, dumme Frage, natürlich seit ihr zwei zusammen. Immerhin verschwindet ihr heimlichen in irgendwelchen Gängen und macht Gott weiß was." Die Bitterkeit in ihrer Stimme ließ sich nicht vollends mit dem spöttischen Lächeln überdecken. Gerade als sie sich umdrehen wollte und sich in ihren Sessel am Feuer niederlassen wollte, hörte sie ihn mit sanfter Stimme sagen:

„Wir sind nicht zusammen ... wir ... wir ziehen beide Nutzen aus dem anderen. Wir lieben uns nicht ... oder sagen wir besser, ich liebe sie nicht. Ich weiß nicht, wie es bei ihr aussieht."

„Warum sagst du mir das?"

„Wolltest du es nicht wissen?", fragte er sie perplex, Hermine nickte stumm und erneut schlich sich ein leichter Rotschimmer auf ihre Wangen. Wie einfach es für ihn war, sie zum Erröten zu bringen.


Der Gong schellte durch das Schloss und rief die Schüler zum Abendessen. Schuldbewusst sah Hermine Ron und Harry, wie sie mit roten Wangen und suchenden Augen in der Eingangshalle standen und als sie sie entdeckten mir erleichtertem Gesichtsausdruck auf sie zugelaufen kamen.

„WO warst du?", fragte Ron sie und die große Erleichterung in seiner Stimme ließ sie aufhorchen.

„Warum seit ihr beiden denn so aus dem Häuschen?"

„Du warst auf einmal weg, nirgends aufzufinden, in diesen verdammten Gemeinschaftsraum von dir kommt man nicht rein, aber an den haben wir gar nicht erst gedacht. Gerade als wir hier runterkamen, weil wir dachten, dass wir dich auf den Ländereien gesehen haben, kam Professor McGonagall angelaufen, einen beunruhigenden Ausdruck in den Augen. ‚Wo wollen Sie beide hin?', hat sie uns angefahren und wir haben ihr gesagt, dass wir dich suchen wollten. Dann haben wir aber die Neuigkeiten bekommen, dass sich anscheinend Todesser in der Nähe der Schule haben Blicken lassen." Hermine starrte Ron an.

„Todesser?", flüsterte sie fragend und als Harry und Ron mit todernsten Gesicht nickten, wusste sie, dass sie es ernst meinten. „Aber warum?"

„Wir wissen es nicht. Noch sind die Neuigkeiten nicht rum, aber warte bis Malfoy das spitz kriegt, wahrscheinlich platzt er vor Stolz." Draco...wo war er? Er war vor ihr runtergegangen, kurz nach dem Gespräch.

„Komm, ich habe Hunger, lass uns gehen", murmelte Hermine und zog die beiden, etwas verdutzt aussehenden Jungen in die große Halle. Ihr Blick fiel sofort auf den Slytherintisch und es schien, als würde eine große Last von ihren Schultern genommen, als sie Draco sah, der gerade über irgendetwas grinste.Breit und scheinbar fröhlich. Du siehst Gespenster, mach dir nicht so große Sorgen, warum machst du dir überhaupt Sorgen? Er kann sich verteidigen, schalt sie sich selber.

„Malfoy lebt ja noch, so ein Scheiß. Hatte doch wirklich gehofft, dass er heute vielleicht einen Abgang macht, aber nein, anscheinend brauchen wir ihn ja noch", grummelte Ron missmutig und ließ sich als erster auf die Bank fallen. Hermine lächelte sanft und setzte sich neben ihn.


„Harry, Harry, ich möchte dich kurz sprechen", sagte Hermine leise und nahm ihn am Arm. Ron wollte ihnen folgen, doch Hermine schüttelte den Kopf.

„Bitte, ich muss das alleine mit Harry besprechen ... ja?" Ron sah den beiden misstrauisch hinter her, als sie die Marmortreppe hinaufstiegen und in einem der nächsten Gänge verschwanden. Und er war nicht der Einzige ...


A/N ohha, da hab ich es doch noch geschafft, hätte nämlich wirklich knapp werden können ;) ... dank an Jannilein, oh, glaub mir, ich auch, aber ohne Frage ... so eine gelegenheit würde ich mir doch nicht entgehen lassen ;) , Drac0sGirl , cdt , ja, hermine ist zickig, aber sie hat sich ja entschuldigt und ein wenig angst musste rein :) , Angel , Simsi, thnx a lot ;) , HexenLady und Tea, ich wünsch dir viel spaß, dass du mir aber die chaps. nachliest ;) ... heagdl ... natürlich hoffe ich wie immer, dass es euch gefällt ... R&R