Kapitel Achtzehn
„Schreiben Sie den Aufsatz bis Montag, ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende", sagte die ernste, klare und laute Stimme von Professor McGonagall und um Hermine herum begannen die Schüler ihre Taschen zu packen, doch sie starrte aus dem Fenster, gegen das der Wind die Regentropfen peitschte. Das Wetter hatte sich verschlechtert, mit jedem Tag. Nun würde die dunkle Jahreszeit anfangen. Es würde Hermines Laune nicht verbessern, die sich in den letzten Tagen bei ihr eingenistet hatte.
Harry und Ron waren wieder einmal in einem Zaubererschachfieber verfallen, Rons eifersüchtiges Verhalten ließ sich kaum mehr aushalten und die Briefe hatten auch nicht aufgehört. Dabei lief es alles gar nicht so schlecht. Draco und sie waren sich in den letzten Wochen stetig näher gekommen, sie sprachen abends miteinander, er brachte Pansy nicht mehr mit in ihre gemeinsamen Räumlichkeiten, seitdem Hermine und Parkinson vor drei Tagen aneinander geraten waren und sich auf das übelste beschimpft hatten. Er war Hermine über den Mund gefahren und hatte sie als Schlammblut bezeichnet. Es hatte sie getroffen wie ein Peitschenschlag...
Seitdem redete sie nicht mehr mit ihm, der Zorn und die Enttäuschung steckten einfach zu tief in ihr, als dass sie ihm verzeihen konnte, so sehr es sie selber schmerzte.
„Hermine?", Dracos sanfte Stimme sickerte langsam in ihre Gedanken, sie sah verwundert auf, doch als sie bemerkte, wer im Türrahmen stand, verdunkelten sich ihre Augen. Sie war vor ihm geflüchtet, nach oben in ihr Zimmer, mit einem ihrer Lieblingsbücher.
„Kann ich reinkommen?", fragte er und wartete nicht auf einen Antwort, sondern ließ sich auf den freien Stuhl sinken, sah sich kurz im Raum um und blickte dann Hermine an.
„Was ist?", verlangte diese harsch zu wissen und er zog die Augenbrauen zusammen.
„Du bist mir nicht böse wegen der Situation von vorhin?"
„Nein, natürlich nicht, ich liebe es ja, als Schlammblut bezeichnet zu werden", fauchte sie und richtete den Blick auf die Seite in ihrem Buch, die ihr nun nicht mehr spannend vorkam, sondern es waren einfach nur Buchstaben, zu Sätzen verbunden, die einem etwas erzählen wollten, doch der Bann war gebrochen, durch ihn.
„Hermine, es tut mir Leid, aber ich ... weißt du ... es war Parkinson", murmelte er schüchtern. In solchen Sachen fand er nie die richtigen Worte, er stotterte manchmal heftig, seine Finger verknoteten sich. All diese Details waren Hermine nach und nach ins Auge gefallen und sie liebte ihn für seine Schüchternheit. Ihre Gefühle ließen sich nicht mehr bekämpfen, seitdem sich immer mehr von ihm kennen lernte, seitdem sie sah, was sich hinter seiner Fassade versteckte. Ein ganz normaler, in ganz wenigen Angelegenheiten schüchterner und verschlossener Junge, der versuchte sich in seiner Welt zurecht zu finden, die man sich als Außenstehender gar nicht vorstellen konnte.
„Warum kannst du ihr nicht einfach sagen, dass du nicht mehr so von mir denkst? Das tust du doch oder?", fragte sie leise und Draco nickte, lächelte sie an. Auch das schien ihm schwer zu fallen. Noch immer ließ er kaum jemanden an sich heran.
„Du weißt, dass es mir schwer fällt, du weißt, dass ich immer darum bange, ob nicht irgendjemand davon erfährt, verstehst du?"
„Nein, ich kann das nicht verstehen ... ich will das nicht verstehen."
„Wieso sagst du Potter und Weasley nichts davon?"
„Weil sie mir den Kopf abreißen würden, sie würden nicht mehr mit mir reden."
„Siehst du, genauso geht es mir."
„Als ob dir einer von denen wichtig ist", sagte Hermine bitter, blickte auf und sah den Ausdruck in seinen Augen. Wieder war da diese Enttäuschung, die sich einfach zu oft in seine Augen schlich.
„Sie sind mir nicht wichtig, es geht mir gar nicht um mich selber, es geht mir um das, was sich zwischen uns entwickelt hat ...", er zögerte und fuhr fort:
„Es geht mir um das, was sich zwischen uns beiden entwickelt hat. Du bist ... du bist anders zu mir, du scheinst mich so zu respektieren wie ich bin. Du hast mir zugehört ... du bist ..." seine Stimme verlor sich in der Stille, die nur von dem Rauschen des Windes gestört wurde.
„Was willst du mir damit sagen?"
„Dass ich das, was zwischen uns ist, nicht zerstören möchte ... es würde zerstört werden, wenn es jemand erfährt." Hermine blickte auf und ihre Blicke trafen sich für einen Augenblick. Grau versank in Braun, Braun in Grau. Die Zeit schien still zu stehen, das Buch unwichtig zu sein, das Thema über das sie sprachen verschwand aus Hermines Kopf. Für sie zählten nur seine Augen, seine Anwesenheit, doch sie war es, die schließlich den Blick abwandte und aus dem Fenster sah.
„Es ist schon in Ordnung, Draco. Du musst dich nicht entschuldigen, ich will ja auch nicht, dass diese mühsam aufgebaute und sehr zerbrechliche Freundschaft, ich nenne es Freundschaft, zerbrochen wird, von niemandem." Sie schaute weiterhin aus dem Fenstern, doch aus den Augenwinkeln nahm sie war, wie er sie beobachtete, wie sein Blick über ihr Gesicht glitt, über ihre Finger, die gedankenversunken mit der Seite des Buches spielten, ohne sie dabei zu beschädigen.
„Morgen ist Halloween", sagt er leise und erhob sich.
„Ja", murmelte Hermine, sah ihn an und richtet ihren Blick wieder auf ihr Buch.
„Das Festessen ... ich ... ich wünsche dir heute schon einmal viel Spaß, ich weiß nicht, ob wir uns morgen noch mal sehen. Pansy ... sie hatte gefragt, ob man sich trifft."
„Was willst du mit so einem Mädchen?"
„Das habe ich dir gesagt, Hermine, als wir uns das erste Mal mehr oder weniger richtig unterhalten haben."
„Sie ist so dumm. Du ... du könntest ... du könntest doch jede haben, wirklich jede."
„Wirklich jede?", fragte er zurück und sah sie mit einem seiner Blicke an, die es so leicht schafften, dass sich Röte auf ihre Wangen schlich.
„Nein, nicht jede ... nein. Aber fast jede", antwortet sie ihm, schenkte ihm ein Lächeln und beendete das Gespräch damit, dass sie ihren Blick wieder auf das Buch richtete und nicht mehr aufsah. Wie er es gemeint hatte, darüber wollte sie erst gar nicht nachdenken, denn ... wenn man es aus der theoretischen Sicht betrachtete, hatte sie sich gerade selber den Todesstoß versetzt. Nicht das sie je gedacht hatte, dass sie beide zusammen kommen könnten, dass Draco etwas für sie empfand. Es war schon unglaublich genug, wie es im Moment aussah.
Nein ... sie glaubte nicht daran, dass sie eine Zukunft hätten. Sie verstanden sich besser als vorher, aus Hass war zerbrechliche Freundschaft geworden, doch aus dieser Freundschaft konnte keine Liebe werden, dazu war sie zu schwach.
Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag und erneut musste sie mit den Tränen kämpfen, die in den letzten Tagen und Wochen fiel zu leicht einen Weg ihre Wangen hinunter gefunden hatten...
Die große Halle war feierlich geschmückt, die großen Kürbisse von Hagrid hingen von der Decke hinunter, Schwärme von Fledermäusen suchten sich ihren Weg zwischen den gespannten Schnüren. Die Kerzen über ihren Köpfen brannten in einem außergewöhnlichen gelben Licht und gaben der ganzen Angelegenheit einen schummerigen Glanz. Die Halle war erfüllt von leisem Murmeln und dem Klappern von Besteck. Dumbledore hatte zur Unterhaltung noch ein paar kleine Feen mitgebracht, die nun in herumflatterten und dem einen oder anderen an den Haaren zogen.
„Gute Nacht, Jungs", sagte Hermine, deren Wangen errötet waren. Sie hatten viel gelacht, kein böses Wort war gefallen und keinem waren die heimlichen Blicke aufgefallen, die sie in Richtung Slytherintisch geschickt hatte.
„Nacht Mine", meinte Ron und drückte, die etwas perplex aussehende Hermine kurz an sich. Harry lächelte in sich hinein und schenkte ihr einen vielsagenden Blick und ging mit seinem besten Freund weiter den Gang entlang, während Hermine in einen der weniger erleuchteten Gänge einbog. Sobald der Wandvorhang zugefallen war, herrschte dämmeriges Dunkel. Sie hatte zwei Schritte gemacht, als sich ihr zwei dümmlich grinsende Jungen aus der sechsten Klasse entgegen stellten und ihr den Weg versperrten.
„Lasst mich durch", sagte Hermine bestimmt, doch die beiden lachten nur. Sie rochen unangenehm nach Feuerwhiskey.
„Lasst mich vorbei, ich bin Schulsprecherin", fauchte sie und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Sie überragte keinen der beiden um einen Zentimeter.
„Schau nur, wie sie sich groß macht, die Kleine, dass wird ihr aber auch nichts nützen."
„Ihr seit betrunken", erwiderte Hermine und achtete nicht darauf, dass ihr Herz schneller schlug, ihre Handflächen schwitzig wurden. Sie war hier in Hogwarts, da konnte ihr niemand etwas zu Leide tun.
„Nein, Süße, sind wir nicht." Die beiden machten einen Schritt auf sie zu, Hermine einen zurück.
„Doch, ihr seit betrunken." Dreh dich um und lauf, renn hinter Ron und Harry hinter her, die beiden helfen dir, nun mach schon ...
Erneut machten sie einen Schritt auf Hermine zu, sie stolperte bei dem Versuch sich von ihnen zu entfernen über etwas, was auf dem Boden lag und drohte zu fallen, doch starke Arme fingen sie auf, ehe sie auf den Boden aufschlug. Die Jungen starrten hinter ihr in die Dunkelheit, doch Hermine wagte nicht aufzublicken. Er hielt sie immer noch fest, seine Hände lagen ihr auf den Schultern und drückten sie leicht. Sie kannte diese Hände, sie wusste wer hinter ihr stand und sie fragte sich, warum er hier war? Warum war er zurückgekommen?
A/N na also ... sieben reviews ... leute, ich hab mich echt super drüber gefreut :) dank an Jannilein, kein problem, so lange du weiter liest ;) . Drac0sGirl, fühle mich wie immer geschmeichelt , cdt, Miss Miah, HexenLady, Simsi und Lizzie818 ... HEAGDL ... ich hoffe, dass ich es noch einigermaßen richtig hinbekommen habe, dass die beiden nicht allzu vertraut miteinander sind ... allerdings sind anderhalb monat vergangen ... sagt mir trotzdem, ob es gut ist, weil sich bei mir im mom zweifel auftürmen, auch wegen der szene in dem gang mit hermine ... ich erwarte eure reviews, die hoffentlich alle meine zweifel beiseite räumen... R&R
