Kapitel Neunzehn

„Verpisst euch, Jungs", sagte er mit seiner bedrohlichen Stimme, die Hermine so lange nicht mehr gehört hatte. Noch immer lagen seine Hände auf ihren Schultern, sie gaben ihr ein Gefühl der Sicherheit, einer vollkommenen Sicherheit, die niemand zu durchbrechen vermochte.

„Wir haben dein Mädchen nicht angepackt", stotterte der eine, beide aus Hufflepuff, was Hermine erst jetzt auffiel.

„Aber ihr wolltet und das ist schlimm genug", zischte er, die Jungen traten zwei Schritte zurück, doch ehe sie sich davonmachen konnte, fügte er noch hinzu:

„50 Punkte Abzug von Hufflepuff, für jeden." Die beiden verschwanden, Zorn stand ihnen auf dem Gesicht geschrieben und Hermine betete zu Merlin und allen Göttern, die ihr bekannt waren, dass sie sich nicht wieder erkennen würden, hätten sie erst einmal ihren Rausch ausgeschlafen.

„Wir dürfen keine Punkte abziehen", murmelte sie und verknotete ihre Hände, die plötzlich angefangen hatten, unkontrolliert zu zittern, ineinander. Ihr ganzer Körper bebte, sie wünschte sich nicht sehnlicher, als dass er sie in seine Arme schloss und sie einfach nur festhielt. Doch er würde ihr den Wunsch nicht erfüllen, auch wenn sie keiner sah. Er drehte sie an den Schultern um und schaute auf sie hinunter.

Er ist nur einen halben Kopf größer als du ...

„Was machst du hier alleine? Warum sind Potty und Wiesel nicht mit dir gegangen?"

„Du kannst ... du kannst ihnen keine Vorwurf machen, wer hätte den ahnen können ...", Hermine verstummte und schaute hinauf in seine Augen. Konnte sie vielleicht sogar Sorgen in ihnen lesen? Sie war sich nicht sicher.

„Es tut mir Leid", setzte sie noch flüsternd hinzu, doch er unterbrach sie:

„Warum entschuldigst du dich? Sie hätten dich beinahe ... du ... du weißt schon. Sie müssten sich entschuldigen! Und komm nicht auf die Idee dich bei mir zu entschuldigen." Draco blickte sie ernst an und Hermine sah zur Seite.

„Warum bist du hier lang gekommen. Normalerweise geht diesen Weg niemand."

„Fast niemand."

„Danke", nuschelte sie verlegen und umarmte ihn. Ganz kurz nur bettete sie ihr Kinn auf seiner Schulter. Draco stand da, regungslos. Seine Arme hingen schlaff an seinem Körper hinunter, seine Hände zu Fäusten geballt. Hermine ließ ihn los, warf ihm noch einen Blick zu und ging dann schnell den Gang entlang, erreichte ihr Zimmer in wenigen Minuten, zog sich um und ließ sich ins Bett fallen. An Schlaf allerdings konnte sie nicht denken.


Nicht wenigen fiel am nächsten Morgen das Stundenglas von Hufflepuff in die Augen, aus dem hundert der Safrangelben Edelsteinen verschwunden waren. Hermine hatte sich bemüht, leise und unbemerkt aus dem Gemeinschaftsraum zu verschwinden. Sie machte sich insgeheim Vorwürfe, er hatte es anscheinend nicht so toll gefunden, dass sie ihn umarmt hatte. In der Nacht war sie noch einmal runtergegangen, in den Waschraum und auf dem Rückweg, gerade als sie die Treppe hinauf steigen wollte, hatte sie einen Blick auf die Sessel geworfen, wo Draco gesessen hatte, schlafend. Für einen Augenblick hatte sie ihn betrachtet, doch dann war sie nach oben gegangen, noch leiser als runter und hatte sie wieder schlafen gelegt. Am nächsten Morgen saß er nicht mehr im Sessel...

„Mine, hast du gesehen? Da hat wohl jemand was angestiftet in Hufflepuff." Hermine zuckte mit den Schultern, achtete nicht auf das Gefühl Blicke im Rücken zu haben, sondern konzentrierte sich auf ihr Toast.

Das Rauschen über ihren Köpfen ließ sie aufblicken, eine Eule steuerte auf sie zu und in ihren Krallen hielt sie den Brief, den sie erwartet hatte. Was wollte er nun sagen? Er konnte nichts gegen Draco sagen, er hatte sie gerettet. Die Eule landete elegant zwischen dem Milchkrug und der Schüssel mit Joghurt, streckte ihr das Bein entgegen und klapperte ungeduldig mit dem Schnabel.

„Schon wieder einer dieser Briefe", knurrte Ron aufgebracht, doch Hermine beachtete ihn nicht. Sie wollte den Brief nicht jetzt öffnen, nicht wenn Ron und Harry ihr über die Schulter schauen würden, mitlasen und wahrscheinlich den ganzen Hufflepufftisch verhexen würden, so lange, bis sie diejenigen hatten, die sich an ihr vergreifen wollten. Bei dem Gedanken an den letzten Abend warf Hermine einen heimlichen Blick zum Slytherintisch hinüber, der jedoch von einer anderen Person aufgefangen wurde. Parkinson starrte zu ihr hinüber, Hass blitzte in ihren Augen, er war so stark, dass Hermine ihn bis zu ihrem Platz sehen konnte.

„Willst du ihn nicht aufmachen?", fragte Harry interessiert. Hermine schüttelte den Kopf, grinste ihn an und sagte:

„Du bist einfach zu neugierig, ihr beiden seit zu neugierig." Äußerlich mochte sie vollkommen normal sein, innerlich aber beschäftigten sie immer noch die Fragen:

Hatten sie sie erkannt?

Würden sie sich erneut an sie heran wagen?

War es nur die Schuld des Alkohols, dass so etwas in ihrer Schule passierte?

„Ich habe keinen Hunger mehr, ich ... ich warte in der Bibliothek auf euch", sagte sie undeutlich und stand auf.

„Du willst doch nur den Brief lesen", rief ihr Ron hinterher, doch Hermine winkte ab.


Mae Aloniae,

wie kann dir so etwas passieren? Ausnahmsweise muss ich Draco, wie du ihn inzwischen ja nennst, dankbar sein. Zum Glück war er da ... wer weiß, was passiert wäre, wenn niemand anwesend gewesen wäre, nur die zwei Jungen und du ...

Es tut mir Leid, wenn dich meine Briefe stören, wenn es dich stört, dass ich dich beobachte, dass ich weiß, wohin du deine Füße setzt, es liegt nur daran, dass ich ohne dich nicht sein kann ... kannst du das nicht verstehen ...? Auch wenn ich dir das schon im letzten und vorletzten Brief gesagt habe, du musst einfach versuchen mich zu verstehen, ich will doch nur das Beste für dich...

Dann lass mich in Ruhe, schoss es ihr durch den Kopf und sie war froh, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte, dass sie ihr alleine gehörten.

„Schon wieder ein Brief?", fragte jemand beiläufig, Hermine fuhr herum, um Draco sehen, der mit einem Buch in der Hand lässig gegen eins der Regale gelehnt stand und sie ansah.

„Ja, schon wieder. Er will und anscheinend kann er mich auch nicht in Ruhe lassen." Hermine warf einen Blick auf den Brief in ihrer Hand und warf ihn dann auf den Tisch. Draco klappte das Buch zu und stellte es zurück.

„Ist das hier deine Lieblingsecke?", erkundigte er sich scheinbar beiläufig.

„Ja und Harry und Ron könnten jeden Augenblick hier auftauchen. Willst du nicht lieber gehen, damit sie nicht sehen, dass wir uns unterhalten."

„Wahrscheinlich hast du Recht", sagte er und erwiderte das kleine Lächeln von Hermine, fügte noch mit ernster Stimme hinzu:

„Pass auf, wo du dich rumtreibst!" Überrascht sah Hermine ihm nach und schmunzelte.


Ron und Harry kamen wenige Minuten darauf, sie fanden Hermine, wie sie gedankenverloren über die Buchrücken strich und an dem Buch anhielt, welches zuvor Draco in den Händen gehalten hatte. Eine Strähne seiner blonden Haare war ihm in die Augen gefallen, während er sie angesehen hatte, die langen Finger hielten das Buch fest und sicher, behandelten es mit Sanftheit und Hermine fragte sich wie so oft, wie es wohl sein würde, wenn diese Finger ihr über die Wange streichen würden...

„Ah, da liegt ja das Schundblatt", grummelte Ron leise und griff nach dem Brief, bevor Hermine etwas tun konnte.

„Ron, hast du noch nie etwas von Briefgeheimnis gehört?"

„Wenn ein Spanner meine beste Freundin belästigt, werde ich ja wohl noch wissen dürfen, was er schreibt? Ich will schließlich nicht, dass er dich mit irgendwelchen Obszönitäten nervt." Hermine seufzte und ließ sich auf den Stuhl sinken, warf Harry einen Blick zu, der so viel bedeutete wie: ‚Warum macht er das?' Harry zuckte mit den Schultern, beide warteten darauf, dass Ron zu Ende las.

„Weißt du, ich hab es bewusst alleine gelesen, ich wusste, dass er sein Kommentar dazu abgibt und ich wusste, dass es dir nicht gefallen wird. Du bist selber Schuld, es wäre --", Ron fiel ihr ins Wort und seine Stimme war tödlich ruhig.

„Du wolltest es uns nicht erzählen, du wolltest ein Auge zu drücken? Hermine, das kann doch unmöglich dein Ernst sein! Weißt du eigentlich was ... Moment mal, habe ich das richtig gelesen? Malfoy hat dir geholfen?" Seine Stimme war mit jedem Wort lauter geworden. „Was hat dieser Bastard mit dir gemacht?"

„Nichts", fauchte Hermine zurück.

„Er war einfach nur da und hat mir geholfen. Wenn er nicht da gewesen wäre, dann hätten sie Gott weiß was mit mir gemacht. Stell dich jetzt bitte nicht an. Du warst nicht da, also musste es ja wohl jemand anderes übernehmen, den Retter zu spielen."

„Aber nicht dieser Hurensohn."

„Kann mir mal einer sagen, was überhaupt los ist?"

„Nein", fauchten Hermine und Ron gleichzeitig, starrten sich über den Tisch hinweg an und als Ron den Mund aufmachen wollte, um irgendetwas zu sagen, ließ Hermine ihm gar nicht erst die Zeit dazu:

„Halt einfach die Klappe Ron. Es kotzt mich an, dass du einfach so Briefe von mir liest, dass du alles vom ersten Augenblick an verurteilst, dass du denkst, du bist der einzige Junge in meinem Leben. Niemand kann mir etwas vorschreiben, niemand und du schon gar nicht. Halt dich demnächst etwas zurück.
Deine Hausaufgaben machst du auch alleine, lass mich einfach in Ruhe, verstehst du, lass mich in Ruhe und beschäftige dich mit deinem eigenen Scheiß", schrie sie fast, riss Ron den Brief aus den Händen, stopfte ihn in ihre Tasche und verließ mit roten Wangen und verschwommen Blick die Bibliothek, achtete nicht auf den Blick, den ihr Mme Pince zu warf. Er hatte es zu weit getrieben, alles war zunichte. Wenn Draco davon erfuhr, würde er nicht mehr mit ihr reden wollen, würde sich wieder von ihr distanzieren. Und das alles war nur Ron Schuld. Sollte er sich doch jemand anderen zum Beschützen suchen, nicht sie. Sie brauchte ihn nicht. Sie brauchte niemanden, außer einen, aber der Lag außerhalb ihrer Reichweite.


Hermine stürmte in den Gemeinschaftsraum, schmiss sich in den Sessel und schloss die Augen.

„Hermine?", fragte Draco sie mit sanfter Stimme und dann mit einem alarmierten Unterton: „Ist etwas passiert?"

„Nein", antwortete sie ihm mit gereizten Ton, hielt die Augen weiterhin geschlossen. Sie konnte seine Anwesenheit fühlen...

„Ich habe dir gesagt, dass so etwas passieren wird. Warum hast du den Brief rumliegen lassen?"

„Was willst du?", fragte sie leise zischend und schlug ruckartig die Augen auf. Draco sah sie an, einfach nur an und erwiderte nichts.

„Willst du mir jetzt auch noch Vorschriften machen wie Ron? Willst du mir auch sagen, dass er ein Bastard und ein Hurensohn ist, ja? Warum könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen? Wieso kann die ganze Welt mich nicht einfach in Ruhe lassen. Weißt du was?", schloss sie mit leiser Stimme, achtete nicht auf den Blick von ihm, der mit Zorn gespickt war, anscheinend wegen den Ausdrücken, die Ron für ihn gebraucht hatte, „Ihr könnt mich alle mal!" Dann stand sie auf, lief die Treppe nach oben und schmiss die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss.


A/N hussa, es werden ja immer mehr, acht sind es jetzt schon ... nein, scherz beiseite ( es war eigentlich ernst gemeint , aber ...). okay, dank an Jannilein , du hast den armen ron umsonst angepflaumt ;) aber du kannst nichts dafür, ich hab es bewusst so geschrieben, dass der erste verdacht auf ihn fällt :) und ja, draco kann jede haben ... , Drac0sGirl , thnx noch mal :) , cdt , simsi , hoffe es ging schnell genug , Lizzie818 , irgendwo hast du recht, aber harry wird von allen als der große held dargestellt und auch wenn ron manchmal ein wenig unsensibel ist, ich wollte einmal schreiben, dass sich mine im allgemeinen besser mit ihm versteht und nicht mit harry, auch wenn sie stress haben, in dem chap. , ich hoffe, du kannst mir diese kleine ungereihmtheit verzeihen, aber du hast mich zum nachdenken angeregt ... , ClaireBlack, ich erinnere mich an jeden ;) , HexenLady und Heavenly , vergessen wir es, solange du mir jetzt regelmäßig reviewst ;) ... HEAGDL ... und hoffe es gefällt euch! Schönes WE euch allen :D R&R