Kapitel Einundzwanzig

Als sie den Gemeinschaftsraum betrat, war sie etwas außer Atem, sie war gerannt, sobald sie um die erste Ecke gebogen war. Ron sollte schließlich nicht wieder irgendetwas falsches denken, sie hatten es Harry versprochen, dem ignoranten Kerl.

Sie hatte Glück. Er saß da, das Kinn auf die zusammengefalteten Hände gebettet und sah ins Feuer.

„Draco, ich muss mit dir reden", sagte sie laut und deutlich, doch er reagierte nicht.

„Draco?"

„Was?", fragte er zurück, die Stimme emotionslos, kalt.

„Ist alles in Ordnung?"

„Was willst du, Hermine?"

„Mit dir reden!"

„Dann fang an." Er hatte sie nicht angesehen, den Blick weiterhin auf das Feuer gehalten, auch seine Stimme hatte sich nicht verändert. Hermine verknotete die Hände ineinander. Was sollte sie jetzt sagen?

„Ich wollte mich bei dir bedanken, dass du mich ... dass du Parkinson gesagt hast, dass sie mich in Ruhe lassen sollte. Woher wusstest du, dass ich dort bin, woher wusstest du, dass sie mich fertig machen wollte?" Er antwortete nicht.
„Sie hat irgendwas gemacht ... ihre Worte haben mich ... getroffen, weißt du, so stark, dass ich noch nicht einmal Widerworte geben konnte. Ich habe noch nie erlebt, dass mich jemand so gehasst hat."

„Sie hat recht, du solltest nicht so oft zu mir herüber sehen, du solltest so wieso nicht so viel erwarten."

„Wie soll ich das verstehen?", fragte Hermine zurück, auf ihre Wangen hatte sich ein leichter Rotschimmer geschlichen.

„Meinst du ich sehe das nicht? Die heimlichen Blicke?"

„Was?"

„Stell dich nicht dumm, ich weiß, dass du es nicht bist, also verschon mich mit diesem naiven Verhalten", zischte er leise und Hermine schluckte.

„Es tut mir Leid, ich ... ich wollte doch nur ... ach ... Scheiße", stammelte sie.

„Sonst noch etwas?"

„Ich versteh dich nicht. Die Blicke haben nichts zu bedeuten, dass bildest du und diese ... na ja, was auch immer, das bildet ihr beiden euch ein. Ich darf ja wohl durch die große Halle schauen und ich darf auch dahin sehen, wo ich hinsehen will. Ihr beiden könnt mir das doch nicht verbieten."

„Dann mach es gefälligst unauffälliger!"

„Was zum Teufel ist los mit dir?", fragte Hermine ihn nun ebenso bissig wie er.

„Nichts, was soll los sein!", erwiderte er, stand auf und blieb, die Hände zu Fäusten geballt stehen, in seinen Augen funkelte Zorn.

„Du bist ... du bist so komisch, auf einmal, so abweisend."

„War ich je anders?" Hermine räusperte sich und sagte dann leise:

„Ja, warst du, die letzten Tage, Wochen."

„Dann vergiss die."

„Nein. Ich werde die nicht vergessen, ich will sie nicht vergessen. Sag mir was ich falsch gemacht habe", verlangte Hermine hitzig.

„Was du falsch gemacht hast?" Er zog die Augenbrauen zusammen und musterte sie, als sei sie ein Gegenstand, von dem er nicht wusste, wo er ihn hinstellen sollte.

„Ja, verdammt, was ich falsch gemacht habe. Ist es wegen der Sache mit Ron oder wegen der Sache mit Parkinson? Ich habe dich nicht darum gebeten, dass du mir zu Hilfe kommst, weißt du! Ich bin froh und dankbar dafür, dass du es getan hast und die Sache mit Ron tut mir Leid, aber das habe ich dir auch schon gesagt ... und jetzt will ich dir nur ein einfaches Danke sagen und du rastest aus, als hätte ich dir mit einem Messer gedroht." Sie schnappte schnell nach Luft und wartete auf die Antwort von Draco, der sie immer noch zornig ansah und jetzt, anscheinend vollkommen ruhig, einmal tief ein und aus atmete.

„Wie wäre es, wenn du mich einfach in Ruhe lässt", knurrte er und ging an ihr vorbei, hinauf in sein Zimmer.

„Okay, wenn du das unbedingt willst", schrie sie ihm mit dumpfer Stimme hinter her und ließ sich wütend in einen Sessel fallen, doch sie konnte nicht still sitzen, rannte nach oben und schnappte sich ihren Umhang, lief die Treppen hinunter und verließ das Schloss.


Kalte Luft schlug ihr entgegen und für einen Augenblick wollte sie umkehren, hoch in Dracos Zimmer laufen und ihn so lange durchschütteln, bis er ihr sagte, dass er all das nicht so gemeint hatte.

Was willst du eigentlich? Nun weißt du, wie es ist, angefaucht zu werden, ohne das derjenige einen Grund dazu hat. Vielleicht hat er sich auch so gefühlt, als du ihn so angepflaumt hast ...

Sie hatte gelernt diese kleine Stimme in ihren Kopf zu hassen, doch in dem Fall hatte sie leider recht. Vielleicht wollte er wirklich nichts mehr mit ihr zu tun haben, da sie ihn so von der Seite angemacht hatte, nur weil sie sauer auf Ron gewesen war.

Langsam schlenderte sie in Richtung See, es dämmerte bereits und die Wasseroberfläche sah aus, wie eine schwarze Platte. Nichts regte sich. Hermine ließ sich auf die Bank sinken, die am See stand und lehnte den Kopf zurück. Am Himmel zogen dicke Regenwolken entlang, schwer mit Regen, der noch nicht fallen wollte. Der November brachte immer Regen mit sich, manchmal ganze Sinnfluten, bis im Dezember dann der erste Frost kam und der Schnee. Sie schloss die Augen und atmete tief ein, sog die kalte Luft in ihre Lungen. Jemand kam, sie konnte die Schritte hören und innerlich hoffte sie darauf, dass es Draco war. Dieser Jemand ließ sich neben sie auf die Bank fallen und als sie die Augen aufschlug, erkannte sie Harry, der sie ansah.

„Das du dich noch in meine Nähe traust", knurrte sie und er sprang auf, lächelte sie an.

„Sieh es doch ein, ich habe es nur für euch beide getan, ansonsten hätte sich einer von beiden noch vor Trauer erhängt."

„Du denkst auch, dass du alles weißt, ich meine, wie es in mir und Ron vorgeht was?", fragte Hermine und klopfte mit der Hand auf den Platz neben sich.

„Ich glaube schon und darauf habe ich doch sogar ein Recht oder? Immerhin kennen wir uns seit sieben Jahren." Hermine musterte Harry. Er sah müde aus, ein wenig überarbeitet vielleicht, anscheinend kam er mit seinen Hausaufgaben nicht nach oder er saß bis mitten in die Nacht hinein im Gemeinschaftsraum und dachte über irgendwelche Sachen nach.

„Geht es dir gut?" Er lächelte müde.

„Doch, ja, wie man es nimmt."

„Ist es wegen ... wegen Ginny?" Harry sah sie an und blickte dann nachdenklich auf den See hinaus.

„Was läuft wirklich zwischen dir und Malfoy, Mine?" Sie schluckte.

„Nichts, was soll sein?"

„Warum war er da und hat dich vor diesen Jungs beschützt?"

„Ich weiß es nicht", antwortete sie ihm ehrlich und richtete ebenfalls den Blick auf den See hinaus. Das Licht wurde von Minute zu Minute dunkler.

„Wir machen uns Sorgen um dich."

„Das weiß ich doch", murmelte sie und fügte hinzu: „Es tut mir auch Leid, dass ich euch nichts davon erzählt habe, aber ... ich dachte es wäre vielleicht besser, wenn ich es für mich behalten würde, du hast gesehen wie Ron reagiert hat. Wo ist er überhaupt?"

„Wahrscheinlich stellt er dich Schule auf den Kopf und sucht mich. Er konnte immer noch nicht mit mir abrechnen", sagte er und gluckste. Hermine lächelte unwillkürlich.

„Wahrscheinlich."

„Du weißt also wirklich nicht, warum er bei dir war?"

„Nein", antwortete Hermine ihm ernst und sah ihn von der Seite aus an.

„Ist es wegen Ginny?"

„Warum denkst du, dass es so ist?"

„Du musst es mir nicht erzählen, weißt du!"

„Es ist nur so ein Gefühl, dass du, wenn ich es dir erzähle, gleich zu Ginny läufst und es ihr erzählst."

„Harry", grummelte sie entrüstet. „Wenn du mir sagst, dass ich es nicht soll, dann tue ich es auch nicht." Harry blickte sie an. Seine grünen Augen hinter der Brille verborgen, die Narbe auf seiner Stirn. Er sah gut aus und er und Ginny gehörten zusammen.

„Ist es wegen ihr?", fragte Hermine noch einmal und ehe er den Kopf wegdrehte, nickte er.

„Das bleibt hier, Mine, in deinem Kopf", er tippte mit einem seiner Finger gegen ihre Schläfe. Hermine nickte. „Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ginny darf nichts passieren, er darf ihr nichts antun, nicht ihr auch noch. Ich habe schon meine Eltern an ihn verloren, da will ich nicht, dass auch noch Ginny ihm in die Hände fällt."

„Manchmal hast du zu viel Beschützerinstinkt. Merkst du nicht, dass du dich damit immer weiter in einen Abgrund drängst?"

„Solange ich Ginny damit beschütze, ist es mir egal."

„Er wird sie nicht in Ruhe lassen, wenn du sie nicht mehr anschaust. Voldemort weiß, wie du über sie denkst, er kann Okklumentik besser als Snape. Das hat er schon bewiesen." Harry seufzte. Dunkelheit senkte sich über das Schloss und die Lichter hinter den Fenstern blinkten einladend.

„Lass uns rein gehen", murmelte sie und stand auf. Harry erhob sich ebenfalls und auf dem Weg zurück zum Schloss, legte er ihr einen Arm um die Schulter und küsste sie auf den Scheitel.

„Danke, Mine, dass du mir zugehört hast", sagte er leise und ließ sie los, sobald sie die Eingangshalle erreicht hatten.

„Kein Problem, pass nur auf, dass Ron dich nicht erwischt." Er grinste sie an und verschwand die Marmortreppe nehmend, nach oben.


Kaum war er verschwunden, machte es neben Hermine leise ‚Plopp' und ein Hauself zupfte an ihrem Umhang.

„Hier ist ein Brief für sie, Miss, ein Brief ist abgegeben worden, Miss", sagte er mit seiner hohen, piepsigen Stimme und hielt ihr einen Pergamentumschlag hin.

„Vielen Dank, mein Kleiner." Hermine schenkte dem Hauself ein breites Lächeln und er verschwand, verlegen den Zipfel seines Gewandes in der Hand haltend. Warum hatte er denn nicht bis morgen warten können? Warum musste er denn immer zu sein Kommentar abgeben und dazu noch so schnell?

Mae Aloniae,

sieht du nun ein, wie recht ich hatte? Er hat dich nicht verdient, niemand hat dich verdient außer ich. Malfoy kann mit keinem Menschen umgehen. Er hat es nicht gelernt ...
nun ... ich hoffe du genießt noch einen schönen Abend und hörst auf an ihn zu denken...

Wütend und fest entschlossen etwas an der jetzigen Situation zu ändern, stieg sie die Treppen zum Gemeinschaftsraum hoch, baute sich vor Draco auf, der anscheinend, sobald sie den Raum verlassen hatte, sich wieder in den Sessel gesetzt hatte.

„Hör zu", fauchte sie und blitzte ihn an. Er zog eine Augenbraue in die Höhe und legte ein Lächeln auf, welches sie zur Weißglut trieb, doch Hermine bemühte sich, ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu geben.

„Ich sehe nicht ein, warum ich die letzten Wochen vergessen sollte. Wir haben uns gut verstanden und ich hatte das Gefühl, dass sie zwischen uns etwas entwickelt hat, Freundschaft. Also hör auf den Beleidigten zu spielen und krieg dich wieder ein, damit du wieder zu dem werden kann, der in den letzten Wochen sich mit mir diese Räumlichkeiten geteilt hat."

„Warum machst du das?"

„Wegen dir und mir. Weil ich keine Lust habe, dass wir uns wieder nur anschweigen oder uns unschöne Dinge an den Kopf werfen."

„Nicht, weil du vielleicht wieder einen Brief erhalten hast." Sie stutze. Woher wusste er das nun schon wieder?

„Auch deswegen, aber hauptsächlich, weil ich keine Lust habe, mich mit dir zu streiten ... ich ... ich mag ... ich hab angefangen dich zu mögen, okay? Also tu mir den Gefallen und hör auf den Schmollenden zu spielen." Er schüttelte den Kopf, zeitgleich mit dem Gong, der alle Schüler zum Abendessen in die große Halle rief. Ohne auch noch ein Wort zu sagen, stand er auf und ging aus dem Gemeinschaftsraum.

„Du bist ein mieser arroganter Dreckskerl", fauchte sie ihm hinter her.

„Das habe ich gehört", konnte sie die dumpfe Stimme von ihm hören und sie glaubte zu wissen, dass er lächelte. Vielleicht wurde er ja wirklich wieder der Alte.


„Er kann es einfach nicht lassen, er kann --", ehe sie noch weiter aufgebracht vor sich hin murmeln konnte, hatte sie den leicht umgeschlagenen Teppich übersehen, stolperte und drohte zu fallen, doch erneut fingen sie starke Arme auf, hielten sie um die Hüften gepackt. Hermine sah auf, hinauf in Dracos graue Augen. Er lächelte sie an, machte keine Anstalten, den Arm von ihrer Hüfte zu nehmen. Für ein paar Augenblicke starrten sie sich an, Hermines Lippen einen Spalt weit geöffnet. Ihr Blick lag für eine Sekunde auf seinem Mund, doch sie schaute auf, als er leise flüsterte:
„Ich habe auch angefangen dich zu mögen." Sie schloss die Augen und atmete tief ein und aus, sie konnte seinen Geruch wahrnehmen, der nach frischem Sommerregen und Wind duftete, so kam es ihr zumindest vor. Sein Arm lag immer noch um ihre Hüfte, sein Blick auf ihrem Gesicht. Tief in ihrem Innern, loderte der unermesslich Wunsch, dass er sie küssen sollte. Ihre Lippen bewegten sich ein winziges Stück in seine Richtung, geleitet von dem Wunsch, seinen Mund auf ihrem zu spüren ...
A/N ich weiß, ich bin schnell, aber ich hatte heut nichts anderes zu tun, außer mich zu wundern, dass ein paar noch nicht zum 19. und vier erst zum 20. reviewt haben, aber ich kann schließlich nicht von euch verlangen, ständig vor dem pc zu hängen und zu warten, dass ich update ;) herzlichen dank trotzdem an Drac0sGirl, cdt , das it ein bisschen länger :) , Heavenly , schnelligkeit scheint euch ja zu gefallen ;) und HexenLady ... HEAGDL ... und wie immer die hoffnung, dass es euch gefällt ... so, dann lasse ich euch mal zeit zu reviewen ;) R&R