Kapitel Zweiundzwanzig
Ihr Herz schlug hart gegen ihren Brustkorb, ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt, ihr ganzer Körper war angespannt.
Sie schlug die Augen wieder auf. Draco blickte sie an, in seinen Augen lag Verwirrung und vielleicht auch die Angst etwas falsch zu machen. Sein Gesicht kam ihrem Näher, Hermine atmete flach, sie wusste selber nicht, was geschehen würde, wenn sich ihre Lippen heute berührten. Doch all ihre Sorge war umsonst, eine Welle von Gefühlen, bestehend aus Verzweiflung, Enttäuschung, Zorn und Erleichterung überrollte sie, als Draco, anstatt sie küssen, ihr leise ins Ohr flüsterte:
„Ich will das nicht, Hermine, wir dürfen das nicht."
Er nahm langsam seinen Arm von ihrer Hüfte. All das hatte nur wenige Augenblicke gedauert, doch Hermine war es vorgekommen wie eine halbe Ewigkeit. Sie schluckte, war sich nicht sicher, ob ihre Stimme ihr gehorchen würde, wenn sie jetzt den Mund aufmachte. Also nickte sie nur leicht, sah ihm nach, als er die Treppe hinauf ging und sie drehte sich erst um, als sie seine Zimmertür leicht ins Schloss fallen hörte.
Was habe ich denn erwartet? Dass er mich heute küsst und wir danach durch die Schule spazieren, als ein Paar ... dass wir ... dass wir zusammen Weihnachten verbringen, uns über den ersten Schnee freuen?
Hermine seufzte und schüttelte den Kopf. Draco hatte recht, sie durften nicht. Niemand würde sie verstehen. Ein Gryffindor und ein Slytherin. Harry und Ron würden nicht mehr mit ihr reden, sie würden kein Verständnis entgegen gebracht bekommen, nichts. Hermine sah den letzten Brief von ihrem geheimnisvollen Schreiber auf dem Tisch liegen, sie hatte ihn dort hin gelegt, nachdem sie sich mehr oder weniger mit Draco vertragen hatte. Die Enttäuschung verwandelte sich in Zorn und ohne weiter darüber nachzudenken, griff sie den Brief und schleuderte ihn in die Flammen, die hungrig das Pergament fraßen. Hermine würde die Briefe nicht mehr öffnen, sie hatte keine Lust mehr, irgendwelche dummen Kommentare zu hören, sie hatte keine Lust mehr, als Besitz dargestellt zu werden.
„Lass mich in Ruhe, lass mich einfach in Ruhe, ich will keine Briefe mehr bekommen, ich möchte vergessen ...", wisperte sie leise in die Flammen und starrte auf die Stelle, wo zuvor das Pergament gelegen hatte. Er sollte ihr niemals mehr schreiben. Niemals...
„Hermine?", Harry sprach sie von der Seite an und sie zuckte zusammen. „Kann ich mich setzen?" Sie nickte und er und Ron, der sich hinter Harry im Schatten gehalten hatte, ließen sich neben sie sinken.
„Alles in Ordnung mit dir?", fragte Ron und sah sie an. Hermine runzelte die Stirn und nickte.
Es war Mitte November, langsam lag Weihnachten in der Luft, Hermine konnte es spüren, die leise, stetig zunehmende Vorfreude, die Spannung, die in der Luft lag.
„Bist du dir sicher?"
„Vollkommen", antwortete Hermine und lächelte Ron an.
„Du siehst aber nicht so aus", entgegnete Harry und blickte sie ernst an.
„Vielen Dank, welche junge Frau möchte nicht hören, dass sie scheiße aus sieht", grummelte sie.
„So haben wir das nicht gemeint, es liegt eine gewisse Traurigkeit in deinen Augen." Erneut runzelte Hermine die Stirn, starrte die Reihe von Büchern an.
„Ist das so, ja?", fragte sie leise und in Gedanken versunken. Es mochte schon sein dass sie traurig war, denjenigen, den sie brauchte, durfte sie nicht haben. Nur weil es irgendeine dumme Tradition vorsah. Gryffindor und Slytherin mussten verfeindet sein, es ging nicht anders. Die Ansichten der beiden Häuser passten nicht zusammen. Aber er ist doch anders, sagte sich Hermine in Gedanken immer und immer wieder. Wieso ... können wir nicht einfach zusammen sein, wie jeder andere auch? Die große Frage war so wieso, warum wollte Draco sie nicht küssen? Wollte er überhaupt mehr als Freundschaft? Er hatte nie Andeutungen gemacht, sich immer zurück gehalten.
„Mine?" Ron wedelte mit der Hand vor ihren Augen.
„Was ist?"
„Harry hat dich etwas gefragt!"
„Was denn?" Harry seufzte.
„Ich wollte wissen, ob es etwas mit Malfoy zu tun hat!"
„Was?" Ron legte ihr eine Hand an die Stirn.
„Kein Fieber, eindeutig."
„Was wollt ihr von mir?", fragte Hermine und ihre Stimme nahm einen leicht gereizten Klang an.
„Wir wollen wissen, warum du im Unterricht nur noch still vor dich herarbeitest, warum du manchmal in die Gegend starrst, auf irgendetwas, was wir nicht sehen können. Wir wollen einfach nur wissen, ob es dir auch gut geht." Hermine erhob sich und packte die Bücher in ihre Tasche, schwang sie sich über die Schulter und sah ihre Freunde an.
„Mit mir ist alles in Ordnung, ich
denke vielleicht länger über Sachen nach."
Harry und
Ron sahen sie perplex an, nickten und beeilten sich ebenfalls
aufzustehen.
„Komm einfach zu uns, wenn du bereit dafür bist, okay?"
„Natürlich, auch wenn ich nicht wüsste, was ich euch erzählen soll", murmelte sie und verließ die Bibliothek mit einem letzten Blick auf ihre besten Freunde.
Der Gemeinschaftsraum war leer, nur auf dem Tisch lag eine Feder und eine Rolle Pergament, vollgeschrieben. Neugierig ging Hermine hin, legte ihre Tasche auf einen Stuhl und nahm das Pergament hoch. Sie zog die Augenbrauen in die Höhe. Dracos Schrift war ordentlich, viel ordentlicher, als sie es erwartete hätte. Jeder Buchstabe klar lesbar, doch auch sie konnte man nicht mit der Schrift des Verfassers der Briefe vergleichen.
Es hatte keine Briefe mehr gegeben, anscheinend hatte er sie auch beobachtete, an dem Tag, als sie ins Feuer geflüstert hatte. Hermine war froh darüber. Niemals wieder sollte er ihr einen Brief schreiben, auch wenn es ihr nicht sonderlich half, dass keine Briefe mehr kamen. Wie sollte sie jemanden vergessen, der einem die ganze Zeit vor der Nase rumtanzte, den man jeden Tag sah? Es war schier unmöglich. Es wäre einfacher gewesen, wenn sie sich immer noch gehasst hätten, doch die Bande der Freundschaft waren fester geworden, sie stärkten sich, dennoch konnte man noch nicht von einer richtigen Freundschaft sprechen, in der Vertrauen herrschte und an erster Stelle stand.
Als sie aufsah, erkannte sie eine einzelne Schneeflocke, die an ihrem Fenster vorbeischwebte. Schnee im November? Sie lächelte versonnen und zuckte leicht zusammen, als jemand ihren Namen aussprach.
„Was machst du da?", fragte Draco sie, kam auf sie zu und nahm ihr das Pergament aus der Hand.
„Nichts, ich habe es mir nur durchgelesen. Die Scaloluos-Blume wird aber nicht zum Heilen von tiefen Wunden verwendet, sondern ausschließlich in Stärkungstränke beigemischt", erklärte sie Draco mit ernsthafter Miene und er konnte nicht anders, er musste lächeln.
„Danke, aber ich gebe ihn trotzdem so ab. Wie sieht es denn aus, sollte ich auf einmal keine Fehler mehr machen, glaub mir, Snape würde das sofort merken. Schließlich hat er ein Gespür für so Sachen." Hermine zuckte mit den Schultern.
„Es war nur nett gemeint." Draco seufzte.
„Das weiß ich, warum nimmst du dir eigentlich alles gleich so zu Herzen? Seit ihr Mädchen immer so?", fragte er, während er an ihr vorbei griff und Tintenfass und Feder in seiner Tasche verstaute, die er scheinbar mitgehabt hatte.
„Ich nehme es mir nicht zu Herzen", erwiderte Hermine ruhig und blickte ihn an.
„Nicht? Na gut, dann tust du es nicht. Hat dir mein Aufsatz wenigstens gefallen?"
„Du hast eine sehr ordentliche Schrift, Draco, das muss man dir lassen."
„Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?", fragte er sie und etwas in seiner Stimme ließ sie aufhorchen. Hörte sie sich etwa geschmeichelt an?
„Pass bloß auf, dass du von diesem einen Lob nicht eitel wirst, obwohl, du bist es schon", murmelte Hermine und Draco grinste sie an. Es war immer noch ungewohnt für sie und sie war sich nicht sicher, ob sie sich je daran gewöhnen würde. Als beide nichts mehr sagten, räusperte Draco sich und sagte dann:
„Ich werde mich dann mal nach oben in mein Zimmer begeben. Man sieht sich ja dann."
„Hast du gesehen? Es hat angefangen zu schneien."
„Mitten im November?", fragte er ungläubig und warf einen Blick aus dem Fenster. Draußen herrschte bereits tiefe Dunkelheit. „Das musst du dir eingebildet haben, Hermine."
„Habe ich nicht, da bin ich mir ganz sicher."
„Wenn du meinst", erwidert er und achtete nicht auf den entrüsteten Blick von Hermine, sondern stieg die Treppe hinauf.
A/N sry, meine lieben, dass es so kurz geraten ist, aber eure reviews sind mir die ganze zeit im kopf rumgeschwirrt ... gott, leute 13 geile reviews ... ich liebe euch ... dank an Jannilein, ich dachte schon dir gefällts nicht mehr , cdt , Drac0sGirl , Tea , Simsi , Heavenly , Miss Miah , HexenLady , Hermine87 , slYtherIn-gIrlY-91 , Janinchen , malibulina und Bbabygirl90 ... HEAGDL , auch wenn ich das bereits sagte ... ich hoffe ihr killt mich nicht, weil sie sich schon wieder nicht geküsst haben ;) hoffe darauf, dass ich wieder so viele bekomme, auch wenn ich dieses Mal nicht so spannend aufgehört habe und es euch gefällt R&R
