Kapitel Dreiundzwanzig

„Scheiße", flüsterte sie heißer, blickte auf die Bücher und die zerrissene Tasche.

„Nimm halt weniger mit", murmelte Ron, der ihr beim Aufsammeln der Bücher half und ihr einen überraschten Blick zu warf, als sie die Tasche mit einem Schlenker ihres Zauberstabes reparierte und die Bücher wieder hinein stopfte.

„Ich brauche die Bücher aber", entgegnete sie, ihre Stimme nur ein Flüstern.

„Willst du nicht vielleicht doch in den Krankenflügel gehen, Mine, du hörst dich nicht gut an und Mme Pomfrey bekommt es mit einem Heilungstrank bestimmt in den Griff."

„Ich bin nicht krank", erwiderte sie, doch als wollten ihre Wort ungläubig gemacht werden, schüttelte sie ein Hustenkrampf. Als sie nach Luft keuchend und mit Tränen in den Augen aufsah, musterten sie Rons Augen besorgt.

„Es wäre wirklich besser --", sie unterbrach ihn fauchend, auch wenn kaum mehr als ein Krächzen ihren Mund verließ:

„Ich bin nicht krank und ich werde auch ganz sicher nicht in den Krankenflügel gehen. Schließlich will ich nicht als schwach abgestempelt werden."

„Niemand wird dich schwach nennen, wenn du dir einen Trank geben lässt!"

„Nerv mich nicht", erwiderte sie und hängte sich ihre Tasche um. „Außerdem wollte Professor McGonagall den Plan für die Wiederholungen rausgeben. Danach gehe ich in die Bibliothek, um mir die nötigen Bücher auszuleihen. Sollte ich dann noch Zeit haben, kann ich eventuell in den Krankenflügel gehen."

„Ich hasse dich für deine Starrköpfigkeit", knurrte Ron, schenkte ihr noch einen Blick und ging weiter. Hermine schloss zu ihm auf, schlang den Schal fester um ihren Hals und warf ihm einen Blick von der Seite zu.

„Komm schon Ron, ich habe keine Zeit dazu, ich möchte mich schließlich auf die Prüfungen vorbereiten und dazu brauche ich Zeit."

„Die Prüfungen sind im Juli, wenn ich daran mal erinnern darf und wir haben Ende November. Also kannst du mir nicht erzählen, dass du jetzt schon für die Prüfungen lernst, du schneidest doch eh mit einem Herausragend in allen Fächern ab", setzte er noch hinzu und schaute wieder nach vorne.


„Das ist der Plan, auf dem sehr genau verzeichnet steht, was Sie tun können, um sich gründlich auf die Examen vorzubereiten. Es ist kein Zwang diesen Plan zu benutzen, aber es kann Ihnen auch nur gut tun", teilte ihnen Professor McGonagall mit und ließ die Blätter rumgehen.

„Ist es nicht zu früh, jetzt schon anzufangen?", murmelte Lavender Brown in der ersten Reihe fragend und Professor McGonagall, die es gehört hatte, schürzte die Lippen und antwortete:

„Es ist nie zu früh für eine Abschlussprüfung zu üben, Miss Brown. Und ich an Ihrer Stelle, würde mich in Verwandlung darum bemühen, auf dem neuesten Stand zu bleiben." Ihre Stimme war schneidend und Lavender errötete leicht.

„Miss Granger, Sie sehen nicht sehr gesund aus, wollen Sie nicht vielleicht in den Krankenflügel gehen?", fragte Professor McGonagall Hermine freundlich, sehr zur Freude von Ron, doch Hermine schüttelte den Kopf, räusperte sich und sagte:

„Nein, es ist nicht nötig, dass ich in den Krankenflügel gehe, Professor."

„Ganz wie Sie meinen", entgegnete McGonagall und Hermine lächelte ihre Verwandlungslehrerin an.

Warum wollten sie denn alle, dass sie in den Krankenflügel ging? Ihr ging es doch nicht schlecht, sie hatte sich eine leichte Erkältung zugezogen, mehr war das nicht...


Sie saß zwischen Harry und Ron, Ginny hatte ihr gegenüber Platz genommen und alle drei aßen mit ordentlichem Appetit. Hermine aß nichts, schon alleine von dem Essengeruch drohte ihr schlecht zu werden. Auf einmal stand Dumbledore auf und klopfte mit dem Messer gegen sein Glas. In der Halle verstummten nach und nach die Gespräche, alle Augen wurden auf Dumbledore gerichtet, der auf die Schülerschar hinablächelte.

„Ich darf euch mit Freuden mitteilen, dass sich das gesamte Lehrerkollegium einig ist, dass ein Ball zu Silvester das Beste ist. Wir bitten daher die beiden Schülersprecher, die auch den Ball eröffnen werden, sich Gedanken darüber zu machen, wie der Ball vonstatten gehen soll. Die Vorschläge können bei Ihren jeweiligen Hauslehrern abgegeben werden. Jeder der in Hogwarts bleiben wird, hat das Vergnügen an einem hervorragenden Ball teilzunehmen", schloss er und ließ sich auf seinen Stuhl zurücksinken, seine blauen Augen huschten kurz zu Hermine und Draco, als wollten sie die Reaktion der beiden aufnehmen. Sie hatten die Mienen nicht verzogen, auch wenn es in Hermine aussah wie nach einem Orkan. Draco und sie sollten den Ball eröffnen. Ein hartes Stück Arbeit würde es sein, die Fassade des Hasses auf recht zu erhalten, niemand würde es verstehen können...


Sie schloss die Augen und lehnte sich für einen Augenblick zurück. Ihr Hals schmerzte und in ihrem Kopf hämmerte es.

Draco und sie hatten nicht mehr über den Ball an Silvester gesprochen, auch wenn es schon zwei Tage her war. Hermine öffnete die Augen wieder und warf einen Blick auf ihren Zettel. Für zwei Tage hatte sie schon einiges geschafft. Drei Bücher waren noch nicht zurückgegeben worden, aber sie wollte sich eines von ihren Eltern zu Weihnachten wünschen. Dieses Buch fehlte eh in ihrer Sammlung, somit war es das passende Weihnachtsgeschenk. Hermine würde es einfach sich per Post zustellen lassen. Ihr Eltern konnten schlecht in die Winkelgasse gehen.

Ein erneuter Hustenanfall schüttelte sie und danach brannte ihr Hals wie Feuer. Vielleicht hatte Ron doch recht und sie sollte in den Krankenflügel gehen? Nein, sie würde nicht hingehen, sie würde durchhalten. Jede einfach Erkältung ging einmal vorbei.

Du hast keine einfache Erkältung, sondern eine Grippe, flüsterte die kleine Stimme in ihrem Kopf und Hermine schüttelte ihn, um sie loszuwerden, was jedoch nur eine Welle von Schmerzen hervorrief.

Müde beugte sie sich wieder über das Buch was vor ihr aufgeschlagen lag. Die Buchstaben verschwammen vor ihrem Auge, doch Hermine achtete nicht darauf, nahm die Feder wieder zur Hand und fuhr fort sich Notizen zu machen.


„Ich kann es ja wirklich nicht glauben." Sie schreckte hoch. Die Lampen in der Bibliothek brannten und draußen vor dem Fenster herrschte Nacht. Regen wurde gegen die Fenster gepeitscht. Ron und Harry standen vor ihr, die Arme verschränkt.

„Du kommt jetzt mit, Hermine und wir gehen gemeinsam in den Krankenflügel", sagte Harry ernst und Hermine schüttelte den Kopf.

„Mir geht es gut", murmelte sie.

„Ja sicher, du bist die Gesundheit in Person", grummelte Ron mürrisch und fing an, ihre Sachen zusammenzupacken.

„Lass das. Ich bin hier noch lange nicht fertig."

„Doch bist du", meinte nun auch Harry und schwang sich Hermines Tasche über die Schulter.

„Was zum Teufel macht ihr da?"

„Wir packen deine Sachen ein und versuchen dich zur Vernunft zu bringen." Hermine stand ruckartig auf, taumelte und konnte sich gerade noch an der Tischkante festhalten.

„Da, siehst du was du von deiner ewigen Arbeiterei hast? Dunkle Ringe unter den Augen und eine Grippe, die deinen Körper schwächt."

„Du bist nicht mein Dad, Ron, du kannst mir nicht befehlen, in den Krankenflügel zu gehen." Sie hustete.

„Wir können dich zwingen, Mine, aber das wollen wir nicht, wir sind doch nur um dein Wohl besorgt."

„Ihr sorgt euch zu viel." Harry schnaubte.

„Komm jetzt mit Hermine", sagte er mit ernster Stimme und wollte ihr einen Arm um die Schulter legen, doch Hermine wehrte ihn ab.

„Wenn ich euch doch sage, dass ich nicht krank bin, verdammt noch mal. Warum glaubt ihr mir denn --", erneut unterbrach sie ein Hustenanfall. Sie bekam keine Luft mehr und hatte das Gefühl zu ersticken. Ihre Finger krampften sich um die Tischkante, an den Rändern ihres Bewusstsein wurde es schwarz.

„Hermine?", Rons Stimme drang wie durch einen Nebel zu ihr, die Schwärze verdichtete sich, nahm ihr den Blick auf den Fußboden der Bibliothek...


Als Hermine das nächste Mal die Augen aufschlug, war es mitten in der Nacht. Sie lag nicht in ihrem Bett, in ihrem Zimmer, sie war im Krankenflügel. Die weißen Bettlaken und der sterile Geruch sprachen für sich. Harry und Ron hatten sie also doch hier her gebracht. Warum hatten sie denn nicht einfach akzeptiert, dass es ihr gut ging. Aber wenn es ihr wirklich gut gehen würde, dann würde jetzt nicht hier liegen oder? Etwas regte sich, Hermine konnte im ersten Moment nicht glauben, was sie sah. Ron hatte den Kopf auf ihr Bett gebettet und schnarchte leise.

„Ron?", fragte sie leise, doch er reagierte nicht. „Ron?", fragte sie lauter und er murmelte etwas im Schlaf, Hermine konnte es nicht verstehen. Vorsichtig stupste sie ihn mit dem Fuß an, er fuhr aus dem Schlaf, sah sich um und schien im ersten Moment nicht recht zu wissen wo er war, bis sein Blick schließlich auf Hermine fiel, die ihn musterte.

„Was machst du hier?", verlangte sie zu wissen.

„Schlafen", murmelte er und in der Düsternis, die herrschte und nur vom silbrigen Licht des Mondes durchbrochen wurde, konnte Hermine nicht erkennen, wie sich Röte auf seine Wangen schlich.

„Warum habt ihr mich hier her gebracht?"

„Weil du umgekippt bist."

„Wo ist Harry?"

„Oben?", fragte er leicht genervt zurück, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Warum bist du hier?"

„Weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe?" Sie seufzte.

„Deswegen musst du doch nicht solange hier bleiben, bis du einschläfst."

„Mme Pomfrey hat das auch gesagt, aber in der Hinsicht war ich ausnahmsweise einmal genau so starrköpfig wie du." Hermine lächelte, trotzdem schlich sich immer und immer wieder die Frage nach dem Warum in ihre Gedanken. Warum blieb Ron hier, wenn Mme Pomfrey sagte, dass es nichts lebensbedrohliches war?

Hatte Harry vielleicht doch recht, dass Ron etwas mit den geheimnisvollen Briefen zu tun hatte, dass er sie vielleicht doch viel lieber mochte, als er zugab? Undeutlich krochen Erinnerungen hoch, Wörter, die er gesagt hatte, sein Verhalten, was er an den Tag legte. Konnte es denn wirklich sein?

„Ron, ich will, dass du jetzt gehst. Du schleichst dich hoch in den Schlafsaal und ich sehe dich und Harry morgen beim Frühstück."

„Das glaube ich kaum", antwortete Ron ihr, während er aufstand. Eine Hand lag noch immer auf der Matratze.

„Warum?"

„Mme Pomfrey meinte, dass du hier bleiben müsstest, bis spätestens morgen Abend." Hermine runzelte die Stirn, doch ehe sie weitere Gedanken denken konnte, kroch heftige Müdigkeit in ihre Glieder.

„Werden wir sehen", murmelte sie schlaftrunken und schloss die Augen.

„Nacht, Mine", hörte sie Ron noch flüstern, doch dann nahm der Schlaf sie in Empfang...


A/N yiha ... da haben wir die hunderte grenze bei der gesamtzahl der reviews überschritten ... thnx a lot ... dank an Jannilein, das freut mich zu hören ;) und ein kiss kommt zurück, Bbabygirl190 , cdt , Drac0sGirl , Janinchen, freut mich ebenfalls zu hören, dass es euch beiden so gut gefällt , Hermine87 , malibulina , ich freu mich auch über zwei ;) und Miss Miah ... HEAGDL ... nächstes chap. für euch ... erwarte mit freude eure reviews ... R&R