Kapitel Vierundzwanzig
Ein Donner weckte sie, Hermine schlug ruckartig die Augen auf und wusste erst im zweiten Augenblick, wo sie sich befand. Sie gähnte, warf einen Blick auf die Uhr, die an einer Wand stand und stieß einen entsetzend Schrei aus. Sofort eilte Mme Pomfrey aus ihrem anliegenden Büro herein.
„Was ist denn passiert, Miss Granger?", fragte sie beunruhigt und fühlte ihr die Stirn.
„Es ... es ist bereits halb zehn. Ich muss in den Unterricht."
„Ah, der Trank scheint gewirkt zu haben. Sie gehen nirgendwo hin, Sie werden sich heute ausruhen und morgen können sie von mir aus wieder in den Unterricht gehen."
„Aber mir geht es gut."
„Sie bleiben hier", erwiderte Mme Pomfrey streng und wartete nicht darauf, dass Hermine ihr eine erneuten Gegenantwort schenken würde, sondern hielt ihr einen Becher entgegen, aus dem es dampfte.
„Trinken Sie den, ansonsten bleiben Sie bis Weihnachten hier und das hat, weiß Gott noch Zeit." Hermine nahm tapfer den Becher entgegen und schluckte die brennenden Flüssigkeit in einem Rutsch hinunter.
„Bah."
„Ich finde es immer wieder herzrührend, wie sich die Schüler für meine Pflege bedanken."
„Es tut mir Leid, Mme Pomfrey, ich danke Ihnen ja auch, nur leider mag ich diesen Trank nicht besonders."
„Ist in Ordnung, Miss Granger, Sie müssen sich nicht bedanken, es ist mein Beruf Schülern zu helfen, die es nicht für nötig halten, zu mir zu kommen, wegen einer, wie sie denken, harmlosen Erkältung." Den Blick, den sie ihr zuwarf, sprach für sich.
„Ich konnte doch nicht ahnen, dass es so schlimm sein wird", murmelte Hermine vor sich hin, sobald Mme Pomfrey außer Hörweite war.
Ron und Harry kamen sie besuchen, kaum war der Gong durch das Schloss geschallt, der das Ende des Unterricht ankündigte.
„Wie geht es dir, Mine?", fragte Harry und musterte ihr Gesicht sorgfältig.
„Man kann nicht klagen", antwortete Hermine.
„Hier", sagte Ron, kramte in seiner Tasche und reichte ihr ein fein säuberlich beschriebenes Pergament. Hermine nahm es, warf einen Blick darauf und erstarrte. Ihre Finger krallten sich um das Pergament, ihr Augen huschten zu Ron, der sich scheinbar interessiert im Krankenflügel umsah, als hätte er ihn noch nie gesehen. Diese Schrift. Sie kannte sie, es war nicht Rons Schrift, sie war ordentlich, gestochen scharf ... es war die Schrift des geheimnisvollen Schreibers oder nun mehr, es war die Schrift von Ron. Vor drei Jahren hatte er mehr oder weniger bemerkt, dass sie ein Mädchen war, er wollte sie zum Ball bitten, aber Viktor Krum hatte sie zuerst gefragt. Konnte es denn sein? War es wirklich war?
„Alles in Ordnung Hermine?"
„Ja", sie räusperte sich. Wenn es wirklich wahr war, wieso war Ron nicht gekommen, wieso hatte er sie nicht gerettet, wenn er doch alles sehen konnte? Er wusste was zwischen ihr und Draco passiert war, sein Hass auf ihn konnte sich daher nur noch gesteigert haben. Die Situation in der Großen Halle, als Seamus sie aufgefangen hatte. Ron war da gewesen, er war eifersüchtig gewesen, hatte sich ständig als ihren Beschützer ausgegeben. Die negative Meinung über Draco.
Alle Teile des kaputten Spiegels schienen sich langsam wieder zusammenzusetzen, Hermine konnte teilweise ihr Spiegelbild in dem reparierten Glas sehen.
Doch tief in ihrem Innern wollte sich ein Teil ihres Ichs nicht damit bereit erklären, dass es Ron war, der ihr all die Briefe geschrieben hatte.
„Ron, woher hast du das Pergament."
„Mitgeschrieben, für dich."
„Aha", nuschelte sie, während sie so lange auf die Buchstaben stierte, dass sie zu verschwimmen drohten.
„So, Miss Granger, Sie dürfen den Krankenflügel jetzt verlassen, ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Aufenthalt und passen demnächst besser auf sich auf", leierte Mme Pomfrey den Satz hinunter und Hermine schenkte ihr ein zuckersüßes Lächeln.
„Aber sicher doch, Mme Pomfrey." Sie lächelten sich noch einmal an und danach viel die schwere Holztür hinter ihr ins Schloss.
Draco saß am Tisch, kritzelte eifrig etwas auf eine Rolle Pergament, scheinbar ganz versunken in seinem Aufsatz, sodass er zusammenzuckte, als Hermine ein Buch, welches sie sich noch schnell aus der Bibliothek geholt hatte, auf den Tisch knallen ließ.
„Oh, du bist wieder da."
„Richtig bemerkt", sagte Hermine, zu freundlich, nach Dracos Geschmack. Er legte die Feder beiseite und sah sie an.
„Alles in Ordnung mit dir? Diese Freundlichkeit gefällt mir nicht, sicher, dass Mme Pomfrey dich nicht zu früh aus dem Krankenflügel entlassen hat?" Hermines Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Du weißt also, dass ich im Krankenflügel war, ja? Dann frage ich mich, warum du nicht mal reingeschneit bist, um zu sehen, ob es mir gut geht, das macht man unter Freunden so." Sie betonte das Wort Freunde extrem und Draco zog eine Augenbraue hoch.
„Hermine, ich glaube, du erwartest ein wenig viel von dieser Freundschaft." Hermine starrte ihn an und musste sich bemühen, dass ihr Mund nicht aufklappte.
„Ich erwarte zu viel von der Freundschaft?", fauchte sie fragend und blitzte Draco an, der sich lächelnd zurücklehnte und die Arme vor der Brust verschränkte.
„Ja. Du gehst davon aus, dass ich dich besuchen, wenn du krank im Krankenflügel liegst, du erwartest von mir Sachen, denen ich nicht nachgehen kann, weil ich erstens keine Vorstellung davon habe, wie man es macht und zweitens, du weißt, dass es so schon ein großer Zufall ist, wie ich es mal nennen will, dass wir miteinander reden, normal, ohne uns anzufauchen, auch wenn du das im Augenblick tust."
„Aha. Und was war mit der Sache, dass du auch angefangen hast, mich zu mögen? Ich werde aus dir einfach nicht schlau. Sobald man etwas ... sobald ich etwas mehr vielleicht von einer Freundschaft erwarte, wirst du eitel, kalt und einfach nur total arrogant. Himmel, Draco. Reicht dir das denn?" Sie sah ihn an, in ihrem Innern tobte ein Kampf. Sie ließ mit sich machen was er wollte. Er bestimmte die Zeit, wenn er nett zu ihr war, es ging alles nur von Draco aus, aber machte sie einen Schritt auf ihn zu oder versuchte es zumindest, blockte er ab, wurde wieder zu dem Eisklotz, den sie kannte.
„Willst du die Wahrheit hören?" Hermine nickte stumm. Seine Augen verdunkelten sich. „Ich kann sie dir aber nicht sagen, weil du es ... du würdest es nicht verstehen. Du glaubst mich zu kennen, du hast das Gefühl, Draco Malfoy zu kennen, dabei weißt du gar nichts von mir."
„Du lässt mir auch nicht die Möglichkeit, dich näher kennen zu lernen. Wir reden nie über Familie oder sonstige Sachen. Ich weiß ja noch nicht einmal, was du sonst noch so in deiner Freizeit machst, außer Quidditch spielen. Und selbst das hast du mir nicht erzählt..." Hermine verstummte und ihr wurde bewusst, dass sie sich schon wieder stritten.
„Frag mich von mir aus, was du willst", sagte mit einem arroganten Grinsen und schaute sie erwartungsvoll an.
Du gehst nicht in die Luft, du bleibst ganz ruhig und schreist ihn nicht an...
Hermine amtete tief ein und aus, lächelte ihn an und sagte mir einer Stimme, in der so gut wie kein Spott mitschwang:
„Danke, Draco, aber ich ziehe es vor, wenn man von sich aus etwas über sich erzählt."
Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Er war verschlossen, redete kaum noch mit ihr. Es konnte doch nicht daran liegen, dass sie ihn so angefahren hatte, weil er nicht in den Krankenflügel gekommen war? Hermine hatte sich entschuldigt, aber Draco hatte nur mit dem Kopf geschüttelt und weiter in seinem Buch gelesen. Hermine konnte kein richtiges Gespräch mehr mit ihm anfangen, er blockte immer sofort ab, redete sich mit Hausaufgaben raus, mit einem Treffen. Er traf sich wieder mit Parkinson. Auch wenn Draco sie nicht mit hoch in den Gemeinschaftsraum brachte, Hermine wusste es. Sie hatte keine Ahnung, aber in seinen Augen lag irgendein heimlicher Glanz und er schien ausgeglichener. Parkinson musste irgendwas mit ihm oder seinen Körper tun. Bei dem Gedanken, dass Parkinson näher an ihn herankam, als Hermine, stellten sich ihr die Nackenhaare auf und sie fragte sich erneut, was er an diesem Mädchen fand.
Nachdem sie es mehrere Male versucht hatte, ihn anzusprechen, mit ihm ein Gespräch aufzubauen und er immer und immer wieder abschottete, hatte sie es aufgeben. Nun war lag es an ihm, zu ihr zu kommen, von sich aus mit ihr zu reden. Doch das würde wahrscheinlich in hundert Jahren nicht passieren.Noch zu dem Kampf mit ihrem Gewissen, kam die Tatsache, dass Ron anscheinend wirklich die Briefe schrieb, auch wenn er dann ein recht guter Schauspieler sein musste. Den Zorn, den er auf die beiden Jungen gehabt hatte, den Zorn auf Draco, auch wenn er den vielleicht nicht wirklich spielen musste, er war schließlich da, von anfang an.
Somit stand Hermine in einem inneren Konflikt mit sich selber. Sprach sie ihn an, würde er wahrscheinlich wieder irgendeinen Vorwand haben, um ihr aus dem Weg zu gehen, ließ sie es sein ... fing sie an ihn zu vermissen, auch wenn es absurd klang.Redete sie mit Ron, würden sie sich garantiert wieder streiten, redete sie nicht mit ihm, bauten sich Fragen über Fragen auf und bereiteten ihr Kopfschmerzen. Sie seufzte.
Hermine schreckte aus ihren Gedanken. Er war wieder da, von einem der Treffen mit Parkinson. Sollte sie ihn jetzt zur Rede stellen? Was würde es ihr bringen? Eine erneute Abfuhr?
„Draco ich muss mit dir reden", murmelte sie leise, er drehte sich zu ihr um und blickte sie an, fragend und mit einer leichten Vorahnung im Blick...
A/N danke, danke, danke ... Jannilein , Drac0sGirl , cdt , Tea , Heavenly , Bbabygirl90 , HexenLady , malibulina und MissHermineGranger ... wisst ihr eigentlich, dass ihr mich am schreiben haltete und wisst ihr, dass ich euch dafür nicht genug danken kann? HEAGDL und DANKE noch mal :) R&R
