Kapitel Fünfundzwanzig
„Du musst mit mir reden?", fragte er, der heimliche Glanz in seinen Augen, die Lippen rot, wie Hermine feststellte.
„Was ist das da an deinem Hals?" Dracos Hand fuhr gedankenversunken an die eine rote, leicht blutige Stelle an seinem Hals. Ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht.
„Ich glaube kaum, dass es dich interessiert."
„Oh, da glaubst du falsch, mich interessiert es sehr wohl. Es sieht nämlich nicht gerade angenehm aus."
„Feuer der Leidenschaft", antwortete er ihr und sein Grinsen wurde breiter.
„Feuer der Leidenschaft?", fragte Hermine ihn angewidert und blickte voller Ekel auf seinen Hals.
„Glotz meinen Hals nicht so an, es ist was vollkommen harmloses. Keine Bange, da kommt nicht irgendwas raus oder so", sagte er, hastig klingend und legte seine Hand auf den Fleck, um ihn zu verdecken.
„Ich glotze deinen Hals nicht an, nur diesen Knutschfleck, der sich da breit gemacht hat und noch dazu von Parkinson stammt." Draco zog eine Augenbraue hoch.
„Eifersüchtig?"
„Auf dieses Weib? Mein Niveau ist weitaus höher als ihres und da du das ja anscheinend nicht bemerkst, mir laufend aus dem Weg gehst, mit irgendwelchen Ausreden ankommst. Merkst du eigentlich nicht, dass du vor einem Konflikt davon rennst?"
„Ich renne ganz sicher nicht vor einem Konflikt mit dir davon, dass wäre ja noch schöner. Was willst du Hermine? Dass ich mich genauso verhalte, wie Potter und Wiesel? Von mir aus warte darauf, aber es wird nicht passieren." Sie schluckte.
„Nein, ich weiß, dass du weder Ron, noch Harry bist. Aber du zeigst mir trotzdem seit einiger Zeit die kalte Schulter, seit anderthalb Wochen um genau zu sein." Er lachte trocken.
„Wie rührend, du zählst die Zeit, in der wir nicht miteinander reden."
„Was dagegen?", fragte Hermine fauchend und ließ somit alle Prinzipien links liegen. Sie hatte nicht Fauchen wollen und laut hatte sie auch nicht werden wollen. Aber Draco schaffte es immer, mit seiner gleichgültigen Art, dass sie explodierte.
„Überhaupt nicht, aber ich weiß trotzdem nicht, was du dir davon erhoffst." Fragend warf er ihr einen Blick zu, als Hermine auf ihn zu ging und stehen blieb, als sie kaum mehr ein Schritt trennte.
„Interessiert dich das wirklich?" In ihren Augen funkelte der Zorn, ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt.
„Ja, doch, tut es, schließlich sind wir ja befreundet, wie du es nennst. Da erkundigt man sich doch nach dem Wohl des anderen und nach Neuigkeiten. Hast du vielleicht rausgefunden, wer der geheimnisvolle Schreiber ist, der dir ja Briefe geschrieben hat, seit einiger Zeit aber nicht mehr?"
„Das ist dir aufgefallen?" Hermines Stimme troff vor Spott.
„Natürlich."
„Wie schön für dich, ja habe ich." Für einen Augenblick zerbröckelte seine Fassade der Coolness und Erstaunen legte sich quer über sein Gesicht, doch er fing sich schnell wieder.
„Darf ich fragen, wer er ist?"
„Nein, darfst du nicht."
„Ist es zufälligerweise das Wiesel?" Hermine amtete tief ein und nickte. Draco, der sich zwar um Fassung bemühte, brach in lautes Lachen aus.
„Hör auf", fauchte sie ihn an, doch er hörte sie nicht, hielt sich den Bauch und es fehlte nur noch, dass er sich auf die Schenkel klopfte.
„Hör auf", schrie Hermine nun und ehe sie wusste, was sie tat, hatte sie Draco geschubst, er fiel auf den Boden und hörte ruckartig auf zu lachen. Hermine wollte einen Schritt nach vorne machen, doch er stellte ihr mehr oder weniger ein Bein, sodass sie halb auf ihm landete.
„Mach das nicht noch einmal", sagte er leise, doch Hermine sah ihn an, die Hände neben seinen Rippen.
„Du hast mir gar nichts zu sagen, Draco. Ich schubse wen ich will, ich schreie an, wen ich will. Ich hasse es, wenn man sich über mich lustig macht." Sie schenkte ihm einen abwertenden Blick. Draco schien für einen Augenblick zu überlegen, doch ehe Hermine etwas tun konnte, hatte Draco sie umgedreht, sie lag nun auf dem harten Boden und er kniete über ihr. Seine Hände hatten ihre Handgelenke gepackt und drückten sie auf den Boden.
„Und was machst du jetzt, hm? Jetzt kannst du gar nichts mehr machen, niemand versucht mich zu schlagen, Hermine, niemand, hast du verstanden?"
„Mach so weiter und du hast meinen Sabber in deinem Gesicht hängen", entgegnete ihm Hermine zornig, er allerdings schenkte ihr ein nachsichtiges Lächeln.
„Lass deinen Zorn ruhig raus." Sie wollte etwas erwidern, hielt den Mund aber geschlossen und sagte nichts, sondern starrte zu ihm auf. Seine Knie waren auf der Höhe ihrer Hüften, sie konnte sie spüren, obwohl er sie nicht berührte. Die Haare fielen ihm ins Gesicht, doch er konnte sie nicht zurückstreichen, denn dann hätte er die Hände von Hermine loslassen müssen und somit die Kontrolle über sie verloren, das wollte er nicht.
„Lass mich los", flüsterte sie leise, als sie in seinen Augen zu versinken drohte.
„Warum sollte ich das tun?", fragte er leise zurück, sein Blick lag auf ihrem Gesicht, ein selbstzufriedener Ausdruck in seinen Augen.
„Weil ich dich darum bitte."
„Du bittest mich darum?" Hermine nickte stumm. Sollte sie noch länger hier unter ihm liegen, dann wusste sie nicht was geschehen würde.
„Bitte, Draco, lass mich los, ich ... ich möchte doch nur, dass du ... dass wir wieder normal miteinander reden. Ich weiß, ich hätte dich nicht schubsen dürfen ... es war, es war nicht richtig von mir, verdammt. Lass mich los", sagte sie nun schon lauter und versuchte ihre Handgelenke aus seinem Griff zu befreien, doch Draco ließ es nicht zu.
„Lass mich los oder ich schreie."
„Dich kann hier niemand hören."
„Ron kann mich sehen, er kann alles sehen, er beobachtet mich." Ein spöttisches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Das mag vielleicht sein, aber er kennt das Passwort nicht."
„Ich habe es ihm gesagt", log Hermine und schloss die Augen, damit sie nicht mehr in seine hineinsehen musste.
„Du lügst, Hermine, ich sehe es dir an, wenn du lügst."
„Was willst du mit mir machen?"
„Nun, ich könnte alles mit dir machen." In seiner Stimme klang ein leises Lachen mit.
„Ron würde dich umbringen", erwiderte sie hoffnungsvoll, die Augen nun wieder geöffnet.
„Du weißt genau, dass er es nicht schaffen würde, Hermine. Niemand kann mich töten."
„Draco, du bist nicht unsterblich."
„Aber er kann mich nicht töten, Hermine. Und weißt du auch warum? Weil er, ehe er auch nur ein Wort sagen könnte, mausetot auf dem Boden liegen würde. Ich habe die Ausbildung eines Todessers, wenn ich dich daran noch einmal erinnern darf und Todesser scheißen auf einen fairen Kampf. Wir kämpfen um zu überleben, wir kämpfen um zu töten."
„Kämpfst du auch um zu Töten?", flüsterte Hermine ihn fragend, sah ihn an und erkannte wieder diesen Schimmer von Trauer in seinen Augen. Mit einem Mal ließ er ihre Handgelenke los, stand auf und drehte ihr den Rücken zu. Hermine aber blieb liegen, sah seinen Rücken an und wartete auf eine Antwort.
„Ich kämpfe nicht um zu Töten. Ich habe es einmal getan, ich werde es nicht wieder tun, Hermine. Ich verspreche es dir", murmelte er leise, warf ihr einen letzten Blick zu und entschwand nach oben in sein Zimmer.
Die Nacht senkte sich langsam über das Schloss, Draco hatte sein Zimmer nicht mehr verlassen. Hermine saß in einem der Sessel, das Feuer brannte gemütlich, das warme Licht hüllte den Raum in eine dämmrige Dunkelheit.
Einem Impuls folgend sah Hermine aus dem Fenster und ein Lächeln legte sich über ihr Gesicht, als sie die ersten Schneeflocken des Jahres leise zu Boden schweben sah. Sie stand auf und stellte sich an das Fenster. Der Boden war bedeckt von einer kaum sichtbaren weißen Schicht, der Wind spielte mit den Flocken, wirbelte sie herum, bis sie sich schließlich auf dem Gras niederließen. In Hagrids Hütte brannte noch Licht, es fiel durch einen Spalt des Vorhangs auf den Boden. Harry, Ron und sie waren lange nicht mehr bei ihm unten gewesen.
Ron...
Er bereitete ihr Kopfzerbrechen. Konnte es denn wirklich sein, dass er es war, der die Briefe schrieb? Es waren so viel Fragen, die sich in ihr auftürmten, sie wollte nicht, dass er es war, sie wollte, dass es jemand anderes war. Niemand anderes sollte es sein, außer er. Aber konnte sie die Zeichen denn verleugnen? Nein. Ron hatte ihr das Pergament gegeben, ordentlicher als sonst irgendjemand schreiben konnte. Die Schrift des Schreibers. Hermine schlug mit der geballten Faust auf die Sessellehne. Staub flog auf. Ron schien sie zu lieben, aber liebte sie Ron? Nein. Er war ihr Freund, ihr bester Freund. Sie konnte sie keine Beziehung mit ihm vorstellen, er war ein Bruder für sie. Kein Freund in diesem Sinne.
„Ich will nicht, dass du es bist, er soll es sein, nur er." Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen bäumte sich eine Welle des schlechten Gewissens in ihr auf. Ron konnte doch alles sehen, alles hören, was sie machte. Hermine hatte nicht gedacht, dass er wirklich so schlau war, er war es, aber nicht, dass er es so einsetzte. Sie seufzte. Er musste es gehört haben, nun wusste er wenigstens, dass sie sich nichts mit ihm vorstellen konnte, wie sie zu ihm stand.
Hermine langte nach der Tasche, die neben ihr auf dem Boden lag, kramte darin herum und schlug ihren Kalender auf, den sie sich aus der Muggelwelt mitgenommen hatte. Heute war der sechste Dezember. Es waren nur noch zwei Wochen bis Weihnachten, bis die große Halle mit Tannen aus dem Verbotenen Wald geschmückt werden würde. Bis Professor Flitwick sie verzaubern würde. Auch der Sylvesterball rückte näher und näher, Draco und sie hatten sich noch keine Gedanken darüber gemacht.
Ich verspreche es dir, die Worte hallten in ihrem Gedächtnis nach. Er hatte einmal gekämpft um zu Töten und würde es nie wieder tun, er hatte es ihr versprochen.
Ganz leise, sodass sie sich sicher war, dass selbst Ron es nicht hören konnte, murmelte sie:
„Ich liebe dich, Draco." Die Flammen schienen für einen Augenblick zu wachsen, als wollten sie ihr Antwort geben, fielen dann jedoch in sich zusammen und flackerten gemütlich weiter. Vielleicht würde sie es ihm dann sagen, sie wusste es nicht, sie würde das tun, was ihr Herz ihr sagte ...
A/N hey ... ja, tut mir leid, dass ich mich nicht schneller wieder ans schreiben gemacht habe, meine woche war ein wenig stressig und ideen wollten nicht so recht komme, dafür ist das chap. ein wenig länger als das letzte...dank an Drac0Girl , du ziehst um und liest meine geschi trotzdem, oh mein gott, vielen vielen dank, auch, dass du reviewst ;) , MissHermineGranger , freut mich zu hören , Bbabygirl90 , thnx und malibulina ... HEAGDL ... R&R
