Kapitel Sechsundzwanzig
„Hermine, komm schon", rief Ginny wartend vom Fuße der Marmortreppe. Hermine, dick eingepackt und einen Wollschal um den Hals geschlungen, warf noch einen Blick zurück in den Gang, aus dem sie gekommen war. Er schenkte ihr noch einen Blick, drehte sich dann um und verschwand lächelnd im Gang, aus dem sie gekommen war.
„Jetzt komm schon", rief nun auch Harry, dessen Augen glänzten. Er schien glücklich zu sein.
Kalte Luft schlug ihr entgegen, ihr Atme war sichtbar in der kalten Luft. Kaum hatte Hermine den Schnee gesehen, erfasste sie die gleiche Freude wie die anderen. Sie packte Ginny an der Hand und stürmte los.
„Hey, was soll das denn werden?", hörten sie Ron hinter ihnen herschreien, doch sie grinsten sich nur an. Während sie für den einen Augenblick nicht auf den Weg achteten, stolperten sie in eines der Schneelöcher und fielen in den Schnee.
Hermine drehte sich lachend um und sah hinauf in den grauverhangenen Himmel.
„Hast du schon mit Harry gesprochen?", fragte Ginny sie leise und drehte sich auf die Seite, den Kopf auf ihrer Hand abgestützt.
„Ja habe ich." Als sie nicht weitersprach, sondern gedankenversunken weiterhin in den Himmel starrte, fragte Ginny:
„Hast du also, ja! Was hat er gesagt?"
„Nichts", entgegnete Hermine, während ein Plan in ihren Gedanken reifte. Harry und Ginny würden unter jedem Umstand zusammen kommen, an Weihnachten.
„Nichts? Oder sagst du es mir einfach nicht?"
„Habe ich dich je angelogen?", fragte Hermine sie, mit einer hochgezogener Augenbraue.
„Ja, hast du. Du hast mir zum Beispiel nicht gesagt, dass du was von Fred wolltest, damals." Hermine errötete leicht, doch dank der Kälte konnte man es nicht sehen, da ihre Wangen sowieso gerötet waren.
„Hermine wollte etwas von Fred?", fragte Harry keuchend, einen Schneeball in der Hand, den er nun hin und her wiegte.
„Echt jetzt?", wollte Ron wissen, die Hände in die Hüfte gestemmt und auf sie hinabsehend.
„Oops", murmelte Ginny grinsend, Hermine, die beiden Jungen ignorierend, warf sich mit einem fauchenden Schrei auf sie und wusch ihr das Gesicht mit einer vollen Ladung Schnee.
„Hermine, bitte, Gnade", versuchte Ginny zu sagen, doch sie hustete, da sie Schnee in den Mund bekommen hatte.
„Oh du, siehst du nicht, was du angerichtet hast?" Ginny grinste ihre beste Freundin an, doch diese erwiderte das Grinsen nicht, in ihren Augen funkelte jedoch Freundlichkeit.
„Ron, wo willst du hin?", fragte Harry seinen besten Freund, der sich umgedreht hatte und durch den Schnee davon stapfte.
„Fred einem Brief schreiben, in dem alles drin steht", erwiderte er und kaum hatte er den Satz ausgesprochen, ließ Hermine Ginny in Ruhe, lief schnell hinter Ron her und warf sich gegen ihn, sodass er mit einem überraschten Schrei in den Schnee fiel. Hermine richtete sich wieder auf, einen Fuß auf Rons Rücken und die Hand zur Faust geballt in die Luft gereckt. Ihr Lippen formten ein stummes Sieg. Ihre Siegerpose wurde jedoch unterbrochen, als Ron sich ruckartig umdrehte und Hermine unsanft im Schnee landete.
„Ron, was --", weiter kam sie nicht, da er sich auf sie geschmissen hatte und sie nun mit auf dem Rücken lag, Ron über ihr. Hermine wurde an eine andere Situation erinnerte, die Erinnerungen drohten sie davon zu tragen. Wie sehr wünschte sie sich, dass er nun über ihr kniete, nicht Ron, dass sich auf seinem Gesicht ein glückliches Lächeln bildete.
Rons ohnehin längeren Haare waren feucht, das Rot dunkler als es sonst war.
„Wieso hast du das nur gemacht? Jetzt muss ich dir doch tatsächlich eine Lektion erteilen", sagte er grinsend, zog sich dich Handschuhe aus und fing an Hermine zu kitzeln. Die dicke Schicht Kleider schützte Hermine zwar vor dem gröbsten, doch Ron hatte einen Weg unter ihre ersten beiden Schichten gefunden und sie konnte nichts anderes tun, als sich im Schnee zu ringeln, zu kichern und um Gnade zu betteln. Der Wunsch, dass es jemand anderes war, der sie kitzelte, zog sich in ihren Hinterkopf zurück, doch er blieb da, wollte nicht weggehen und ließ Hermine das Herz schwer werden. Sie würde es nie erleben, niemals.
Wie lange Ron sie vielleicht noch malträtiert hätte, konnte sie nicht sagen, denn Ginny kam ihr zu Hilfe, indem sie einen Arm voll Schnee über seinem Kopf ausschüttete. Ron schüttelte sich den Schnee aus den Haaren, wandte sich knurrend um und hechtete hinter Ginny her, die lachend weglief. Harry hielt ihr lächelnd die Hand hin und half ihr auf.
„Was hat sie dich gefragt, Mine?" Hermine schüttelte ebenfalls lächelnd den Kopf, während sie sich bückte, Rons Handschuhe aufsammelte und einen Blick in seine Richtung warf. Ginnys Lachen wehte zu ihnen hinüber. Harry und Hermine lächelten. Ron hatte sie erwischt und Ginny ringelte sich lachend im Schnee.
„Sie hat mich nach den Briefen gefragt", log Hermine und entschuldigte sich innerlich bei ihm. Es war ja nur zu seinem besten.
„Du hast es erkannt, habe ich Recht?"
„Was erkannt?", fragte Hermine zurück.
„Die Schrift auf Rons Pergament. Ich habe sie erkannt." Hermine hustete und lächelte als Antwort.
„Was wirst du tun?", wollte Harry wissen, doch Hermine ließ sich mit ihrer Antwort Zeit.
„Ich glaube nicht, dass er es ist."
„Was, wenn ich dir sage, dass er sich vor kurzem immer wieder zurückgezogen hat?" Hermine blickte ihn aufmerksam an, ihre Hände krampften sich um die Handschuhe.
„Hat er das, ja?", fragte sie leise zurück.
„Ja. Manchmal war er verschwunden, entweder hoch in unseren Gemeinschaftsraum. Hermine, ich will dir auf keinen Fall etwas aufzwingen, aber bei diesem Hinweisen kannst du unmöglich was anderes denken, du kannst nicht leugnen."
„Er darf es aber nicht sein." Harry zuckte mit den Schultern.
„Warum nicht? Ihr beiden passt doch gut zusammen."
„Harry", sagte Hermine warnend, als er sie angrinste. „Er ist für mich wie ein Bruder, manchmal denke ich, dass ich euch beide schon immer gekannt habe, du bist wie ein Bruder für mich. Ihr gehört zu meiner Familie."
„Schon gut, du musst mir das nicht erklären. Ich weiß genau, was du meinst." Er zwinkerte ihr zu, doch Hermine ging nicht darauf ein.
Ginny und Ron kamen wieder zurück, beide rote Wangen. Ron hatte einen Arm um seine kleine Schwester gelegt.
„Haben wir etwas verpasst?", fragte er wissbegierig und nahm Hermine mit einem dankbaren Blick die Handschuhe aus den Händen.
„Hattet ihr Spaß?", fragte Draco sie, als Hermine, die Wangen rot und die Augen glänzend in den Gemeinschaftsraum kam.
„Wo warst du? Ich habe dich unten nicht gesehen!" Er grinste sein Grinsen, kalt und arrogant.
„Ich mache mir nichts daraus, mich von irgendwelchen Idioten durchkitzeln zu lassen und ich mache mir auch nichts aus Schneemännern bauen." Hermines Freude wurde durch diese Worte gedämpft.
„Oh, verzeiht mir, Mr. Malfoy, dass Ihr lieber hier oben im Gemeinschaftsraum vergammelt", erwiderte Hermine schroff, lief wütend die Treppe hinauf, holte sich neue Kleider und schlug die Tür des Waschraumes mit einem lauten Knall hinter sich zu.
Kaum hatte sie den Raum verlassen, stand Draco vor ihr. Hermines Haare waren noch nass und vereinzelte Tropfen tropften auf ihren dunkelroten Pullover und auf die feuchten Sachen, die sie in den Armen hielt.
„Was ist?", fragte sie bissiger als beabsichtigt.
„Es tut mir Leid", murmelte er, sah sie nicht an, sondern starrte auf einen Punkt hinter ihr an der Wand.
„Wie bitte?"
„Es tut mir Leid, dass ich dich gerade eben so ... angefahren habe. Du hattest einen schönen Nachmittag."
„Ein Malfoy entschuldigt sich, wow." Hermine räusperte sich.
„Hör auf Hermine." Sie zuckte mit den Schultern.
„Ist schon gut, ich bin im Moment nur ein wenig durcheinander."
„Willst du darüber reden?", fragte sie Draco und seine Stimme schien ihm den Dienst zu versagen, als er das letzte Wort sprach.
„Was?", fragte Hermine ihn überrascht, sicher, dass sie sich verhört hatte.
„Wenn du reden möchtest, über das, was dich durcheinander macht, dann kannst du kommen, zu mir. Ich meine, es ist nur ein Angebot, ein Entgegenkommen. Wenn du nicht mit mir darüber reden willst, dann ... dann lässt du es sein." Hermine lächelte sanft.
„Ist in Ordnung und vielen Dank auch, Draco, aber ich glaube ich muss erst mit mir selber darüber im Reinen sein, ansonsten kann ich es dir nicht erzählen." Draco zuckte mit den Schultern und versuchte ein Lächeln. Hermine erwiderte es, auch wenn ihres beiweiten gelungener war.
Hermine schälte sich aus der Bettdecke. Sie wusste, dass das, was sie vorhatte, irgendwo lebensmüde war. Warum sollte er gerade jetzt mit ihr reden? Es war schließlich mitten in der Nacht. Hermine hatte nicht schlafen können, in ihrem Kopf schwirrten Fragen umher, sie erinnerte sich die ganze Zeit an das Gespräch mit Harry, dass sie nicht leugnen konnte. Es war nicht Ron, der ihr die Briefe schrieb, sie konnte diesen Gedanken nicht zulassen, es ging einfach nicht.
Leise tapste sie aus ihrem Zimmer, öffnete vorsichtig die Tür, die zu Dracos Zimmer führte und ging den Gang entlang. Am Türrahmen blieb sie stehen, beobachtete ihn für einen Augenblick. Er schlief entspannt, es kam ihr so vor, als würde er leicht lächeln im Schlaf. Eine Hand hing aus dem Bett hinaus und am Fußende lugte ein Fuß unter der Bettdecke hervor. Das Fenster war weitgeöffnet. Als ihr Blick wieder auf sein Gesicht fiel, sah sie, dass er sie ansah. Sie zuckte zurück. Wieso war er wach? Und als er nun auch noch lächelte, war sie sich sicher, dass er noch träumte, vielleicht von Parkinson!
„Was machst du hier?", fragte er sie leise, räumte die Zweifel an seinem Zustand aus dem Weg.
„Ich ... es tut mir Leid, ich gehe wieder", murmelte Hermine und wollte sich umdrehen, doch Draco war mit einem Satz aus dem Bett und hatte sie um ihr Handgelenk gepackt.
„Was wollest du hier, Hermine?"
„Mit ... mit dir reden." Er warf einen Blick aus dem Fenster.
„Darf ich dich daran erinnern, dass es mitten in der Nacht ist."
„Eben deswegen wollte ich ja auch wieder gehen, tut mir Leid, wenn ich dich geweckt habe." Draco murmelte etwas, schob sie in Richtung Bett und drückte sie darauf nieder. Er selber nahm sie den Stuhl, drehte ihn so, dass die Lehne zu ihr zeigte und ließ sich darauf nieder.
„Fang an."
„Es ... bist du sicher, dass es nicht zu spät ist?" Er nickte, lächelte sie an und Hermine konnte nicht anders, sie erwiderte es.
„Es geht um ... um Ron. Es kann ... er ... ich glaube einfach nicht, dass er die Briefe geschrieben hat. Sie waren nicht er, sie waren auch nicht Harry. Ich kenne denjenigen nicht, der sich geschrieben hat, aber ich kenne Ron sehr gut, somit ... ich glaube einfach nicht, dass es Ron ist."
„Deswegen hast du mich aus dem Bett geholt?" Hermine nickte stumm und fummelte mit ihren Fingern an der Bettdecke herum. Am liebsten hätte sie sich zur Seite fallen lassen, ihren Kopf auf sein Kissen gelegt und seinen Duft inhaliert, in seinem Duft geschlafen.
„Es tut mir Leid, ich gehe sofort wieder." Sie stand auf, doch er ließ sie nicht vorbei. Etwas lag in seinen Augen, Hermine schauderte.
„Warum glaubst du so sehr, dass es nicht das Wiesel sein kann?"
„Habe ich dir doch gesagt, weil ich ihn nicht kenne, nicht zu kennen glaube. Selbst Ron kann sich nicht verstellen und er kann auch nicht so gut schauspielern."
„Wenn es wirklich das Wiesel ist, dann sieht er dich jetzt in diesem Augenblick, wie du auf meinem Bett hockst, die Bettdecke immer weiter über deine Knie ziehst und mich anstarrst, als sei ich ein Geist." Blut schoss in Hermines Wangen.
„Ja", murmelte sie heiser.
A/N ... da bin ich schon wieder mit einem neuen chap. vielen dank an Drac0sGirl , meine güte, du bringst mich zum erröten mit deinem lob ;) vielen vielen dank , hdl , malibulina , AlyshaNemesis und Heavenly ... HEAGDL ...
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