„Draco?", fragte Hermine leise in den leeren Gemeinschaftsraum und seufzte, als sie keine Antwort erhielt. Natürlich war er zu seiner Verabredung gegangen, was hätte er auch sonst tun sollen? Hermine war wütend auf sich selbst, dass sie es zugelassen hatte, dass wieder solch eine Situation entstand.
Sie setzte sich in einen der Sessel, ließ die Beine über die Lehne baumeln und schloss die Augen. Hermine versuchte sich zu entspannen, doch es wollte ihr nicht gelingen. Vor ihrem inneren Auge sah sie immer und immer wieder seinen Blick, den Ausdruck in seinen grauen Augen, ihn, der sich über sie beugte, sein leises Lachen klang in ihren Ohren nach.
Ich hätte ihn küssen können, ich hätte mir meinen größten Wunsch erfüllen können...
Draco und sie gehörten nicht zusammen, so oft war ihr das in den letzten Tagen klar geworden. Er würde sich wieder mit Parkinson treffen, der Glanz würde in seinen Augen liegen, hervorgezaubert von einem Mädchen, dass Hermine verletzt hatte und die ihren Platz in seinem Leben einnehmen würde.
Sie standen sich gegenüber, Hermine lächelte, er streckte ihr die Hand entgegen. Sein Festumhang war schwarz, auf seinem Gesicht lag ein glückliches Lächeln. Hermine legte ihre Hand in seine, die Ärmel ihres Kleides reichten über ihre Handgelenke, verdeckten ihren Handrücken. Der Stoff war mitternachtsblau, beinahe schwarz und das Kleid war schlicht gearbeitet, ihr Rücken war frei, der Saum reichte bis auf den Boden. Ihre Hand lag vertraut in seiner, ebenso sein Arm, den ihr um die Hüfte schlang.
Sie tanzten, langsam und einsam auf einer großen, Fläche, doch plötzlich hielten sie an, sahen einander in die Augen und als Hermine die Augen niederschlug, näherten sich ihre Lippen ...
Der Traum endetet abrupt, Hermine wurde aus dem tiefen Schlaf gerissen, doch sie hielt die Augen geschlossen. Jemand fuhr mit der Fingerkuppe an ihrem Wangenknochen entlang, an ihrem Kinn und strich ihr schließlich sanft über die Wange. Langsam schlug sie die Augen auf, in etwa so, als würde sie aus einem langen, endlosen Schlaf erwachen. Dracos Finger zuckte zurück, er kniete neben dem Sessel, sein Blick lag erschrocken auf ihrem Gesicht.
„Habe ich dich geweckt?", fragte er leise, ohne sie anzublicken.
„Nein", murmelte Hermine und umschloss sein Handgelenk, als er aufstand und an ihr vorbeigehen wollte.
„Es tut mir Leid, Hermine", sagte Draco und sah auf sie hinab.
„Dir muss es nicht Leid tun", flüsterte Hermine, die Stellen, wo er sie berührt hatte, brannten warm und angenehm auf ihrer Haut.
„Du hast gesagt, wir vergessen es und ich habe es wieder getan."
„Es ist egal, Draco. Wir müssen es nicht vergessen, wir können uns daran erinnern, wann immer wir wollen." Draco blickte sie an, blickte dann in eine andere Richtung und murmelte:
„Wenn du meinst und es ... und es für dich in Ordnung ist."
Von mir aus müssen wir nichts vergessen...
„Es ist in Ordnung, Draco, es gibt nichts, was nicht in Ordnung sein könnte." Er umfasste ihre Hand mit seiner und drückte sie kurz. Doch dann ließ er sie los, Hermines Finger schienen unbrauchbar zu fallen, ehe sie sie zur Faust ballte und ihre Hand, ungesehen von Draco, gegen ihre Brust drückte.
„Macht es dir etwas aus, wenn wir den Silvesterball besprechen?"
„Bist du deswegen zurückgekommen?"
„Nenn mir einen anderen Grund!" Er warf ihr einen fragenden Blick zu, doch Hermine erhob sie wortlos aus dem Sessel.
„Warst du bei ihr?"
„Ja", sagte Draco, während er sich auf einen Stuhl fallen ließ, Papier und Tinte zu sich heranzog und mit schwungvollen Buchstaben die Überschrift schrieb.
„Ich bin dafür, wir lassen nur ein paar der Kerzen brennen. Ungefähr so, dass die Halle im Dämmerlicht liegt. Kleine Tische am Rand, wo man sich drauf niederlassen kann." Draco schrieb alles auf, was Hermine sagte, erwiderte nichts, sondern nickte nur hier und da, um seine Zustimmung zu bedeuten.
„Was wir auch machen könnten, wir lassen sie alle Nummern ziehen, Schüler wie Lehrer. Es gibt Nummerpärchen und die identischen Nummern sind die Tanzpartner für den Abend." Draco sah auf und runzelte die Stirn.
„Aber was ist zum Beispiel, wenn du Snape abbekommst, ich meine, du magst ihn nicht sonderlich oder?"
„Dann ist es so, dann kann ich auch nichts dagegen tun", entgegnete Hermine, auch wenn ihr bei dem Gedanken an einen Abend, den sie mit Snape verbringen musste, ein Schauer über den Rücken läuft.
„Natürlich könnte man es auch so machen, dass wir beide uns daraus halten und die Tanzpartner ... und die Tanzpartner für einen Abend sind?"
„Könnten wir tun, ja. Aber wie erklären wir das den anderen, wir hassen uns schließlich." Hermine zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
„Ich weiß, es ist eine dumme Idee."
„Wunschdenken?"
„Nicht die Bohne", murmelte Hermine und fragte: „Kannst du überhaupt tanzen?"
„Ich bin der beste Tänzer in meiner Familie", sagte Draco lächelnd und legte die Feder beiseite, stand auf, verbeugte sich elegant vor Hermine und fragte sie mit einem Lächeln:
„Darf ich bitten?" Es ist wie in meinem Traum, nur, dass wir nicht so fein angezogen sind, dachte sie und erwiderte sein Lächeln, legte vorsichtig die Hand in seine und war überrascht, als er sie mit einem Ruck vom Stuhl zog, seinen Arm elegant auf ihrer Hüfte platzierte und anfing zu tanzen, so als würde er es jeden Tag machen. Hermine sah auf, schaute in seine Augen und senkte den Blick schnell wieder, auch wenn sie sich nichts sehnlicher wünschte, als das er sie küsste, ein Wunsch, der sie schon seit Monaten sie zu begleiten schien. Nichts konnte sie gegen ihn unternehmen, doch sie wollte auch nicht. Irgendwann, so dachte sie, würde sich der Wunsch vielleicht erfüllen.
Mit einer wundervollen Drehung beendeten sie den Tanz, Hermine lächelte glücklich und auch auf seinem Gesicht konnte man den Hauch eines Lächelns erkennen.
„Vielen Dank für den wunderbaren Tanz, my Lady."
„Ich habe zu danken, Sir." Sie grinste und er lächelte.
Draußen fielen dicken Flocke auf die Erde, es wurde schon um vier Uhr dunkel und das Schloss war erfüllt von weihnachtlicher Stimmung. Die großen Bäume waren von Hagrid in die Große Halle gebracht worden, Professor Flitwick und Professor McGonagall hatten sich schon darangemacht sie zu schmücken. Die Erstklässler hatten mit offenen Mündern dagestanden, bis Hermine sie schließlich aus der Großen Halle gedrängt hatte, mit der Aufforderung einen riesigen Schneemann zu bauen, der über den See wachte.
Es war der letzte Abend vor dem Weihnachtstag. Draco war schon früh am Morgen verschwunden, die Schule war bis auf die Hälfte leer, die meisten waren nach Hause gefahren, um Weihnachten bei ihren Familien zu verbringen.
„Hermine?", fragte Draco sie von der Seite, als sie gerade mit einem der Geschenkbänder kämpfte, welches sich weigerte, sich geringelt um das Päckchen zu schlingen, welches für Ginny gedacht war. Ron, Harry und sie würden Weihnachten ebenfalls in Hogwarts verbringen, Mr. und Mrs. Weasley waren eingeladen, nach Rumänien, zu Charlie und Fleur.
„Ja?", fragte sie zurück und lächelte dankbar, als Draco ihr half, das Band um das Päckchen zu schlingen.
„Ich wollte mich von dir verabschieden."
„Verabschieden?" Eine ungute Vorahnung machte sie in ihr breit und sie schluckte.
„Ich fahre doch zu meinen Eltern. Meine Mum hat mir einen Brief geschickt, er ist heute Morgen angekommen. Sie hat mich darum gebeten, dass ich doch auch komme. Ihr kann ich nun mal keine Wunsch abschlagen", fügte er sanft hinzu, als er den traurigen Gesichtsausdruck Hermines sah.
„Ach so ... nun ja, dann sollte ich dir viel Spaß wünschen, nehme ich an?" Er nickte, lächelte und beugte sich blitzschnell zu ihr hinunter und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
„Mach es gut, wir sehen uns dann vor dem Silvesterball." Hermine nickte stumm, sprachlos, konnte sie doch nicht glauben, was gerade eben geschehen war. Er hatte ihr einen Kuss auf die Wange gegeben, niemals hätte sie das erwartete.
Sag es ihm jetzt, sag ihm, wie du fühlst, dann hat er Zeit, sich Gedanken zu machen, dann weiß er, wie du zu ihm stehst, flüsterte die leise Stimme in ihrem Kopf, doch Hermine ignorierte sie, ihre Hand fuhr zu der Stelle, wo seine Lippen ihre Haut berührten hatten, zwar war es nicht mehr als ein Hauch gewesen, doch für Hermine bedeutete es, dass ihr Weihnachtswunsch erfüllt worden war. Er hatte ihr einen Hauch von einem Kuss gegeben, seine Scheu überwunden. Gedankenverloren sah sie aus dem Fenster, schaute den Flocken bei ihrem stummen Tanz zu und vergaß für einen Augenblick die Päckchen, die auf dem Tisch lagen, die Welt um sich herum, einfach alles und jeden...
A/N ihr macht mich wirklich verlegen, aber auch super glücklich mit euren reviews ... dank an Jannilein, kiss comes back , Heavenly, Darc0sGirl , AlyshaNemesis , malibulina , Trory , Lee-sun , Tanja , Olivia Malfoy , Tea, julschn, wirklich? und sakura-kyoko, hab euch alle gaaaanz doll lieb und ich verzichte heute mal auf das hypnotisieren und hoffe trotzdem auf reviews von euch ...R&R
